Marktberichte

So tief wie seit Jahren nicht Euro zittert bei 1,21

Brisant: Die spanisch-griechische Mischung.

Brisant: Die spanisch-griechische Mischung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am Devisenmarkt herrscht Aufruhr: Die Investoren sind besorgt über die Zukunft Griechenlands in der Eurozone. Die Gemeinschaftswährung gibt nach, Dollar und Yen legen zu. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Bundes- und US-Anleihen. Die Renditen purzeln und liegen zum Teil so niedrig wie seit Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr.

Sorgen um Griechenland und Spanien haben die Talfahrt des Euro zum Wochenauftakt beschleunigt. Erstmals seit Juni 2010 fiel die Gemeinschaftswährung im Verlauf unter die Marke von 1,21 US-Dollar. Am Nachmittag sank der Kurs zwischenzeitlich bis auf 1,2067 Dollar ab und erreichte damit den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Zuletzt notierte der Euro leicht erholt über der 1,21-Dollar-Schwelle bei 1,2135 Dollar. Im asiatischen Handel hatte er noch 1,2281 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2105 (Freitag: 1,2200) Dollar fest.

"Der Markt hat offenbar jedes Vertrauen in das Krisenmanagement verloren", sagte Sebastian Sachs, Devisenexperte beim Bankhaus Metzler. Nach den jüngsten Berichten zeichne sich ab, dass Griechenland aus dem Euroraum "hinausgeworfen" werden solle. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich Spekulationen zufolge nicht an weiteren Hilfen für Athen beteiligen. Das hätten hochrangige Vertreter der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt, berichtete der "Spiegel" ohne Nennung von Quellen. Der und betonte, Griechenland weiter unterstützen zu wollen, doch das beeindruckte die Investoren wenig.

Derzeit untersucht die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF, wie weit das Land seinen Reformverpflichtungen nachkommt. Mit dem Beginn direkter Gespräche zwischen Troika-Experten und der griechischen Regierung wird am Dienstag gerechnet. Der entscheidende Abschlussbericht soll erst im Herbst vorliegen.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler hält einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht mehr für unwahrscheinlich. "Für mich hat ein Austritt Griechenlands längst seien Schrecken verloren", sagte er. Man müsse zwar den Bericht der Troika im Herbst abwarten. Wahrscheinlich werde Athen seine Auflagen aber nicht abarbeiten können. "Wenn Griechenland seine Auflagen nicht erfüllt, dann kann es keine weitere Zahlungen mehr an Griechenland geben", sagte der FDP-Chef. Das Land werde dann zahlungsunfähig sein.

"Ein griechisches Euro-Aus würde einen Präzedenzfall markieren, der Spekulationen über weitere Ausstiegskandidaten auslöst", so Metzler-Experte Sachs. Vor allem die Kombination mit der steigenden Wahrscheinlichkeit eines Vollprogramms für Spanien sorgt für Panik an den Märkten.

Die Renditen für spanische Staatsanleihen schießen immer weiter in die Höhe. Die autonomen Regionen Valencia und Murcia haben angekündigt, Hilfen aus einem kurzfristig eingerichteten nationalen Rettungsfonds zu benötigen. Es mehren sich die Berichte, dass andere Regionen folgen. Immer mehr Experten erwarten, dass Spanien seinen Staatshaushalt komplett unter den Euro-Rettungsschirm stellen muss. Spanien steht wegen seiner hohen Schuldenlast und Arbeitslosenquote derzeit ohnehin besonders im Fokus der Märkte.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,77980 (0,77835) britische Pfund, 94,72 (95,86) japanische Yen und 1,2010 (1,2009) Schweizer Franken fest.

In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1572,25 (Freitag: 1576,25) Dollar gefixt. Ein Kilogramm Gold kostete 41.010,00 (40.840,00) Euro.

Die Angst vor einer Eskalation der Schuldenkrise in Europa hat die Rendite von US-Staatsanleihen auf ein Rekordtief fallen lassen. Die zehnjährigen Papiere rentierten zu Wochenbeginn mit 1,44 Prozent. Ihr Preis stieg um 6/32 auf 102-27/32. Die 30-jährigen Bonds kletterten um 25/32 auf 110-5/32 und hatten eine Rendite von 2,514 Prozent. US-Anleihen gelten auch in Krisenzeiten unter Investoren als vergleichsweise sichere Anlage.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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