Marktberichte

Jenseits der 6000 Punkte Dax schließt in neuen Höhen

Der erste Handelstag nach Weihnachten lässt sich sehen: Erstmals seit September 2008 geht der Dax wieder mit einem Schlusskurs jenseits der Marke von 6000 Punkten in den Feierabend. Die freundliche Atmosphäre verteilt sich jedoch nicht gleichmäßig über den deutschen Aktienmarkt. Hinter der ersten Reihe tauchen warnende Minuszeichen auf.

Steiler Auftakt, geringe Umsätze, kurzer Rücksetzer und Schluss: Der Dax bei seinem Durchbruch kurz nach Weihnachten.

Steiler Auftakt, geringe Umsätze, kurzer Rücksetzer und Schluss: Der Dax bei seinem Durchbruch kurz nach Weihnachten.

(Foto: REUTERS)

Bei geringen Umsätze konnte der Leitindex sein frühes Tageshoch von 6011,28 Punkten nicht bis Handelsschluss behaupten. Mit 6002 Punkten ging der Dax allerdings noch 0,76 Prozent höher aus dem Handel. Der MDax rettete ein Plus von 0,14 Prozent auf 7483 Punkte ins Ziel. Der TecDax drehte ins Minus und schloss 0,82 Prozent tiefer bei 806 Zählern.

Im Dax wie im EuroStoxx waren die Versorgerwerte gesucht. Im Dax führten die Aktien von Eon mit einem Plus von 1,8 Prozent die Gewinnerliste an. In Paris lagen GDF Suez mit 1,8 Prozent ebenfalls ganz vorne. Zudem waren einige Stahlwerte gesucht, da die Branche im Falle einer Konjunkturerholung als erste profitieren dürfte. Die Aktien von Branchenführer ArcelorMittal stiegen um 2,4 Prozent, während ThyssenKrupp und Salzgitter je etwa ein Prozent gewannen. Auch Siemens zählten mit einem Plus von 1,8 Prozent zu den größten Gewinnern.

Die Aktien von Infineon stiegen um 1,3 Prozent auf 3,84 Euro. Der Chiphersteller hat einen Rechtsstreit mit seinem US-Konkurrenten Fairchild Semiconductor über die Verletzung von Patentrechten beigelegt. Infineon-Aktien waren damit über weite Strecken des Handels an der Dax-Spitze gestanden.

Nach dem versuchten Terroranschlag in den USA liefen dagegen Luftfahrt-Aktien wie die der Lufthansa und Fraport wie von Händlern erwartet der Marktentwicklung hinterher. Lufthansa-Papiere gaben um 0,17 Prozent nach auf 11,935 Euro, Fraport büßten im MDax 0,34 Prozent auf 35,50 Euro ein.

Die seit kurz vor Weihnachten im Dax gelisteten VW-Vorzüge legten 1,4 Prozent zu. MAN-Aktien verloren nach Aussagen des Vorstandschefs des schwedischen Lkw-Herstellers Scania, Leif Östling, 1,23 Prozent auf 53,81 Euro. Der Manager sieht kaum Möglichkeiten, bei einer Allianz mit dem Münchner Konkurrenten kurzfristig Milliarden einzusparen. "Bei einer Fusion von MAN und Scania ist es derzeit unrealistisch, Synergien von einer Milliarde Euro oder gar nur 500 Mio. Euro zu erreichen", sagte Östling der "Welt am Sonntag". Einem Händler zufolge klingen die Aussagen des Scania-Chefs sehr viel vorsichtiger als die Schätzungen einiger Analysten, die ein hohes Synergiepotenzial sähen.

Aktien der Merck KGaA verbilligten sich nach einem Interview um 0,49 Prozent auf 64,59 Euro. Demnach prüft der Pharma- und Chemiekonzern Akquisitionen für das Kerngeschäft.

Im TecDax ragten Centrotherm und Nordex mit Gewinnen heraus. Papiere des auf Solarenergie spezialisierten Anlagenbauers verteuerten sich um moderate 0,25 Prozent auf 43,99 Euro. Anteile von Nordex, des Spezialisten für Windkraftanlagen, legten sogar um 1,64 Prozent auf 10,52 Euro zu. Am Wochenende hatte das "Handelsblatt" berichtet, dass Deutschland das für 2010 gesteckte Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch bereits übertroffen habe.

Der Fahrplan bis Silvester

Die Bilanz von 2009, das an der Börse als Krisenjahr angekündigt worden war, kann sich nach Ansicht vieler Beobachter durchaus sehen lassen: Rund 25 Prozent hat der Dax gegenüber seinem Vorjahresschluss gutgemacht. Zum Jahrestief von 3588 Punkte, das er im März erreicht hatte, hat sich der Index sogar um über 65 Prozent abgesetzt. "2009 war bei weitem kein so miserables Jahr, wie viele prognostiziert hatten", sagte ein Händler. Auch der EuroStoxx50 der größten Börsenwerte aus der Euro-Zone erreichte am Montag nach Weihnachten mit 2984 Zählern ein 15-Monats-Hoch. Auslöser der Kursgewinne waren die guten Vorgaben aus Asien. In New York notierten die großen Indizes zum Handelsschluss in Europa etwa 0,2 Prozent höher.

Händler in Frankfurt beklagten allerdings die extrem geringen Umsätze, was auch mit einem Feiertag in London zu tun hatte. Doch selbst wenn die Londoner Börse am Dienstag wieder geöffnet hat, dürfte sich kaum jemand an den verbleibenden Handelstagen aus der Deckung trauen, erklärten Händler. So wird in Deutschland nur noch am Dienstag den ganzen Tag gehandelt, am Mittwoch schließt der Xetra-Handel um 14.00 Uhr, und an Silvester bleibt die Frankfurter Börse ganz geschlossen.

Das Handelsvolumen fiel im Dax am Montag auf ein Jahrestief von 38 Mio. Aktien oder 1,1 Mrd. Euro. Am letzten Handelstag vor den Weihnachtsfeiertagen hatte der Börsenbetreiber noch ein Handelsvolumen von 60 Mio. Aktien oder 1,6 Mrd. Euro verzeichnet.

Für 2010 sind die meisten Börsianer zuversichtlich. Viele großen Investoren hätten 2009 den Anstieg verpasst und würden voraussichtlich im ersten Quartal ihre Aktienquoten aufstocken, sagte ein Händler. Nächstes Ziel sei die Marke von 6200 Punkten. Vor der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers hatte der Dax bei 6234 Punkten gestanden.

Bewegung am Rentenmarkt

Einige Börsianer wollten den 6000 Punkten beim Dax nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Viele Marktteilnehmer sind in den Winterferien und die aktuelle Kursentwicklung geht auf "Window-Dressing"-Maßnahmen zurück", sagte ein Händler. Dabei kaufen Fonds-Manager zuvor gut gelaufene Werte, um diese zum Jahresende in ihren Depots zu haben.

Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank sagte indes: "Die Psychologie hat gesiegt. Die endlich erreichte 6000-Marke ist ein deutlich positives Stimmungssignal." Natürlich sei auch "Window Dressing" im Spiel. "Dennoch ist das Ganze auch ein Signal an das nächste Jahr: Man will noch weiter nach oben."

Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere deutlich auf 2,99 (Vortag: 2,91) Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,28 Prozent auf 124,12 Punkte. Der Bund Future fiel um 0,36 Prozent auf 121,45 Punkte.

Der Referenzkurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4405 (Mittwoch: 1,4276) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6942 (0,7005) Euro.

Konjunkturdaten aus Japan

Die steigende Auslandsnachfrage und heimischen Konjunkturprogramme haben die japanische Industrie im November angeschoben. Die Unternehmen erhöhten ihre Produktion um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das war der stärkste Anstieg seit einem halben Jahr und bereits der neunte in Folge, wie die Regierung am Montag in Tokio mitteilte.

Eine so lange Positivserie hat es seit über zwölf Jahren nicht mehr gegeben. Allerdings hatte die Industrie um den Jahreswechsel wegen der weltweiten Finanzkrise auch viel schwerere Einbrüche erlitten als die der USA und der Euro-Zone.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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