Marktberichte

Dow und Co auf Jahreshoch Dax klettert bis zu 210 Punkte

Börsianer wollen Klarheit. Beim Thema US-Zinspolitik haben sie die jetzt - und das beflügelt ihre Kauflaune. Aber nicht nur Fed-Chefin Yellen lässt Anlegerherzen höher schlagen. Ein rundum gelungener Börsentag? Nicht ganz.

Die nachösterliche Handelswoche hat zur Wochenmitte deutlich Fahrt aufgenommen. Für den Dax ging es am deutschen Aktienmarkt in der Spitze um 210 Punkte nach oben. "Erleichterung" machten die n-tv-Börsenexpertinnen Sabrina Marggraf und Corinna Wohlfeil unisono auf dem Parkett aus. Sie verweisen unter anderem auf die Aussagen von US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen vom Dienstagabend.

Der Dax kletterte im Verlauf bis auf ein Tageshoch von 10.098 Punkten und schloss dann 1,6 Prozent im Plus bei 10.047 Zählern. Am Dienstag war er nach einer Berg- und Talfahrt am Ende mit einem Gewinn von 0,4 Prozent bei 9888 Stellen aus dem Handel gegangen. Der MDax verbesserte sich am Mittwoch 1,9 Prozent auf 20.495 Zähler. Der TecDax gewann 1,8 Prozent auf 1627 Punkte.

"Taubenhafte" Yellen

Die Rede Yellens wurde von Marktteilnehmern als "dovish" eingestuft. Sie hatte beim "Economic Club of New York" die globalen Risiken betont und sah die Rahmenbedingungen schlechter als noch im Dezember, als die Federal Reserve (Fed) die Zinsen erhöht hatte. Das Weltwirtschaftswachstum falle "Besorgnis erregend" aus, so Yellen. "Yellen hat sich ganz klar taubenhafter gezeigt als Fed-Vertreter in jüngster Zeit", kommentierte ein Händler.

Am Terminmarkt wird nun eine US-Leitzinserhöhung im April mit einer Wahrscheinlichkeit von nur noch 7 Prozent erwartet. Am Dienstag hatte dieser Wert noch 12 Prozent betragen. Die Wahrscheinlichkeit eines Juni-Zinsschrittes wird nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 31 nach zuvor 38 Prozent eingepreist

Devisen: Euro nähert sich 1,14

Eine Folge von Yellens Einschätzung: Der Dollar fiel, der Euro legte deutlich zu. Die Gemeinschaftswährung kostete am Abend 1,1361 Dollar. Das sind 0,6 Prozent mehr als noch am Dienstagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1324 Dollar fest nach 1,1194 Dollar am Dienstag und 1,1154 Dollar am vergangenen Donnerstag.

Dax: Banken und Autowerte

Auch bei den Einzelwerten im Dax waren Auswirkungen der Rede zu spüren. Vor allem Banken leiden unter der aktuellen Niedrigzins-Entwicklung. Die nun sich durchsetzende Aussicht auf länger niedrige Zinsen sei alles andere als ein Kaufargument, sagte ein Marktteilnehmer. Die Titel der Deutschen Bank, Topverlierer am Dienstag, verabschiedeten sich erneut schwächer und waren mit einem Minus von rund 1 Prozent schwächster Dax-Wert.

VW bekommt weiteren Ärger in den USA: US-Verbraucherschützer nehmen den Konzern ins Visier wegen über Jahre praktizierter irreführender Werbung. Stichwort: "Clean Diesel". Die Aktien reagierten nur kurz: VW legten am Ende rund 0,5 Prozent zu. Daimler zogen dagegen 2,5 Prozent an, BMW 2,1 Prozent.

Heiße Hilfe

Größter Dax-Gewinner waren allerdings ThyssenKrupp-Papiere. Sie sprangen rund 8,5 Prozent an. Auch Salzgitter im MDax preschten nach vorn: fast 6 Prozent waren es am Handelsende. Hintergrund sind Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Der SPD-Chef und Vizekanzler hatte deutschen Stahlkonzernen Unterstützung im Kampf gegen chinesischen Billigstahl zugesagt.

