Marktberichte

Unsicherer Feierabend in New York Dax schließt knapp unter 10.000

Bedenklicher Stillstand: Ohne klares Signal von der Fed will sich an der Nyse keiner so recht bewegen.

Bedenklicher Stillstand: Ohne klares Signal von der Fed will sich an der Nyse keiner so recht bewegen.

(Foto: imago/UPI Photo)

Vier Tage nach dem EZB- und zwei Tage vor dem Fed-Entscheid setzt der deutsche Aktienmarkt seine Aufwärtsbewegung fort. Der Dax wagt sich sogar kurzzeitig über die magische Marke. In den USA endet der Börsenhandel dagegen unentschieden.

Die neue Welle billigen EZB-Geldes hat den Dax zu Wochenbeginn zeitweise über die Marke von 10.000-Punkten gehievt. Der deutsche Leitindex klettert kurz nach Handelsbeginn um 2,1 Prozent auf 10.039 Zähler. Zuletzt hatte der Leitindex Mitte Januar im fünfstelligen Bereich notiert. Aus Sicht von Jochen Stanzl, Analyst bei CMC Markets, sind in den nächsten Tagen auch 10.500 Punkte drin. Die Experten der Postbank stellen mit Blick auf die jüngste Kursrally fest: Die Anleger fänden nun offenbar doch Gefallen an dem Maßnahmenpaket der EZB und kehrten an den Markt zurück, heißt es. Allerdings kann der Dax diesen großen Zugewinn nicht lange halten und bewegt sich danach - wenn auch nur knapp - durchweg unterhalb der 10.000er Marke.

In diesem Zusammenhang verweisen Händler auf Nachholbedarf gegenüber den Kreditmärkten auf der Aktienseite. "Risk-On ist angesagt", sagt ein Marktteilnehmer. An den Kreditmärkten sind die Spreads am Morgen auf neue Jahrestiefststände gesunken. "Der Rückgang der Risikoaversion könnte sich noch auf die Aktien übertragen", sagt ein anderer Händler. Dann sollte der Dax Richtung 10.500 Punkte steigen und der Euro-Stoxx auf gut 3200 Punkte, ergänzt er. Die Korrelation sei in diesem Jahr bisher hoch gewesen.

Der Dax geht um 1,6 Prozent nach oben und schließt bei 9990 Punkten. Der MDax legt um 1,2 Prozent auf 20.055 Zähler zu. Der TecDax verzeichnet ein Plus von 1,6 Prozent und weist 1645 Punkte auf.

Keine Fed-Zinserhöhung erwartet 

Allerdings sind nicht alle Marktexperten davon überzeugt, dass der Frankfurter Leitindex seinen Durchmarsch fortsetzt. Da die Notenbanken Japans, der USA und Großbritanniens in den kommenden Tagen über ihre Geldpolitik beraten, dürften sich viele Anleger sicher mit größeren Engagements zurückhalten, sagt ein Börsianer. Vor allem der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch sorgt unter den Investoren für Gesprächsstoff.

Die Analysten der Essener Nationalbank gehen davon aus, dass sich die Notenbanker zurückhalten. "Obwohl es in letzter Zeit kaum noch negative Nachrichten von der US-Wirtschaft gab, (...) wird sich die Fed kaum zu einem weiteren Zinsschritt hinreißen lassen", schreiben sie in einem Kommentar. "Nach der Tagung der EZB ist vor der Tagung des FOMC", heißt es von Dirk Gojny, Anleihestratege der National Bank, mit Blick auf die US-Notenbank. Auch er erwartet kurzfristig keine weitere Leitzinserhöhung in den USA. Die Fed-Fund-Futures preisen eine Anhebung der Leitzinsen in dieser Woche nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 4 Prozent ein. Am Ende der Woche steht dann der große Verfalltermin am Terminmarkt an. Am Dienstag trifft sich die Bank of Japan, am Mittwoch steht das Ergebnis der US-Notenbank an und am Donnerstag tritt die Bank of England zusammen.

Konjunkturdaten sind am Montag dünn gesät. Positiv am Markt kommt die Entwicklung der Industrie in der Eurozone an. Sie verzeichnet im Januar das stärkste Produktionsplus seit September 2009. Die Betriebe in den 19 Staaten der Währungsunion stellten im Januar 2,1 Prozent mehr her als Ende 2015 und übertrafen damit leicht die Erwartungen der Finanzmärkte, wie Eurostat mitteilte. Im November (minus 0,2 Prozent) und Dezember (minus 0,5 Prozent) hatte es noch Rückgänge gegeben. Umfragen hatten zuletzt ergeben, dass der Aufschwung in der Industrie der Eurozone an Tempo verliert.

