Marktberichte

Anleger beginnen zu zweifeln Trump bremst Dax und Dow

Trump tut sich derzeit vor allem durch unzählige Lügen hervor.

Trump tut sich derzeit vor allem durch unzählige Lügen hervor.

(Foto: REUTERS)

US-Präsident Trump stellt die Geduld der Aktienanleger schwer auf die Probe. Nicht nur Details zu seinen Steuerversprechen lassen auf sich warten. Die Wette auf den Trumpschen Boom scheint heikel. Dennoch gibt es an der Wall Street wieder einen Rekord.

An den Börsen ging es zum Wochenschluss weltweit nach unten. Selbst die risikofreudige Wall Street stoppte ihren Rekordlauf. Schuld war vor allem das Ausbleiben von Details zu den angekündigten Steuerplänen sowie das Chaos in der US-Regierung wenige Wochen nach dem Amtsantritt von Donald Trump.

Dax
DAX 18.088,70

Der Dax verlor am letzten Handelstag der Woche 0,1 Prozent und fiel auf 11.739 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,2 Prozent auf 3302 Punkte nach unten. Die Investoren hielten sich zudem vor dem langen US-Wochenende mit Käufen zurück, weil die Wall Street am Montag wegen "Washingtons Geburtstag" geschlossen bleibt.

Bereits seit Tagen ist zu erkennen, dass die Luft nach oben dünner geworden ist. "Nach der Rekordjagd stellen sich Ermüdungserscheinungen ein", fasste ein Händler zusammen. Zudem verunsicherte der Auftritt von US-Präsident Donald Trump auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Trumps sprunghaftes Auftreten untergräbt das Vertrauen der Investoren" betonte Vermögensverwalter Angus Gluskie von White Funds Management. Hinzu kommt, dass Trump nach der Absage eines Kandidaten für den Posten des Sicherheitsberaters vier Wochen nach seinem Amtsantritt seine Regierung immer noch nicht zusammen hat.

In den Tagen zuvor hatten vage Steuerversprechen von Trump die Kurse kräftig angetrieben. Die Frage sei nun, ob die Wette auf eine starke wirtschaftliche Entwicklung unter Trump aufgehe, sagte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Milan Cutkovic von AxiTrader diagnostizierte auch eine zunehmende Vorsicht der Anleger wegen der Risiken schnellerer Zinserhöhungen in den USA. Also Gründe genug für Anleger, ihr Pulver trocken zu halten.

Auch die anderen Indizes kamen vor dem Wochenende nicht in Schwung: Der MDax der mittelgroßen Werte schloss unverändert bei 23.300 Zählern, wogegen der Technologiewerte-Index TecDax um 0,1 Prozent auf 1888 Punkte sank.

Bei den Einzeltiteln kamen Milliardenausschüttungen der Allianz in Form eines Aktienrückkaufs und Dividendenzahlung gut an. Es gibt ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von bis zu drei Milliarden Euro, die Dividende steigt um 30 Cent auf 7,60 Euro. Zwar hatten einige Marktteilnehmer sogar auf eine Dividende von 7,75 Euro spekuliert, aber das trübte die Freude nicht. Im Gegenteil. Die Anleger honorierten die Nachricht. Die Aktie schloss 2,8 Prozent höher. Damit blieben die Titel den gesamten Tag lang die größten Dax-Gewinner.

"Marktteilnehmer hatten nach Berichten über eine geplante Übernahme der australischen QBE Insurance nicht mehr von einem Aktienrückkauf zu träumen gewagt", sagte ein Händler. "Jetzt ist er sogar größer ausgefallen als ursprünglich erhofft."

Ebenfalls für Fantasie sorgte der Bieterkampf um die Pharmafirma Stada. Nach Firmenangaben offeriert nunmehr ein dritter Bieter - bislang unverbindlich - einen Übernahmepreis von 58 Euro je Aktie und würde damit Finanzinvestor Cinven ausstechen. Stada-Aktien legten 2,5 Prozent zu.

Wall Street: US-Börsen schwächer

Auch an den US-Börsen ging es am Freitag zunächst. Die mehrtägige Rekordjagd hatte bereits am Vortag seine Dynamik verloren. Das Volumen war wegen des verlängerten Wochenendes erwartungsgemäß dünn; am Montag bleibt der Handel feiertagsbedingt geschlossen. Doch im Handelsverlauf zogen die Kurse wieder an.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss bei 20.624 Punkten in etwa auf Vortagsniveau. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,2 Prozent auf 2351 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verbesserte sich um 0,4 Prozent auf 5838 Punkte und markierte dabei ein neues Allzeithoch.

Einen Dämpfer brachten auch hier Trumps Äußerungen, die nicht auf eine rasche Steuerreform hindeuten. Einige Teilnehmer argwöhnen nun, die vorangegangene Börsenrally sei übertrieben gewesen. Andere sagen indes, die "Trump-Rally" werde wieder Fahrt aufnehmen.

Unternehmensseitig stand Kraft Heinz im Fokus. Der Lebensmittelkonzern hatte seinem europäischen Wettbewerber Unilever ein Angebot für einen Zusammenschluss vorgelegt. Zwar habe Unilever abgelehnt, doch Kraft Heinz verfolge ihr Ziel weiter, so der US-Konzern. Anleger sahen für beide Seiten das Positive an dem Projekt: Für Kraft Heinz ging es 10,6 Prozent nach oben, in Amsterdam kletterten Unilever um über 13 Prozent. Mondelez International fielen dagegen um 1,6 Prozent. Der Süßwarenkonzern galt lange als Übernahmekandidat durch Kraft Heinz. Diese Spekulation wurde nun vom Markt ausgepreist.

