Marktberichte

Dax zeigt US-Rekord kalte Schulter Dow schließt jenseits der 19.000

Feierstimmung an der Wall Street: Am zweiten Handelstag der Woche dringen US-Börsianer in nie dagewesene Höhen vor. Der Dow-Jones-Index knackt in seinem beispiellosen Aufwärtsdrang eine historische Kursmarke. Nur in Deutschland ist von der Trump-Rally wenig zu spüren.

Die Rekordjagd an der Wall Street hält an: Im Handel am Dienstag knackt das US-Börsenbarometer Dow Jones Industrial Average erstmals in seiner 120-jährigen Geschichte die Marke von 19.000 Punkten. Das Rekordhoch aus dem Verlauf liegt bei 19.043,90 Punkten.

Am Ende des Tages reichte es für den Dow-Jones-Index nach einem kleinen Schlussspurt zu einem Plus von knapp 0,4 Prozent auf 19.024 Punkte. Gleichzeitig schaffte es auch der deutlich breiter aufgestellte S&P-500 über eine psychologisch bedeutsame Hürde, nämlich die 2200er Marke. Der S&P-500 notierte zum Handelsende 0,2 Prozent im Plus bei 2203 Punkten. Der Nasdaq-Composite gewann 0,3 Prozent.

Im frühen Verlauf hatten auch der marktbreite S&P-500-Index und der technologielastige Nasdaq-100-Index bereits neue Bestmarken markiert. Das bestärkte die ohnehin schon unter den Anlegern verbreitete Zuversicht noch. Schon am Vortag hatten die großen US-Indizes allesamt Rekordstände erreicht.

Anleger am deutschen Aktienmarkt dürften es dagegen langsam mit der Angst zu tun bekommen. Auch am Dienstag kann der Dax die Vorgaben aus Übersee nicht nutzen, um aus seiner seit Monaten andauernden charttechnischen Seitwärtsrange nach oben auszubrechen. Die 10.800 scheinen unerreichbar. "Der Dax krebst wieder einmal um die 10.750er Marke herum", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Susanne Althoff.

Der Dax schloss 0,3 Prozent fester mit 10.714 Punkten. Das Tageshoch markierte er bei 10.768. Am Montag hatte er nach einer Berg- und Talfahrt am Ende 0,2 Prozent fester geschlossen. Der MDax verabschiedete sich 0,6 Prozent höher bei 20.713 Zählern. Der TecDax gewann 0,1 Prozent auf 1740 Stellen.

Charttechnik: Kommt noch ein Angriff?

Der Dax nahm am Morgen erneut die charttechnisch wichtige Marke von 10.800 Punkten ins Visier. Die muss er überwinden, um aus seinem seit Monate laufenden Seitwärtstrend nach oben auszubrechen. Das Jahreshoch liegt dann nur 28 Punkte entfernt. Bis zu einem Rekord fehlt aber noch ein ganzes Stück. Das Allzeithoch notiert bei 11.431 Punkten. Am Mittag stand bereits fest, dass der deutsche Leitindex es erneut nicht schaffen wird.

Im Blick stand daneben vor allem das anstehende Senatsreferendum in Italien am 4. Dezember. Sollte die Reform scheitern, rechnen die meisten Beobachter mit einem Rücktritt des italienischen Premierministers Mateo Renzi. Das dadurch entstehende Vakuum der italienischen Politik könnte europaweit Verunsicherung über die Zukunft der EU und des Euro auslösen - Kurskapriolen inklusive. Ein Bremsklotz also.

USA: Weiter im Rally-Gang

Dagegen lieferte die Wall Street erneut Kaufsignale: Die beispiellose Nachwahl-Rally hält offenbar ungebremst an. Im frühen Handel waren zunächst Energie- und Rohstoffwerte gesucht.

Für Optimismus unter den Investoren sorgt weiter die Spekulation auf ein Staatsausgabenprogramm zur Verbesserung der Infrastruktur unter dem neuen Präsidenten, daneben Trumps Wahlkampfankündigung, die Steuern zu senken und Regulierungen zurückzunehmen, beispielsweise im Bankensektor.

