Marktberichte

Gute Laune an der Börse Dax setzt Rekordjagd fort

(Foto: REUTERS)

Der Frankfurter Aktienmarkt erwischt einen guten Wochenstart. Technische Faktoren stützen genauso wie das Ergebnis bei den Parlamentswahlen in Frankreich.

Nach dem klaren Sieg des Lagers von Präsident Emmanuel Macron bei den Parlamentswahlen in Frankreich ist der Dax wieder in Richtung der 13.000-Punkte-Marke marschiert. Der Dax legte 1 Prozent auf 12.888 Zähler zu und ist damit nicht weit von seinem bisherigen Rekordhoch entfernt. Aus technischer Sicht trifft der Dax zwischen 12.840 Punkten und dem Jahreshoch bei 12.921 Punkten auf eine gestaffelte Widerstandszone. Eine Unterstützung sehen Marktanalysten bei 12.620 Punkten.

Auch die anderen Indizes präsentierten sich zu Wochenbeginn freundlich: Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann 1,1 Prozent auf 25.531 Punkte, und der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 0,9 Prozent auf 2297 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1 Prozent auf 3581 Punkte hoch.

"Macron muss jetzt liefern"

"Nun schöpfen die Marktteilnehmer wieder neue Hoffnung für die europäische Idee", sagte Investmentanalyst Frank Klumpp von der LBBW. Macrons Partei La Republique en Marche und ihre Verbündeten hatten bei den Wahlen am Sonntag die absolute Mehrheit gewonnen. "Macron wird einen unglaublich großen Spielraum haben, seine nationale Reformagenda voranzutreiben", sagte Elliot Hentov, Analyst bei State Street Global Adivsors. Zum einen dürften die Reformen zu einer Ankurbelung der Investitionen und des Produktivitätswachstums in Frankreich führen, und zum anderen die Grundlage für gewagtere Reformen der Eurozone bilden, sagt Hentov. "Inländische französische Aktien, insbesondere aus den Sektoren Baugewerbe, Infrastruktur und Banken, dürften von Macrons geplanten Wirtschaftsreformen profitieren", so Allianz Global Investors.

"Macron muss jetzt liefern und das Land reformieren. Mit einer absoluten Mehrheit gibt es keine Ausreden und Entschuldigungen", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Chef-Volkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank zufolge hat Frankreich nun die Chance, in einer Dekade die stärkste Volkswirtschaft der Eurozone zu werden.

Französische Staatsanleihen waren begehrt, ihre Renditen fielen im Gegenzug auf den tiefsten Stand seit mehreren Wochen. "Die politischen Risiken sind wieder in den Hintergrund getreten", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Allerdings rückt nun Großbritannien in den Fokus, die Austrittsverhandlungen des Landes mit der Europäischen Union haben begonnen. Der Brexit-Minister David Davis und EU-Unterhändler Michel Barnier kamen dafür in in Brüssel zusammen.

Die Analysten von Sentix warnen derweil vor einer zu großen Risikobereitschaft der Anleger. Die Bereitschaft steige, in Kleinstwerte zu investieren in der Hoffnung auf Kursgewinne. In der Vergangenheit war eine hohe Risikofreude oftmals ein Vorbote für nahende Korrekturen, heißt es.

Eon im Plus

Eine Studie der US-Investmentbank Morgan Stanley trieb die Aktien von Eon und RWE in unterschiedliche Richtungen. Während die Empfehlung des Analysten Nicholas Ashworth die Eon-Papiere mit zwischenzeitlich bis zu 2,5 Prozent Kursplus auf das höchste Niveau seit August 2016 trieb, setzen bei RWE nach einem Hoch seit zwei Jahren Gewinnmitnahmen ein.

Ashworth hält ihre Bewertung nach der Rally im bisherigen Jahresverlauf inzwischen für ambitioniert. Immerhin waren die RWE-Anteile mit gut 70 Prozent Kursplus bisher mit Abstand bester Dax-Wert 2017. Der Analyst rät nun allerdings, sich auf Eon zu konzentrieren und stufte sie entsprechend auf "Overweight" hoch, während er RWE abstufte. Bei Eon sieht er insbesondere Überraschungspotenzial bei den Dividenden. Eon-Aktien sind bislang 2017 mit plus 32 Prozent nicht einmal halb so stark gelaufen wie RWE.

Zu den MDax-Favoriten gehörten die Titel von Airbus, die um 2,4 Prozent anzogen. Laut einem Pressebericht kann der Luftfahrt- und Rüstungskonzern auf einen rund fünf Milliarden US-Dollar schweren Auftrag aus Peru hoffen. Der Billigflieger Viva Air Peru wolle rund 30 Flugzeuge vom Typ A320neo und 15 Jets vom Typ A320ceo bestellen, hieß es. Derzeit leidet Airbus darunter, dass sein Flaggschiff A380 kaum noch gefragt ist. Daher will das Unternehmen durch den Anbau riesiger, abgeknickter Flügelenden den Treibstoffverbrauch des weltgrößten Passagierjets spürbar verringern.

Im Kleinwerte-Index SDax standen Rocket Internet wegen des geplanten Börsengangs seiner wichtigsten Beteiligung Delivery Hero im Blick. Die Papiere legten um 2,4 Prozent zu. Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero, an dem Rocket rund 35 Prozent hält, peilt bei seinem Börsengang ein Gesamtvolumen von bis zu fast einer Milliarde Euro an. Platziert werden sollen bis zu rund 39 Millionen Aktien für einen Preis zwischen 22,00 und 25,50 Euro. Die Papiere sollen erstmals am 30. Juni gehandelt werden.

Für vergleichsweise wenig Bewegung bei den betroffenen Werten sorgte die einzige Änderung in der Zusammensetzung der Dax-Familie, die am heutigen Montag in Kraft trat: Im SDax ersetzt das Immobilienunternehmen Grand City Properties die Online-Lotterie Zeal Network.

Die Abwicklung des Verfalltages der Terminmärkte am Freitag sorgte für Eindeckungskäufe in einigen Branchen. Vor allem in Banken sei dies zu spüren, hieß es im Handel. So legten CS Group um 4 Prozent, Deutsche Bank 2,5 Prozent, Societe Generale 1,4 Prozent und BNP Paribas 2,2 Prozent zu. Ob dieser positive Trend nachhaltig sei, sei daher zweifelhaft, meinten Händler. Allerdings könnten französische Aktien nach der Macron-Wahl noch länger favorisiert werden.

Bei den Autowerten waren französische Aktien gefragt: Valeo gewannen 1,4 Prozent und Peugeot 0,7 Prozent. Auf Erholungskurs gingen auch die Rohstoffaktien und Stahlwerte. Arcelormittal legten 2,8 Prozent zu, Thyssenkrupp um 2,5 Prozent.

Philips sprangen um 6,3 Prozent nach oben. "Der Markt setzt darauf, dass Daniel Loeb mit seinem Investment-Vehikel Third Point derzeit eine Position aufbaut", sagte ein Marktteilnehmer. Anschließend könnte Loeb dann Philips "aktivistisch" mitgestalten.

Derweil setzten die Aktien von United Internet ihre jüngste Rally mit dem höchsten Stand seit Ende 2015 fort. Mit einem Plus bis zu 2,3 Prozent auf 50,52 Euro näherte sich das Papier des TecDax-Schwergewichts dem Rekordhoch von 51,94 Euro aus dem Dezember 2015. Im Verlauf bröckelten die Gewinne wieder etwas. Das Papier lag aber immer noch deutlich im Plus über der Marke von 50 Euro.

Die United-Internet-Anteile befinden sich seit der Ankündigung der Übernahme des Konkurrenten Drillisch Mitte Mai im Höhenflug. Seitdem legte der Börsenwert um fast 1,6 Milliarden Euro oder knapp ein Fünftel auf 10,3 Milliarden Euro zu - zudem floss in der Zeit noch die Dividende von insgesamt 160 Millionen Euro. Einer der Hauptnutznießer ist Unternehmensgründer und Vorstandschef Ralph Dommermuth, der 40 Prozent der Anteile hält.

Kurstreiber am Montag war eine positive Studie der Investmentbank Barclays, deren Experte Maurice Patrick das Kursziel auf 70 Euro erhöhte.

US-Börsen: Dow auf Rekordniveau

Die Wall Street ist freundlich in die neue Woche gestartet. Anleger griffen vor allem bei Technologiewerten zu. Beide Sektoren hatten zuletzt noch deutlich Federn gelassen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann 0,3 Prozent auf 21.442 Punkte und erreichte damit ein Rekordhoch. Der breiter gefasste S&P 500 stieg 0,4 Prozent auf 2442 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq kletterte 0,7 Prozent auf 6197 Stellen.

Angeführt wurde die Erholung von den zuletzt unter Druck stehenden Technologiewerten, die schon in Asien eine deutliche Erholung verzeichnet haben. Aktien von Apple und Amazon gewannen 1,4 und 1,2 Prozent. Die Aktie der Google-Mutter Alphabet zeigte sich 1,5 Prozent höher

An ihrem ersten Handelstag an der Nasdaq lagen die Aktien von Altaba 3,3 Prozent fester. Dahinter verbirgt sich die Holdinggesellschaft des früheren Internetpioniers Yahoo. Dessen Kerngeschäft hatte der Telekomkonzern Verizon übernommen. Altaba besteht daher im wesentlichen noch aus den Beteiligungen am chinesischen Amazon-Rivalen Alibaba und an Yahoo Japan.

Eine Personalie trieb die Aktie des Pharmakonzerns Valeant um 4,4 Prozent nach oben. John Paulson, dessen Hedgefonds Paulson & Co mit einem Anteil von 5,6 Prozent größter Einzelaktionär von Valeant ist, wird in den Board des Unternehmens aufgenommen.

Seattle Genetics brachen dagegen um 8 Prozent ein. Das Unternehmen hat die Erprobung eines Leukämie-Medikaments wegen der hohen Sterblichkeitsquote unter den Testpersonen eingestellt.

Das Rüstungs- und Elektronikunternehmen Raytheon hat den Zuschlag für einen lukrativen Auftrag der US-Regierung erhalten. Das Department of Homeland Security lässt für eine Milliarde Dollar unter anderem die Domain .gov schützen. Die Raytheon-Aktie gewann 0,4 Prozent.

Wichtige Konjunkturdaten standen nicht auf der Agenda. Umso mehr Aufmerksamkeit kam den Aussagen eines US-Notenbankers zuteil: William Dudley, Präsident der New Yorker Fed und in diesem Jahr stimmberechtigt im Offenmarktausschuss der US-Notenbank, hatte sich noch vor Börsenbeginn bei einem Auftritt in Pittsburgh zuversichtlich zu Lage und Aussichten der US-Wirtschaft geäußert. Auch redete er einer strafferen Geldpolitik das Wort: Mit dem Verzicht auf Zinserhöhungen würde die Fed eine Rezession riskieren, weil sie dann möglicherweise in der Zukunft überstürzt regieren müsse, sagte er sinngemäß. Dudley zeigte sich überdies zuversichtlich, dass der US-Kongress Erleichterungen für kleinere Banken beschließen werde. Das könnte die Aktien des Sektors stützen.

Devisen: Kaum Bewegung beim Pfund

Der Blick der Devisenanleger richtete sich vor allem nach Großbritannien. In Brüssel hatten am Vormittag die Austrittsverhandlungen des Landes mit der Europäischen Union begonnen. Das Pfund Sterling zog um 0,2 Prozent auf 1,2795 Dollar an. Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtman sieht allerdings kein großes Aufwärtspotenzial für die Währung. "Ich befürchte, es wird ziemlich schnell klar werden, wie schwierig diese Verhandlungen werden. Und dann erst beginnt die eigentlich riskante Phase für die britische Währung."

Die Zeit bei den Verhandlungen über die Zusammenarbeit Großbritanniens mit den EU-Ländern drängt, Ende März 2019 scheidet das Land aus dem Staatenverbund aus. Die britische Premierministerin Theresa May strebt einen klaren Bruch mit der EU an und will aus dem gemeinsamen Binnenmarkt austreten. Das Risiko, dass Großbritannien am Ende ohne Abkommen mit der EU dastehe, sei nicht zu unterschätzen, warnen Experten der Bank Barclays. "Das Pfund dürfte daher unter Druck bleiben."

Der Kurs des Euro ist gesunken. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 1,1173 US-Dollar gehandelt und damit unter dem Niveau im frühen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1199 (Freitag: 1,1167) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8929 (0,8955) Euro.

US-Notenbanker Dudley hatte durch seine Äußerungen dem Dollar etwas Auftrieb gegeben. In den kommenden Tagen werden sich noch weitere US-Währungshüter zu Wort melden. Laut Leuchtmann ist allerdings fraglich, ob davon neue Impulse für den Devisenmarkt ausgehen werden.

Der erwartete Wahlsieg der Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron am Wochenende hatte dem Euro zum Wochenbeginn keine nennenswerten Impulse gegeben. Marktbewegende Konjunkturdaten in der Eurozone und den USA standen nicht im Kalender. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87518 (0,87453) britische Pfund, 124,26 (124,33) japanische Yen und 1,0870 (1,0885) Schweizer Franken fest

Rohstoffe: Gold billiger

Der Goldpreis fiel zurück. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,4 Prozent auf 1248 Dollar. Dudley habe jene Erwartungen befeuert, die die US-Notenbank vergangene Woche geweckt hatte, hießt es. Die Fed hatte im Anschluss an ihre Zinssitzung am Mittwoch für dieses Jahr noch mindestens eine weitere Zinserhöhung signalisiert. Für Gold, das selbst keine Zinsen abwirft, wäre das negativ. Analysten halten das Verlustpotenzial des Goldpreises jedoch für relativ gering. Sie verweisen auf die mit vielen Unwägbarkeiten behafteten Verhandlungen über den Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Diese dürften dem Edelmetall einigen Zulauf verschaffen.

Der festere Dollar bremste die Erholung der Ölpreise. Etwas Unterstützung kam zwar von Aussagen des saudischen Energieministers Khalid al-Falih, der von einem weltweiten Rückgang der Ölbestände berichtet hatte. Beobachter meinten jedoch, dass das nach wie vor bestehende Überangebot dem Preisanstieg enge Grenze setzen dürfte. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI zeigte sich kaum 0,2 Prozent höher bei 44,85 Dollar.

Asien: Freundliche Tendenz

Nach guten Vorgaben der US-Börsen hat sich zu Beginn der neuen Börsenwoche in Ostasien eine freundliche Tendenz durchgesetzt. Die auf dem erreichten Rekordniveau widerstandsfähige Wall Street lasse die Anleger risikofreudiger agieren, hieß es.

"Grundsätzlich bleibt das Umfeld für den Risikoappetit der Anleger ziemlich günstig", sagte Asien-Spezialist Khoon Goo von der Australia and New Zealand Banking Group in Singapur. Nachdem die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed nicht mehr im Raum stehe, richte sich die Aufmerksamkeit an den asiatischen Märkten auf die Frage, ob sich die wirtschaftliche Erholung fortsetze. Die Anleger setzten unter anderem darauf, dass es an der Wall Street auch wieder aufwärtsgehen werde, ergänzte Analyst Yutaka Miura vom Broker Mizuho Securities.

Der Nikkei-Index in Tokio eroberte in diesem Umfeld die 20.000er Marke zurück, er gewann 0,6 Prozent auf 20.066 Punkte. Angetrieben wurde er von gut ausgefallenen Handelsbilanzdaten, vor allem starken Exporten. Sie machten im Mai einen Satz um fast 15 Prozent nach oben im Jahresvergleich. Zwar hatten Ökonomen noch mehr erwartet, gleichwohl war es der stärkste Anstieg seit Januar 2015. Dass die Importe noch stärker wuchsen und deswegen ein Handelsbilanzdefizit entstand, sei im Mai nicht ungewöhnlich. Wegen der sogenannten Goldenen Woche in diesem Monat würden die Daten mitunter verzerrt, heißt es.

Am stärksten stieg der Index in Hongkong und zwar um 0,9 Prozent. In Shanghai ging es um 0,7 Prozent nach oben auf 3144 Punkte. Händler machen für die gute Stimmung gleich mehrere Faktoren verantwortlich: Zum einen seien die Immobilienpreise in China im Mai um 9,7 Prozent erneut kräftig gestiegen, was für eine robuste Branchenentwicklung spreche. Zum anderen habe die chinesische Notenbank dem Bankensystem des Landes nach einer Geldspritze am Freitag zu Wochenbeginn erneut Liquidität zugeführt. Hinzu komme die Spekulation, dass der Indexbetreiber MSCI am Dienstag chinesische Aktien in seine viel beachteten Aktienindizes aufnehmen könnte.

Zuletzt hatte sich MSCI dreimal dagegen entschieden und dies unter anderem mit weiter bestehenden Kapitalverkehrskontrollen Chinas begründet. Sollten chinesische Aktien in die Schwellenländer-Indizes von MSCI Eingang finden, würden bei Fonds, die sich an diesen Indizes orientieren, Eindeckungsbedarf mit Aktien aus China entstehen.

Quelle: ntv.de, jga/mbo/rts/dpa/DJ

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