Marktberichte

Verregneter Juni-Start an der Börse Dax schließt klar im Minus

Juni-Handel an der Frankfurter Börse: Der Dax startet schwach, bäumt sich am Nachmmittag auf und ... geht mit Verlusten in den Feierabend.

Juni-Handel an der Frankfurter Börse: Der Dax startet schwach, bäumt sich am Nachmmittag auf und ... geht mit Verlusten in den Feierabend.

(Foto: REUTERS)

Der erste Handelstag im neuen Monat endet am deutschen Aktienmarkt mit durchwachsenen Aussichten: Neuesten Daten zufolge erholt sich die US-Wirtschaft langsamer als erwartet. Der deutsche Leitindex geht mit einem deutlichen Minus in den Abend.

Schwache Konjunktursignale aus den USA haben die Stimmung am deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn belastet. Der Leitindex Dax wechselte nur vorübergehend in die Gewinnzone, nur um am Abend 0,76 Prozent tiefer bei 8285,80 Punkten aus dem Handel zu gehen. Auch die Nebenwerte-Indizes gaben nach: Der MDax sank um 1,01 Prozent auf 13.950,97 Punkte. Der TecDax schloss 1,02 Prozent tiefer bei 955,05 Punkten.

Nach dem schwachen Wochenauftakt vom Morgen lösten sich Anleger am Nachmittag zeitweise aus dem Griff schwacher Vorgaben: Der deutsche Leitindex drang deutlich sogar bis in die Gewinnzone vor. Börsianern zufolge nutzten Anleger die jüngsten Rücksetzer zu einem Einstieg. Zudem hätten Aussagen eines US-Notenbankmitglieds geholfen. Auch positive europäische Einkaufsmanager-Indizes hätten nach einem schwachen Börsenauftakt für Entspannung gesorgt. Bis zum Abend hielt der Auftrieb nicht vor.

Beherrschendes Thema am Nachmittag waren die Konjunkturdaten aus den USA: Die Stimmung in der US-Industrie hatte sich im Mai überraschend eingetrübt und signalisiert jetzt eine wirtschaftliche Abschwächung. Zudem hatte der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für Deutschland für 2013 auf 0,3 Prozent zurückgefahren. "Aktuell überwiegt an der Börse wieder der konjunkturelle Moll-Faktor", sagte Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank. Im Mai hatten schwache Konjunkturdaten noch oft die Hoffnung bestärkt, dass die US-Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik festhält und damit den Aktienmarkt stützt.

In einem insgesamt unsicheren Umfeld gefragt waren vor allem die Aktien von Fresenius: Sie verteuerten sich als stärkster Wert im Dax um 1,5 Prozent. Ebenfalls fester schlossen die Aktien der Merck KGaA mit plus 0,8 Prozent. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern verbuchte mit seinem Krebsmittel Erbitux einen Erfolg: In einem Vergleichstest mit dem Konkurrenz-Produkt Avastin von Roche schnitt Erbitux laut einer klinischen Studie bei fortgeschrittenem Darmkrebs besser ab. BASF zogen 0,7 Prozent an. Deutsche Börse gewannen knapp 0,5 Prozent: Der Börsenbetreiber hatte im Mai höhere Wertpapierumsätze verzeichnet.

Bei der Lufthansa sorgten Aussagen des Branchenverbands IATA, der für die Fluggesellschaften 2013 weltweit einen Gewinn von 12,7 Mrd. US-Dollar oder rund 9,75 Mrd. Euro erwartet, für Kursgewinne von 0,5 Prozent. Knapp in der Gewinnzone endete der Tag auch für Henkel: Die Aktien des Konsumgüterherstellers schlossen 0,05 Prozent fester.

Für die übrigen 24 Dax-Mitglieder ging es zu Wochenbeginn nach unten: Bei den Versicherern lastete die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands auf den Kursen: Die Aktien von Munich Re büßten am Dax-Ende 2,6 Prozent ein. Die Papiere von Hannover Rück verbilligten sich im MDax um 3,3 Prozent.

Im SDax sackten die schon zuletzt gebeutelten Aktien von IVG Immobilien mit minus 17,2 Prozent ans Index-Ende. Die Gläubiger des ums Überleben kämpfenden Immobilienkonzerns müssen sich im Zuge einer massiven Schuldenreduzierung in den kommenden Wochen auf harte Einschnitte einstellen.

Auch europaweit gaben die Börsen nach: Der Eurostoxx50 schloss mit minus 0,79 Prozent bei 2747,74 Punkten. Verluste in ähnlicher Größenordnung verbuchten die Börsen in Paris und London. In den USA hingegen gewann der Dow Jones Industrial 0,26 Prozent.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,17 Prozent am Vortag auf 1,23 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,36 Prozent auf 134,14 Punkte. Der Bund Future verlor 0,08 Prozent auf 143,62 Punkte. Der Kurs des Euro stieg und notierte zuletzt bei 1,3089 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs gegen Mittag noch auf 1,3008 (Freitag: 1,3006) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7688 (0,7689) Euro.

Steigende Nervosität

Widersprüchliche Konjunkturdaten aus China und die anhaltende Diskussion um die US-Geldpolitik hatten am Morgen Unruhe im europäischen Aktienhandel ausgelöst. Die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, stiegen am Morgen in der Spitze um jeweils knapp 11 Prozent. Der VDax markierte dabei mit 21,55 Punkten den höchsten Stand seit Anfang November 2011. Dax und Eurostoxx50, auf denen VDax und VStoxx basieren, gaben in den Spitzen jeweils bis zu 1,4 Prozent nach.

Insgesamt denken die Investoren Beobachtern zufolge derzeit verstärkt darüber nach, ob und wann die Federal Reserve (Fed) den Ausstieg aus ihren milliardenschweren Unterstützungsprogrammen einleiten wird. Noch ist unklar, wie ein solcher Exit ohne größere Verwerfungen an den Märkten gestaltet werden kann. Mit erheblichen Umschichtungen wäre wohl zu rechnen. Die Geldschwemme der Notenbanken weltweit hatte in den vergangenen Monaten eine ungewöhnlich kräftige Aufwärtsbewegung an den europäischen, amerikanischen und japanischen Märkten entfacht.

Mittlerweile scheint sich die Kraft dieses Auftriebs abzuschwächen. Die japanische Börse ging zu Wochenbeginn erneut stark geschwächt aus dem Handel. Der Leitindex Nikkei verlor 3,7 Prozent auf 13261 Zähler, den tiefsten Stand seit mehr als sechs Wochen. Der Shanghai-Composite in China rückte dagegen um 0,3 Prozent vor.

"Die Unklarheiten über die weitere Geldpolitik der Fed führt zu einem Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten", meinte Mitul Kotecha von der Credit Agricole. Die Wall Street war am Freitag mit noch deutlicheren Verlusten aus dem Handel gegangen. Viele Anleger wollten ihre Positionen zum Monatsende bereinigen. Zudem sorgten Spekulationen über eine baldige Straffung der US-Geldpolitik für Ernüchterung.

Auf Wochensicht ist sicherlich der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag das wichtigste Ereignis. Neben Inflationsdaten ist die Lage am Arbeitsmarkt die wichtigste Entscheidungsgrundlage für die Geldpolitik der US-Notenbank. Der Bericht dürfte daher nach Einschätzung der Credit Agricole die Richtung an den Finanzmärkten für die kommenden Wochen vorgeben.

Daten aus China skizzieren ein düsteres Bild: Der offizielle Einkaufsmanager-Index, der bereits am Samstag veröffentlicht wurde, war zuvor derweil im Mai mit 50,8 Punkten etwas besser als erwartet ausgefallen, setzt an den Finanzmärkten jedoch kaum Akzente. Laut Nomura ist der Index aufgrund einer neuen Berechnungsmethode nur schwer vergleichbar. Die Analysten wollen daher zunächst die nächsten Datenreihen abwarten, um sich ein genaueres Bild von der chinesischen Wirtschaft zu machen. Nomura geht weiter von einer Abschwächung des chinesischen Wachstums im zweiten Quartal auf 7,5 Prozent aus bzw 7,3 Prozent im zweiten Halbjahr. Unterdessen ist der von der HSBC ermittelte Einkaufsmanagerindex für Chinas verarbeitendes Gewerbe auf 49,2 von 50,4 gefallen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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