Kein Störfeuer durch Landtagswahlen

Für Diskussionsstoff sorgten zunächst die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, die die politische Landschaft in Deutschland ordentlich durcheinander gewirbelt haben. Für CDU und SPD sind die Ergebnisse eine schmerzhafte Schlappe, die AfD feiert hingegen einen großen Triumph. "Es ist ein schwerer Rückschlag für Bundeskanzlerin Merkel", heißt es von Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank. Das Ergebnis ihrer Partei sei wesentlich hinter den Umfragen zurückgeblieben. Den Einfluss auf die Bundestagswahlen im kommenden Jahr stuft er dagegen als begrenzt ein.

Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, macht Merkels Politik für das starke Abschneiden der AfD bei den Landtagswahlen verantwortlich. "Unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise hat sich in Deutschland mit der AfD eine neue konservative Partei etabliert, die einen dramatischen Stimmenzuwachs erzielen konnte", erklärte Sinn. "Angela Merkel hat die CDU in den letzten Jahren so weit nach links geführt, dass rechts von ihr ein erhebliches Wählerpotenzial für die AfD frei wurde." Das richtige Rezept sah der Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstitutes bei der CSU. "Hätte die CDU die Politik ihrer Schwesterpartei CSU übernommen oder wäre die CSU in den drei Bundesländern wählbar gewesen, dann hätte es zu diesem Erfolg nicht kommen können", meinte Sinn.

Dax: Autowerte gehen nach Analystenkommentar hoch

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz 73,81

Unter den Einzelwerten im Dax stechen nach einem positiven Analystenkommentar die Autoaktien heraus. Volkswagen gewinnen 1,7 Prozent und Daimler 1,8 Prozent. BMW und Continental verteuern sich um 1,9 beziehungsweise 1,6 Prozent. Der europäische Branchenindex habe in den vergangenen zwölf Monaten unter anderem wegen Konjunktursorgen und des VW-Abgasskandals ordentlich Federn lassen müssen, schreiben die Analysten von Kepler Cheuvreux in einem Kommentar. Bislang sei die Nachfrage in Europa jedoch besser als erwartet ausgefallen und der Absatz in den USA wie auch China behaupte sich recht gut. Die Experten setzen Daimler und Continental hoch auf "Buy" von "Hold" und BMW auf "Hold" von "Reduce". Der europäische Autoindex hat in den vergangenen zwölf Monaten knapp 27 Prozent an Wert eingebüßt.

Im Plus präsentieren sich auch die Finanzwerte, die bereits in den vergangenen Handelstagen kräftig zugelegt hatten. Deutsche Bank steigen um 1,0 Prozent. Das Geldinstitut hat für knapp zwei Milliarden Euro eigene Anleihen zurückgekauft und dabei einen kleinen Gewinn eingefahren. Im ersten Quartal sei daraus ein positiver Ergebnisbeitrag von rund 55 Millionen Euro zu erwarten, teilt der Konzern mit. Commerzbank legen 0,3 Prozent zu. Bei den Versicherern legen Allianz 1,1 Prozent und Munich Re 2,8 Prozent zu.

Im Technologiebereich steigen Siemens um 2,3 Prozent. Deutsche Telekom notieren 0,9 Prozent fester. Die Bonner wollen den Anleihemarkt anzapfen. Der Konzern kündigt eine Euro-Anleihe mit einer vier-, einer sieben- und einer zwölfjährigen Tranche an, nannte aber keine Details. Die Anleihe diene der "allgemeinen Liquiditätsvorsorge". Die Netto-Finanzverbindlichkeiten des Dax-Schwergewichts erhöhten sich durch diese Anleihe nicht.

MDax: Salzgitter-Papiere gefragt

Im MDax greifen die Investoren dank eines Großauftrags bei Salzgitter zu. Die Aktien des Stahlkonzerns klettern um 5,8 Prozent auf 24,96 Euro und sind damit so teuer wie seit knapp vier Monaten nicht mehr. Das Joint Venture von Salzgitter mit der Dillinger Hütte, Europipe, soll in großem Stil Stahlrohre für den Bau der Ostsee-Gas-Pipeline Nord Stream 2 liefern. Einige Analysten sehen in der Aktie nun Aufwärtspotenzial. Viele Investoren seien skeptisch gewesen, ob Salzgitter tatsächlich an den Großauftrag komme - die Nachricht sollte daher besonders positiv aufgenommen werden, prognostizierten die Analysten der UBS.

Im TecDax gewinnen Drägerwerk 7,2 Prozent. Inmitten eines durchwachsenen Zahlenbündels zum vierten Quartal 2015 mit einem herben Ebit-Rückgang aufgrund von Restrukturierungsaufwendungen streicht Independent Research (IR) das Nettoergebnis bei Lübecker Gerätehersteller positiv heraus. Dies habe sich zwar rückläufig entwickelt, die hauseigenen Erwartungen jedoch deutlich übertroffen, heißt es. Insgesamt habe das Medizintechnikunternehmen zudem seine eigene Zielsetzung erreicht.

USA: New York schließt ohne klaren Trend

Wenig verändert sind die US-Börsen zu Wochenbeginn aus dem Handel gegangen. Trotz positiver Vorgaben aus Europa und Asien mussten Anleger an der Wall Street streckenweise mit Verlusten in die neue Woche ziehen, ehe sich die Anleger im späten Geschäft sehr zaghaft aus der Deckung wagten.

Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsschluss 0,1 Prozent fester bei 17.229 Punkten. Der S&P-500 sank um 0,1 Prozent zurück auf 2019 Zähler. Der Nasdaq-Composite schloss kaum verändert bei 4750 Punkten, was einem hauchdünnen Plus von 0,04 Prozent entspricht.

Hinweis: In den USA hat am vergangenen Wochenende die Sommerzeit begonnen. Der Handel an den US-Börsen endete damit aus europäischer Sicht eine Stunde früher als gewohnt.

Marktbeobachter begründeten die Zurückhaltung an Wall Street mit der bevorstehenden Sitzung der US-Notenbank, die am Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekanntgeben wird. In der laufenden Woche tagen überdies die Bank of Japan, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank.

An den Märkten wird nicht mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet, doch sehen viele Teilnehmer Spielraum für höhere Zinsen in den kommenden Monaten. Anzeichen einer anziehenden Teuerung, ein starker Arbeitsmarkt und die sich beruhigenden Märkte gäben hierfür die Möglichkeit, heißt es. "Die Anleger positionieren sich allmählich für eine straffere Geldpolitik der Fed", sagt Anthony Cronin von Societe Generale.

Bruce Bittles, Chief Investment Strategist bei R.W. Baird & Co, merkte an, die Fed erhöhe selten die Zinsen, solange noch nicht wirklich jeder damit rechne. Er nehme an, dass die Notenbank die Märkte auf mindestens eine Zinserhöhung in diesem Jahr vorbereite und in ihrem Begleitkommentar entsprechende Andeutungen machen werde. Andere Teilnehmer zeigten sich vorsichtiger. "Vor kurzem haben die Märkte die nächste Zinserhöhung erst für September eingepreist, aber selbst dies nur mit einer winzigen Mehrheit", sagte etwa Analyst Craig Erlam von Oanda. Die US-Notenbank hatte im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen angehoben. Seitdem sind wegen der Marktturbulenzen die Erwartungen an einen weiter straffen Kurs gesunken.

Bei den Einzelwerten standen Aktien aus der Hotelbranche im Blick: In den geplanten Zusammenschluss der Hotelketten Marriott und Starwood mischt sich ein Dritter ein. Ein von der chinesischen Anbang Insurance Group angeführtes Konsortium legte ein Übernahmeangebot für Starwood Hotels & Resorts Worldwide vor. Die Offerte lautet auf 76 US-Dollar pro ausstehender Aktie oder 12,8 Milliarden Dollar. Marriott International bietet 12,2 Milliarden Dollar und teilte mit, an dem Deal festhalten zu wollen. Starwood stiegen um 7,8 Prozent, Marriott um 3 Prozent.

Der Kurs des Elektrofahrzeugherstellers Tesla rückte nach einem positiven Analystenkommentar um 3,7 Prozent vor. Die Investmentbank Baird hatte die Aktie auf "Outperform" von "Neutral" hochgestuft und das Kursziel auf 300 von 230 Dollar erhöht.

Die Aktien von Johnson & Johnson (J&J) schlossen kaum verändert, obwohl Goldman Sachs nicht mehr zum Verkauf der Aktie rät. Die Analysten haben J&J auf "Neutral" hochgestuft und das Kursziel auf 112 von 102 Dollar erhöht.

Asien: Chinas schwache Konjunkturdaten sind nur Randnotiz

Nikkei
Nikkei 40.369,44

Auch die asiatischen Aktienmärkte in setzen ihre jüngste Aufwärtsbewegung fort. Damit legen die Börsen der Region nach zuletzt vier Handelswochen in Folge mit Kursgewinnen weiter zu. Spitzenreiter ist der Aktienmarkt in Shanghai, wo Kursaufschläge bei den Immobilienwerten den Shanghai Composite um 1,8 Prozent auf 2.860 Punkte nach oben treiben. In Hongkong steigt der Hang-Seng-Index um 1,2 Prozent auf 20.435 Zähler. Erneut schwache Konjunkturdaten aus China werden von den Investoren weitgehend ausgeblendet. In Japan schieben die Kursgewinne bei Banken- und Versicherungswerten den Nikkei-225-Index um 1,7 Prozent auf 17.234 Punkte nach oben.

Die chinesische Wirtschaft sendet weiter beunruhigende Signale aus. So haben Überkapazitäten und eine schwächelnde Nachfrage dafür gesorgt, dass sowohl die chinesische Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze in den ersten beiden Monaten des Jahres hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Für gute Stimmung sorgen Werte aus dem Immobiliensektor. Das größte chinesische Immobilienunternehmen China Vanke hat angekündigt, Teile der Shenzhen Metro Group zu übernehmen.

In Tokio stützten weiter die erneuten Lockerungsmaßnahmen der EZB. Die Frage sei nun, ob mit der Sitzung der Bank of Japan (BoJ) in dieser Woche das positive Momentum eine Fortsetzung erfahre, hieß es von einem Teilnehmer. Nur wenige Marktteilnehmer rechnen allerdings mit einem großen Paket an weiteren Lockerungsmaßnahmen durch die BoJ, nachdem diese auf ihrer Sitzung im Januar überraschend negative Zinsen eingeführt und für Einlagen bei der Zentralbank einen Strafzins von 0,1 Prozent verhängt hatte. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda spielte die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen in der vergangenen Woche herunter.

Rohstoffe: Ölpreise gehen wieder runter

Die schwindende Aussicht auf eine Deckelung der Fördermengen schickt die Ölpreise auf Talfahrt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligt sich am Abend um 3,0 Prozent auf 39,16 US-Dollar. Der Preis für das Fass der US-Leichtölsorte WTI geht um 3,7 Prozent auf 38,57 Dollar runter.

Der Iran will sich nach Aussagen des Ölminister Bidschan Sanganeh erst an entsprechenden Gesprächen der Förderländer beteiligen, wenn die eigene Produktion wieder die Marke von vier Millionen Barrel pro Tag erreicht hat. Aktuell liegt sie Opec-Insidern zufolge bei knapp drei Millionen Barrel. Das Land kehrt nach der Aufhebung der westlichen Wirtschaftssanktionen gerade erst als Erdöl-Lieferant auf den Weltmarkt zurück.

Der Ölpreis habe seine Talsohle zwar erreicht, schrieben die Analysten der US-Bank Morgan Stanley. Wegen der schwächelnden Nachfrage und der weltweiten Überproduktion könne aber nicht mit baldigen deutlichen Preissteigerungen gerechnet werden. Derzeit drängen täglich ein bis zwei Millionen Barrel Rohöl mehr auf den Markt als benötigt werden.

Abwärts geht es auch mit dem Goldpreis. Die Feinunze notiert am späten Nachmittag bei 1243 Dollar und fällt damit im Vergleich zum Freitagabend um 0,6 Prozent.

Devisen: Euro unter 1,11 US-Dollar

Der Kurs des Euro gibt nach, er bewegt sich am Abend um die Marke von 1,11 US-Dollar herum. Die Gemeinschaftswährung wird zuletzt bei 1,1101 Dollar gehandelt und liegt damit 0,6 Prozent tiefer als am Freitagabend. ING geht davon aus, dass der Euro in dieser Woche wieder auf 1,10 Euro fällt. Die Analysten begründen dies mit einer entschlosseneren Politik der Fed und soliden US-Inflationsdaten.

Die EZB setzte den Referenzkurs am Montag auf 1,1119 (Freitag: 1,1090) Dollar fest. Der Dollar kostet damit 0,8994 (0,9017) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die Notenbank die Referenzkurse für einen Euro auf 0,77428 (0,77595) britische Pfund, 126,36 (126,17) japanische Yen und 1,0969 (1,0948) Schweizer Franken fest.

Quelle: ntv.de, wne/kst/DJ/rts/dpa

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