Marktberichte

Dax knapp über 12.000 Fed schiebt US-Börsen an

Die Leitzinserhöhung war an der Wall Street erwartet worden.

Die Leitzinserhöhung war an der Wall Street erwartet worden.

(Foto: AP)

Nun ist die Katze aus dem Sack: Die US-Notenbank Fed erhöht nach drei Monaten wieder den Leitzins. Mit den US-Börsen geht es bergauf. Der Dax schließt vor dem Entscheid in Washington mit einem kleinen Plus bei mehr als 12.000 Punkten.

Nach der erwarteten Zinsanhebung der US-Notenbank Federal Reserve haben die US-Börsen ihre Kursgewinne etwas ausgebaut. In ihrer Mitteilung habe sich die Fed etwas weniger aggressiv gezeigt als erwartet, sagte Anlagestratege John Canally vom Wertpapierhändler LPL Financial.

Die Notenbanker erhöhten den Leitzins um 0,25 Punkte auf 0,75 bis 1,00 Prozent. Außerdem signalisierten sie zwei weitere Erhöhungen in diesem Jahr. Die Fed geht davon aus, dass die Leitzinsen bis zum Jahresende auf bis zu 1,6 Prozent, bis Ende 2019 auf 3,0 Prozent steigen werden.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg um 0,5 Prozent und schloss bei 20.950 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,8 Prozent auf 2385 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte um 0,7 Prozent auf 5900 Stellen.

Leidtragende der eher gemäßigten Fed-Erklärung waren Finanztitel, die im Schnitt um 0,1 Prozent sanken. Banken profitieren in der Regel von Zinsanhebungen. Die Kurse von Ölfirmen wie Exxon legten hingegen zu, was Händler auf die Erholung des Ölpreises zurückführten. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte zuvor erklärt, sollten die Opec-Länder ihre Pläne zur Förder-Kürzung weiter umsetzen, könnte es zu Engpässen bei der Ölversorgung in der ersten Jahreshälfte 2017 kommen.

Twitter rutschten um 1,9 Prozent ab, nachdem Dutzende Konten des Kurznachrichtendienstes gehackt und zur Verbreitung von Nazi-Symbolen genutzt worden waren. Außerdem stand dort auf Türkisch der Satz: "Wir sehen uns am 16. April wieder." An diesem Datum stimmen die Türken über eine Verfassungsreform ab, mit der Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Macht ausbauen will.

Die Papiere des Börsen-Neulings Snap stiegen um 1,8 Prozent - nach vier Tagen in Folge mit Verlusten. Analysten von Cantor Fitzgerald empfehlen dennoch ein "untergewichten" der Aktien. Die Papiere des Messaging-Dienstes waren Anfang März zu 17 Dollar an die Börse gekommen und hatten sich anfänglich auf bis zu knapp 30 Dollar verteuert. Nach der erwarteten Zinsanhebung der US-Notenbank Federal Reserve haben die US-Börsen ihre Kursgewinne etwas ausgebaut. In ihrer Mitteilung habe sich die Fed etwas weniger aggressiv gezeigt als erwartet, sagte Anlagestratege John Canally vom Wertpapierhändler LPL Financial.

Deutschland: Dax mit leichtem Plus

"Der Dax hält die Füße still." Treffender hätte der Kommentar von n-tv-Börsenexperte Frank Meyer zum Mittwochshandel am deutschen Aktienmarkt nicht ausfallen können. Der Dax wies eine Handelsspanne von lediglich 50 Punkten aus. Dabei pendelte er um die 12.000er Marke, lag darüber und dann wieder darunter. Am Ende stand ein Mini-Aufschlag und die Gewissheit, dass die Anleger vor den Ergebnissen der Parlamentswahlen in den Niederlanden und der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nicht "risk on" gehen werden. Umso spannender dürfte der Donnerstag werden.

Der Dax verabschiedete sich 0,2 Prozent fester mit 12.010 Punkten aus dem Handel. Das Tagestief markierte er bei 11.977 Zählern, das Tageshoch bei 12.027 Stellen. Am Montag und Dienstag hatte der Leitindex jeweils leichte Verluste erlitten. Der MDax schloss 0,4 Prozent im Plus mit 23.520 Punkten. Der TecDax verlor 0,1 Prozent auf 1977 Zähler.

Dax: Versorger im Blick

Bei den Einzelwerten hierzulande standen die Versorger im Anlegerfokus. So veröffentlichte Eon einen Milliardenverlust und kündigte einen Stellenabbau an. Die Aktien reagierten aber erst, als es hieß, dass eine weitere, baldige milliardenschwere Kapitalerhöhung im Raum steht. Eon verloren mehr als 3 Prozent.

RWE, am Dienstag Topgewinner im Dax, schlossen ebenfalls schwächer: rund 1 Prozent. Die französische Engie ist einem Medienbericht zufolge nicht an einem Einstieg bei der RWE-Tochter Innogy interessiert. Diese Spekulation hatte die Kurse beider Unternehmen am Dienstag hochgetrieben. Innogy büßten im MDax 1,2 Prozent ein.

Munich Re gaben etwa 1 Prozent ab. Der Gewinnausblick liege zwar eher im unteren Bereich der Erwartungen, könnte aber auch konservativ sein, sagte ein Marktteilnehmer. Munich Re rechnet mit einer Schaden-Kosten-Quote von 97, der Markt ging bisher von einem Tick mehr aus. Das stütze den Kurs, so der Händler. Das Aktienrückkaufprogramm über 1 Milliarde Euro sei erwartet worden.

Auf der Gewinnerseite standen Lufthansa mit einem Aufschlag von mehr als 2 Prozent. Die Titel profitierten von der Einigung mit den Piloten auf einen bis 2022 gültigen Tarifvertrag. Die Streiks mit dieser Berufsgruppe, die in den zurückliegenden Monaten den Konzern Millionensummen gekostet hatten, sind damit für längere Zeit vom Tisch.

Die VW-Tochter Audi gerät indes im Abgasskandal zunehmend ins Visier der Behörden. Die Staatsanwaltschaft München durchsuchte Büros von Audi in Ingolstadt und Neckarsulm. Händler bemängelten zudem schwache Absatzzahlen von Audi in China im Februar. VW-Aktien fielen rund 1 Prozent. Auch bei Renault lasteten erneut Medienberichte über zu hohe Dieselemissionen auf dem Kurs, der mehr als 2 Prozent nachgab.

TecDax: Siltronic unter Druck

Siltronic, die am Dienstag deutlich zugelegt hatten, sackten etwa 7 Prozent ab. "Das ist ein großes Brett", sagte ein Händler zu einer Platzierung in Siltronic. Die Mutter Wacker Chemie will die Beteiligung herunterfahren. Platziert wurden 21 Prozent zu einem Preis von 55,85 Euro je Anteilsschein. Die Beteiligung von Wacker fällt damit auf gut 30 Prozent. Wacker selbst verbilligten sich um rund 1,5 Prozent.

Wirecard zogen 0,8 Prozent an.  Der Kurs sei zuletzt mit einem Investment-Kaufsignal aus einem Aufwärts-Dreieck ausgebrochen, so technische Analysten der Commerzbank. Damit nehme Wirecard die technische Neubewertung wieder auf. "Da sich als nächstes, mittelfristiges Etappenziel die Zone um 55 Euro andeutet, bleibt Wirecard ein technischer Kauf", hieß es in der Einschätzung.

Stratec Biomedical setzten ihren Aufwärtstrend ungebremst fort und verteuerten sich um weitere 6,5 Prozent. "Auf das Kursdesaster im Oktober und November folgt jetzt die komplette Kehrtwende", sagte ein Händler. Vier Fünftel des Kurseinbruchs vom Herbst habe der Kurs bereits wieder gut gemacht. Analyst Michael Heider von Warburg sprach von einer "beeindruckenden Profitabilität" im vierten Quartal. Zudem verfüge das Unternehmen über eine "sehr starke Entwicklungs-Pipeline" mit drei bis vier größeren Projekten, die jeweils ein jährliches Umsatzpotenzial von bis zu 20 Millionen Euro hätten.

SDax: Sixt fallen

Sixt verloren rund 2 Prozent. Die DZ Bank bekräftigte nach den Geschäftszahlen die Kaufempfehlung für Sixt. Das Kursziel liegt bei 57 Euro. DZ-Analyst Harald Heider sprach von "starken Zahlen". Sie lägen überwiegend im Rahmen der Erwartungen, der Nettogewinn sogar darüber. Der Ausblick sei wie gewöhnlich konservativ.

