Marktberichte

Anleger im roten Niemandsland Dax kämpft an der Schwelle

Ein Schritt und der Weg ins Grüne wäre frei.

Ein Schritt und der Weg ins Grüne wäre frei.

(Foto: dpa)

Am deutschen Aktienmarkt geht es nicht vor und nicht zurück. Die Anleger halten einen Sicherheitsabstand ein für den Fall, dass den USA die Zahlungsunfähigkeit droht. Für die vielen Unsicherheiten schlägt sich der Markt damit aber nicht schlecht.

Der deutsche Aktienmarkt hat seine richtungslose Entwicklung der vergangenen Handelstage am Donnerstag fortgesetzt. Schuld sind die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den beiden thematischen Brennpunkten US-Haushaltstreit und US-Geldpolitik. "Wir befinden uns derzeit in einem Niemandsland", sagte ein Händler.

Der Dax handelte sehr volatil und notierte überwiegend im Minus. Am späten Nachmittag legte der Index leicht zu und schloss letztlich kaum verändert bei 8664 Punkten. Der MDax schaffte dagegen ein kleines PLus von 0,2 Prozent auf 15.042 Punkte vor. Der TecDax legte 0,1 Prozent auf 1079 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel ebenfalls um 0,1 Prozent zurück auf 2922.

Es gebe aktuell einige Unsicherheitsfaktoren, aber dafür halte sich der Markt erstaunlich gut, sagte ein Börsianer. Zum einen bleibe die Regierungsbildung in Deutschland trotz des klaren Wahlsiegs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unklar. Das Wort "Minderheitsregierung" falle immer öfter, betonte ein Händler. Zudem verwies er auf die wieder wackelige politische Lage in Italien im Zusammenhang mit Silvio Berlusconi. Mit dem Haushaltskonflikt in den USA steht noch eine weitere Unbekannte in der Gleichung.

Die USA erreichen voraussichtlich am 17. Oktober die Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen Dollar. Ohne eine Anhebung der Grenze drohen dann Zahlungsausfälle. Die USA wären dann nicht mehr in der Lage, all ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, was sich unter anderem negativ auf die Bonität des Landes auswirken dürfte. "Diese Situation wiederholt sich zwar nun in schöner Regelmäßigkeit alle paar Monate, und bisher wurde immer ein (fauler) Kompromiss gefunden, mit dem eine langfristige Einigung in die Zukunft verschoben werden konnte", schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar.

Doch diese Taktik verunsichere sowohl Unternehmen als auch Verbraucher und dämpfe damit das Wirtschaftswachstum. Daneben gilt es bis Ende September einen neuen Staatshaushalt zu verabschieden - die Grundlage für die Ausgaben im kommenden Jahr.

Mit einem Kursabschlag von 0,6 Prozent knüpften Deutsche-Bank-Papiere an ihre Vortagesschwäche an. Auf einer Investorenveranstaltung hatte Co-Chef Anshu Jain die Anleger auf ein schwaches Quartalsergebnis vorbereitet. Hinzu kommt Börsianern zufolge das Thema Italien. Eine weitere Verschärfung könnte neue Turbulenzen bei italienischen Staatsanleihen auslösen. Das würde dann insbesondere die Banken belasten. Der Sektor ist der schwächste in Europa.

Ihren positiven Trend setzen derweil die T-Aktien fort, die an der Indexspitze 2,2 Prozent gewannen. Bei 10,81 Euro erreichte die Telekom ein Hoch seit August 2011.

Adidas-Titel büßten ihre anfänglichen Gewinne ein und verloren 0,1 Prozent. Dabei scheint die Neuausrichtung der Problemtochter Reebok langsam Früchte zu tragen. "Im zweiten Quartal sind zum ersten Mal seit langem der Umsatz und die Marge gestiegen", sagte Reebok-Chef Matt O'Toole dem "Handelsblatt". Händler werteten dies leicht positiv, bemängelten aber den mangelnden Neuigkeitswert. Neue Bewegung könnte die Zahlenvorlage von Nike bringen.

Anteile an K+S verteuerten sich in der Dax-Spitzengruppe um 1,2 Prozent. In einem erbitterten Streit in der Kali-Branche hat Weißrussland die Untersuchungshaft gegen den Chef des russischen Bergbaukonzerns Uralkali in Hausarrest umgewandelt. Das bringt einem Händler zufolge leichte Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des russisch/weißrussischen Kali-Kartells, was Düngerpreisen helfe.

Tui-Aktien profitierten im MDax mit plus 1,7 Prozent von positiv aufgenommenen Zahlen der Tochter Tui Travel. Ein starkes Sommergeschäft hatte Europas größtem Reiseveranstalter die Kassen gefüllt.

Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall will indes mit einem Einstieg ins Öl-Geschäft neue Kunden für seine Rüstungssparte in Afrika, dem Nahen Osten oder Südamerika finden. Die Aktie gab 0,1 Prozent ab.

Bei den Nebenwerten gewannen Aktien der chinesischen Grohe-Tochter JouYou 1,9 Prozent. Der Badarmaturen-Hersteller Grohe wird vom japanischen Lixil-Konzern übernommen.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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