Marktberichte

Wall Street blickt auf Comey Dax wankt vor "Super Thursday" ins Minus

Mehr seitwärts statt nach oben oder unten tendiert der Dax zur Wochenmitte.

Mehr seitwärts statt nach oben oder unten tendiert der Dax zur Wochenmitte.

(Foto: dpa)

Nach einem Tag ohne große Ausschläge geht der Dax mit Verlusten aus dem Handel. Die Hoffnung auf weitere EZB-Milliarden und ein schwächerer Euro sorgen nur vorübergehend für Auftrieb. Der nahende "Super Thursday" sorgt für Zurückhaltung.

Der Dax ging zur Wochenmitte mit einem leichten Minus aus dem Handel - allerdings fielen die Abschläge gering aus. Am Ende sank der Leitindex um 0,1 Prozent auf 12.672 Punkte. Spekulationen auf eine anhaltende EZB-Geldschwemme drückten den Euro zwischenzeitlich nach unten, was dem Dax zu leichten Aufschlägen und einem Tageshoch bei 12.746 Punkten verhalf.

Verluste machte auch der MDax, der 0,8 Prozent auf 25.247 Zähler verlor. Der TexDax sank um 0,3 Prozent auf 2303 Stellen. Federn lassen musste auch der Euro-Stoxx-50. Er gab um 0,2 Prozent auf 3548 Punkte nach.

Laut Medienberichten wird die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung am Donnerstag ihre Inflationsprognosen senken. Damit ließe auch der Druck auf die Zentralbank nach, die geldpolitischen Zügel rasch anzuziehen. Allerdings erholte sich der Euro wieder, die positiven Effekte auf den Dax gingen damit verloren.

Insgesamt hielten sich Anleger vor mehreren mit Spannung erwarteten Ereignissen bedeckt. An der Wall Street ist von einem "Super Thursday" die Rede. Daneben schwelte weiter die Katar-Krise. "Am Donnerstag stehen erst die EZB, dann die Anhörung von Ex-FBI-Chef Comey und auch noch die Unterhauswahl in Großbritannien an. Da will sich keiner zu weit aus dem Fenster lehnen", sagte ein Händler.

Stützend wirkte auch die Nachricht, dass die Brennelementesteuer vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde. Das verhalf den beiden Energiekonzernen RWE und Eon zu satten Kursgewinnen. "Man könnte sich aber einen größeren Freudensprung vorstellen", sagte n-tv Börsenreporterin Katja Dofel.

Der "Super Thursday" wartet auf Anleger

Außerdem beschäftigte die Börsen, dass der von Donald Trump geschasste FBI-Chef James Comey am Donnerstag vor dem Geheimdienstausschuss des Senats zur Russland-Affäre aussagen will. Anleger fürchten, dass mit den innenpolitischen Problemen Trumps die Chancen für massive Steuersenkungen und kostspielige Infrastrukturmaßnahmen sinken. Seit der Wahl Trumps zum US-Präsidenten hatte vor allem dies die Anleger begeistert.

Auch die Unterhauswahl in Großbritannien warf ihren Schatten voraus: Sie sorgte an der Londoner Börse bereits für zunehmende Unsicherheit und damit Verkäufe von britischen Aktien und dem Pfund. "Der Footsie-Future ist eben nach unten auf ein Zweiwochentief durchgebrochen. Das zeigt schon deutlich die Nervosität", sagte ein Händler.

Der FTSE-100-Future fiel auf 7469 Punkte nach dem Bruch der Unterstützung bei 7500 Zähler zurück. "Auslöser dürften neue Umfragen sein, die zeigen, dass Labour weiter das Gap zu den Konservativen schließt", so der Händler. Für die Kapitalmärkte wäre ein solcher Wahlausgang sehr negativ.

Dax und MDax: Energiekonzerne im Fokus

Im Dax standen die Versorger im Fokus. Die Aussicht auf eine sechs Milliarden Euro hohe Steuerrückzahlung aus der Atomsteuer versetzte Anleger in Kauflaune: RWE stiegen um 5,5 Prozent, Eon um 5,2 Prozent. "Jetzt können sich Eon und RWE über einen Geldsegen freuen, der ihnen bei der Restrukturierung sicher gerade recht kommt", sagte ein Händler. Zudem sei der Geldsegen bislang nicht in den Analystenschätzungen berücksichtigt, fügte ein weiterer Händler hinzu.

Im MDax verloren Covestro 4,6 Prozent. Bayer treibt den Ausstieg aus seiner früheren Kunststoffsparte mit einer milliardenschweren Platzierung voran und reduziert seinen Anteil auf 44,8 von 53,3 Prozent an dem Unternehmen. Bayer verloren 1,0 Prozent.

Europa: Santander rutschen nach Übernahme ab

Für Gesprächsstoff sorgte auch die Übernahme der laut EZB nicht mehr überlebensfähigen spanischen Banco Popular, die von der Großbank Santander zum symbolischen Preis von einem Euro gekauft wurde. Santander muss dafür sein Kapital um sieben Milliarden Euro erhöhen. Santander schlossen an der Börse in Madrid nach anfangs deutlicheren Verlusten X,X Prozent im Minus.