Eon und RWE wieder unter Strom

Auch die Versorger zogen deutlich an: RWE und Eon gewannen jeweils rund 6 Prozent. Kurstreiber war weiterhin die am Dienstag überraschend deutlich erhöhte Jahresprognose von Eon. "Die Aktien waren total untergewichtet in den Portfolios, und so positive Aussagen zwingen Fonds dann kurz vor Ultimo zum Aufstocken", sagte ein Händler. Dazu gesellten sich die zahlreichen positiven Analystenkommentare in Folge der Eon-Aussagen.

MDax: Metro überrascht

Gut an kamen Aufteilungspläne des Metro-Konzerns. Die Aktien sprangen mehr als 10 Prozent an. Metro prüft eine Aufteilung des Konzerns in zwei unabhängige, börsennotierte Geschäftseinheiten.

Die Kursgewinne von K+S - rund 4 Prozent - wertete ein Händler als Erholung in einem von zunehmender Risikoneigung geprägten Gesamtmarkt. Die Aktie habe seit Jahresbeginn nicht nur eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung zum MDax von 10 Prozentpunkten, sondern auch einen Rückstand von 13 Prozentpunkten zum europäischen Rohstoffsektor. "Die wetterbedingt hohen Lagerbestände in Europa und Nordamerika haben die Preise für Salz belastet", sagte er. Zudem hatten K+S am Dienstag deutlicher nachgegeben auf die Nachricht, an zwei Standorten  vorübergehend die Produktion einstellen zu müssen.

TecDax: SMA liefert schneller

Besser als erwartet fielen die finalen Jahreszahlen von SMA Solar aus. "Vor allem mit der Dividende überrascht sie", sagte ein Marktteilnehmer: "Das ist ein starkes Signal an den Markt zur eigenen Kapitalstärke." SMA will bereits für 2015 entgegen der Markterwartung eine Dividende von 0,14 Euro ausschütten. Der Markt habe nicht so schnell mit einer derart deutlichen Rückkehr in die Gewinnzone gerechnet, sagte ein anderer Händler. Die SMA-Papiere schossen fast 9 Prozent fester.

Leicht positiv werteten Händler die angekündigte Übernahme der dänischen Exiqon durch Qiagen. "Der Kaufpreis von knapp über 90 Millionen Euro ist für Qiagen leicht zu stemmen und die Übernahme passt in ihre Wachstumsstrategie", so ein Händler. Qiagen zahlt 18 dänische Kronen je Exiqon-Aktie. Mit der Übernahme will Qiagen das Geschäft mit der Gen-Analyse weiter verstärken. Exiqon erzielte 2015 einen Umsatz von ungefähr 20 Millionen US-Dollar. Qiagen-Anteilsscheine gewannen 1,3 Prozent.

SDax: TLG zahlt mehr Dividende

Erst spät reagierten die Anleger auf die Jahreszahlen von ElringKlinger. Die Dividende überrasche leicht positiv, sagte ein Händler. Allerdings sei die Dividende nur besser ausgefallen, da die Konsenserwartungen angesichts des schleppenden Geschäftsverlaufs in den vergangenen Quartalen deutlich gefallen seien. Die Titel legten rund 4 Prozent zu.

Verhalten gut kamen die Zahlen von TLG Immobilien im Handel an. Der Kurs kletterte 1,1 Prozent. Vor allem der Anstieg des FFO (Funds from Operations) sei mit über 22 Prozent Plus etwas deutlicher als zunächst angekündigt ausgefallen und treffe die noch höheren Markterwartungen. Auch der Dividendenvorschlag liege mit 0,72 Euro über der Erwartung von 0,69 Euro, so ein Marktteilnehmer.