"Das ist Grund genug für Optimismus am Markt und das bedeutet, dass der Weg des geringsten Widerstands nach oben führt im Moment", sagte Portfoliomanager Aaron Clark von GW&K Investment Management. Ein weiterer positiver Impuls kam aus China: Die chinesische Zentralbank hatte überraschend den Yuan aufgewertet, nachdem er im Zuge der allgemeinen Dollarstärke zuvor kontinuierlich abgewertet worden war. Ein schwächerer Yuan verbessert die Außenhandelsposition der USA gegenüber China.

Dass Trump angekündigt habe, gleich an seinem ersten Tag im Amt die Verhandlungen über das transpazifische Freihandelsabkommen TPP zu beenden, könne kurzfristig ebenfalls einen positiven Impuls für die US-Wirtschaft bedeuten, sagte Marktexperte Jamieson Blake von ADS Securities London. Die TPP-Nachricht dürfte derweil auch China gerne hören, denn wäre es zu einem Abkommen gekommen, hätte China daraus als Nicht-Mitglied mutmaßlich Wettbewerbsnachteile erfahren.

Starke Kursausschläge gab es in der zweiten Reihe: Nachbörsliche Unternehmenszahlen vom Montag enttäuschten dagegen, so etwa Palo Alto. Das Cybersecurity-Unternehmen hatte damit das dritte Quartal in Folge mit seinem Umsatz enttäuscht. Für die Aktien ging es rund 13 Prozent abwärts. Auch Dycom liefen kräftig nach unten, ebenfalls wegen enttäuschender Umsatzzahlen und zudem wenig inspirierender Ergebnisziele. Die Papiere brachen bis zu 20,2 Prozent ein.

Gut kamen die Zahlen des Lebensmittelherstellers Hormel Foods an; die Aktie verteuerte sich um 2,6 Prozent. Dagegen fielen Medtronic um 8,7 Prozent, weil der Hersteller von Medizintechnik beim Umsatz die Erwartungen nicht erreichen konnte. Außerdem wurde die Gewinnprognose gekappt.

Dax: Und täglich grüßt VW

Bei den Einzelwerten im Dax ruhten die Blicke erneut auf Volkswagen. VW stellte seine neue Strategie für die Kernmarke vor. Jüngst hatte vor allem Konzernchef Müller mit Äußerungen zur E-Mobilität und zu Entschädigungen im Dieselskandal für europäische VW-Fahrer für Negativschlagzeilen gesorgt. Stellenstreichungen sind ebenfalls geplant. VW, größter Gewinner zum Wochenstart, legten 0,3 Prozent zu.

Ebenfalls im Fokus standen Eon und die Kraftwerkstochter Uniper. "Leicht positiv" bis "neutral" werteten Händler die Geschäftszahlen von Uniper. "Vor allem der zum ersten Mal ausgegebene Gewinnausblick liegt leicht über den Markterwartungen", sagte ein Marktteilnehmer mit Blick auf das Ebitda. Hier nannte Uniper eine Spanne von rund 2 bis 2,2 Milliarden Euro für 2016. Die Dividendenankündigung von 0,55 Euro je Aktie liege genau im erwarteten Rahmen, so der Händler weiter. Uniper zogen 2 Prozent an, Eon gewannen 0,9 Prozent, Konkurrent RWE 0,9 Prozent.

Lufthansa schlossen nach einem wilden Zickzack-Kurs etwa 0,9 Prozent tiefer. Neue Streiks bei der Tochter Eurowings und zur Wochenmitte auch bei der Lufthansa selbst drückten auf die Stimmung. "Jeder Streik kostet Geld, belastet die Gewinne", kommentierte n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil. Zudem seien die Aktien seit Anfang Oktober sehr gut gelaufen, rund ein Drittel gestiegen. Gewinnmitnahmen seien da nur logisch, so Wohlfeil weiter. Ein weiterer Belastungsfaktor war der gestiegene Ölpreis.

