Marktberichte

Wall Street wieder im Höhenflug Draghi und VW erhellen den Dax

Über Langeweile können sich die Anleger zum Wochenschluss nicht beschweren: EZB-Präsident Draghi äußert sich ebenso wie VW-Chef Müller. Beide beruhigen damit die Börsianer - der Dax ist wieder auf Kurs Jahresendrally. Da lässt sich auch die Wall Street nicht lumpen.

Die abgelaufene Handelswoche kann sich sehen lassen: Mehr als 4 Prozent hat der Dax zugelegt - am Freitag kamen noch einmal Gewinne dazu, die 11.000er Marke geriet nicht mehr in Gefahr. Gestützt wurde der Handel laut n-tv-Börsenexpertin Katja Dofel von der "Hoffnung auf noch mehr billiges Geld". "Der Dax hat eine beeindruckende Woche hinter sich", resümierte ein Händler.

Am Freitag verabschiedete sich der Dax mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent bei 11.120 Punkten. Das Tageshoch markierte er bei 11.164 Stellen, das Tagestief lag bei 11.049. Die Handelsspanne ist dem "kleinen Verfall" geschuldet. Am Dienstag und Donnerstag hatte der deutsche Leitindex bereits insgesamt fast 4 Prozent zugelegt. Montag und zur Wochenmitte bewegte er sich indes kaum. Der MDax gewann 0,1 Prozent auf 21.297 Zähler. Der TecDax schloss bei 1829 Punkten mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent.

Der Leitindex bleibt damit in einer charttechnisch spannenden Situation. Bei 11.069 Punkten liegt die 200-Tage-Linie, etwa in diesem Bereich verläuft auch der vom März-Rekord herunterlaufende Abwärtstrend. Nach oben warten im Bereich des Gap-Widerstands bei 11.154 bis 11.279 Punkten die nächsten Widerstände. Danach gilt die 11.800er Marke als mögliches Anlaufziel noch in diesem Jahr.

Viel Fed und EZB

"Der Markt ist immer noch dabei, das Fed-Protokoll zu verdauen", sagte David Lefkowitz von UBS Wealth Management Americas. "Die Beseitigung der Unsicherheit und der Umstand, dass die Fed jetzt zuversichtlich für die Konjunktur ist, wirken unterstützend auf die Märkte", sagte David Page, Volkswirt bei AXA Investment Managers, zum Freitagshandel.

Positiv wirkten zudem Aussagen von EZB-Chef Draghi, er werde alles Notwendige tun, um die Inflation in der Eurozone wieder nach oben zu bringen. Zuvor hatten die deutschen Erzeugerpreise den stärksten Einbruch seit fast fünf Jahren aufgewiesen. Sie fielen um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dax: Weichenstellung bei VW

VW gehörten im Dax zu den größten Gewinnern. Das Plus zum Schluss: mehr als 2 Prozent. Der Konzern kündigte an, im Investitionsprogramm für das Jahr 2016 die Sachmittel auf maximal 12 Milliarden zu reduzieren - 1 Milliarde Euro weniger als im Schnitt der vergangenen Jahre. Fast die Hälfte der Sachinvestitionen fließe dabei in die deutschen Standorte. Dies sei auch ein Bekenntnis zum Heimatmarkt des größten europäischen Autobauers, hieß es. Viele Fragen bleiben aber weiterhin offen - etwa: Wie der Rückruf in den USA vonstattengehen soll. Eine diesbezügliche Frist endete noch am Freitag.

Hinter dem Kursplus vermuteten Händler aber auch Eindeckungen mit Blick auf den Verfalltag der Optionen. Zu viele Marktteilnehmer hätten Calls verkauft, da sie an weiter fallende Kurse der Aktie geglaubt hatten. Diese Fehlentscheidung müsse nun durch Aktienrückkäufe neutralisiert werden.

Verlierer war neben den Versorgern K+S. Deren Titel gaben mehr als 1,5 Prozent nach, nachdem sie von Credit Suisse auf "Underperform" nach "Neutral" herabgestuft worden waren. Auch das Kursziel hatten die Schweizer drastisch gesenkt auf 22 von 27 Euro.

Pharmasektor im Blick

Als Branche im Fokus standen die Pharmawerte. Im Blick dabei: Die Steueroptimierungs-Versuche von Pfizer und Allergan. Aktuell solle die Übernahme derart umstrukturiert werden, dass sie wie ein Kauf von Pfizer durch Allergan aussehe, hieß es. Pfizer will sich damit die Steuervorteile der in Dublin ansässigen Allergan sichern. Der Kauf soll bereits in sieben bis zehn Tagen abgeschlossen sein. Pfizer-Konkurrent Bayer steigerte den Aktienkurs um 0,2 Prozent.

Das Interesse von Infineon an dem japanischen Halbleiterhersteller Renesas Electronics werteten die Anleger positiv. Infineon legten rund 1 Prozent zu. Zuvor war bereits Fairchild Semiconductor als mögliches Infineon-Ziel genannt worden. "Es sieht so aus, dass Infineon bei der Konsolidierung im Sektor vorne mitspielen will", so ein Analyst in einer ersten Einschätzung. Der japanische Wettbewerber sehe auf den ersten Blick hochprofitabel aus, auch beim Umsatz würde Infineon bei einem Zusammenschluss in eine neue Liga aufsteigen.

Bei ThyssenKrupp, einem der Topgewinner vom Donnerstag, betrug das Kursplus rund 1 Prozent. Der lange Zeit angeschlagene Konzern hatte seine Geschäftszahlen und den Ausblick präsentiert und dabei erst auf den zweiten Blick die Anleger überzeugen können - dafür aber offenbar umso nachhaltiger.

Südzucker klettern wieder

Nach dem jüngsten Rückschlag konnten Südzucker die Aufwärtsbewegung wieder aufnehmen und stiegen um mehr als 3 Prozent. Die jüngsten Abgaben beschrieb ein Händler vornehmlich als "sell on good news", nachdem die Südzucker-Aktie seit September um 50 Prozent gestiegen sei. Südzucker hatte am Donnerstag zum zweiten Mal in nur zwei Monaten die Prognose erhöht.

USA: Deutliches Wochenplus winkt

Die Wall Street beendet eine starke Woche mit einem weiteren Tagesplus. Nach der Stagnation des Vortags nahm der US-Aktienmarkt seinen Höhenflug wieder auf. Der Dow-Jones-Index hat in der abgelaufenen Woche ein sattes Plus von 580 Punkten erzielt. Am Freitag waren es unter anderem gute Zahlen aus dem Konsum- und Einzelhandelssektor, die den Markt nach oben führten. Aber auch Pharma- und Technologiewerte waren gesucht. Der Dow-Jones-Index gewann 0,5 Prozent auf 17.824 Punkte. Der S&P-500 stieg um 0,4 Prozent auf 2.089 Punkte. Der Nasdaq-Composite rückte um 0,6 Prozent vor auf 5.105 Punkte.

An der Spitze des Dow rangierte die Nike-Aktie mit einem Plus von 5,5 Prozent. Der Sportartikelkonzern hat einen Aktiensplit sowie eine Dividendenerhöhung angekündigt. Außerdem hat er die Genehmigung zum Aktienrückkauf im Volumen von 12 Milliarden Dollar erhalten. Dazu passten Geschäftszahlen von Abercrombie & Fitch, die besser als befürchtet ausfielen. Die Titel des Bekleidungsanbieters schossen um über 25 Prozent in die Höhe. Die Papiere des Bekleidungseinzelhändlers Gap legten um 7,5 Prozent zu, ebenfalls nach Zahlen.

Für Intuit ging es um 5,9 Prozent nach oben, die Softwaregesellschaft übertraf ebenfalls die Erwartungen in der abgelaufenen Periode. Dies gilt auch für den Sportbekleidungshersteller Foot Locker, dessen Papiere sich um 5,7 Prozent verteuerten. Sprint büßten dagegen 5,4 Prozent ein. Der Mobilfunkkonzern hat im Zuge einer Verkaufstransaktion seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2015 gesenkt.

Williams-Sonoma verloren 3,4 Prozent. Das auf Haushaltswaren spezialisierte Unternehmen hat zwar mit den Quartalsergebnissen die Prognosen der Analysten geschlagen, doch blieb der Ausblick hinter selbigen zurück. Horizon Pharma zogen um 7,8 Prozent an. Das Unternehmen aus Irland hat die geplante Übernahme von Depomed nach einem negativ ausgefallenen Gerichtsurteil in den USA in dem seit Monaten andauernden Konflikt abgeblasen. Für die Depomed-Aktie ging es 4,7 Prozent talwärts.

Devisen: Euro pendelt um 1,07

Der Euro befand sich nach seinem Zwischenhoch wieder auf dem absteigenden Ast. Anleger sind sich ziemlich sicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) anders als ihr US-Pendant im Dezember die Geldpolitik weiter lockern wird. Darauf deuteten die aktuellen Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi hin, so Stimmen aus dem Handel. Der Euro sank auf 1,0650 US-Dollar nach Wechselkursen klar über 1,07 am Vorabend.