USA: Yellen wirkt noch positiv nach

Die Ankündigung von US-Notenbankchefin Yellen stützte auch die US-Aktienmärkte noch. Am Dienstag hatte die Wall Street nach einem freundlichen Späthandel nach den Yellen-Ausführungen ein Jahreshoch erreicht. Am Markt wurden die Aussagen dahingehend interpretiert, dass die nächste Zinserhöhung eher später als früher kommen dürfte. "Der Markt liebt das Taubenhafte, ohne sich offenbar stärker darum zu kümmern, was Auslöser dieser Taubenhaftigkeit ist", fasste Wouter Sturkenboom, Stratege bei Russell Investments, die Stimmung zusammen.

Die US-Börsen gingen mit Kursgewinnen aus dem Handel. Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 0,5 Prozent auf 17.717 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 legte ebenfalls 0,4 Prozent auf 2064 Zähler zu. Der Nasdaq100 gewann 0,5 Prozent auf 4869 Stellen.

Unternehmensseitig standen unter anderem Wells Fargo und Apple im Blick. Wells Fargo profitierte davon, dass Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ihre Beteiligung an der Bank aufgestockt hatte und nun rund 504,3 Millionen Aktien oder 10 Prozent besitzt. Wells Fargo legten etwa 1 Prozent zu, Berkshire Hathaway ebenso. Apple hatte mitgeteilt, alle Teams der Major League Baseball mit iPad Pro Tablets ausrüsten zu wollen. Apple zogen rund 2 Prozent an.

Rohstoffe: Ölpreise fahren Achterbahn

Zunächst setzte eine Erholung von den Vortagesverlusten ein, doch im Nachklang auf US-Lagerbestandsdaten sanken die Preise für Erdöl. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) gewann auf Tagessicht 0,1 Prozent auf 38,32 US-Dollar.

Europäisches Referenzöl der Sorte Brent hielt abermals die im Tagesverlauf übersprungene Marke von 40 Dollar nicht, stieg aber noch immer um 0,3 Prozent auf 39,26 Dollar.

Goldpreis büßt ein

Der Goldpreis büßte allerdings mehr als die Hälfte der Yellen-Aufschläge des Vortages wieder ein und fiel auf 1.225 Dollar nach Kursen über 1.242 am Vorabend. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Begünstigt wurden diese durch Daten, die eine schwache Nachfrage in China im Februar nahelegten. China und Indien stehen für rund die Hälfte der globalen Nachfrage nach physischem Gold. Mit dem nachgebenden Dollar und den gesunkenen Zinserhöhungserwartungen hatte das Edelmetall am Vortag mächtig angezogen.

Asien: Yellen und der Yen

Die Aktienmärkte in Asien wiesen zur Wochenmitte ein uneinheitliches Bild auf. Während die chinesischen Börsen klar im Plus lagen, ging es in Tokio abwärts: Der Nikkei-Index fiel 1,3 Prozent auf 16 879 Zähler. Der breiter gefasste Topix gab 1,6 Prozent auf 1356 Punkte nach.

Das war weniger den überraschend schwachen japanischen Konjunkturdaten zu verdanken, sondern vielmehr dem durch die Yellen-Aussagen gestärkten Yen. Für einen Dollar wurden nur noch rund 112,50 Yen gezahlt, über einen Yen weniger als am Dienstag. Der festere Yen drückt die Kurse exportorientierter japanischer Unternehmen.

In China wurden die Äußerungen der US-Notenbankchefin dagegen positiv aufgenommen. Der Shanghai-Composite gewann 2,2 Prozent, der Hang-Seng legte ebenfalls deutlich zu. Daneben stützten Spekulationen auf fortgesetzte staatliche Interventionen am Aktienmarkt die Kurse. Eine Investmenttochter des staatlichen chinesischen Amts für Devisenverwaltung tauchte erstmals auf der Liste der zehn größten Anteilseigner der Bank of Communications auf.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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