Rohstoffe: Wette auf Förderkürzungen

Der Ölpreis setzte seinen Aufwärtstrend vom Wochenstart fort. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Abend 49,04 Dollar. Das waren 0,3 Prozent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg 0,9 Prozent auf 48,10 Dollar. WTI sei auf den höchsten Stand seit Ende Oktober gestiegen und nähere sich der "magischen" 50-Dollar-Marke, hieß es im Handel.

Wie schon zu Wochenbeginn profitierte der Ölpreis von größerer Zuversicht mit Blick auf eine Förderkürzung des Ölkartells Opec. Die Kürzung ist im Grundsatz beschlossen. Es muss aber noch festgelegt werden, wie die Kürzung auf die Kartellmitglieder verteilt wird. Zuletzt hatte es optimistische Äußerungen aus mehreren Opec-Staaten gegeben. Auch einige Beobachter, darunter die US-Investmentbank Goldman Sachs, zeigen sich etwas zuversichtlicher, dass eine Einigung gelingen könnte.

Devisen: Euro um 1,06

Der Euro drehte nach Abgaben und Gewinnen am Abend wieder nach unten ab. Die Gemeinschaftswährung kostete 1,0602 Dollar und damit 0,2 Prozent weniger als am Montagabend. Im Tagestief notierte der Euro bei 1,0595 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Mittag auf 1,0617 Dollar fest nach 1,0631 Dollar zum Wochenstart.

Die Kursentwicklung des Euro wie auch anderer Währungen hängt zurzeit stark von der Entwicklung des Dollar ab. Neigte dieser am Montag noch zur Schwäche, legte er am Dienstag wieder etwas zu. Der Dollar wiederum wird stark von den Erwartungen an die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump getrieben. In den vergangenen Wochen hatte der Dollar spürbaren Rückenwind, weil von Trump eine konjunkturbelebende Finanzpolitik erwartet wird. Wachstumsschädliche Punkte seiner Agenda, wie Trumps große Skepsis dem Freihandel gegenüber, werden an den Märkten zurzeit ausgeblendet.

Nach zwölf niedrigeren Fixings in Folge legte indes Chinas Notenbank den Yuan zum Dollar höher fest. Es war zudem der stärkste Anstieg des Yuan seit Oktober. Damit scheine China angesichts der harschen Kritik von Trump am schwachen Yuan und an mutmaßlicher Währungsmanipulation "vorsichtiges Entgegenkommen signalisieren zu wollen", sagte ein Händler.  

Asien: Durchweg Gewinne

Die asiatischen Börsen verbuchten dank der Vorgaben der Wall Street am Dienstag Gewinne. Auch der höhere Ölpreis sorgte für Optimismus. Viele asiatische Investoren warteten allerdings ab, wen der künftige US-Präsident Trump für wichtige Wirtschaftsposten in seinem Kabinett auswählt. Offenbar keine Auswirkungen hatte dagegen seine Bekräftigung, sich vom transpazifischen Freihandelsabkommen TPP zurückzuziehen.

Die wichtigsten asiatischen Aktienbörsen verzeichneten durchweg Gewinne. Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik unter Ausschluss Japans legte 1,05 Prozent zu. Der Hang-Seng-Index kletterte 1,3 Prozent, der S&P/ASX200 in Sydney 1,2 Prozent. Auch der Shanghai Composite und der Kospi in Seoul zogen spürbar an.

In Tokio beendete der Nikkei den Handel mit einem Plus von 0,3 Prozent. Anleger ließen sich auch von einem starken Erdbeben im Norden des Landes nicht beeindrucken. Berichte über Todesopfer oder größere Schäden gab es nicht. Die Umsätze waren gering, weil am Mittwoch die Aktienbörse wegen eines Feiertages geschlossen bleibt.

Bei den Einzelwerten waren in Tokio die Papiere von Energieunternehmen gefragt, die vom höheren Ölpreis profitierten. So legten die Aktien von Japex 2,5 Prozent zu. Bei Inpex betrug das Plus 1,7 Prozent. Auf den Verkaufszetteln standen dagegen Exportunternehmen, weil der Yen im Vergleich zum Dollar etwas zulegte. So sanken die Papiere von Toyota 1,1 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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