Marktberichte

Wall Street im Bann der Fed Dax knackt erstmals 12.900-Punkte-Marke

"Fed raises Rates": Schwerer als der Zinsschritt wiegt in den Augen vieler Anleger der angekündigte Verkauf der Wertpapiere aus den Beständen der Fed.

"Fed raises Rates": Schwerer als der Zinsschritt wiegt in den Augen vieler Anleger der angekündigte Verkauf der Wertpapiere aus den Beständen der Fed.

(Foto: AP)

Deutschlands Anleger sind wieder in Rekordlaune. Bis zum Handelsschluss kann der Dax sein neues Allzeithoch allerdings nicht ganz halten. Die Fed-Sitzung am Abend wirft ihre Schatten voraus.

Der deutsche Aktienmarkt bleibt auf Erfolgskurs: Vor der US-Zinsentscheidung am Mittwochabend hat der Dax ein Rekordhoch erklommen und ist dem Dow-Jones-Index gefolgt, der Vortag einen neuen Höchststand erreicht hatte. Am Nachmittag sprang der deutsche Leitindex zeitweise sogar über die Marke von 12.900 Punkten und markierte ein neues Allzeithoch bei 12.922. Zum Handelsschluss notiert der Dax mit 0,3 Prozent im Plus bei 12.806 Punkten.

Der MDax, der die Aktien mittelgroßer Unternehmen repräsentiert, gewann 0,1 Prozent auf 25.305 Zähler. Der Technologiewerte-Index TecDax stieg um 0,2 Prozent auf 2.280 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um dagegen 0,1 Prozent abwärts auf 3.553.

Allerdings waren die Umsätze relativ gering, da viele Anleger den Fronleichnams-Feiertag in einigen deutschen Bundesländern zum Kurzurlaub nutzten.

Vor den geldpolitischen Beschlüssen der US-Notenbank Fed hielten sich die Sorgen der Anleger in Grenzen, sagte Analyst Milan Cutkovic vom Wertpapierhändler AxiTrader. Eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed gelte als ausgemachte Sache. Im Fokus steht daher der Ausblick der US-Notenbanker. Aussagen über den Zinspfad oder die Bilanz der US-Notenbank dürften auf großes Interesse stoßen, zumal bei den Investoren die Nervosität mit dem jüngsten Einbruch der Technologiewerte ebenso gestiegen ist wie das Bedürfnis nach Orientierung. "Jeder erwartet eine Zinserhöhung, aber viel wichtiger ist, was danach kommt", sagt Mitul Patel von Janus Henderson.

Unter den Einzelwerten ragten Aktien der Deutschen Post an der Dax-Spitze mit einem Plus von 2,8 Prozent heraus. Sie profitierten von einer Kaufempfehlung des Bankhauses Metzler. BMW-Papiere lagen hingegen fast am Dax-Ende. Sie reagierten mit einem Verlust von 1,1 Prozent auf jüngste Absatzzahlen des Münchener Autobauers. BMW musste nach dem starken April im Mai wieder einen Gang herunter schalten.

Anleger strafen Hochhaus-Versicherer ab

Die Versorger setzten ihren Erholungskurs nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Atomsteuer in der vergangenen Woche fort. RWE und Eon zählten mit Kursgewinnen von bis zu 1,3 beziehungsweise 2,3 Prozent ebenfalls zu den Favoriten im Dax.

Im EuroStoxx50 hielten Inditex mit einem Abschlag von rund 1,5 Prozent die rote Laterne. Zwar hatte die Zara-Mutter mit mehr Filialen und dem Ausbau des Online-Geschäft mehr Gewinn eingefahren. Doch hatten die Aktien in den vergangenen drei Monaten schon mit einem Plus von rund 15 Prozent viel Boden gut gemacht und für weitere Kursgewinne reichte es laut Börsianern dann doch nicht.

