Marktberichte

Draghi-Rede belebt Börsen Lockerer Zins treibt Dow Jones ins Plus

Die Hoffnung auf eine lockerere Zinspolitik lässt die Märkte träumen. Hinzukommt Präsident Trump Ankündigung neuer Gespräche mit China. Bei den Einzelwerten glänzt überraschend Boeing.

Die Aussichten auf eine lockere Zinspolitik der Notenbanken und eine mögliche Einigung im US-chinesischen Handelsstreit haben am Dienstag an der Wall Street für ein kräftiges Plus gesorgt. Auslöser waren Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi, der eine anhaltend lockere Geldpolitik angekündigt hat mit möglichen weiteren Schritten. Dies könnte auch die Bereitschaft zu entsprechendem Handeln bei der US-Notenbank erhöhen, so die Hoffnung der Investoren. Damit ist die Spannung vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch nochmals gestiegen.

Zudem will sich US-Präsident Donald Trump auf dem G20-Gipfel Ende Juni zu einem ausführlichen Gespräch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping treffen. Dies nährte die Hoffnung bei den Investoren auf eine Lösung in dem schwelenden Handelsstreit.

Allerdings warnten Teilnehmer vor zu hochgesteckten Erwartungen an die Fed. "Eine nicht so taubenhafte Sprache könnte eine Enttäuschung für die Märkte sein und US-Aktien und -Anleihen ins Schlingern bringen", sagte Marktanalystin Ipek Ozkardeskaya von LCG Capital.

Die "Hürde für Zinssenkungen dürfte höher sein, als allgemein angenommen", hieß es von Goldman Sachs. Der Markt preise aktuell eine Geschwindigkeit bei den Zinssenkungen ein, "die nur durch eine Rezession gerechtfertigt wäre, die wir für unwahrscheinlich halten", so die UBS. JP Morgan warnte davor, dass selbst wenn die Fed die Zinsen im Juli senken sollte, die Anleger enttäuscht sein könnten: Der Effekt sollte letztlich "negativ für Aktien sein, da er wenig tatsächliche Konjunkturimpulse liefern und gleichzeitig Rezessionsängste schüren würde".

Draghi treibt Gold an

Der Dow-Jones-Index gewann 1,4 Prozent auf 26.466 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 1,0 Prozent. Dem Index fehlt damit nur knapp 1 Prozent zu einem neuen Rekordhoch. Der Nasdaq-Composite legte um 1,4 Prozent zu. Dabei standen den 2.143 (Montag: 1.608) Kursgewinnern 831 (1.315) Kursverlierer gegenüber. Unverändert schlossen 72 (114) Titel.

Hauptrisikofaktor von geopolitischer Seite bleibt der Konflikt zwischen den USA und Iran. Von dort ist jederzeit mit Störfeuern für die Märkte zu rechnen, so ein Beobachter. Die vorbörslich veröffentlichten Baubeginne lagen unter der Prognosen, allerdings wurde der Vormonat nach oben revidiert.

Mit den Aussagen von EZB-Präsident Draghi tauchte der Euro ab und fiel unter die Marke von 1,12 Dollar. Bei 1,1181 Dollar wurde ein Dreiwochentief markiert. Im Tageshoch hatte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,1243 Dollar gelegen. US-Präsident Trump hatte Draghis Rede kritisiert und damit bestätigt, dass er alle Hebel in Bewegung setzen wird, seinerseits den Dollar zu schwächen. Draghi wies die Vorwürfe zurück. "Der Wechselkurs ist keine Zielgröße der Geldpolitik", so der EZB-Präsident. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,1195 Dollar.

Der Goldpreis profitierte von den Draghi-Aussagen zu einer lockeren Geldpolitik und kletterte auf den höchsten Stand seit 14 Monaten. Niedrige Zinsen machen Gold als zinslose Anlage attraktiver. Die Feinunze stieg zum US-Settlement um 0,6 Prozent auf 1.351 Dollar.

Die US-Anleihen legten ebenfalls deutlicher zu, da sie bei einem sinkenden Zinsniveau an Attraktivität gewinnen. Steigende Notierungen drückten die Zehnjahresrendite um 3,0 Basispunkte auf 2,06 Prozent.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 86,73

  Die Hoffnung auf eine Lösung im US-chinesischen Handelsstreit trieb die Ölpreise an. Dazu kamen die Entwicklungen im Nahen Osten, die sich zuletzt weiter verschärft haben. Denn inmitten der Spannungen entsenden die USA weitere rund tausend Soldaten in die Region. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI kletterte zum US-Settlement um 3,8 Prozent auf 53,90 Dollar je Barrel. Brent stieg um 2,0 Prozent auf 62,14 Dollar.

Boeing-Aktie mit Großauftrag für 737 Max Dow-Gewinner

Die Boeing-Titel gewannen 5,4 Prozent. Der Flugzeughersteller hat mit der International Consolidated Airlines Group (IAG) eine Absichtserklärung zum Kauf von 200 Flugzeugen des Typs 737 Max unterzeichnet. Nach Listenpreis beträgt das Auftragsvolumen über 24 Milliarden Dollar. Für die 737 Max war im März ein globales Flugverbot verhängt worden, nachdem innerhalb von fünf Monaten zwei Maschinen dieses Typs unter ähnlichen Umständen abgestürzt waren.

Boeing
Boeing 160,50

Der Aktienkurs von Moneygram schoss um 169 Prozent nach oben, nachdem das Blockchain-Unternehmen Ripple eine Investition in den Finanzdienstleister angekündigt hat. Ripple, das für seine Kryptowährung XRP und Blockchaintechnologie bekannt ist, hat angekündigt, für 30 Millionen Dollar neu ausgegebene Aktien von Moneygram zu erwerben.

Für die Aktie des Stahlherstellers Steel Dynamics ging es um 9,0 Prozent nach oben. Der Konzern hat für das zweite Quartal zwar seine Gewinnerwartung gesenkt, erwartet aber ein besseres Stahlbaugeschäft. Die Facebook-Aktie verlor nach anfänglichen Gewinnen 0,3 Prozent. Der Konzern hat nun auch offiziell die Pläne zum Start einer eigenen Kryptowährung "Libra" mitgeteilt. Als Partner nannte Facebook Namen wie Mastercard, PayPal sowie Uber und Spotify. Die Facebook-Aktie hatte am Vortag mit Meldungen zu der Kryptowährung um 4,2 Prozent zugelegt.

Quelle: ntv.de, shu/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen