Marktberichte

Italien, Spanien, Trump Dax steht wilde Woche bevor

Analysten erwarten, dass dem Dax eine unruhige Woche bevorsteht.

Analysten erwarten, dass dem Dax eine unruhige Woche bevorsteht.

(Foto: REUTERS)

Dem Dax steht in der neuen Woche eine weitere Achterbahnfahrt bevor. Daran ändert auch nichts, dass es in Italien nun doch eine reguläre Regierung gibt.

Ein drohender Handelskrieg wegen neuer US-Importzölle dürfte dem Dax einen ungemütlichen Start in den Juni bescheren. Die gelassene Reaktion der Anleger auf die am Freitag in Kraft getretenen US-Strafzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte könnte sich als wenig dauerhaft erweisen. "Die Lage spitzt sich zweifelsohne zu. Sollte es tatsächlich zu einem massiven Handelskrieg kommen, sind die Tage der steigenden Kurse an den wichtigsten Aktienmärkten gezählt", fürchtet Guido Schäfers im aktuellen Bernecker-Börsenbrief "Termin-Börse".

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Eine solche Eskalation ist durchaus denkbar, da die EU Vergeltungsmaßnahmen angekündigt hat. Daraufhin könnte US-Präsident Donald Trump zusätzliche Branchen wie die exportstarke deutsche Autoindustrie mit höheren Abgaben belegen. Entsprechend dürften in der neuen Woche vor allem die Aktien der hiesigen Autohersteller und -zulieferer im Fokus stehen.

Zudem sorgt Italien weiter für Gesprächsstoff. Die Regierungsbildung sorgte für etwas Erleichterung an den Märkten, da eine Verfassungskrise abgewendet wurde. Doch die Regierung aus europakritischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechtspopulistischer Lega wird von Analysten skeptisch gesehen.

Die geplanten höheren Staatsausgaben der neuen Regierung könnten die Europäische Union vor große Herausforderungen stellen, so Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axitrader. Im Kabinett ist als Europaminister zudem der ausgewiesene Euro-Gegner Paolo Savona vertreten. Gegen dessen Nominierung für das Schlüsselressort Wirtschaft und Finanzen hatte Staatspräsident Sergio Mattarella zuvor sein Veto eingelegt.

"Die Hoffnung der Marktteilnehmer ruht nun darauf, dass sich die Euroskeptiker mit der Regierungsverantwortung soweit abarbeiten, dass sie die Zustimmung in der Bevölkerung verlieren", meint Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Sie verweist auf Umfragen, denen zufolge eine große Mehrheit der Italiener für den Verbleib im Euroraum ist. Diese Hoffnung sei zwar nicht unbegründet, doch "die Tage europäischer Entspanntheit dürften erst einmal vorüber sein". Von einer Entspannung der Lage könne daher keine Rede sein.

"Zur Entwarnung besteht kein Anlass", so auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Zwar ist der Wechsel in der Besetzung des Finanzministeriums ein weiteres Indiz dafür, dass die neue Regierung nicht auf einen schnellen Ausstieg aus dem Euro abzielt. Dies ändert aber nichts daran, dass sie gegenüber Brüssel einen Konfrontationskurs verfolgen wird. Denn das Regierungsprogramm mit seinen kostspieligen Vorhaben wie deutlichen Steuersenkungen, einer weitgehenden Rücknahme der letzten Rentenreform und einem Grundeinkommen für Arbeitslose gilt unverändert."

Spanien bekommt neue Regierung

Auch Spanien steht im Fokus der Anleger, wo der spanische Ministerpräsidenten Mariano Rajoy gestürzt wurde. Sein Nachfolger ist Sozialistenchef Pedro Sánchez, der das Votum initiiert und genügend Abgeordnete der anderen Oppositionsparteien auf seine Seite gebracht hatte. Damit scheinen Neuwahlen vom Tisch und die politische Stabilität wiederhergestellt, was dem Madrider Aktienindex Ibex 35 zusätzlich Auftrieb gegeben hatte, wie Analyst David Madden vom Broker CMC Markets schreibt.

Abzuwarten bleibe, ob es Sánchez gelinge, eine handlungsfähige Regierung auf die Beine zu stellen.Das Parteienbündnis, das die Abwahl Rajoys unterstützte, hat allerdings kein gemeinsames politisches Konzept. Es wird erwartet, dass Sanchez sein neues Amt am Montag antreten und sein Kabinett bilden wird. Unklar ist, wie lange Sanchez Partei PSOE die sich abzeichnende Minderheitsregierung führen will.

Bei den Konjunkturdaten steht die neue Woche im Zeichen der Auftragseingänge. Den Anfang machen am Montag diejenigen für langlebige US-Güter. Es folgen die Bestellungen der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (Mittwoch) sowie der gesamten Industrie (Donnerstag). Am Dienstag stehen die europäischen Einzelhandelumsätze auf dem Terminplan.

Unternehmensseitig wird es mit dem Auslaufen der Bilanzsaison ruhiger. Am Mittwoch lädt die Lkw-Sparte von Daimler zum Kapitalmarkt-Tag. Hauptversammlungen stehen ebenfalls nur vereinzelt an. Im Auge behalten Anleger die Deutsche Bank, deren Aktien am Donnerstag mit 9,16 Euro den niedrigsten Schlusstand aller Zeiten markiert hatten. Auslöser war ein Bericht, demzufolge die US-Notenbank (Fed) das US-Geschäft des Instituts schon vor einem Jahr als "in schwierigem Zustand" eingestuft hatte. "Die Nachrichten zeigen, dass die Deutsche Bank von den US-Behörden enorm unter Druck gesetzt wird", sagte Branchenanalyst Thomas Hallett vom Investmenthaus Keefe, Bruyette & Woods. Zudem senkte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Bonitätsnote der Bank.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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