Marktberichte

Wall Street mit Verlusten Dax rutscht nach Wackelpartie ins Minus

Kräftig durchgeschüttelt wurden die Finanzmärkte nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten.

Kräftig durchgeschüttelt wurden die Finanzmärkte nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dieses Jahr läuft es bisher nicht rund für den Dax. Die Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft lässt die Anleger ängstlich werden. Die Kurse sinken weiter, der deutsche Leitindex geht mit einem Verlust ins Wochenende - genau wie die Wall Street.

Eine rabenschwarze Börsenwoche ging für den Dax zu Ende, wie sie begonnen hat: mit Verlusten. Ein weiteres Minus von 1,1 Prozent ließ den deutschen Leitindex auf 9286 Punkte abrutschen. Auf Wochensicht bedeutet das ein Minus von 5,2 Prozent oder 512 Punkten. Seit Jahresbeginn sind es nun sogar 13,6 Prozent.

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Kräftig durchgeschüttelt wurden die Finanzmärkte nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten. Keine Klarheit brachten diese bezüglich der künftigen Geldpolitik der USA. Die Zahl der Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft wuchs im Januar um 151.000. Analysten hatten mit 190.000 neuen Jobs gerechnet. Die Daten seien weder Fisch noch Fleisch, so ein Händler. Die US-Arbeitslosenquote verringerte sich auf 4,9 Prozent, während hier eine Stagnation bei 5,0 Prozent erwartet worden war. Eine Arbeitslosenquote von weniger als 5,0 Prozent gab es zuletzt im Februar 2008. Positiv wurde auch der Anstieg der Stundenlöhne aufgenommen.

Der Arbeitsmarkt ist eines der Kriterien, an denen die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Nachdem schon vor den Arbeitsmarktdaten vom Freitag viele Konjunkturdaten die Erwartungen verfehlt hatten, scheint es zunehmend unwahrscheinlich, dass die Federal Reserve ihrer Zinserhöhung vom Dezember - der ersten seit fast zehn Jahren - schon im März eine weitere folgen lassen wird. Auch Vertreter der US-Notenbank haben in jüngster Zeit Erwartungen an einen baldigen zweiten Zinsschritt gedämpft. An den Märkten wird laut der Commerzbank für das laufende Jahr überhaupt kein Zinsschritt mehr erwartet, für 2017 werde nur noch eine Zinserhöhung eingepreist.

Der Euro wertete auf 1,1115 Dollar von knapp 1,1200 ab, was den Dax aber nicht mehr stützen konnte. Nach Einschätzung eines Händlers hatte die Abwertung aber weniger mit den US-Arbeitsmarktdaten zu tun, sondern mit der Erwartungshaltung der Anleger im Vorfeld der Zahlen.

Unter den Einzelwerten standen die Aktien des niederländisch-luxemburgischen Stahlkonzerns Arcelormittal und die gesamte Stahlbranche im Fokus. Hier gab es kräftige Verluste, nachdem Arcelormittal wie befürchtet eine Kapitalerhöhung in Höhe von 3 Milliarden Dollar angekündigt hat. "Eine Kapitalerhöhung im rohstoffnahen Sektor ist das Letzte, worauf der Markt jetzt Lust hat", sagte ein Händler. Die Sorge über zusätzlichen Kapitalbedarf dürfte sich ausbreiten und alle Stahlwerte anstecken. Arcelormittal gaben rund 6,0 Prozent ab und auch die Aktien deutscher Stahlkonzerne wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Frankfurt: VW trotz Bilanz-Verspätung weit oben im Dax

VW Vorzüge
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Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 1,14 Prozent auf 9286 Punkten. Der MDax verlor 0,9 Prozent auf 18.686 Zähler. Verluste von 2,2 Prozent verbuchte der TecDax, der auf 1593 Punkte absank. Der Euro-Stoxx-50 notierte 0,9 Prozent im Minus bei 2879 Punkten.

