Marktberichte

Wall Street schließt im Plus Dax zieht deutlich an, Dow auf Allzeithoch

Der Donnerstag passt sich perfekt in die bisherige Handelswoche ein: Der Dax steigt, kommt zurück, fällt, dreht - und wieder von vorn. Erst spät zeichnet sich das Plus deutlicher ab, die Wall Street hilft.

"Sicherheit spielt wieder eine wichtigere Rolle." So hat n-tv-Börsenexpertin Corinna Wohlfeil den Donnerstagshandel am deutschen Aktienmarkt beschrieben. Eine zunehmende Risikoaversion mache sich breit, sagten auch andere Marktteilnehmer. Ablesbar ist das an einem richtungslosen Handel und zahlreichen Aufs und Abs im Verlauf. Am Ende stand jedoch das Plus, ohne dass der Dax aus seinem Seitwärtstrend ausbrechen konnte. An der Wall Street machte sich der Dow erneut Richtung Alltimehigh auf.

Der Dax schloss 0,9 Prozent fester mit 11.643 Punkten. Er markierte sein Tagestief bei 11.548 Zählern, das Tageshoch bei 11.656 Stellen. Montag war der Leitindex 1,2 Prozent abgerutscht. Am Dienstag konnte er leichte Gewinne verbuchen. Zur Wochenmitte verzeichnete er dann einen Mini-Abschlag. Der MDax legte 0,8 Prozent auf 22.856 Zähler zu. Der TecDax zog 0,7 Prozent auf 1857 Stellen an.

Risikoaversion steigt

"Ein Ausbruch aus den jüngsten Seitwärtsspannen ist weiter schwer vorstellbar", sagte ein Händler. Der Dax sei in der Range zwischen 11.400 und 11.700 Punkten gefangen. "Die Risikoaversion nimmt zudem zu", so ein weiterer Marktteilnehmer.

Gebremst wurden die Kurse nach wie vor von der allgemeinen Verunsicherung wegen der politischen Entwicklungen. Im Blick standen etwa die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich. "Die Unsicherheit im Superwahljahr 2017 überschattet alles andere", sagte ein Händler. Hinzu kämen wachsende Zweifel am Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump.

Der Rückgang der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen indiziert zudem, dass die Anleger zumindest derzeit nicht mehr an die Rückkehr der Inflation durch die Trump-Politik glauben. Die Rendite war auf 2,35 Prozent nach Ständen von zeitweise deutlich über 2,50 Prozent gesunken.

Rohstoffe: Gold im Fokus

Der Goldpreis pendelte zwischen kleinen Auf- und Abschlägen, fiel aber mit der Aktienrally dann zurück. Seit dem Dezembertief hat Gold über 9 Prozent zugelegt. Nun wurde die Feinunze um 0,8 Prozent niedriger gehandelt bei 1.232 Dollar. Im Handel ist aber zu vernehmen, dass Investoren mit großer Sorge auf das Gipfeltreffen zwischen dem japanischen Ministerpräsident Shinzo Abe und US-Präsident Donald Trump am Freitag in Washington blickten. Denn dort könnte Trump ein weiteres Kapitel seiner Abschottungspolitik aufschlagen. Diese Befürchtung könnte Gold wieder stützen, hieß es.

Die Erdölpreise wurden noch immer von der Hoffnung auf eine steigende Kraftstoffnachfrage getrieben, nachdem die Benzinvorräte am Vortag in den USA entgegen den Erwartungen gesunken waren. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 53,00 Dollar.

Dax: Coba im Blick

Bei den Einzelwerten im deutschen Leitindex lag das Augenmerk der Anleger auf den Finanztiteln. So präsentierten etwa Commerzbank Zahlen. Commerzbank–Titel drehten nach einem anfänglichen Plus kräftig ins Minus und schlossen etwa 2 Prozent leichter. Die Geschäftszahlen seien nur auf den ersten Blick gut, hieß es im Handel. Sowohl Baader als auch Equinet merkten kritisch an, dass die operative Ergebnisentwicklung eher schwach wirke. Die besseren Zahlen seien auf positive Einmaleffekte zurückzuführen, so Equinet.

Eon und RWE reihten sich dagegen mit Aufschlägen um 1,5 und 2,0 Prozent in der Spitzengruppe der Gewinnerliste ein. Ein Händler sprach von Nachfrage der Anleger nach defensiven Werten. Der "Nachteil" der Versorger, nämlich die starke Fokussierung auf den heimischen Markt, werde in Zeiten von Trump plötzlich zum "Vorteil". Stützend wirke auch die Stabilisierung bei den Strompreisen.

Bayer zählten mit mehr als 2 Prozent Plus ebenfalls zu den Hauptgewinnern. "Die sehr positive Einschätzung der Xarelto-Studie von gestern setzt sich erst heute bei Analysten durch", sagte ein Händler. Die wichtige Compass-Studie habe gezeigt, dass es noch wesentlich mehr sinnvolle Anwendungsgebiet für den Wirkstoff Rivaroxaban gibt, der im Gerinnungsmittel Xarelto zum Einsatz kommt.