Europa: Zodiac rutschen ab

Als "sehr gut, aber im erwarteten Rahmen" wurden die Jahreszahlen des spanischen Modeherstellers Inditex im Handel bezeichnet, sie gaben dennoch leicht nach. Der Umsatz habe mit 23,3 Milliarden Euro genau die hohen Erwartungen eines Plus von 12 Prozent getroffen, ebenso der Nettogewinn mit 3,16 Milliarden Euro. "Allerdings gab es im Vorfeld zunehmend Unsicherheiten, ob die sehr hohen Erwartungen erreicht werden", sagte ein Händler.

Fast 5 Prozent abwärts ging es bei der schwedischen Modekette H&M nach ihren Umsatzzahlen. Obwohl der Erlös anzog, verfehlte er im ersten Quartal die Erwartungen. In Landeswährung gerechnet wurden 47 Milliarden Kronen umgesetzt, erwartet wurden 48 Milliarden Kronen. "Die Wirkung ist heute so negativ, weil wieder etwas in Inditex umgeschichtet wird", sagte ein Händler:

Mit einem erneuten Kursabsturz von mehr als 10 Prozent warteten die Aktien von Flugzeugkabinen-Ausstatter Zodiac Aerospace in Paris auf. Zodiac mussten erneut eine Gewinnwarnung aussprechen. "Das Problem ist aber nicht an erster Stelle die Warnung, weil die aus den lange bekannten Zodiac-Problemen bei der Sitzfertigung hervorgeht und Zodiac selbst schon auf diese Problemquelle hingewiesen hat", sagte ein Marktteilnehmer. Schlimmer wirke dagegen, dass Safran nun am Vorabend die Konditionen des laufenden Übernahmeangebots in Frage gestellt habe. "Die Sorge ist nicht unberechtigt, dass Safran von den bisher gebotenen 8,5 Milliarden Euro um mindestens 1 Milliarde runter geht oder schlimmstenfalls ganz aussteigt", so der Händler weiter.

Devisen: Euro zieht kräftig an

Der Euro verbuchte nach der Fed-Sitzung kräftige Zugewinne. Zu US-Handelsschluss wurde die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0733 US-Dollar gehandelt und damit 1,2 Prozent höher als noch am Dienstagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0622 Dollar fest nach 1,0631 Dollar am Dienstag.

Dass die Fed keine Beschleunigung ihrer Zinsanhebungen in Aussicht stellte, trieb auch die Kurse der US-Staatsanleihen an. Die zehnjährigen Papiere gewannen 25/32 auf 97-25/32. Sie rentierten mit 2,50 Prozent. Die 30-jährigen Bonds stiegen um 1-02/32 auf 97-23/32 und hatten eine Rendite von 3,12 Prozent.

Rohstoffe: Gegenreaktion bei Öl

Der Ölpreis legte deutlich zu - nach den zum Teil kräftigen Verlusten an den vergangenen Handelstagen. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 51,77 Dollar. Das waren 1,7 Prozent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg 2,1 Prozent auf 49,37 Dollar.

Am Markt hatten sich Gerüchte bestätigt, dass die Bestände der US-Rohöllager das erste Mal seit mehreren Wochen gesunken sind. Das hätte die Notierungen gestützt, hieß es von Marktbeobachtern. Die Rohöllager hatten sich laut staatlichen Angaben um rund 0,24 Millionen Barrel verringert. Die offizielle Zahl lag aber unter den erwarteten 0,5 Millionen Barrel.

Asien: Zurückhaltung pur

Die Anleger in Fernost wagten sich am Mittwoch vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank nicht aus der Deckung. Investoren rechneten fest mit einer Anhebung der Zinsen. Analysten gehen künftig von mehr Gegenwind aus. "Die positive Stimmung gegenüber Schwellenländern ist nicht nachhaltig, da der Vorteil der Zinsdifferenz zugunsten Asiens wahrscheinlich in den nächsten Monaten abnehmen wird", sagte Frances Cheung von der Société Générale in Hongkong.

In Tokio gab der Nikkei-Index 0,2 Prozent auf 19.577 Punkte nach. Der Shanghai Composite verabschiedete sich 0,1 Prozent fester aus dem Handel mit 3242 Zählern. Auch beim HSI in Hongkong traten die Kurse auf der Stelle. Dagegen lag der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans knapp 0,2 Prozent im Plus.  

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang sagte zum Abschluss der jährlichen Sitzung des Volkskongresses, dass die Wirtschaft der Volksrepublik in diesem Jahr vor Risiken im In- und Ausland stehe. Allerdings verfüge das Land über viele Instrumente, um damit umzugehen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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