Marktberichte

Brent hängt am Irak-Konflikt Fracking-Boom beeinflusst WTI-Preis

Der Irak-Konflikt bestimmt die Preisgestaltung an den Rohstoffmärkten. Vor allem Brent klettert zunächst deutlich, hält sich nun auf dem hohen Niveau. Die Angst vor Angebotsausfällen geht um. Die USA lächeln darüber müde.

Trotz leichter Preisrückgänge für europäisches Rohöl wird nach wie vor ein spürbarer Risikoaufschlag fällig. Während amerikanisches Rohöl am Mittwochmittag etwas teurer war, gab der Preis für europäisches Öl leicht nach. So kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 114,25 US-Dollar. Das waren 21 Cent weniger als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte WTI stieg hingegen um 68 Cent auf 106,71 Dollar.

US-Rohöl profitierte jüngst von einem Medienbericht, wonach die US-Regierung das jahrzehntelange Exportverbot von Rohöl sachte lockern will. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, soll es einigen Unternehmen erlaubt werden, eine bestimmte Ölsorte ins Ausland zu liefern. Hintergrund ist der Fracking-Boom, der das Angebot an Rohöl in den USA stark erhöht hat.

Die große Frage: Produktionsstörungen?

Hauptpreistreiber an den Rohstoffmärkten bleibt weiterhin der Irak-Konflikt. Der Vormarsch der Islamisten treibt Investoren derzeit tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Die Angst vor Angebotsaufällen der irakischen Ölproduktion hat den Preis für die Nordsee-Sorte Brent  zuletzt deutlich in die Höhe schnellen lassen. Anleger fürchten, dass steigende Ölpreise der Weltkonjunktur einen Dämpfer verpassen könnten. Noch hält sich die Gefahr einer Preisrally bei dem wichtigen Rohstoff nach Einschätzung vieler Analysten aber in Grenzen - zumindest solange der für die Förderung weit wichtigere Süden des Irak von der Offensive der Extremistengruppe Isis verschont bleibt.

Sollte klar werden, dass es hier zu keinen nennenswerten Störungen komme, könnte der Brentpreis schnell wieder zwischen 105 und 112 Dollar je Barrel notieren, schreibt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch in einer Kurzstudie. Im Zuge des Blitzfeldzugs der Sunniten-Miliz war der Brent-Preis vergangenen Donnerstag auf 115,71 US-Dollar geklettert, den höchsten Stand seit neun Monaten.

Angst vor Angebotsausfällen

Die aus Syrien kommende Extremistengruppe Isis kontrolliert inzwischen große Gebiete beiderseits der syrisch-irakischen Grenze, auch die größte Ölraffinerie in Baidschi wurde zuletzt hart umkämpft. An den Märkten geht daher die Angst vor Angebotsausfällen im Irak um, dem zweitgrößten Ölproduzenten der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec). Die Isis wollen die eroberten Gebiete über die Grenze hinweg zu einem islamischen Staat verschmelzen.

Ölexperte Frank Klumpp von der LBBW geht allerdings davon aus, dass die Förderanlagen im Süden nicht unter Beschuss geraten dürften. "Zum einen liegen sie weit entfernt von der jüngsten Eskalationsfront, zum anderen sind die Ölförderanlagen durch eine 30.000 Mann starke Sondereinheit geschützt", erklärt der Analyst. Darüber hinaus sei nicht klar, ob die Isis überhaupt weitere Gebietsansprüche durchsetzen wolle. Laut der Commerzbank werden im Süden 75 Prozent des irakischen Ölangebots produziert und 90 Prozent der Ölproduktion verladen. Über die Exporthäfen gelangten hier zuletzt 2,53 Millionen Barrel pro Tag auf die Weltmärkte. 

Sollte es wider Erwarten im Süden zu Ausfällen kommen, wären solche Mengen für die Opec nur schwer auszugleichen, meint LBBW-Experte Klumpp. "Zwar soll Saudi-Arabien über zwei Millionen Barrel pro Tag an Reservekapazitäten verfügen, aber niemand weiß, wie schnell das Land seine Förderung tatsächlich hochfahren kann, weil das bisherige Fördermaximum auf Monatbasis bei knapp über zehn Millionen Barrel lag." In einer solchen Gemengelage könnte der Brent-Preis durchaus auf 120 oder 125 Dollar in die Höhe schießen, prognostiziert Klumpp.

Goldpreis kommt zurück

Dem Goldpreis halfen am Nachmittag die schwächer als erwartet ausgefallenen US-BIP-Zahlen auf die Sprünge. Nachdem die Feinunze im Tagesverlauf bereits bis auf 1311,10 Dollar gefallen war, notierte sie am frühen Abend wieder im Bereich um 1320 Dollar. Am Dienstag hatte er sich mit 1326 Dollar noch auf den höchsten Stand seit Mitte April positioniert.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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