Marktberichte

Anleger blicken Richtung Ostukraine Dax-Einbruch zu Handelsschluss

Ein gebrauchter Tag am deutschen Aktienmarkt.

Ein gebrauchter Tag am deutschen Aktienmarkt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine "Menge Zacken" kündigt n-tv-Börsenexpertin Sibylle Scharr am Morgen für den Dax an. Die Vorhersage bewahrheitet sich: Den deutlichsten Ausschlag gibt es kurz vor Handelsende - nach unten.

Einem schwachen Handelsauftakt am Dienstag folgt ein Paukenschlag kurz vor Handelsende. Am Ende stehen am deutschen Aktienmarkt deutliche Verluste in den Handelsbüchern. Marktteilnehmer sprachen von einem "wahren Ausverkauf" im späten Geschäft. "Die Lage in der Ostukraine scheint zu eskalieren", sagte ein Händler als mögliche Erklärung. Niemand wisse, wie morgen die Lage in der Region aussehe. Daher werde in die sicheren Häfen umgeschichtet.

Dax
DAX 18.088,70

Der Dax schloss mit einem Abschlag von 1,8 Prozent bei 9173,71 Punkten - und damit nahe des Tagestiefs bei 9168.Der MDax sackt 1,3 Prozent auf 15.661,85 Zähler weg, der TecDax 1,7 Prozent auf 1156,85 Punkte.

Ukraine schwebt über allem

Für Nervosität sorgte neben der allgemein unübersichtlichen Lage in der Ostukraine dabei die Ausweitung der Sanktionsliste der EU gegen Russland. Die Maßnahmen umfassen Reisebeschränkungen und Kontensperrungen. Nach Angaben von Frankreichs Außenminister Laurent Fabius könnten weitergehende Maßnahmen, die auch Wirtschaftssanktionen beinhalten, in der kommenden Woche auf einem EU-Gipfel beschlossen werden. Auch die USA drohten indirekt mit weiteren Schritten. Sollte die Maßnahmen härter werden, dürfte dies die Märkte noch einmal ordentlich belasten, sagte Stuart McDonald von IG.

Die USA wie auch viele andere westliche Regierungen machen Russlands Präsident Wladimir Putin für die Verschärfung der Spannungen in der Ukraine verantwortlich. Sie werfen ihm vor, wie vor der Eingliederung der Krim-Region, eine gezielte Politik der Destabilisierung zu betreiben.

In dieser Gemengelage ging der ZEW-Index am Markt fast unter. Er fiel schlechter als erwartet aus: Das Barometer für die Konjunkturerwartungen sank im April um 3,4 auf 43,2 Punkte und damit das vierte Mal in Folge. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 45,0 Zähler gerechnet.

Zwar beurteilten die Börsianer die aktuelle Lage nach wie vor gut, sagte n-tv-Börsenexpertin Sibylle Scharr, skeptischer seien sie aber beim Ausblick. "Das versetzt dem Markt zusätzlich einen Dämpfer."

Auch nur wenig Erfreuliches steuerte die US-Konjunkturfront bei. Zwar kletterten die Verbraucherpreise leicht, sodass Hoffnungen auf eine weiter und länger anhaltende lockere Geldpolitik geschürt wurden; der Empire-State-Index erreichte jedoch nicht die von Experten anvisierten 8,0 Punkte sondern lediglich 1,29. Das sorgte auch an der Wall Street für einiges Kopfzerbrechen.

Nur Verlierer im Dax

Nach einem überaus positiven Auftakt gingen am Ende des Tages alle 30 Dax-Werte mit einem Minus aus dem Handel. Die Umsatzzahlen von L'Oreal ließen dabei Beiersdorf kalt. "Das flächenbereinigte Wachstum der Franzosen liegt mit 3,5 Prozent etwas unter den Erwartungen von rund 4 Prozent", sagt ein Händler. Andererseits habe sich L'Oreal verhalten optimistisch zum weiteren Jahresverlauf geäußert. Beiersdorf zogen zunächst 0,4 Prozent an, schlossen dann auf unverändertes Niveau.

RWE, die bekanntgaben, Gaslieferungen in die Ukraine aufgenommen zu haben, büßtem 0,5 Prozent ein.

Eon gaben 1,3 Prozent nach. Der Versorger will seine konventionelle Stromerzeugung mit den erneuerbaren Energien zusammenlegen. "In 'Next Generation' werden wir rund 8000 Mitarbeiter aus den konventionellen Kraftwerken und 1000 von den erneuerbaren Energien zusammenfassen", sagte Mike Winkel, Vorstand für Erzeugung und Personal, der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Damit solle die Erzeugung effizienter und den Mitarbeitern in Kohle- und Gaskraftwerken eine Perspektive gegeben werden.

An der Spitze der Dax-Verliererliste standen Commerzbank, die 3,6 Prozent absackten. K+S rutschten 1,4 Prozent abwärts - am Montag hatten sie 2,7 Prozent gewonnen. Auch die Ankündigung einer Kooperation mit Pacific Coast Terminals, die den Bau und Betrieb einer neuen Umschlags- und Lageranlage für Kaliprodukte vorsieht, half nur vorübergehend, die Kurseinbußen einzugrenzen.

Springer Digital vor IPO?

Spekulationen auf einen baldigen Börsengang der Digital-Sparte schoben lange Zeit Axel Springer an. Die Aktien rückten in der Spitze um 2,8 Prozent vor. Händler verwiesen auf einen Bericht von Bloomberg, wonach der Medienkonzern mit Citigroup und JP Morgan am Börsengang der Internet-Anzeigen-Sparte arbeitet. Der Finanzinvestor General Atlantic hält an Springer-Digital 30 Prozent. Ein Verkauf soll Bloomberg zufolge schon in der zweiten Jahreshälfte möglich sein. Der Börsengang scheine damit in greifbare Nähe gerückt, sagte ein Händler. Springer dementierte die Pläne allerdings. Am Ende blieb ein Kursminus von 0,2 Prozent.

Hochtief sprangen dagegen deutlich an. Dank einer Analyse von Merrill Lynch, die die Titel zum Kauf empfiehlt, betrug das Plus 3,5 Prozent.

Die MDax-Gewinnerliste führten lange Zeit Osram an. Die Titel rückten zeitweise rund 2 Prozent vor. Grund waren Analystenstimmen der Citigroup, die ein Kursziel von 50 Euro sehen. Derzeit notieren sie bei etwa 42,70 Euro. Kurz vor Handelsschluss wendete sich das Blatt, die Titel konnten sich dem negativen Gesamtbild des Marktes nicht mehr entziehen: minus 0,1 Prozent.

Tom Tailor profitieren von einem Umsatzplus in den ersten drei Monaten. Die Aktien des Modekonzerns stehen mit einem Plus von mehr als 6 Prozent an der SDax-Spitze.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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