Marktberichte

Börsenturbulenzen in Europa Dax sackt nach unten

Blick in den Frankfurter Handelssaal: Die Nervosität hinterlässt weiße Zacken an der Wand.

Blick in den Frankfurter Handelssaal: Die Nervosität hinterlässt weiße Zacken an der Wand.

(Foto: dpa)

Der IWF will Griechenland aufgeben, Bundeswirtschaftsminister Rösler hat es schon: Dementsprechend nervös sind die Aktienmärkte zum Wochenauftakt. Zudem gibt es neue Hiobsbotschaften aus Spanien, die Anleiherenditen klettern. Die Anleger ziehen sich aus den Aktienmärkten zurück. Alle 30 Dax-Werte schließen im Minus.

Neue Griechenland-Gerüchte: Hält die Eurozone zusammen?

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(Foto: dapd)

"Heute werden Anleger auf die Athener Börse und auf die Zinsen der Peripherie blicken und Aktien verkaufen." Diese Prognose eines Händlers erwies sich als richtig. Dabei verlor der Markt zwischendeutlich deutlich an Boden: Der Dax markierte ein Tagestief von 6371 Punkten, der MDax von 10.348 Zählern und der TecDax von 741 Stellen.

Zum Handelsende fing sich der Markt wieder etwas. Der deutsche Leitindex blieb mit einem Minus von 3,2 Prozent und einem Schlusskurs von 6419 Punkten in seinem charttechnischen Aufwärtstrendkanals um 6400 Zähler. "Die Korrektur war überraschend heftig, aber wenn es dem Markt gelingt, sich zu fangen, könnte der Montag schon der schwächste Tag der Börsenwoche gewesen sein", sagte ein Händler. Der MDax ging mit einem Minus von 3,5 Prozent und 10.427 Punkten aus dem Handel, der TecDax verbuchte einen Verlust von 3,0 Prozent und einen Schlussstand von 745 Zählern. Auch die US-Börsen konnten keinen positiven Impuls liefern: Dow und Co. gaben ab.

Dem "Spiegel" zufolge haben hochrangige Vertreter des Internationalen Währungsfonds der Brüsseler EU-Spitze mitgeteilt, dass der IWF nicht mehr bereit sei, weitere Gelder für die Griechenlandhilfe zur Verfügung zu stellen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zeigte sich "sehr skeptisch", ob die drohende Staatspleite für Griechenland noch abwendbar ist. Es sei wahrscheinlich, dass Griechenland seine Reformauflagen nicht erfüllen werde, sagte der FDP-Minister. Ein Austritt habe aber "längst seinen Schrecken verloren".

Das spanische Problem

Auch Spanien sorgte für negativen Gesprächsstoff. Nach Valencia will auch die autonome Region Murcia im Südosten Spaniens wegen ihrer hohen Schulden bei der Zentralregierung in Madrid Finanzhilfe beantragen. Medienberichten zufolge erwägen weitere 4 der insgesamt 17 autonomen Regionen Spaniens, Hilfe aus dem vor kurzem gegründeten staatlichen Rettungsfonds zu beantragen. Der Zeitung "El Pais" zufolge haben die spanischen Regionen einen Schuldenberg von 140 Mrd. Euro angehäuft, von dem 36 Mrd. Euro noch in diesem Jahr refinanziert werden müssen.

 Die Renditen der richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen stiegen auf bis zu 7,596 Prozent. Die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Regierung in Madrid trieben auch die Preise für Kreditausfall-Versicherungen (CDS) in die Höhe. Die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets spanischer Bonds kostete mit 630.000 Euro so viel wie noch nie.

"Was als spanische Bankenrettung begann, ähnelt immer stärker einer möglichen Staatsrettung", so ein Analystenkommentar.

Die Börse in Spanien gab in der Spitze um 3,6 Prozent nach, in Athen lag sie 2,8 Prozent im Minus. Der italienische Leitindex sackte 3 Prozent weg und notierte damit so schwach wie seit März 2009 nicht mehr. "Die Angst, dass eine Pleite Griechenlands auch Spanien und Italien mit in den Abgrund zieht, ist wieder da", sagte ein Händler. Laut der "Süddeutschen Zeitung" benötigt Athen wohl weitere Darlehen von bis zu 50 Mrd. Euro,

Banken im Abwärtssog

Die laufende Berichtssaison trat in den Hintergrund. Auf den Verkaufszetteln standen europaweit vor allem Finanztitel. Einige italienische Titel wie die UniCredit, Mediobanca oder die Intesa Sanpaolo wurden vorübergehend vom Handel ausgesetzt.

Größter Dax-Verlierer waren die Aktien der Finanzinstitute: Deutschen Bank sack8en 4,6 Prozent ab, Commerzbank 6,1 Prozent. Allianz verlieren 5,0 Prozent.

Alle 30 Werte schlossen leichter. Das geringste Minus wiesen K+S mit 2,0 Prozent auf. 3,3 Prozent schwächer tendierten Fresenius. Der Kurs wurde dabei zeitweise von einer Großübernahme in den USA gestützt. Mit der Akquisition der US-Firma Fenwal, die Geräte zur Gewinnung und Verarbeitung von Blut für Blutbanken und Krankenhäuser produziert, steigt die Fresenius-Tochter Kabi zum weltweit größten Anbieter von Blut-Transfusionstechnik auf. Der nun breitere Zugang zum US-Markt dürfte den Umsatz in die Höhe treiben, urteilen die Analysten von Silvia Quandt Research. Zudem sollte das Unternehmen durch Synergieeffekte Kosten einsparen können.

Im TecDax zogen gegen den allgemeinen Markttrend Solarworld und SMA Solar an. Solarworld verteuerten sich um 3,6 Prozent, Sma um 3,5 Prozent. Ausschlaggebend dafür war eine Kaufempfehlung von Equinet. Die Analysten gehen davon aus, dass SMA aufgrund der zuletzt großen Nachfrage nach Solaranlagen bei der Vorlage der Quartalszahlen positiv überraschen dürfte. Das Unternehmen lässt sich am 9. August in die Bücher schauen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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