Mit sofortigen Verkäufen hatten zunächst die Anleger auf die Verschiebung des Jahresabschlusses und der Hauptversammlung bei Volkswagen reagiert. Mit Bestätigung der Prognose für das bereinigte operative Ergebnis für 2015 hatte sich die Aktie aber wieder erholt: Volkswagen lagen am Schluss mit einem Plus von 2,13 Prozent weit oben im Dax.

Zu den Verlierern im Dax zählten infolge der Unsicherheiten um Arcelormittal die Aktien von Thyssenkrupp mit einem Abschlag von 0,21 Prozent. Im MDax schwankten Salzgitter stark und fielen letztlich um 0,1 Prozent ab.

Daimler gingen nach ihren jüngsten Verlusten dagegen auf Erholungskurs. Die Titel legten 0,35 Prozent zu. Am Donnerstag hatten sie nach einem vorsichtigen Ausblick mehr als drei Prozent nachgegeben.

Im MDax verloren Wincor Nixdorf 1,0 Prozent auf 45,70 Euro, obwohl Wettbewerber Diebold sein lange erwartetes Übernahmeangebot vorgelegt hatte. Als Grund führten Händler das Mischangebot aus Aktien- und Barkomponente an. Zwar liege der Übernahmepreis umgerechnet bei 49,60 Euro, allerdings werde auf den Wert der Diebold-Aktien aufgrund des volatilen Marktes ein Sicherheitsabschlag von rund 25 Prozent vorgenommen.

Ebenfalls nach unten ging es für die Aktien des Karrierenetzwerks Xing, die 9,4 Prozent nachgaben und damit schwächster TecDax-Wert waren. Ihnen macht der schwache Ausblick des US-Rivalen LinkedIn zu schaffen.

USA: Wall Street sinkt tiefer ins Minus

Ein überraschend geringer Beschäftigungsaufbau in den USA belasteten die US-Aktienmärkte zum Wochenausklang. Im Januar waren weniger Stellen geschaffen worden als erwartet. Damit scheint klar, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht so rasch erhöhen kann wie bislang vermutet. Vereinzelt war sogar schon das Wort "Rezession" zu hören. Der Dow-Jones-Index fiel um 1,3 Prozent auf 16.205 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 1,9 Prozent und für den Nasdaq-Composite um 3,2 Prozent abwärts.

Das überdurchschnittlich hohe Minus des Nasdaq ging vor allem auf das Konto von Linkedin und Tableau Software, deren Kurse um rund 44 und 50 Prozent abstürzten. Beide Unternehmen hatten bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen enttäuschende Ertragsprognosen genannt. Bei Tableau Software verfehlten auch die Viertquartalszahlen die Erwartungen, während Linkedin hier immerhin nicht so schlecht abschnitt wie befürchtet. Auch die sogenannten FANGs, die schwergewichteten Aktien von Facebook, Apple, Netflix und Google, zogen die Nasdaq-Indizes mit Verlusten von 2,7 bis 7,7 Prozent nach unten. Die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten seien vor allem für Aktien von konsumnahen und IT-Unternehmen Gift gewesen, hieß es.

Überraschend gut fielen die Geschäftszahlen des Kosmetikkonzerns Estee Lauder aus, was der Aktie zu einem Plus von 4,6 Prozent verhalf. Der Kurs von Tyson Foods sprang um 9,9 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, es werde sein Aktienrückkaufprogramm aufstocken. Ford hat in China einen starken Start ins neue Geschäftsjahr hingelegt. Der Absatz stieg im Januar um 36 Prozent, nachdem die chinesische Regierung einen steuerlichen Anreiz für den Kauf abgaseffizienter Autos geschaffen hatte. Die Steuererleichterungen betreffen rund 70 Prozent der Modelle, die Ford in China anbietet. Die Ford-Aktie hielt sich mit einem Minus von 0,7 Prozent besser als der Markt.