US-Präsident Donald Trump trieb die Aktie des Flugzeugbauers Boeing auf Allzeithoch. Trump will einen Großauftrag für das Kampfflugzeug F/A-18 "ernsthaft prüfen". Zudem sagte Trump, dass man sich mit Boeing bei der Bestellung der Präsidentenmaschine Air Force One "angenähert" habe. Die Titel des Flugzeugherstellers stiegen um 1,1 Prozent.

Asien: Minuszeichen dominieren

Nach einer insgesamt holprigen Börsenwoche haben zum Wochenausklang in Ostasien Gewinnmitnahmen und die Suche nach sicheren Häfen dominiert. Händler verwiesen dazu auch auf die US-Vorgaben, wo die Trump-Rally am Donnerstag zunächst abebbte.

Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik unter Ausschluss Japans gab 0,2 Prozent nach. Dennoch blieb ein Wochengewinn von mehr als einem Prozent. Anleger hatten Mut gefasst, weil viele asiatische Konjunkturdaten und steigende Rohstoffpreise auf eine Erholung hindeuten. Gedämpft wird die Stimmung allerdings durch Trump, der die heimische Wirtschaft mit protektionistischen Maßnahmen fördern will.

In Tokio ging der Nikkei mit einem Minus von 0,6 Prozent aus dem Handel. Dort trug auch der stärkere Yen zu den Verlusten bei, der für die exportorientierte japanische Wirtschaft eher als belastend empfunden wird. Bei den Einzelwerten standen Papiere des strauchelnden Mischkonzerns Toshiba im Mittelpunkt. Sie gaben um mehr als neun Prozent nach, weil die Ratingagentur S&P vor einer weiteren Herabstufung der Bonitätsnote warnte. Schon jetzt werden die Anleihen des Unternehmens als Ramsch eingestuft.

Für die Sharp-Aktie ging es in Tokio derweil um 2,8 Prozent nach oben. Das Elektronik-Unternehmen hatte angekündigt, dass der Verlust im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich niedriger als bislang gedacht ausfallen wird, nachdem Verträge mit Rohmaterialzulieferern neu verhandelt wurden und deswegen die Kosten sinken werden.

In Seoul drückten Kursverluste beim Indexschwergewicht Samsung den Kospi leicht ins Minus. Die Samsung-Aktie verlor 0,4 Prozent, nachdem der Erbe und inoffizielle Chef des Samsung-Konzerns, Lee Jae Yong, im Zuge neuer Vorwürfe im Korruptionsskandal um die entmachtete südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye inhaftiert worden war.

Derweil sind in Südkorea die Tage der Reederei Hanjin Shipping an der Börse endgültig gezählt. Ein Seouler Gericht hat das ehemals siebtgrößte Schifffahrtsunternehmen der Welt endgültig für zahlungsunfähig erklärt und angeordnet, es innerhalb von fünf Monaten zu liquidieren. Die Börse teilte darauf mit, dass die bereits vom Handel ausgesetzte Aktie von der Börse genommen wird.

Devisen: Dollar-Fall abgebremst

Der Dollar kann einen kleinen Teil des unlängst verlorenen Terrains wiedergewinnen. Zuletzt hatten die politischen Unsicherheiten in den USA die heimische Währung belastet. Nun fällt der Euro leicht auf 1,0646 Dollar nach einem Tageshoch bei rund 1,0680 Dollar. 

Doch wie die Commerzbank anmerkt, ist die Dollar-Stärke in den vergangenen Tagen spürbar unter Druck geraten. Die Analysten verweisen auf die "chaotischen" Zustände in der US-Administration, die zunehmend zur Belastung für den Dollar zu werden drohten. 

Insgesamt sprachen Marktbeobachter von einem impulsarmen Handel vor dem Wochenende. Im Tagesverlauf stehen nur wenige Konjunkturdaten auf dem Programm. Am Nachmittag könnte allerdings ein Indikator zur Stimmungslage in der US-Wirtschaft noch einmal für neue Impulse am Devisenmarkt sorgen.

Rohstoffe: Ölpreis kommt zurück

Am Ölmarkt blieb es volatil. Im Verlauf drehten die Ölpreise knapp ins Plus. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI gewann 0,1 Prozent auf 53,40 Dollar, Brent schloss 0,3 Prozent fester bei 55,81 Dollar. Erstmals seit drei Wochen verbuchte der Ölmarkt auf Wochensicht Verluste. Einerseits waren die Reserven in den USA kräftig gewachsen, andererseits setzten viele Teilnehmer auf weitere Förderbeschränkungen des Erdölkartells Opec.

Sollten diese zu Preissteigerungen führen, ist wieder mit einem Anschwellen der US-Produktion und damit einer möglichen Neutralisierung bei den Preisen zu rechnen. Diese legte im Wochenverlauf tatsächlich weiter zu. Denn die Anzahl der in den USA aktiven Ölförderanlagen war die fünfte Woche in Folge gestiegen auf den höchsten Stand seit 16 Monaten, wie Daten des Öldienstleisters Baker Hughes vom Freitag zeigten.

Die Vorsicht der Anleger und die Suche nach Sicherheit spiegelte sich auch am Gold- und Rentenmarkt. Der Goldpreis rückte um weitere 0,2 Prozent vor auf 1.242 Dollar je Feinunze. Bei den zehnjährigen Anleihen drückten steigende Notierungen die Renditen um drei Basispunkte auf 2,42 Prozent.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/DJ/rts/dpa

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