Die EZB will auf ihrer nächsten Zinssitzung Anfang Dezember über zusätzliche Schritte entscheiden. Experten erwarten eine Ausweitung der im März gestarteten Wertpapierkäufe, mit denen die Notenbank Inflation und Wachstum beschleunigen will. Ein Teil des reichlichen Zentralbankgeldes findet allerdings nicht seinen Weg in die Wirtschaft, sondern wird von den Banken bei der EZB deponiert.

Deswegen denkt die Notenbank auch darüber nach, die Kosten für bei ihr gehaltene Einlagen zu erhöhen. Der bereits negative Einlagenzins könnte weiter verringert werden. Negative Einlagenzinsen sind umstritten, weil sie mit Nebenwirkungen verbunden sein können. Beispielsweise waren in der Schweiz die Zinsen für Baukredite gestiegen, nachdem die Schweizerische Nationalbank ihren Einlagenzins Anfang des Jahres stark in den Negativbereich gesenkt hatte.

Rohstoffe: Goldpreis sinkt

Die Ölpreise zeigten sich zum Wochenschluss uneinheitlich, nachdem er im US-Handel am Donnerstag erneut unter Druck geraten war. Der Preis für ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI fiel zum Settlement um 0,4 Prozent auf 40,39 Dollar. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete dagegen mit 44,41 Dollar in etwa genauso viel wie am Donnerstagabend.

Übergeordnet lasteten aber weiterhin die Sorgen um ein immer weiter steigendes Überangebot auf dem schwarzen Gold, so ein Beobachter. Die Internationale Energieagentur sieht zwar die Ölnachfrage im laufenden Jahr dank der gesunkenen Preise auf ein Fünfjahreshoch klettern, im kommenden Jahr werde das Wachstum aber deutlich verhaltener ausfallen.

Der Goldpreis hatte einige Tage zugelegt, nachdem er auf ein Fünfeinhalbjahrestief gefallen war. Doch nun gab er zum Settlement 0,1 Prozent nach auf 1.076 Dollar. Händler begründeten dies mit dem starken Dollar. "Mit steigenden Dollar-Wechselkursen und der Euro-Schwäche dürfte der Goldpreis in den nächsten Wochen schwach bleiben", sagte Metallmarktstratege Jonathan Butler von Mitsubishi Corp. Der Goldminenbetreiber Atna Resources hat unter anderem wegen der niedrigen Goldpreise Gläubigerschutz beantragt.

Asien: Gewinne in Japan und China

Mit einer uneinheitlichen Tendenz zeigten sich zum Wochenausklang auch die Börsen in Asien. Händler sprachen von einem sehr ruhigen Verlauf. Die meisten Indizes hatten sich im Verlauf der Woche positiv entwickelt. "Der Hauptgrund für den positiven Wochenverlauf ist eine deutlich entspanntere Sichtweise auf die wohl im Dezember anstehende Zinswende in den USA", sagte Stratege Shane Oliver von AMP Capital. Das Fed-Protokoll hatte am Mittwoch letzte Zweifel in Bezug auf eine anstehende Zinserhöhung im kommenden Monat in den USA weitgehend ausgeräumt. Allerdings dürfte die Fed nur sehr moderat an der Zinsschraube drehen, was für Erleichterung bei den Anlegern sorgte.

In Tokio stieg der Nikkei-Index trotz eines festeren Yen 0,1 Prozent auf 19.880 Punkte. In den vergangenen Tagen hatte eine schwache japanische Währung für steigende Kurse gesorgt. Nun belasteten die Abgaben der Exportwerte, die in den zurückliegenden Tagen von einem starken Dollar profitiert hatten. So gaben etwa Sony 1,2 Prozent nach und Toyota reduzierten sich um 0,8 Prozent. Dagegen verbesserte sich die Aktie des japanischen Halbleiterhersteller Renesas Electronics um 11,8 Prozent - vor allem dem Interesse Infneons geschuldet.

Ein uneinheitliches Bild gab es dagegen an den Börsen in China. So gewann der Shanghai-Composite 0,3 Prozent, während der Hangseng-Index 0,2 Prozent nachgab. "Die Aktienmärkte befinden sich an einem Wendepunkt", kommentierten die Analysten von IG das Geschehen. Sollten dramatische Kursrückgänge wie im dritten Quartal ausbleiben, dann könnten die Kurse im letzten Quartal 2015 weiter zulegen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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