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EZB winkt mit der Geldspritze Euro zieht kräftig an

Sein Wort hat Gewicht: Mario Draghi (Archivbild).

Sein Wort hat Gewicht: Mario Draghi (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die Signale von EZB-Präsident Draghi rütteln auch die Anleger an den Devisenmärkten wach: Der Kurs des Euro bohrt sich in einer steilen Aufwärtsbewegung eineinhalb Cent nach oben. Analysten sind unsicher, ob der Höhenflug von Dauer ist.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,08

Deutliche Worte von EZB-Chef Mario Draghi haben den Kurs des Euro kräftig nach oben getrieben. Draghi hatte überraschend Signale für mögliche Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) gegeben und die Gemeinschaftswährung damit um rund 1,5 Cent steigen lassen. Am Nachmittag erreichte der Euro ein Tageshoch von 1,2330 Dollar. Vor den Aussagen Draghis hatte er lediglich 1,2118 Dollar gekostet. Die EZB hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2260 (Mittwoch: 1,2134) Dollar festgesetzt.

"Die EZB wird im Rahmen ihres Mandats alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten", sagte Draghi bei einer Rede in London. "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen." Darüber hinaus sagte Draghi, sollte der Transmissionsmechanismus für die Wirkung der Geldpolitik durch das hohe Renditeniveau gestört werden, falle dies in den Aufgabenbereich der Notenbank. Mit ähnlichen Formulierungen hatte die EZB bereits früher Eingriffe am Anleihemarkt begründet.

Laut HSBC-Trinkaus-Experte Thomas Amend dürfte die Notenbank den Aussagen auch Taten folgen lassen, auch wenn die EZB bisher Anleihekäufen immer sehr skeptisch gegenüber gestanden habe. "Offenbar sind viele Anleger auch auf dem falschen Fuß erwischt worden, da sie auf eine tendenziell weiter fallenden Eurokurs gesetzt haben", sagte Amend. Dies erkläre auch die Stärke des Euroanstiegs. Wie nachhaltig die Wirkung auf den Eurokurs sei, bleibe aber abzuwarten.

Zuvor hatten sich die vagen Aussichten auf eine Banklizenz für den EU-Rettungsschirm ESM zerstreut. Investoren hielten sich im Verlauf des Vormittags entsprechend mit Anschlusskäufen zurück. Am Mittwoch hatte der Euro als Reaktion auf Äußerungen des EZB-Ratsmitglieds Ewald Nowotny, der das Thema Banklizenz für den ESM wieder ins Gespräch gebracht hatte, rund einen US-Cent zugelegt. Nowotnys Überlegungen zufolge könnte der Fonds mit einer Banklizenz von den Liquiditätsspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) profitieren und bei ihr seine Anleihen aus schuldengeplagten Ländern als Sicherheiten hinterlegen.

"Fakt ist, dass die EZB in dieser Frage immer noch gespalten ist", betonte Mitul Kotecha, Chef-Devisenstratege der Credit Agricole in Hongkong. Commerzbank-Analystin Carolin Hecht betonte zudem, dass die Spekulationen auf eine Verstärkung der ESM-Finanzkraft ohne weitere Garantien oder Zahlungen der Euro-Staaten auf Sand gebaut seien.

Der ESM könne zwar auch ohne Banklizenz Kredite bei der EZB beantragen. "Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass die EZB - wie bei jeder anderen Geschäftsbank auch - diesen Antrag ablehnen kann", fügte Hecht hinzu. "Und gemäß EU-Vertrag, der die direkte Finanzierung von Staatsschulden verbietet, müsste sie das auch. Viele Tabus wurden bisher gebrochen, aber dass dieses Scheunentor geöffnet wird, ist mehr als fragwürdig."

Zu anderen wichtigen Währungen setzte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,78280 (0,78320) britische Pfund, 95,79 (94,97) japanische Yen und 1,2010 (1,2010) Schweizer Franken festgelegt. In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1618,00 (1601,00) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 41.750,00 (41.360,00) Euro.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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