Marktberichte

Erste Gewinnmitnahmen in USA Dax lässt sich zurückfallen

Marktbeobachter sehen doppelt: Es gibt sowohl Risiken als auch Chancen. Und was nun?

Marktbeobachter sehen doppelt: Es gibt sowohl Risiken als auch Chancen. Und was nun?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Rekordjagd in den USA geht einigen Anlegern zu weit. Sorgen bereitet ihnen Trump und das mögliche Auseinanderdriften der Eurozone. Andere sehen dennoch Luft nach oben.

Die Rekordjagd der US-Börsen hat Europas Anleger größtenteils kalt gelassen. Dax und EuroStoxx50 schlossen mit 11.746 und 3308 Punkten 0,3 Prozent bzw. 0,4 niedriger.

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"Die Anleger hierzulande sind eben nicht so optimistisch wie die in den USA", sagte ein Händler. Daher machten einige Kasse. Auch andere Experten trauen den US-Börsen nicht: "Bis jetzt haben Investoren großzügig darüber hinweg gesehen, dass Donald Trump Details zu seinen steuer- und wirtschaftspolitischen Plänen schuldig geblieben ist", sagte Thomas Altmann, Fondsmanager bei QC Partners. "Dies dürfte sich schon bald ändern." Erste Investoren zweifelten an der Nachhaltigkeit der Trump-Rally.

In New York hatten sich die großen Indizes am Mittwoch in nie da gewesene Höhen aufgeschwungen. Händler machten ermutigende Konjunkturdaten und Aussagen von US-Präsident Donald Trump zur Steuerpolitik für die Aktienkäufe verantwortlich.

"Doch früher oder später wird die Fed die Zinsen wieder erhöhen und damit Konjunktur und Aktienbörse bremsen", sagte ein Händler. Über den europäischen Märkten schwebe auch die Unsicherheit über die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Anleger fürchten, europafeindliche Kräfte könnten Zulauf bekommen.

Zudem belaste auch das andauernde Poker um die Hilfe für Griechenland die Stimmung, sagte ein weiterer Börsianer. Die Geldgeber und die Regierung in Athen haben ihre Meinungsverschiedenheiten über die Erfüllung griechischer Reformzusagen bislang nicht überwunden. Von einem erfolgreichen Abschluss der aktuellen Prüfrunde hängt ab, ob Griechenland weitere Milliarden aus dem Hilfsprogramm über bis zu 86 Milliarden Euro erhält.

Den Experten des Börsenstatistik-Magazins Index-Radar schwant börsentechnisch nichts Gutes: "Je länger ein Ausbruch über das bisherige Jahreshoch auf sich warten lässt, desto ungeduldiger werden die Anleger", warnten sie in einem aktuellen Kommentar. Damit steige die Gefahr einer Korrektur. Das Protokoll der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgte ebenso wenig für Impulse wie durchwachsene Konjunkturnachrichten aus den USA.

Europas Währungshüter sehen sich beim Kampf gegen die zu niedrige Inflation noch nicht am Ziel. Bei der jüngsten Zinssitzung hätten die Mitglieder des geldpolitischen Rates weitgehend darin übereingestimmt, die lockere Geldpolitik beizubehalten, hieß es in dem Protokoll. Der MDax fiel um knapp 0,1 Prozent auf 23.297 Punkte zurück. Er hatte gemeinsam mit dem Nebenwerteindex SDax tags zuvor noch seinen Höhenflug fortgesetzt. Der Technologiewerte-Index TecDax schloss unverändert bei 1890 Zählern.

Trotz aller Skepsis gibt es aber auch Stimmen, die sagen, der Dax lege möglicherweise nur eine Verschnaufpause ein. Die Ängste bezüglich der Wahlen in den Niederlanden und Frankreich seien überzogen, sagte zum Beispiel ein Marktteilnehmer. "Die Anleger sind derzeit zu pessimistisch", so ein anderer Beobachter. Besonders in Europa seien die Aktien angesichts anziehender Unternehmensgewinne noch günstig bewertet.

"Bei einem neuen Jahreshoch über 11.893 dürfte der Dax die 12.000er Marke schnell testen", gab sich ein Marktanalyst optimistisch. "Das Geld fließt klar in die entwickelten Märkte." Für Dax & Co sprächen nach wie vor die günstigen Wachstumserwartungen. "Die sich häufenden Aussagen von US-Notenbankern dazu werden zunehmend positiv gesehen, trotz der Zinserhöhungsspekulation", ergänzt der Teilnehmer.

Zu den Gewinnern im Dax zählten die Titel der Deutschen Börse mit einem Plus von 0,7 Prozent. Ein brummendes Derivategeschäft hatte dem Börsenbetreiber 2016 höhere Gewinne beschert. Die Unsicherheit über die Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) dämpfte aber die Kauflaune.

Konzernchef Carsten Kengeter wies bei der Bilanzpressekonferenz den Vorwurf des Insiderhandels gegen sich als haltlos zurück. Eine große Hürde für den Zusammenschluss bleibt der Streit über den späteren Sitz der Holding.

Deutsche Bank
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Bei den Finanzwerten machten einige Anleger Kasse: Deutsche Bank und Commerzbank fielen 1,9 bzw. 2,5 Prozent, nachdem sie am Vortag noch zwei Prozent gewonnen hatten. Auch die meisten europäischen Banken gaben nach.

Im Rückwärtsgang waren auch die Autowerte unterwegs: Peugeot setzten in Paris die Konsolidierung vom Vortag fort und verloren 0,2 Prozent. Der von GM angestrebte Verkauf von Opel stößt vor allem in der deutschen Politik auf Widerstand. Bei Bekanntwerden der Verhandlungen hatten Peugeot am Dienstag noch kräftig zugelegt. Doch auch die meisten übrigen Autowerte wie VW flogen aus den Depots, obwohl der Pkw-Absatz in Europa zu Jahresbeginn stark zugelegt hat. Im Schnitt verlor der Sektor 0,4 Prozent. VW-Papiere büßten 1,5 Prozent.

Lufthansa
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Strahlende Gesichter gab es dagegen bei den Aktionären von Fluggesellschaften: Air France-KLM verdiente dank niedriger Treibstoffpreise 2016 mehr als erwartet - trotz der Streiks im Sommer bei Piloten und Kabinenpersonal. Die Aktien hoben um 12,8 Prozent ab. Dies verlieh auch der Lufthansa - auch dort war 2016 gestreikt worden - neue Flügel: Die Aktien stiegen um 2,1 Prozent.

Wall Street: New York tritt auf der Stelle

Nach dem jüngsten Rekordlauf haben an der Wall Street erste Gewinnmitnahmen im Verlauf eingesetzt. Zuvor hatten Dow-Jones-Index, S&P-500 und die Nasdaq weitere Allzeithochs im Verlauf markiert, nachdem die drei wichtigsten Indizes am Vortag den fünften Tag in Folge auf neuen Höchstmarken geschlossen hatten. Doch die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bereits im März nahm Anlegern etwas den Wind aus den Segeln.

Der Dow-Jones-Index retterte nach einem Schlussspurt einen Aufschlag von 8 Punkten auf 20.620 Zählern in Ziel. S&P-500 und Nasdaq-Composite fielen dagegen jeweils 0,1 Prozent.

Unter den Einzelwerten standen Cisco nach Zahlenausweis im Blick. Der Netzwerkausrüster büßte in seinem zweiten Geschäftsquartal bei Umsatz und Ergebnis zwar ein, übertraf aber dennoch die Erwartungen leicht. Für die Aktie ging es um 2,4 Prozent nach oben.

Für die Aktie von Kraft Heinz ging es 4,2 Prozent nach unten. Zwar hatte der Lebensmittelkonzern beim Ergebnis die Prognosen übertroffen. Doch die Kostensenkungen fielen nicht so berauschend aus wie viele Experten erhofft hatten. Und wie andere Konzerne der Branche kämpfte auch Kraft Heinz mit Umsatzrückgängen in Amerika und Europa.

Asien: Nikkei schließt im Minus

Anleger in Tokio machten am Donnerstag Kasse. Nachdem der Nikkei zu Beginn der Woche auf die höchsten Stände seit sechs Wochen geklettert sei, hätten Investoren nun Gewinne eingestrichen, hieß es am Markt. Ein weiterer Grund dafür sei, dass sich der Yen nicht weiter abschwäche. Eine Korrektur am Markt sei vollkommen natürlich, sagte Aktienstratege Nobuhiko Kuramochi von Mizuho Securities. Dank guter Firmenbilanzen seien die mittelfristigen Aussichten aber weiter gut.

Der Leitindex Nikkei schloss 0,5 Prozent im Minus bei 19.347 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index fiel um 0,2 Prozent auf 1551 Zähler. Besonders Exportwerte standen auf den Verkaufszetteln der Händler. So verloren die Anteilsscheine von Sony ein Prozent, die von Toyota 0,5 Prozent.

An anderen Börsen in Fernost folgten Anleger vielfach den positiven Vorgaben aus den USA. Der Rekordrally an der Wall Street gaben ermutigende Konjunkturdaten und Äußerungen von US-Präsident Donald Trump zur Steuerpolitik Auftrieb. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans lag 0,3 Prozent im Plus. Auch die Börse von Hongkong zeigte sich im Plus, der Hang-Seng-Index gewann 0,4 Prozent.

Zu den Gewinnern gehörten in der gesamten Region Aktien aus dem Versicherungs- und Bankensektor. Hintergrund ist die gestiegene Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung in den USA im März nach zuletzt guten US-Konjunkturdaten und den jüngsten Aussagen von US-Notenbankchefin Janet Yellen. Daten von CME zufolge ist die Wahrscheinlichkeit dafür an den Finanzmärkten von 17,7 auf 26,6 Prozent gestiegen.

Euro / Dollar
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Devisen: Dollar fällt

Der Dollar stand unter Druck - wie bereits in der zweiten Tageshälfte am Mittwoch. Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach dem Anstieg seit Anfang Februar. Der Markt warte auf Details der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Steuerreform. Der Euro kostete im späten US-Geschäft 1,0673 Dollar nach 1,0590 am Vorabend.

Einige Anleger seien beunruhigt durch den Fokus, den die neue US-Administration auf kontroverse Themen wie Einwanderung lege. Unruhe schafften auch die fehlende nähere Auskunft zu den Plänen des Weißen Hauses bei Steuererleichterungen und Haushaltsausgaben, die Präsident Donald Trump während seiner Wahlkampagne angekündigt hatte.

Hinzu käme der entschiedene Widerstand gegen einige von Trumps Kabinetts-Personalentscheidungen sowie der Rücktritt des Sicherheitsberaters in dieser Woche. Dies alles schaffe viel politische Unsicherheit, heißt es von Teilnehmern.

Rohstoffe: Ölpreise pendeln

Am Ölmarkt zeigten sich die Preise hoch volatil. Als Treiber wirkt die Meldung, dass die Opec sich auf zusätzliche Fördersenkungen einigen könnte. Demzufolge könnte das Erdölkartell die sechsmonatige Begrenzung der Produktion verlängern oder sogar noch höhere Kürzungen beschließen. Doch zwischenzeitlich besannen sich Anleger auf die hohen Reserven in den USA, die am Vortag ausgewiesen wurden waren. Es gebe keinerlei Signale, dass die US-Schieferölproduzenten an Effizienz einbüßten, sagte ein Analyst.

US-Sorte Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich letztlich um 0,5 Prozent auf 53,36 Dollar, die global gehandelte Sorte Brent verlor dagegen 0,2 Prozent auf 55,65 Dollar.

Der Goldpreis profitierte von den zurückgehenden Anleihenrenditen. Die Feinunze stieg zuletzt um 0,6 Prozent auf 1240 Dollar.

Quelle: ntv.de, mbo/ddi/wne/DJ/rts/dpa

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