Die Frage, wer wann über den Abgasskandal Bescheid gewusst hat, sorgte weiter für Unruhe bei Volkswagen, die Aktien büßten 0,6 Prozent ein. Vorwürfe des einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, wonach mehrere Aufseher-Kollegen schon Monate vor dem offiziellen Bekanntwerden der Manipulationen entsprechende Hinweise erhalten hätten, wies der Aufsichtsrat zurück. Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil erklärte, er habe vor September 2015 von nichts gewusst.

Thyssen überzeugen nicht

Thyssenkrupp gingen rund 1,7 Prozent leichter aus dem Handel. Der Konzern hatte im abgelaufenen Quartal mehr umgesetzt als erwartet und den Ausblick auf einen operativen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro im gesamten Geschäftsjahr bestätigt. Das komme am Markt gut an und drücke den vergleichsweise schwachen Nettogewinn aus dem Quartal in den Hintergrund, sagte ein Marktteilnehmer. 

Henkel dagegen gewannen etwa 0,6 Prozent. Laut "New York Post" will Henkel die Reinigungsmittelsparte Diversey von Sealed Air in den USA übernehmen. Es handelt sich dabei um eine Übernahme im Bereich über 3 Milliarden Dollar. Sie käme zudem nur wenige Monate nach der Integration von Sun, das belaste, hieß es im Handel.

Negativ für Infineon werteten Händler die Ankündigung des Chip-Herstellers, die geplante Übernahme von Wolfspeed in den USA stehe vor dem Aus. "Die US-Politik scheint immer willkürlicher zu werden und auf Abschottung abzuzielen", sagte ein Händler: "Der abstrakte Verweis auf 'Nationale Sicherheit' ohne genaue Angabe von Details wird damit zu einem latenten Investitionsrisiko." Dies habe sich bereits bei Aixtron gezeigt. Ein anderer Händler erwartet Infineon mittelfristig allerdings eher fester: "Bei einem Scheitern wird Infineon selbst zu einem Übernahmeziel." Infineon verloren rund 2,5 Prozent.

SDax: HHLA stürzen ab

HHLA sackten mehr als 01 Prozent ab und waren damit Topverlierer im SDax. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte die Elbvertiefung in ihrer geplanten Form als ungesetzlich verworfen. "Im Aktienkurs war viel Optimismus eingepreist hinsichtlich der Elbvertiefung", sagte ein Händler. Die Gewinnmitnahmen könnten sich sogar noch ausweiten.

Heideldruck schlossen mehr als 5 Prozent tiefer. Die DZ Bank bekräftigte ihre Kaufempfehlung. Den "Fair Value" sieht das Haus bei 3 Euro. "Die Gewinnentwicklung hat die Erwartungen ungefähr getroffen", so DZ-Analyst Thorten Reigber mit Blick auf Ebit und EBITDA. Das gelte auch für den Auftragseingang.

Europa: SocGen besser als erwartet

SocGen gewannen 2,8 Prozent. Die Geschäftszahlen für das vierte Quartal der Societe Generale waren besser als erwartet ausgefallen. Positiv hatten sich die geringeren Rückstellungen ausgewirkt.

1,5 Prozent ging es für Total-Titel aufwärts. Dank eines sich erholenden Ölpreises hatte das Unternehmen besser als erwartete Zahlen für das vierte Quartal vorgelegt. Der bereinigte Gewinn stieg auf 2,41 Milliarden Euro und damit deutlich stärker als die erwarteten 2,26 Milliarden Euro. Stützend wirke auch die leicht angehobene Dividende auf 2,45 Euro je Aktie. Nach der Umsetzung eines Kostensenkungsprogramms ist Total einer der profitabelsten Ölkonzerne weltweit.

Gute Zahlen und Aussagen von Pernod Ricard halfen dem Kurs nicht auf die Sprünge, der knapp 2 Prozent nachgab. Der Umsatz konnte trotz Gegenwinds durch die Währungsentwicklungen um 2 Prozent gesteigert werden. "Für Freude dürfte vor allem sorgen, dass der Absatz in China und Russland wirklich die im letzten Quartal erhoffte Bodenbildung zeigt", sagte ein Händler.

Zurich verbilligten sich gut 1 Prozent, obwohl die Geschäftszahlen besser als erwartet ausgefallen waren. Stark hatte sich das Schadenversicherungsgeschäft entwickelt. Der Gewinn fiel mit 685 Millionen Dollar deutlich über der Erwartung von 626 Millionen aus. Positiv hatte sich auch die Schaden-Kosten-Quote entwickelt: Diese verbesserte sich um 5,1 5,1 auf 103,6.

