Marktberichte

Hiobsbotschaften belasten Markt Dax macht Schritt zurück

Die heißen Tage an der Börse sind zumindest unterbrochen. Mehrere Gewinnwarnungen verderben die Sommerlaune.

Die heißen Tage an der Börse sind zumindest unterbrochen. Mehrere Gewinnwarnungen verderben die Sommerlaune.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Aktienmarkt leidet unter den Konjunkturtiteln. Nachdem aus drei Branchen düstere Nachrichten kommen, wird das Vorzeichen schnell rot. Dabei können dann auch gute Quartalszahlen anderer Unternehmen wenig ausrichten. Nach neuerlichen Spekulationen über ein baldiges Ende der Fed-Anleihekäufe kommen zudem von den US-Börsen keine ermunternden Signale.

Der deutsche Aktienmarkt macht einen kräftigen Schritt zurück. Nach lange zögerlichem Pendeln zwischen den Vorzeichen weitete der Markt nach Öffnung der US-Börsen im Minus seine Verluste aus. Letztlich verlor der Leitindex Dax 1,2 Prozent auf 8300 Zähler. Der MDax legt gab 0,3 Prozent auf 14.604 Punkte nach. Der TecDax schloss fast unverändert bei 1010 Stellen. Der EuroStoxx 50 sank 0,7 Prozent auf 2789 Punkte.

In den USA brachte nach dem Präsidenten der Fed in Dallas, Richard Fisher, mit Dennis Lockhart ein weiterer Notenbanker eine Absenkung der Bondkäufe durch die Fed bereits Anfang September ins Spiel gebracht. Die Wende in der Geldpolitik hänge jedoch unverändert von der Entwicklung der US-Konjunktur ab, sagte er.

"Es fällt auf, dass die Abgaben an der Wall Street und auch an den anderen europäischen Börsen deutlich moderater sind als in Frankfurt." Investoren schienen also vor allem Dax-Positionen zu räumen. Das wiederum sei angesichts der Hiobsbotschaften von Lanxess, Salzgitter und K + S - drei ausgewiesen konjunkturzyklische Branchen - keine Überraschung. "Der Dax ist deutlich zyklischer als alle anderen westeuropäischen Indizes und erst recht zyklischer als der Dow Jones Index und der S&P-500", sagte der Händler.

"Bei 8.300 Punkten lagen Stop-Loss-Kurse im Dax-Future. Mit dem Unterschreiten dieser Marke sind die Umsätze angesprungen", sagte ein weiterer Marktteilnehmer. Der Dax-Future habe nun das Gap vom Donnerstag bei 8.306,5 Punkten und der Kassa-Dax das ebenfalls vom Donnerstag stammende Gap bei 8.296 Punkten geschlossen. Nach drei "Verkaufswellen" in den vergangenen zwei Handelsstunden stabilisiere sich der DAX nun knapp unter 8.300 Punkten.

Industrie zieht Großaufträge an Land

Den Handelstag über hatten Gewinnzahlen und Gewinnwarnungen einer eindeutigen Richtung im Weg gestanden. Für ein kurzes Aufbäumen sorgten solide Konjunkturdaten aus dem kriselnden Italien sowie ein überraschend starker Auftragseingang der deutschen Industrie.

Die italienische Wirtschaft schrumpfte im Frühjahr um 0,2 Prozent im Vergleich dem Vorquartal - weniger als erwartet. Zudem legte die Industrieproduktion im Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu - allerdings auch weniger als erwartet. Der Anstieg ist laut Analystin Annalisa Piazza von Newedge "die erste aufeinanderfolgende positive Lesung seit Ende 2011". Die BIP-Daten legten nahe, dass die italienische Wirtschaft im ersten Halbjahr einen Boden ausgebildet habe.

In Deutschland haben die Industrieunternehmen im Juni weitaus mehr Aufträge als erwartet bekommen. Obwohl die Pariser Luftfahrtmesse dabei eine tragende Rolle spielte, sehen Volkswirte von den Daten doch die jüngsten Anstiege der Konjunkturfrühindikatoren bestätigt. Das sind gute Vorzeichen für ein anhaltendes, wenn auch nicht gerade dynamischen Wirtschaftswachstum.

K+S kassieren Prognose

Im Dax suchen K+S weiter den Boden. Vorerst büßten die Papiere 8,1 Prozent ein und kosten nunmehr noch 15,92 Euro. Nach den Meldungen der vergangenen Tage und dem freien Fall kassierte das Unternehmen nun seine Prognose für dieses und das kommende Jahr. Händler sprachen allerdings von Vollzugsmeldungen. Das Großprojekt in Kanada zur Erschließung einer neuen Kalimiene will das Unternehmen trotz der angespannten Lage nicht aufgeben.

Zuvor hatten die Experten der WGZ Bank aber kein so trübes Bild gemalt wie offenbar etliche Anleger. Sie halten den von Uralkali prognostizierten Kalipreis für zu gering. Da zudem ein Großteil der Unsicherheit in das aktuelle Kursniveau eingepreist sein dürfte, werde die Aktie weiter zum Kauf empfohlen mit einem Ziel von 22 Euro.

Munich Re verloren 5,4 Prozent auf 144,40 Euro ein. Von einer ungewohnt negativen Überraschung sprachen Händler angesichts der Zahlen. "Das Thema Hochwasser war eigentlich als nicht so schlimm abgehakt worden und dann so etwas". Die Fluts chäden seien höher ausgefallen als erwartet und hätten zu einer höher als erwarteten Schaden-Kosten-Quote geführt.

Lanxess sanken um 4,3 Prozent auf 44,47 Euro gehandelt. Nachdem das zweite Quartal für Lanxess schlecht gelaufen ist, muss sich das Unternehmen bescheidenere Ziele stecken.

Versorger leiden unter Abstufung

Versorger gerieten durch weitere Abstufungen unter Druck. "Man merkt immer mehr, dass das überstürzte Konzept der Energiewende als gescheitert angesehen wird", sagt ein Händler: "Die neuen Energien gleichen die kommenden Verluste und Abschreibungen durch Atom-Ausstieg und Müll-Lagerung nicht aus". Daher richte sich die Präferenz der Anleger immer mehr auf französische Versorger. RWE fielen um 5,3 Prozent und Eon verbilligten sich 4,2 Prozent. Die Citigroup hatte die Kursziele beider Titel gesenkt. Die UBS sieht die Gefahr von Prognosesenkungen und Dividendenkürzung.

Merck sinken um 2,3 Prozent auf 123,25 Euro. Zwar legte das Unternehmen ordentliche Zahlen vor. Doch nach Ansicht der LBBW lief nicht alles rund. So habe das wichtige Krebsmedikament Erbitux die Erwartungen nicht erfüllt. Analyst Timo Kürschner führt dies auf ein schwaches organisches Wachstum sowie negative Währungseffekte zurück. Auch bei Consumer Healthcare ging es mit den Umsätzen nach unten.

Salzgitter-Gewinnwarnung belastet Branche

Die wenigen Gewinner werden SAP angeführt, die 0,7 Prozent auf 57,07 Euro zulegen. Die Deutsche Post, die nach starken Zahlen lange die an der Spitze standen, retteten sich mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent auf 21,35 Euro ins Ziel. Die DZ Bank spricht von soliden Zweitquartalszahlen. Der Umsatz sei wie erwartet ausgefallen, das operative Ergebnis (Ebit) habe die Prognosen sogar um zwölf Prozent übertroffen. Das Unternehmen sei gut aufgestellt und biete langfristig attraktive Perspektiven.

In der zweiten Reihe gerieten Salzgitter nach einer Gewinnwarnung ins Taumeln. Am Ende des Tages steht ein Minus von 12,2 Prozent auf 25,27 Euro. Wegen verschiedener Baustellen im Konzern hat Salzgitter zum zweiten Mal in wenigen Monaten seine Ergebnisprognose gekappt. "Das ist eine heftige Warnung, wenn man sich die Konsensschätzungen und früheren Unternehmensaussagen ansieht", sagte ein Händler. Die Warnung belastete auch andere Stahlwerte wie ThyssenKrupp. In den Sog geraten auch Aktien der Hamburger Kupferschmelze Aurubis, an der Salzgitter mit 25 Prozent beteiligt ist. Sie ermäßigten sich um 6,2 Prozent. Aareal Bank verbilligten sich um 4,1 Prozent.

Sky hat die schwarze Null vor Augen

Am anderen verteuerten sich Sky um 6,6 Prozent auf 6,57 Euro. Der Bezahlsender arbeitet sich mit wachsenden Abo-Zahlen weiter aus der Verlustzone. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen schrieb der Konzern auch im zweiten Quartal erneut schwarze Zahlen und verbuchte ein operatives Ergebnis von knapp 37 Millionen Euro. Unter dem Strich reicht es wie erwartet zwar nicht für ein positives Ergebnis. Allerdings hat Sky mit Verlusten von 900.000 Euro zwischen April und Juni dies nur knapp verfehlt. TAG Immobilien kletterten um 2,3 Prozent. Deutsche Wohnen stiegen um 1,6 Prozent.

Im TecDax beendeten Suess Microtech den Tag 4,2 Prozent schwächer. QSC fielen um 3,2 Prozent. Dagegen erlebten Xing ein wahres Kursfeuerwerk. Die Papiere erhöhten sich um 12,4 Prozent auf 63,11 Euro an. Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz des sozialen Netzwerks um 15 Prozent auf fast 21 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente Xing mit 2,7 Millionen Euro 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Insgesamt zählt das Unternehmen inzwischen mehr als 6,5 Millionen Mitglieder im deutschsprachigen Raum - weltweit waren es Ende Juni rund 13,5 Millionen. Laut Xing-Chef Thomas Vollmoeller stehen "die Zeichen für uns auf Wachstum".

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen