Marktberichte

Zypern-Effekte in Asien Japan schließt im Minus

Ohne Stabilität in Europa lässt sich die japanische Wirtschaft kaum ankurbeln.

Ohne Stabilität in Europa lässt sich die japanische Wirtschaft kaum ankurbeln.

(Foto: REUTERS)

Im asiatischen Aktienhandel sehen sich Börsenstrategen mit einer unangenehmen Entwicklung konfrontiert: Die Zypern-Sorgen drücken den Euro nach unten und lassen die Yen-Kurse kräftig steigen. Die Probleme in Europa drohen die Wirkung der Konjunkturhilfen abzuschwächen.

An den asiatischen Aktienmärkten haben Anleger zu Wochenbeginn mit großer Verunsicherung auf das Hilfspaket der Euro-Länder für Zypern reagiert. Die Investoren trennten sich im großen Stil von ihren Aktien und flüchteten in als sicherer geltende Anlagen wie Gold oder Staatsanleihen. Alle wichtigen asiatischen Aktienmärkte verzeichneten Verluste. Der japanische Leitindex erlebte den stärksten Kursrückgang seit zehn Monaten, der MSCI-Index für die Märkte außerhalb Japans verlor so viel wie seit Ende Juli nicht mehr. Auch in Europa und den USA wird mit kräftigen Kursverlusten gerechnet.

"Was geschehen ist, kann man als Vorsichts-Verkäufe an den Märkten beschreiben", sagte Ric Spooner, Chefanalyst bei CMC Markets in Sydney. Einige Investoren hätten auch Gewinne mitgenommen. In Tokio schloss der Nikkei-Index 2,7 Prozent im Minus bei 12.220 Punkten. Der breiter gefasste Topix gab 2,2 Prozent auf 1028 Zähler nach. Der MSCI-Index außerhalb Japans notierte 1,9 Prozent schwächer bei 468 Zählern.

Zypern hatte sich am Wochenende mit EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) grundsätzlich auf ein Hilfspaket im Volumen von 10 Mrd. Euro geeinigt. Die Parlamente müssen dem Paket aber noch zustimmen, strittig ist besonders die geplante Zwangsabgabe für alle Kontoinhaber des Landes.

Händler werteten die geplante Zwangsabgabe als gefährlichen Präzedenzfall, der zu einer Kapitalflucht auch aus anderen Problemländern führen könnte.

Zunächst müsse man sehen, ob das zyprische Parlament den Maßnahmen zustimme, sagte CMC-Experte Spooner. "Falls sie es zurückweisen, dann dürfte sich am Markt zumindest etwas Unsicherheit während der nächsten Verhandlungsrunde ausbreiten."

Diese Geduld mochten sich nicht alle Marktteilnehmer leisten: Investoren flüchteten in Gold, der Preis stieg hier zeitweise um 1 Prozent auf 1608 Dollar für eine Feinunze. Auch japanische Staatsanleihen waren gefragt: Die Rendite bei zehnjährigen Papieren lag mit 0,585 Prozent so niedrig wie seit zehn Jahren nicht. Der Euro gab nach.

An der Tokioter Börse verzeichneten besonders die Exportwerte Kursverluste: Die Aktien von Toyota, Honda, Sony und Canon verloren zwischen 2,1 und 6,7 Prozent.

Die Zypern-Krise könnte die Konjunkturhilfen in Japan gefährden: In den vergangenen Monaten hatte sich die Regierung in Tokio auf umfangreiche geldpolitische Maßnahmen festgelegt, um die exporthemmende Stärke des Yen aufzuweichen. Die Entwicklungen in Europa drohen nun, einen Teil der konjunkturstützenden Effekte dieser Strategie aufzuzehren.

Zu den wenigen Kursgewinnern gehörten die Panasonic-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent. Eine Zeitung hatte zuvor berichtet, das Unternehmen wolle sich aus dem Geschäft mit Plasma-Fernsehern zurückziehen.

Tabubruch bei der Zypern-Rettung

Dass mit der Zwangsabgaben auf Spareinlagen zyprischer Kleinanleger in Höhe von 6,75 beziehungsweise 9,9 Prozent de facto am Tabu Enteignung gerüttelt wird, weckt Ängste, dass dies auch in den Nachbarstaaten zu einem Run auf die Spareinlagen führen könnte, was eine allgemeine Destabilisierung im Bankensektor zur Folge haben könnte. Die Beteiligung der privaten Sparer soll insgesamt mit 5,8 Mrd. Euro zur Rettung des Landes beitragen.

"Die Entscheidung, die Sparer mit einzubeziehen, zeigt die Entschlossenheit der europäischen Politiker, Unruhe an den Finanzmärkten in Kauf zu nehmen, um ihre politischen Ziele zu erreichen", stellen Bart Oosterveld und Alastair Wilson in einer Analyse der Ratingagentur Moody's fest. "Dass das Risiko eingegangen wird, dass die Sparer ihre Guthaben bei Banken aus den Peripherieastaaten abziehen, zeigt das Bestreben der Politiker, weitere Zahlungsausfälle nach Greichenland zu vermeiden".

Sollte das zyprische Parlament in der auf Montag verschobenen Abstimmung dem Hilfspaket der EU zustimmen, wäre dies das erste mal seit Ausbruch der Schuldenkrise vor fünf Jahren, dass eine solche Strategie umgesetzt würde.

"Das Gefühl, das nun umgeht ist, dass die Euro-Krise zurückkehren könnte und dass es zu einer vollen Ansteckung kommt", sagt Investmentstratege Shane Oliver von AMP Capital in Sydney. "Ich rechne aber damit, dass wir Beschwichtigungen hören werden mit dem Tenor, dass Zypern ein anders gelagerter Fall ist und dass ein solcher Plan anderswo nicht umgesetzt werden wird".

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen