Marktberichte

Börsianer feiern Dax schließt auf Rekordhoch

Champagnerlaune auf dem deutschen Aktienparkett: Steigende Kurse bei Konjunktur- und Finanztiteln treiben den Leitindex Dax auf den höchsten Stand seiner Geschichte. Kräftige Kursgewinne bei konjunktursensiblen Aktien und Titeln aus der Finanzbranche treiben den Index nach oben. Doch ungetrübt ist die Laune nicht.

Dax
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Beinahe sechs Jahre hat es gedauert, nun ist es soweit: Das Allzeithoch des Dax bei 8151 Punkten vom Juli 2007 ist Geschichte. Die Rally der vergangenen Monate hat den Leitindex am Dienstag auf das heiß ersehnte Allzeithoch getrieben. Vor dem Dax hatten das jüngst schon der Dow-Jones-Index und der S&P 500 an der Wall Street geschafft.

Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Kursplus von 0,9 Prozent bei 8181,78 Punkten. Im Tagesverlauf war der Leitindex sogar kurz über die Marke von 8200 Punkten gestiegen. Für den MDax ging es um 0,7 Prozent rauf auf 13.788,20 Punkte. Der TecDax kletterte um 0,4 Prozent auf 935,92 Punkte.

"Das billige Geld ist wie Wasser - es sucht sich seinen Weg", kommentierte Aktienmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank die Hochstimmung an den Börsen.

Meilensteine des Dax

1. Juli 1988: Der Dax wird aus der Taufe gehoben. Basis der Berechnung ist der 30. Dezember 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten.

18. November 1996: Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt dramatisch zu.

7. März 2000: Der Dax erreicht ein Rekordhoch von 8136,16 Punkten. Händler begründen die Euphorie mit Fusionsfieber. Ein geplanter Zusammenschluss der Deutschen mit der Dresdner Bank scheitert aber.

12. März 2000: Auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie wird Infineon zu einem Emissionspreis von 35 Euro an den Anleger gebracht. Die Platzierung ist 33-fach überzeichnet. Beim Börsendebüt am nächsten Tag erreicht die Aktie in der Spitze knapp 85 Euro. Danach beginnt eine langjährige Abwärtsbewegung des deutschen Aktienmarktes, die von den Anschlägen in New York und Washington am 11. September 2001 verschärft wird.

12. März 2003: Der Dax rutscht unter 2200 Punkte und notiert damit so tief wie zuletzt im November 1995. Mit der Erholung der Weltwirtschaft in den Folgejahren wächst auch das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.

1. Juni 2007: Erstmals seit März 2000 steigt der Dax wieder über 8000 Punkte.

13. Juli 2007: Mit 8151 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein. Trotz erster Bankenpleiten und Not-Eingriffen der Europäischen Zentralbank am Geldmarkt steht der Dax zu Beginn des Krisenjahres 2008 wieder über 8000 Zählern. Doch ab dann geht es bergab.

15. Januar 2008: Der Absturz der damals im Dax gelisteten Aktien des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate um 35 Prozent leitet die Talfahrt des Leitindex ein.

9. März 2009: Die Krise der Banken hat Tribut gefordert: 56 Prozent hat der Dax seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Mit 3588 Punkten erreicht er zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch nur wenige Tage später wirft die US-Notebank Fed die Notenpresse an. Von nun an geht es bergauf. Anfang Mai 2011 steht der Dax schon wieder bei 7500 Punkten.

8. März 2013: Der Dax notiert erstmals seit dem 2. Januar 2008 wieder über 8000 Zählern.

7. Mai 2013: Die anhaltende Flut frischen, billigen Notenbank-Geldes spült den Dax auf ein neues Rekordhoch. Auch an den US-Börsen notieren die wichtigen Indizes auf Rekordniveau.

Entscheidender Auslöser der globalen Rally ist die extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken: Die Bank of Japan hatte Anfang April ihre Geldschleusen weit geöffnet. Die amerikanische Fed hat signalisiert, der weltgrößten Volkswirtschaft noch lange unter die Arme zu greifen. Und die EZB wird nicht müde zu wiederholen, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun wird, um die Euro-Zone zu retten. Am Dienstag hat nun auch die australische Zentralbank den Leitzins auf ein Rekordtief gesenkt.

Die von den Zentralbanken verursachte niedrige Verzinsung an den Anleihe-Märkten hatte Investoren in den vergangenen Monaten in Anlagenot gebracht. Immer mehr setzten deshalb wieder auf Aktien und schoben so die Börsenrally an. Nach einer Durststrecke kamen zuletzt sogar wieder recht optimistisch stimmende Unternehmens-Bilanzen und Konjunkturdaten.

Zahlenreigen

Im Fokus standen am Dienstag Unternehmen mit Quartalsberichten. Allein im Dax legten Allianz, Munich Re und Commerzbank ihre Ergebnisse vor. Daneben stand die Zinspolitik im Blick: "Mario Draghi hat erneut sein ´was immer es braucht´-Mantra ausgerufen", hieß es bei den Analysten von IG. Er werde bei der lockeren Geldpolitik bleiben und ist bereit, sofort auf negative Daten zu reagieren. Auch Mitul Kotecha von der Credit Agricole betonte die Bedeutung der Billig-Zinsen als Kurstreiber: "Risikoassets vertrauen weiter darauf, dass die Zentralbanken zusätzlichen Treibstoff bereitstellen".

Rückenwind bekam der Markt auch von der heimischen Konjunktur: Im März hatte die Industrie wider Erwarten ein kräftiges Auftragsplus eingefahren. Sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland gingen deutlich mehr Bestellungen ein. Die Nachfrage aus der Eurozone war besonders stark. Die Bestellungen stiegen gegenüber dem Vormonat um 2,2 Prozent, während Volkswirte im Schnitt mit einem Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet hatten.

Wette auf die Konjunktur

Auf der Gewinnerliste standen vor allem jene Titel weit oben, die von einer positiven Konjunkturentwicklung besonders deutlich profitieren. An der Spitze kletterte der Chemie- und Pharmakonzern Merck um 4,6 Prozent. Dafür sorgte unter anderem ein positiver Kommentar von Analysten der Deutschen Bank, die die Papiere weiterhin zum Kauf empfehlen und das Kursziel von 127 auf 134 Euro anhoben.

Darüber hinaus waren auch Papiere von HeidelCement gefragt, die sich um 3,5 Prozent verteuerten, Lanxess gingen 1,4 Prozent stärker aus dem Handel, ThyssenKrupp kletterten um 1,5 Prozent.

Daneben gehörten vor allem Finanzaktien zu den Profiteuren des Tages. Für die Allianz ging es um 3,6 Prozent rauf, nachdem der Versicherungskonzern seinen Gewinn zum Jahresaufakt kräftig nach oben geschraubt hatte.

Commerzbank-Aktien legten um 2,6 Prozent zu - trotz roter Zahlen im ersten Quartal. Unterm Strich seien die Zahlen mehr oder weniger so erwartet worden, heißt es im Handel. Die Gewinnseite profitiere von einer unerwartet niedrigen Risikovorsorge und einem niedrigen Verwaltungsaufwand. Der Zinsüberschuss liege etwas unter, der Provisionsüberschuss etwas über den Erwartungen. Im Blick der Anleger steht Börsianern zufolge auch die bevorstehende Kapitalerhöhung. Deutsche Bank ziehen um 1,5 Prozent an.

Bei Lufthansa steht der Rückzug vom Rückzug Wolfgang Mayrhubers als Chef des Aufsichtsrats im Blick. Nachdem Mayrhuber am Montagmorgen überraschend seinen Rückzug als designierter Aufsichtsratsvorsitzender angekündigt hatte, soll er den Job nun doch übernehmen. Die Aktie erholte sich mit einem Plus von 1,3 Prozent vom Vortagesschreck.

Auf der übersichtlichen Verliererseite stachen Beiersdorf mit einem Kursminus von 1,5 Prozent hervor. Analysten von Morgan Stanley stuften ihre Einschätzung des europäischen Konsumsektors von "Overweight" auf "Underweight" herunter.

Gegen den Gesamttrend schwächer entwickelten sich auch Automobilaktien. Für BMW ging es um 0,5 Prozent runter, Daimler verloren 0,5 Prozent. Volkswagen schlossen dagegen 0,6 Prozent im Plus.

Gesunde Nebenwerte

Im MDax trieben gute Unternehmenszahlen den Kurs von Stada um 9,1 Prozent nach oben. Die Erlöse zogen um 8 Prozent an, in gleichem Maße zog auch das operative Ergebnis an.

Deutlich zulegen konnte auch Hochtief mit einem Plus von 5,9 Prozent. Deutschlands größter Baukonzern schlägt nach mehreren fehlgeschlagenen Anläufen seine Flughafen-Beteiligungen los.

Gildemeister gaben dagegen zeitweise mehr als 5 Prozent nach, stabilisierten sich bis Handelsschluss bei einem Minus von 2,2 Prozent. Ein rückläufiger Auftragseingang im ersten Quartal drückte die Kauflaune der Anleger. Der Werkzeugmaschinenhersteller will seine Eigenständigkeit mittelfristig aufgeben und streibt an, bis 2020 mit seinem japanischen Partner Mori Seiki zu fusionieren. Gemeinsam wären sie in einem sehr zersplitterten Markt der mit Abstand größte Anbieter.

Tagesverlierer der Nebenwerte waren nach Qartalszahlen ProSiebenSat.1 mit 3,3 Prozent Minus. "Die Zahlen sind gut ausgefallen, aber nicht gut genug, um die Aktie, die in den vergangenen Wochen sehr gut gelaufen ist, weiter nach oben zu treiben", sagte ein Händler.

In der Riege der Technologietitel sorgten SMA Solar dafür, dass der TecDax nicht ganz an die Entwicklung der anderen Auswahlindizes anknüpfen konnte. Die Papiere des Anbieters von so genannten Wechselrichtern gaben um 4,3 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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