Marktberichte

Erdbeben verunsichert Anleger Kurssturz an Tokios Börse

Mit einem Kurseinbruch gegen Sitzungsende reagieren die Kurse an der Börse in Tokio auf das schwere Erdbeben im Nordosten von Japan. Der Yen gerät gegenüber Dollar und Euro ebenfalls unter Druck. Die Bank of Japan sichert ihre Unterstützung zu.

Kurz vor Feierabend schwankt der Boden: Die Auswirkungen sind unklar, Investoren ziehen sich sicherheitshalber aus dem Aktienmarkt zurück.

Kurz vor Feierabend schwankt der Boden: Die Auswirkungen sind unklar, Investoren ziehen sich sicherheitshalber aus dem Aktienmarkt zurück.

(Foto: REUTERS)

Ein ungewöhnlich starkes Erdbeben in Japan hat am Freitag die Kurse an der Tokioter Aktienbörse kräftig ins Minus gedrückt. Das Beben im Nordosten des Landes ließ rund eine Viertelstunde vor Handelsschluss auch in Tokio die Häuser wanken. Der Betrieb an der Börse lief zwar weiter, aber die Anleger wollten wegen des Bebens ihr Risiko reduzieren - als sicher geltende Staatsanleihen verbuchten einen Kurssprung, die Landeswährung Yen gab nach. Vor dem Beben hatten bereits Sorgen über den hohen Ölpreis und dessen Folgen für die Weltkonjunktur die Kurse belastet. Zudem trübte die hohe chinesische Inflationsrate die Stimmung.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index beendete den Handel mit einem Abschlag von 1,7 Prozent auf 10.254 Punkten. In Singapur gehandelte Futures auf den Nikkei fielen allerdings nach dem Handelsschluss in Tokio unter 10.000 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index gab ebenfalls 1,7 Prozent auf 915 Stellen nach.

Die Umsätze seien mit Beginn des Erdbebens sehr stark gestiegen, hieß es aus dem Handel. Der Yen geriet stark unter Druck: Die japanische Währung fiel gegenüber dem Dollar auf ein Tagestief von 83,29 Yen, nachdem sie zuvor bei 82,80 Yen gelegen hatte.

In weiten Teilen des Landes wurde der Flug- und Zugverkehr eingestellt, so auch am Hauptstadtflughafen Narita. Die Behörden gaben für die gesamte Küstenregion umgehend die höchste Tsunami-Warnstufe aus. Angesichts der absehbaren Schäden im Nordosten des Landes sicherte die Bank of Japan bereits kurz nach dem Beben ihre Unterstützung zu. Wie die Notenbank in Tokio mitteilte, wird sie alles tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern und Liquidität bereitzustellen. Es sei eine Arbeitsgruppe zur Beobachtung der Folgen auf die Banken gebildet worden.

Erneut zeigten sich die Exportwerte mit Abgaben. Hier verloren Toyota 1,5 Prozent und Sony 2,2 Prozent. Die Aktien von Mitsubishi Heavy Industries legten gegen den Trend um 1,1 Prozent zu, nachdem die Analysten von Nomura die Titel auf "Buy" von zuvor "Neutral" hochgestuft haben. Begründet wird dies mit der Erwartung einer weiter steigenden Nachfrage.

Seoul schließt schwach

Der Aktienmarkt in Seoul ging mit Verlusten aus dem Handel. Der Kospi verlor 1,3 Prozent auf 1956 Zähler.

Mit Abgaben zeigten sich vor allem die Bauwerte. Hintergrund waren die Unruhen im Nahen Osten, wo viele Unternehmen engagiert seien, hieß es zur Begründung. Die Aktien von Hyundai Engineering & Construction fielen 2 Prozent, Samsung Engineering gaben 3,4 Prozent ab.

Auch die Technologiewerte verzeichneten erneut Abgaben und setzten damit die negative Entwicklung der vergangenen Tage fort. Hier belasteten weiter Sorgen bezüglich der Ergebnisse für das erste Quartal. Samsung Electronics verbilligten sich um 0,5 Prozent und LG Electronics um 1,4 Prozent.

Verluste in China

Über der Markterwartung ausgefallene Inflationsdaten aus China sorgten zum Wochenausklang an der Börse in Shanghai für deutliche Kursabgaben. Die mit Spannung erwarteten Verbraucherpreise hatten sich im Februar um 4,9 Prozent erhöht.

Der Shanghai-Composite-Index büßte um 0,8 Prozent auf 2934 Punkte ein. Auch in Hongkong schlossen die Kurse mit einem stärkeren Minus. Der Hang-Seng-Index gab nach Meldungen über das Erdbeben in Japan im späten Handel noch einmal deutlicher nach und verlor 1,5 Prozent auf 23.250 Punkte. Teilnehmer sprachen allerdings eher von einer "psychologischen Reaktion".

"Ich erwarte für Ende des Monats oder Anfang April eine Zinserhöhung", so ein Händler in Shanghai. Chinas Premierminister Wen Jiabao hatte die Inflationsbekämpfung zur wichtigsten Aufgabe der Regierung in diesem Jahr erklärt. Beim Nationalen Volkskongress hatte Wen gesagt, die Regierung peile eine Inflationsrate von 4 Prozent in diesem Jahr an.

Die Notenbank hatte neben den Leitzinsen auch die Reserveanforderungen an die Geschäftsbanken bereits mehrmals erhöht, um die Liquidität im Finanzsystem zu verringern und so den Inflationsdruck einzudämmen. Bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe der Verbraucherpreise hatte der chinesische Notenbankpräsident darauf hingewiesen, dass Zinsanhebungen weiterhin das wichtigste Mittel seien um die Inflation einzudämmen.

Vor allem die Banken- und Immobilienwerte zeigten sich aufgrund der Sorgen um weitere Zinserhöhungen mit Abgaben. Im Immobiliensektor verloren China Vanke 2 Prozent, Gemdale 2,2 Prozent und Poly Real Estate 1,7 Prozent.

Bei den Bankenwerten gaben China Merchants Bank 2,4 Prozent nach, China CITIC Bank schlossen mit einem Abschlag von 2 Prozent und Industrial & Commercial Bank of China verbilligten sich um 1,2 Prozent.

Beim größten Börsengang Südostasiens zeichnet sich unterdessen eine verhaltene Nachfrage ab. Die Hafen-Tochter HPHT des Hongkonger Mischkonzerns Hutchison Whampoa werde bei ihrem IPO in Singapur 5,4 Mrd. Dollar einnehmen, hieß es aus dem Umfeld der beteiligten Akteure.

Die Summe falle niedriger aus als ursprünglich geplant, da zunächst die Preisspanne eingeengt und auch die zuletzt gültige Spanne nicht ausgereizt worden sei. Die Papiere sollten nun für 1,01 Dollar pro Aktie ausgegeben werden.

Für Anleger stellt der Börsengang eine Möglichkeit dar, auf einen anziehenden innerasiatischen Handel zu setzen. Die Hutchison Port Holdings Trust sitzt in Hongkong und Shenzhen, zwei der weltweit am stärksten ausgelasteten Containerhäfen. Früheren Angaben zufolge will die HPHT die Einnahmen zum Schuldenabbau nutzen und neue Hafenprojekte in China finanzieren.

Quelle: ntv.de, rts

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