Asien: Nikkei unter 17.000

Nikkei
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Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten zeigen sich die Aktienmärkte in Asien uneinheitlich. In Tokio gibt der Nikkei-Index den vierten Tag in Folge nach und schließt um 1,3 Prozent leichter bei 16.820 Punkten. Kurz vor Handelsschluss hatte der japanische Leitindex noch tiefer gelegen. Experten erklären dies mit dem starken Yen, der die Exportchancen verschlechtert.

Unterschiedliche Daten gibt es aus China. Der Shanghai Composite verliert 0,6 Prozent und geht mit 2763 Zählern ins Wochenende, in Hongkong gewinnt Hang Seng 0,4 Prozent auf 19.268 Punkte. Im australischen Sydney schließt der Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent.

In Tokio gewinnen Sharp 10,6 Prozent, weiter gestützt von Spekulationen über eine Übernahme durch den taiwanischen Apple-Zulieferer Hon Hai Precision Industry, auch bekannt als Foxconn. Laut Aktienstratege Masayuki Kubota von Rakuten Securities würde Sharp ohne eine Finanzspritze kaum überleben können.

Zu den Aktien von Unternehmen, die nach Handelsschluss am Vortag Geschäftszahlen vorlegten, gehören Japan Tobacco, Mazda und Toshiba. Japan Tobacco gewinnen 0,8 Prozent, Mazda verlieren über 6 Prozent und Toshiba sogar über 11 Prozent.

Rohstoffe: Ölpreise schwanken auf und ab

Die Ölpreise, in den zurückliegenden Wochen meist wegweisend für die Aktienbörsen, konnten für die Kursverluste am Freitag ausnahmsweise nicht verantwortlich gemacht werden, denn sie hielten sich über weite Strecken vergleichsweise gut, lagen zeitweise sogar klar im Plus, ehe sie im späten Parketthandel plötzlich absackten. Beobachter machten dafür neben der Angebotsschwemme den wieder etwas festeren Dollar verantwortlich. Das Barrel WTI fiel zum Settlement um 2,6 Prozent bzw. 0,83 Dollar auf 30,89 Dollar. Für Brent wurden 34,06 Dollar aufgerufen, 1,2 Prozent bzw. 0,40 Dollar weniger als am Donnerstag. Ein neuerlicher Rückgang der US-Förderkapazitäten stützte die Preise nicht nachhaltig.

Das Unternehmen Baker Hughes, ein Ausrüster der Ölindustrie, meldete bei seiner wöchentlichen Datenvorlage, dass sich die Zahl der in Betrieb befindlichen Ölförderanlagen die siebte Woche in Folge auf nunmehr 467 verringert habe. Zu Hochzeiten des US-Schieferölbooms im Oktober 2014 wurden 1.609 Anlagen gezählt.

Am Donnerstag hatte Saudi-Arabien die Preise für Rohöl der höchsten Qualitätssorte für seine Kunden in Europa und Asien gesenkt, womit der größte Ölexporteur der Welt Marktanteile gegen Länder wie den Iran verteidigen will. "Der Kampf um Marktanteile zwischen den einzelnen Förderländern der Opec dürfte sich noch verschärfen", heißt es in einem Kommentar von ANZ.

Devisen: Euro nach US-Jobdaten unter Druck

Der Euro geriet mit etwas Verzögerung nach dem US-Arbeitsmarktbericht unter Druck. Nach Einschätzung eines Händlers hatte die Abwertung weniger mit den Arbeitsmarktdaten zu tun - diese seien "durchwachsen" ausgefallen und enthielten für alle Geschmäcker etwas -, sondern mit der Erwartungshaltung der Anleger. Nach der starken Aufwertung des Euro in den vergangenen Tagen sei der Arbeitsmarktbericht jedenfalls nicht schwach genug ausgefallen, um den Dollar weiter zu belasten. Viel Negatives sei bereits eingepreist gewesen. Die Gemeinschaftswährung fiel auf rund 1,1150 Dollar von 1,1211 Dollar vor Bekanntgabe der Daten.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/dpa/rts

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