Marktberichte

Leichtes Plus trotz Sorgen Dow Jones tastet sich nach oben

Von Zöllen auf Autos wären auch Autobauer wie GM betroffen, deren Lieferketten über die gemeinsame Grenze mit Mexiko verlaufen.

Von Zöllen auf Autos wären auch Autobauer wie GM betroffen, deren Lieferketten über die gemeinsame Grenze mit Mexiko verlaufen.

(Foto: REUTERS)

Der Handelsstreit mit der EU, China und Kanada beeindruckt die Wall Street an diesem Montag eher weniger. Tenor: Die werden sich schon einigen. Der Dow Jones kriecht sogar ein Stückchen nach oben.

Gute Konjunkturdaten haben die Furcht vor einer Eskalation der Handelskonflikte in den Hintergrund treten lassen. Im späten Handel machten die Indizes anfängliche Verluste wett und drehten ins Plus. Der Dow-Jones-Index schloss 0,1 Prozent höher bei 24.307 Punkten. Der S&P-500 rückte um 0,3 Prozent vor. Der Nasdaq-Composite stieg um 0,8 Prozent. Umgesetzt wurden 750 (Freitag: 978) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.618 Kursgewinner gesehen und 1.361 -verlierer. Unverändert schlossen 101 Titel.

Die vergleichsweise dünnen Umsätze dürften mit der verkürzten Handelswoche zusammenhängen. Am Dienstag endet der Handel an der Wall Street drei Stunden früher als üblich, damit sich die Akteure auf den Unabhängigkeitstag am Mittwoch einstimmen können. Am Independence Day selbst bleiben die Börsen dann ganz geschlossen.

Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe fiel besser aus als erwartet. Im Juni stieg der Index auf 60,2 Punkte, während Volkswirte einen Rückgang auf 58 Punkte erwartet hatten, nachdem der Index im Mai 58,7 Punkte erreicht hatte. Der Anstieg der Bauausgaben blieb im Mai allerdings hinter den Erwartungen zurück.

Das Thema Strafzölle wird nach Meinung von Börsianern nicht so rasch verschwinden. Am Wochenende hat US-Präsident Donald Trump nochmals betont, dass er Strafzölle auf Autoimporte als Waffe im Konflikt mit den Handelspartnern sieht. Derweil hat die EU weitere Gegenmaßnahmen im Volumen von rund 300 Milliarden Dollar in der Planung. Damit scheinen die Kontrahenten geradewegs in den von den Märkten gefürchteten Handelskrieg zu schlittern.

Euro gibt nach

Nach der jüngsten Schwäche nahm der Dollar nun wieder etwas Fahrt auf. Der Euro verbilligte sich auf rund 1,1620 Dollar nach einem Freitagshoch bei rund 1,1690. Neben dem Handelskonflikt lastet auf dem Euro auch die Regierungskrise in Deutschland. Solange sich CDU und CSU nicht geeinigt haben, bleibe die Zukunft der Regierung im Ungewissen, urteilt die Commerzbank.

Der Goldpreis setzte seine Schwächephase fort. Der Preis für die Feinunze sank um 0,9 Prozent auf 1.241 Dollar. Teilnehmer sagten, dass Gold aktuell nicht von seinem Status als sicherer Hafen profitiere. Daneben lastete der festere Dollar auf dem Preis.
Nachdem sich die Aktienkurse von ihren Tagestiefs gelöst hatten, schwand das Interesse an Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Treasurys zeigte sich kaum verändert bei 2,86 Prozent.

Am Ölmarkt litt besonders die global gehandelte Sorte Brent unter Befürchtungen eines zunehmenden Angebots. Am Wochenende hatte US-Präsident Trump behauptet, Saudi-Arabien wolle die Produktion ausweiten, um den Ausfall Venezuelas und Irans auszugleichen. Zwar wurde dies später vom Weißen Haus zurückgenommen, die Akteure blieben aber zittrig. Dies zumal der Preis bereits stark gestiegen ist und auch in der vergangenen Woche seine Rally fortgesetzt hatte. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 0,3 Prozent auf 73,94 Dollar. Der in der vergangenen Woche gemeldete Rückgang der US-Ölvorräte habe bei WTI größere Verluste verhindert, hieß es. Brent verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 77,30 Dollar.

Weggang des Chefingenieurs belastet Tesla

Bei den Einzelwerten standen Autowerte wie Ford oder General Motors (GM) wegen des Handelskonflikts im Blick. General Motors hatte am Wochenende gewarnt, dass die geplanten Zölle auf US-Autoimporte auch GM selbst treffen würden und die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnten. Die Aktien von General Motors und Ford stiegen gleichwohl um je 0,3 Prozent. Viele Anleger hofften wohl, dass der Zollstreit doch nicht eskalieren werde. Zu einer Zerstörung der Wirtschaft werde es wohl nicht kommen, meinte etwa Talbot Babineau, CEO des in Toronto ansässigen Hedgefonds IBV Capital. Die derzeitigen Zölle machten nur einen geringen Teil des Welthandelsvolumens aus, und vielleicht führten die Verhandlungen ja dazu, dass sich die chinesische Wirtschaft stärker öffnen.

Die Titel des Elektroauto-Herstellers Tesla fielen um 2,3 Prozent. Kurz vor der Schlussglocke an Wall Street verlautete aus informierten Kreisen, dass Chefingenieur Doug Field das Unternehmen endgültig verlässt. Er war schon seit Anfang Mai beurlaubt, offiziell, um "aufzutanken" und Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

Zuvor hatte schon ein negativer Analystenkommentar den Kurs gedrückt: CFRA hatte Tesla auf Sell von Hold abgestuft. Dass der chronisch defizitäre und seinen Produktionszielen hinterherhinkende Autobauer es erstmals geschafft hatte, in der vergangenen Woche 5.000 Limousinen des Models 3 zu fertigen, geriet darüber in den Hintergrund, auch wenn Tesla damit ein lange angestrebtes Ziel auf dem Weg zum Hersteller von bezahlbaren Elektroautos erreichte.

Mehr über den Handelstag in Frankfurt lesen Sie in unserem "Börsen-Tag".

Quelle: ntv.de, vpe/DJ

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