Die meisten übrigen europäischen Banken lagen dagegen leicht im Plus. Europaweit war der Stoxx-Bankenindex einer der größten Gewinner bei den Branchen mit einem Plus von 0,8 Prozent.

USA: Wall Street blickt bereits nach London

Investoren an der Wall Street nahmen eine erste Aussage von Ex-FBI-Chef James Comey mit Erleichterung auf. Die Erklärung enthalte nichts Neues, was Präsident Trump in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte, sagte Peter Costa, Präsident des Handelshauses Empire Executions. "Es wird wahrscheinlich kein großes Fiasko werden, mit dem sich der Präsident beschäftigen muss." Die Investoren hoffen nun, dass Trump seine Pläne für eine umfassende Steuerreform vorantreiben kann.

Der Dow Jones schloss 0,2 Prozent fester bei 21.173 Punkten. Der S&P 500 legte ebenfalls knapp 0,2 Prozent zu auf 2433 Zähler. Der Nasdaq Composite gewann 0,4 Prozent auf 6297 Stellen.

Mit Spannung blicken auch US-Anleger nach Großbritannien, wo am Donnerstag gewählt wird. Das Abschneiden der Konservativen um Premierministerin Theresa May könnte darüber entscheiden, ob das Land weiter eng mit der EU zusammenarbeitet oder ob es einen "harten Brexit" gibt. In Umfragen liegt May vorne. Der Vorsprung ihrer Konservativen auf die Labour-Partei ist aber nicht mehr so groß wie noch vor wenigen Wochen. Drittes Großereignis am Donnerstag ist die EZB-Ratssitzung.

Der sinkende Ölpreis zog die Aktien von ExxonMobil und Chevron nach unten, die um 0,4 Prozent nachgaben. Um 1 Prozent ging es für den Lastwagenbauer Navistar bergab. Das Unternehmen, an dem Volkswagen beteiligt ist, hatte einen Quartalsverlust bekanntgegeben.

Devisen: Euro schwankt vor EZB-Entscheid

Volatil zeigte  sich der Euro. Nach einem Einbruch am Mittag erholte er sich wieder fast auf Vortagsniveau bei 1,1259 Dollar. Auslöser der Schwäche waren Medienberichte, wonach die EZB auf ihrer Sitzung am Donnerstag ihre Inflationsprognosen senken werde. Damit ließe auch der Druck auf die Zentralbank nach, die geldpolitischen Zügel rasch anzuziehen.

Die Deutsche Bank rechnet nicht damit, dass der Euro aus dem oberen Rand seiner Spanne von 1,05 bis 1,15 Dollar ausbrechen wird. Der Euro sehe aktuell "zu teuer" aus. Eine Analyse traditioneller fundamentaler Faktoren wie Wirtschaftsentwicklung und Zinserwartungen lege nahe, dass die Anleger auf dem aktuellen Niveau den Euro gegen den Dollar zu hoch handeln.

Rohstoffe: US-Daten schicken Ölpreis auf Talfahrt

Ölpreise gerieten mit US-Lagerdaten am späten Nachmittag massiv unter Druck. Für eine Überraschung sorgte, dass am Vortag die Daten des US-Branchenverbandes API einen Lagerrückgang gezeigt hätten, die offiziellen US-Regierungsdaten nun aber einen Lageraufbau.

US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 4,3 Prozent auf 46,10 Dollar je Fass, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 3,6 Prozent auf 48,33 Dollar. Zudem ging weiterhin die Sorge um, dass die Spannungen der Opec-Mitglieder Katar und Saudi-Arabien eine gemeinsame Linie innerhalb des Erdölkartells erheblich erschweren dürfte.

Belastet vom festeren Dollar verliert Gold 0,1 Prozent an Wert, die Feinunze kostete zuletzt 1292 Dollar. Das Edelmetall war am Vortag mit der Krise im Nahen Osten um Katar auf Jahreshoch geklettert, als Anleger vermeintliche sichere Anlegerhäfen angesteuert hatten.

Asien: Nikkei schließt kaum verändert

Aktien-Anleger in Tokio haben sich vor mehreren möglicherweise marktbewegenden Nachrichten zur Wochenmitte zurückgehalten. Die Börse in Tokio schloss praktisch unverändert. Auch hier spielt der Donnerstag eine wichtige Rolle mit der Wahl in Großbritannien, dem Zinsentscheid der EZB und der Aussage des ehemaligen FBI-Chefs Comey vor dem US-Senat.

Wenn Comeys Auftritt letztlich dazu führe, dass US-Präsident Donald Trump seine Steuer-Versprechen und seine konjunkturfördernde Agenda nicht umsetzen könne, könne der Dollar zum Yen fallen, sagte Hikaro Sato,technischer Analyst bei Daiwa Securities.

Der Tokioter Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte schloss mininmal im Plus bei 19.984 Punkten. Der breiter gefasste Topix gewann leicht auf 1597 Zähler. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans tendierte minimal schwächer bei 502 Stellen. Die Börse in Shanghai lag ein Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann ebenfalls ein Prozent.

Quelle: ntv.de, kst/lsc/mbo/dpa/DJ/rts

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