Marktberichte

Angst vor dem Bankensturm Euro fällt unter 1,29

Erste Schlangen am Geldautomat: Nicht nur die Menschen in Larnaka sehen den Plan mit Sorge.

Erste Schlangen am Geldautomat: Nicht nur die Menschen in Larnaka sehen den Plan mit Sorge.

(Foto: AP/dpa)

Mit der Zypern-Entscheidung fegen eiskalte Windstöße durch den Devisenmarkt: In Asien und Europa gehen Investoren nervös in Deckung. Der Plan, private Bankkunden an der Rettung zu beteiligen, schlägt hohe Wellen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,07

Das Hilfspaket für Zypern hat am Devisenmarkt erhebliche Unsicherheit ausgelöst. Der Euro fiel zu Wochenbeginn bis auf 1,2880 Dollar zurück, den tiefsten Stand seit dem 10. Dezember. Am Freitag hatte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,3074 Dollar geschlossen.

Das zypriotische Parlament soll im Laufe des Tages über die Rettungsmaßnahmen abstimmen, auf die sich die Euro-Finanzminister am Samstagmorgen geeinigt haben. Noch ist jedoch völlig unklar, ob die Abgeordneten vor allem der geplanten Zwangsabgabe aller Kontoinhaber in Zypern zustimmen werden. Damit soll auch die Bevölkerung an den Kosten für die Bankenrettung beteiligt werden, was am Wochenende für großen Unmut unter den Zyprioten gesorgt hatte.

"Zum ersten Mal seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise wurden die Besitzer von Giro- und Spareinlagen an den Kosten einer Rettungsaktion beteiligt. Das könnte bei den Bürgern anderer Krisenländer Befürchtungen auslösen, dass auch ihre Guthaben gefährdet sind", hieß es in einem Kommentar der Commerzbank.

Das Schwarzgeld-Problem

Aus Sicht der Analysten ist Zypern letztlich jedoch ein Sonderfall: In anderen Ländern würden die Bankeinlagen überwiegend von heimischen Sparern gehalten, während in Zypern auch viele ausländische Eigentümer meist hohe Bankeinlagen hätte. Da sei es nur zu verständlich, das die Staatengemeinschaft auch diese an den Rettungskosten beteiligen wolle. Experten vermuten, dass ein großer Teil der enorm hohen Guthaben im überdimensionierten Bankensektor Zyperns Schwarzgeld sind.

Angesichts der Nervosität am Markt haben Anleger den sicheren Hafen Bund-Future angesteuert. Der Terminkontrakt notierte mehr als 100 Ticks höher bei 144,42 Punkten. Auch sein amerikanische Pendant notierte deutlich fester.

Bereits im fernöstlich geprägten Handelsgeschehen hatte der Rettungsplan für Zypern und die darin vorgesehene Zwangsabgabe für Bankkunden große Unruhe ausgelöst. Händler sahen in der Zwangsabgabe bis hinunter zum Kleinsparer einerseits einen Präzedenzfall, der zu einem Bankensturm in anderen Problemländern führen könnte. Andererseits könnte das gesamte Rettungspaket scheitern, wenn das zyprische Parlament die Zwangsabgabe ablehnt.

Eine ursprünglich für Sonntag geplante Entscheidung in dieser Frage wurde kurzfristig auf Montag verschoben. Die Lage sei so unklar, dass derzeit niemand Euro kaufen wolle, sagte Masashi Murata von Brown Brothers Harriman in Tokio. Zumindest nicht vor der Entscheidung des zyprischen Parlaments.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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