USA: Dow im Bereich 20.000

An der Wall Street klettern die Kurse und machen Platz für neue Verlaufshöchststände - etwa beim Dow. Händler verweisen auf das unverändert hohe Bewertungsniveau und die Robustheit des Marktes, der trotz weitgehender Stagnation in den vergangenen Tagen seine hohen Stände gegen alle Widrigkeiten vornehmlich aus der Politik verteidigt habe. Die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten waren besser ausgefallen als erwartet: 234.000 Erstanträge lagen deutlich unter den erwarteten 250.000.

Der Dow Jones stieg 0,6 Prozent auf 20.172 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 2307 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,6 Prozent auf 5715 Punkte.

Unter den Einzelaktien stürzten die Titel des Kurznachrichtendienstes Twitter um 12,4 Prozent ab. Zwar ist der US-Präsident ein fleißiger Nutzer des Dienstes, doch operativ hat dieser Umstand dem Unternehmen offenbar nicht geholfen. Die Gesellschaft ist im vierten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht, während sich das Umsatzwachstum weiter verlangsamt hat. Das Unternehmen buchte den Großteil der Belastungen im Zusammenhang mit seiner Restrukturierung im Schlussquartal 2016.

Coca-Cola hat im vierten Quartal 2016 weniger verdient und umgesetzt als vor einem Jahr. Der Nettogewinn brach um 56 Prozent ein. Auf bereinigter Basis traf der Getränkekonzern punktgenau die Prognose der Analysten. Seit geraumer Zeit fokussiert sich Coca-Cola verstärkt auf das profitablere Geschäft mit Konzentrat und trennt sich von Abfüllfirmen. Die Aktie sank um 1,9 Prozent.

Viacom verteuerten sich um 4,3 Prozent. Zwar hatte der Medienkonzern im vergangenen Quartal einen Gewinnrückgang zu erleiden, doch die künftige Fokussierung auf sechs Kanalmarken statt bislang über zwei Dutzend überzeugte die Anleger. Für Kellogg ging es 4 Prozent nach oben. Der Lebensmittelkonzern hat einen gestiegenen bereinigten Gewinn ausgewiesen, gestützt von besseren Margen.

Dunkin' Brands Group steigerten sich um 4,2 Prozent, nachdem der Betreiber von Restaurantketten im vierten Quartal in die Gewinnzone vorgeprescht war.

Devisen: Euro unter 1,07

Am Devisenmarkt gab der Euro etwas nach und fiel auf 1,0664 Dollar nach einem Wechselkurs des Vorabends von 1,0696. Im Devisenhandel ist zu vernehmen, dass sich die politischen Risiken zu beiden Seiten des Atlantiks in etwa die Waage hielten. Auf der einen Seite die Abschottungspolitik Trumps, auf der anderen Seite die Sorgen um die Wahlen in Frankreich, die Schuldenkrise in Griechenland und der Brexit.

Aussagen von US-Präsident Trump beflügelten laut Händlern den Dollar. "Wir werden in den nächsten zwei bis drei Wochen phänomenales zum Thema Steuern ankündigen", sagte Trump. Im Wahlkampf hatte er weitreichende Steuersenkungen angekündigt. Konjunkturstützende Maßnahmen könnten die Inflation nach oben treiben und so auch zu höheren Leitzinsen führen. Bereits nach der Wahl hatte die Erwartung an eine großzügige Haushaltspolitik den Dollar beflügelt. Zuletzt waren jedoch die Zweifel an der Wirtschaftspolitik gewachsen - insbesondere wegen der protektionistischen Ausrichtung. Insgesamt bleibt der Handel durch große Verunsicherung geprägt.

Asien: Außerhalb Japans läuft's

Die Aktienmärkte in Fernost fanden am Donnerstag erneut keine gemeinsame Richtung. Ein starker Yen lastete auf der Tokioter Börse. Außerdem hielten sich viele Anleger im Vorfeld des ersten Treffens zwischen US-Präsident Trump und dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe am Freitag zurück. Abe will Analysten zufolge vor allem die Themen Handel und Verteidigung anschneiden. In Tokio schloss der Nikkei-Index 0,5 Prozent schwächer bei 18.907 Punkten. Unter Druck gerieten vor allem Exportwerte wie die Aktien des VW-Rivalen Toyota, die gut 2 Prozent nachgaben.

Andernorts lief das das Aktiengeschäft besser. Hier brachte neuer Optimismus mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung in China die Anleger in Kauflaune. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte 0,3 Prozent zu. Das Börsenbarometer erreichte zeitweise den höchsten Wert seit 18 Monaten. Besonders stark aufwärts ging es an den Märkten in Shanghai und Taiwan mit einem Plus von jeweils rund 0,5 Prozent.

Die Anleger setzten auf steigende Unternehmensgewinne in China. Grund für die Zuversicht ist Analysten zufolge unter anderem eine Rally bei Rohstoffen wie Kupfer.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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