Marktberichte

Fed schürt Konjunktursorgen Dax verliert Kampf um 10.000er-Marke

Blick in die Tiefe: Geld allein macht Börsianer auch nicht glücklich.

Blick in die Tiefe: Geld allein macht Börsianer auch nicht glücklich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Fed-Entscheidung, die Leitzinsen nach mehr als neun Jahren Nullzinspolitik nicht zu erhöhen, bedeutet mehr Geld für die Finanzmärkte. Aber zu viel des Guten kann auch schädlich sein.

Die Fed hat an ihrer Nullzinspolitik festgehalten, obwohl sich die US-Wirtschaft im Aufschwung befindet. Volkswirte warnen schon lange vor den Risiken des Billiggelds. Und auch die Finanzmärkte haben sich ganz offensichtlich ein anderes Signal gewünscht. An den europäischen Aktienmärkten herrscht Katzenjammer nach dem Zinsentscheid.

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Und an den New Yorker Börsen sieht es einen Tag danach auch nicht besser aus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beschloss den letzten Handelstag der Woche mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 16.383 Punkten. Der S&P-500 verlor 1,6 Prozent auf 1958 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 1,4 Prozent auf 4827 Stellen ein.

Dax: Deutlich unter 10.000er-Marke

Zu viel des Guten kann auch schädlich sein: Die Entscheidung der US-Notenbank, die Leitzinsen nach mehr als neun Jahren Nullzinspolitik nicht zu erhöhen, bedeutet zwar mehr Geld für die Finanzmärkte, aber jetzt überlagern die Konjunktursorgen der Fed diese an sich positive Nachricht. Auch der deutsche Leitindex Dax hatte am letzten Handelstag der Woche zu kämpfen - die 10.000er-Marke ist vorerst verloren. Das deutsche Börsenbarometer Dax schloss 3,0 Prozent niedriger bei 9916 Punkten.

Der Euro-Stoxx-50 büßte ebenfalls 3,0 Prozent ein. Gewinner der Entwicklung ist das Gold.

Bank of America Merrill Lynch kommentierte die Fed-Entscheidung mit den Worten "No hike, no rally". In gewisser Weise stellt diese Aussage einen Paradigmenwechsel für die Märkte dar. Denn jahrelang war es vor allem die lockere Geldpolitik der US-Notenbank, die die Aktienmärkte in einen Höhenrausch versetzte. Diese Formel scheint nun nicht mehr zu gelten. Unter den Anlegern ist die Freude über eine lockere Geldpolitik der Sorge über die globale Weltwirtschaft gewichen - und um diese könnte es möglicherweise schlechter bestellt sein als bislang gedacht.

Auf den Märkten laste die Unsicherheit, wann die Fed nun endlich aktiv werde, sagte John Plassard vom Vermögensverwalter Mirabaud Securities. "Es ist eine Mischung aus Enttäuschung über die Entschlusslosigkeit der Fed, steigendem Euro und dem Verfalltag", fasste ein Händler den Handelstag zusammen.

Devisen: Dollar erholt sich

Der Dollar erholte sich komplett von den hohen Vortagesverlusten und stieg sogar noch weiter. Zum einen stützte der Index der Frühindikatoren, der keine weiteren Konjunktursorgen geweckt hat. Zum zweiten fokussierten sich die Teilnehmer nach der Fed-Entscheidung nun wieder auf die ultralockere Geldpolitik der EZB und der japanischen Notenbank, wie Händler sagten. Die Volatilität am Devisenmarkt könnte indes weiter zunehmen und sich insbesondere in Richtung der Dezember-Sitzung der Fed noch einmal verstärken, sagt Goldman Sachs. Der Euro fiel im Tagesverlauf unter 1,14 und unter 1,13 Dollar.

Die US-Währungshüter hatten aus Rücksicht auf den schwächelnden Wirtschaftsriesen China und die unsicheren Aussichten für die globale Wirtschaft auf die Zinserhöhung verzichtet. Ob die Zinswende nun wie von vielen Experten erwartet im Dezember kommt, ließ Fed-Chefin Janet Yellen offen: Auch der Oktober bleibe eine Möglichkeit, betonte die oberste US-Währungshüterin. "Die Unberechenbarkeit der Fed sorgt für hohe Nervosität", urteilten die Analysten der Metzler Bank.

"Alle Augen richten sich jetzt auf das Treffen am 15. und 16. Dezember", sagte Chad Moutray, Chefökonom bei der National Association of Manufacturers. "Die allgemeine Meinung ist, dass die Zinsen zum Jahresende steigen werden, wobei der Dezember der wahrscheinlichste Termin ist. Die Fed-Fund-Futures preisen einen Zinsschritt im letzten Monat des Jahres derzeit mit 45 Prozent ein. Damit sei eine Zinserhöhung in diesem Jahr alles andere als eine ausgemachte Sache, betont IG.

Dax: Großer Verfallstag

Neben der Fed stand zum Wochenschluss der "Hexensabbat" im Fokus. Zu diesem Termin verfallen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien - Investoren versuchen daher die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung zu bewegen. Die Kursausschläge fallen dabei meist recht heftig aus.

Unter den Schlusslichtern im Dax waren wegen des starken Euro die exportsensitiven Autoaktien. Daimler verloren 4,2 Prozent und BMW 3,0 Prozent. Der europäische Auto-Index führte mit einem Minus von 3,1 Prozent die Verlierer unter den Branchen an.

RWE fielen vor dem Abstieg aus dem Euro-Stoxx-50 zum Handelsende um 7,6 Prozent und führen wieder die Dax-Verlierer an. Nachrücker Fresenius hielten sich mit einem Minus von 0,8 Prozent vergleichsweise gut. Noch besser im Markt liegen lediglich Adidas, die mit einem Plus von 1,1 Prozent einziger Dax-Gewinner sind, nachdem die Analysten von HSBC die Aktien auf die Kaufliste genommen haben.

Außerdem stiegen zu den Schlusskursen Vonovia in den Dax auf und Lanxess in den MDax ab. Vonovia zogen 1,0 Prozent an, Lanxess gaben knapp 3 Prozent ab. Der Kurs der in den MDax aufsteigenden Deutschen Pfandbriefbank gab um 1,3 Prozent nach.

Rohstoffe: Öl und Kupfer unter Druck

Die Sorgen bezüglich der globalen konjunkturellen Entwicklung lasteten auf dem Ölpreis, hieß es von Teilnehmern. Ein Barrel der Sorte WTI verlor 4,7 Prozent auf 44,68 Dollar.

Einige Investoren flüchteten in den "sicheren Hafen" Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 8 Euro auf 1139 Dollar Dollar je Feinunze. Gold hätte im Fall einer Zinserhöhung an Attraktivität eingebüßt, denn das Edelmetall wirft keine Zinsen ab. Risikoscheue Anleger wären in diesem Fall auf den ebenfalls als sicher geltenden US-Anleihemarkt ausgewichen, wo ihnen höhere Renditen winkten.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/DJ/dpa/rts

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