USA: Fed schiebt die Kurse an

Die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed hat die Kurse an der Wall Street nur kurzzeitig in die Höhe getrieben. Am Abend gehen die US-Börsen ohne klare Richtung aus dem Handel. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schließt mit einem Plus von 0,22 Prozent bei 21.374,56 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 gibt dagegen um 0,10 Prozent auf 2437,92 Zähler nach. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq büßt im späten Geschäft 0,41 Prozent auf 6194,389 Stellen ein.

Die Fed stockte den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf. Er liegt damit künftig in einer Spanne zwischen 1,00 und 1,25 Prozent. Es handelt sich um die vierte Leitzinsanhebung seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Zuletzt hatte die Fed Mitte März den Zinssatz angehoben. Zuvor hatte er seit Ende 2008 - also kurz nachdem die weltweite Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte - in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent gelegen.

Einen deutlichen Impuls und eine mögliche Indikation für die künftige Fed-Politik lieferten vorbörsliche US-Konjunkturdaten. Sowohl Teuerungsdaten als auch Einzelhandelsumsätze fielen schwächer aus als erwartet. Im Vorfeld der Fed-Aussagen wird dies mit erhöhter Sensibilität verfolgt.

Am Anleihemarkt gaben die Notierungen mit den Aussagen der US-Notenbank etwas nach. Einige Investoren hätten diese mit Enttäuschung aufgenommen und mit einer reduzierten Geschwindigkeit bei den künftigen Zinserhöhungen gerechnet, sagte ein Händler. In der Folge seien vereinzelt Gewinne mitgenommen worden. Mit den schwachen US-Daten hatten die US-Anleihen im Vorfeld der Fed noch deutlich zugelegt. Die Rendite zehnjähriger Papiere reduzierte sich um 8 Basispunkte auf 2,14 Prozent.

Nach der zwischenzeitlichen Erholung am Vortag gerieten die Technologiewerte wieder unter Abgabedruck. Hier belasteten weiter die Sorgen um eine zu hohe Bewertung einiger Schwergewichte. Für die Apple-Aktie ging es um weitere 1,0 Prozent nach unten, Amazon fielen um 0,4 Prozent und die Papiere der Google-Mutter Alphabet verloren 0,3 Prozent.

Die Aktien von H&R Block stiegen um 7,9 Prozent. Das Steuerberatungsunternehmen hat im vierten Geschäftsquartal überraschend gut abgeschnitten. Auch die Zahlen für das Geschäftsjahr lagen über den Erwartungen der Analysten. Es war das erste Jahr mit einer Gewinnsteigerung, nachdem H&R Block in den beiden Jahren davor jeweils rückläufige Ergebnisse verzeichnet hatte.

Mit den deutlich zurückfallenden Ölpreisen kamen die Aktien von Chevron und Exxon Mobil unter Druck. Sie verzeichneten Kursabschläge von 1,4 beziehungsweise 1,1 Prozent. Für den Energie-Sektor ging es um 1,8 Prozent nach unten, womit der größte Tagesverlust seit rund drei Monaten verzeichnet wurde.

Die Aktien von Tesla stiegen um 1,3 Prozent, nachdem der Kurs am Vortag erneut einen Schlussrekord verbucht hatte. Aktuell stützend wirkte die Information, dass das künftige SUV-Modell "X" von US-Behörden die höchstmögliche Sicherheitseinstufung erhalten hat. Zudem hatte der Großinvestor Ron Baron gesagt, die Aktie könnte bis 2018 um über 50 Prozent zulegen.

Erneut nach unten ging es mit Starbucks, nachdem es bereits an sieben Sitzungstagen in Folge Verluste in der Aktie gegeben hatte. Die Experten von Wedbush haben die Aktie der Kaffeehauskette auf "Neutral" von "Outperform" abgestuft und verwiesen auf die hohe Bewertung. Die Titel hätten innerhalb von drei Monaten um 13 Prozent zugelegt und am 2. Juni ein Rekordschlusshoch erreicht. Die Aktie fiel um weitere 1,1 Prozent zurück.

Devisen: Euro zuckt mit der Fed

Der Dollar legte am Tag der Zinsentscheidung der Fed eine wahre Achterbahnfahrt hin. Zunächst ging es mit den niedrigeren Inflationsdaten deutlich abwärts. Hintergrund waren Spekulationen, dass die Fed das Tempo bei den Zinserhöhungen drosseln könnte. Doch mit den Beschlüssen und den Aussagen von Fed-Präsidentin Janet Yellen wurden diese Befürchtungen zerstreut - folglich legte der Dollar wieder zu. Im späten US-Handel lag der Euro bei 1,1216 Dollar und damit in etwa auf dem Niveau vor der Veröffentlichung der Daten.

Der Preis für Gold kam mit der unveränderten Aussicht auf weitere Zinserhöhungen in den USA etwas zurück. "Die Fed hat sich unbeeindruckt gezeigt von den jüngsten schwächeren Inflationsdaten und bleibt auf Kurs für eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr", sagte Investment-Stratege Rob Haworth von U.S. Bancorp Wealth Management. Der Preis für das Edelmetall verzeichnete zum US-Settlement zwar noch ein Plus von 0,6 Prozent auf 1276 Dollar, fiel dann im elektronischen Handel allerdings bis auf 1260 Dollar zurück.

Asien: Zaghafte Erholung in Tokio

An den Börsen in Ostasien und Australien ließ sich zur Wochenmitte keine einheitliche Tendenz ausmachen. Während die chinesischen Börsen trotz gut ausgefallener heimischer Konjunkturdaten leicht im Minus liegen, erlebt die Tokioter Börse eine zaghafte Erholung, die von Kursgewinnen im Technologiesektor getragen wird. Kräftig nach oben geht es unterdessen in Australien.

In Shanghai verlieren die Kurse im Schnitt 0,6 Prozent. Verkauft werden Aktien der zahlreichen Unternehmen, an denen der Versicherer Anbang Insurance größere Beteiligungen hält, nachdem Chairman und CEO Wu Xiachui laut Medienberichten verhaftet wurde. Anbang selbst teilte dagegen mit, Wu sei aus persönlichen Gründen vorübergehend von seinen Ämtern zurückgetreten. Zu den betroffenen Aktien gehören China State Construction Engineering, die um 3 Prozent nachgeben, und Gemdale mit minus 3,4 Prozent.

Dass die chinesische Industrieproduktion im Mai etwas stärker als erwartet gestiegen ist, stützt die Kurse nicht. Auf der Stimmung lastet vielmehr, dass die Anlageinvestitionen enttäuscht haben. Im Sog von Schanghai verliert die Börse in Hongkong 0,3 Prozent.

Die Börse in Taiwan liegt 0,6 Prozent im Minus, belastet von Kursverlusten bei Technologiewerten. Largan Precision verlieren 2,1 Prozent und Taiwan Semiconductor 0,7 Prozent. In Seoul geht es mit dem Kospi um 0,2 Prozent nach unten.

Rohstoffe: Öl fällt weiter zurück

Deutlich abwärts geht es mit dem Ölpreis. Die Sorgen wegen des Überangebots bekommen frische Nahrung. Neue Daten der International Energy Agency (IEA) belegen einen deutlichen Anstieg der Lagerbestände in den Industrieländern. So ist die Gesamtmenge im April um 18,6 Millionen Barrel gestiegen und liegt damit um 292 Millionen Barrel über dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die IEA hat gewarnt, dass das Überangebot 2017 weiter bestehen wird.

Von einem "sehr bearishen Bericht" spricht Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Er rät der Opec, ihre Strategie zu überdenken, denn deren Resultat sei eine widerstandsfähige US-Produktion. Bereits vor den EIA-Daten hatte das American Petroleum Institute am späten Dienstag über einen deutlichen Aufbau der US-Bestände bei Rohöl und Benzin auf Wochenbasis berichtet.

Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI fällt um 3,6 Prozent auf 44,61 Dollar. Die Sorte Brent verliert 3,4 Prozent auf 46,86 Dollar. 

Quelle: ntv.de, mbo/bdk/rts/DJ/dpa

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