Marktberichte

Dow Jones sackt ins Minus Dax-Anleger bleiben locker

Anleger schütteln sich. Am Montag nach der Wahl in Frankreich dürfte es etwas mehr Klarheit geben.

Anleger schütteln sich. Am Montag nach der Wahl in Frankreich dürfte es etwas mehr Klarheit geben.

(Foto: picture alliance / Christian Cha)

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt lassen sich von der Frankreichwahl am Wochenende nicht unterkriegen. Die 12.000er-Marke hält. Es reicht sogar zu einem Mini-Plus. An den US-Börsen hingegen sieht es zum Wochenschluss mau aus.

Vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl haben die deutschen Standardwerte am Freitag trotzt aller Befürchtungen der Anleger hinsichtlich der Frankreich-Wahlen moderat zugelegt. Das Rennen um den Elysee-Palast ist eng. Die ganze Woche galt: Frankreichwahl lähmt. An der Wall Street ging die Dynamik ebenfalls verloren und die Indizes gaben leicht nach.

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Am letzten Handelstag der Woche, wo die Wahl nun unmittelbar bevorsteht, schien bei vielen Marktteilnehmern zwischenzeitlich jedoch die Annahme Oberhand zu gewinnen, dass die Vernunft bei den französischen Wählern siegen wird. Dass die Rechtsradikale Marine Le Pen der der Linksaußen Jean-Luc Mélenchon nicht zum Zuge kommen werden und damit Euro- und EU-Austritt vom Tisch sind. Insgesamt wollten die Anleger aber kein großes Risiko mehr eingegangen. Die Wahl findet an diesem Sonntag statt.

Der deutsche Leitindex Dax schloss 0,1 Prozent höher auf 12.048 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von einem halben Prozent. Der MDax, der die Aktien mittelgroßer Unternehmen repräsentiert, gab 0,2 Prozent auf 23.985 Zähler nach. Der Technologiewerte-Index TecDax sank um 0,04 Prozent auf 2016,49 Punkte.

Marktteilnehmer sind - unabhängig vom Wahlausgang am Sonntag - auf eine Marktreaktion am Montag eingestellt. Der "Supergau" sei eine Stichwahl zwischen Mélenchon und Le Pen. Aber auch wenn es zu einem Duell zwischen Le Pen und Macron im zweiten Wahlgang kommen sollte, erwarten Händler eine Reaktion - und zwar nach oben.

In den vergangenen Tagen hatte der Leitindex erhebliche Mühe gehabt, die Marke von 12.000 Punkten zu halten. Erneut gut ausgefallene Einkaufsmanagerindizes brachten am Freitag keine Bewegung.

Die Konjunkturerholung in der Eurozone gewinnt immer mehr an Kraft. Im April stieg der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - auf 56,7 Zähler von 56,4 im Vormonat. Das ist der höchste Stand seit April 2011. Volkswirte hatten einen stabilen Wert von 56,4 Punkte vorhergesagt.

Die Pariser Börse hielt sich nach einem deutlichen Plus am Vortag und dem mutmaßlichen IS-Anschlag am Vorabend wacker. Nach einem Zickzack-Kurs notierte der CAC-40 zuletzt 0,3 Prozent leichter. "Es bleibt zu hoffen, dass dieses Ereignis nicht die Wahl am Sonntag beeinflusst", sagte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets in London. Neue Umfragen zur Wahl lieferten kaum Impulse.

Laut einer Umfrage von France Televisions und dem Marktforschungsinstitut Harris Interactive liegt Emmanuel Macron mit 25 Prozent vor der rechtspopulistischen Kandidaten Marine Le Pen, die unverändert bei 22 Prozent liegt. Der Kandidat der Republikaner Francois Fillon rutschte um einen Prozentpunkt auf 19 Prozent ab und liegt damit gleichauf mit dem linksgerichteten Kandidaten Mélenchon. Allerdings gilt eine große Anzahl von Wählern noch als unentschlossen.

Unter den Einzelwerten standen Deutsche Bank nach der Verhängung eines Bußgelds mit einem Gewinn von 1,5 Prozent an der Dax-Spitze. Das Institut muss in den USA erneut für Regelverstöße bei Finanzgeschäften geradestehen. Die US-Notenbank Fed verhängte Bußgelder in Höhe von insgesamt 156,6 Millionen Dollar gegen das größte deutsche Geldhaus. Der Kernvorwurf lautet, die Bank sei zu lax bei ihren internen Kontrollen gewesen.

Für die BVB-Titel ging es um 2,4 Prozent aufwärts, nachdem sie am Vortag wegen des Ausscheidens des Fußball-Bundesligisten aus der Champions League um mehr als 3 Prozent abgesackt waren. Für Aufsehen sorgte dabei die Nachricht, dass die Polizei einen Tatverdächtigen wegen des Sprengstoffanschlags auf den BVB-Mannschaftsbus festgenommen hat. Laut Mitteilung der Bundesanwaltschaft scheint der mutmaßliche Täter auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt zu haben, um dadurch einen hohen Gewinn einstreichen zu können.

Stahlwerte, die bereits am Vortag im Fokus standen, profitierten europaweit von guten Zahlen der schwedischen SSAB. Der nordische Stahlkonzern sieht eine steigende Nachfrage im zweiten Quartal. Die Aktie sprang darauf um über 8 Prozent an. Arcelormittal und Voestalpine gaben ihre Gewinne allerdings wieder ab und schlossen mit 0,8 im Plus bzw. unverändert, Thyssenkrupp ging ebenfalls unverändert in den Feierabend. Salzgitter verbuchte dagegen ein Plus von 1,1 Prozent. Am Donnerstag hatten die Stahlaktien wegen erneut gefallener Preise für Industrierohstoffe kräftig an Wert eingebüßt.

Im Fokus standen ansonsten Unternehmen, die Quartalszahlen vorgelegt haben. Bei Software AG ging es danach um 7,9 Prozent nach oben. Den Analysten der DZ Bank zufolge liegen die Vorabergebnisse des Unternehmens über ihren Erwartungen und auch über jenen des Marktes. Die Ebita-Marge liege bei 27,3 Prozent, während die Konsensschätzung bei 25,6 Prozent gelegen habe.

Beiersdorf notierten 1,4 Prozent tiefer. Die Aktie des Kostmetikkonzerns wird bereinigt um die Dividendenausschüttung von 0,70 Euro gehandelt.

Im SDax zogen Hypoport um 4,1 Prozent an. Die weiter kräftig steigenden Transaktionsvolumen auf der Plattform Europace dürften den Kurs von Hypoport stützen, sagt ein Händler und weiter: "Die Zinsen sind nach wie vor niedrig, was immer mehr Kunden anlockt".

Wall Street: Leichtes Minus nach Vortags-Hoch

Auch die Anleger an der Wall Street haben sich vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen kaum aus der Deckung. Erneut durchwachsene US-Konjunkturdaten und Geschäftsberichte von Unternehmen gaben den Aktienkursen keine klare Richtung vor. So verzeichneten die Indizes nach den kräftigen Aufschlägen vom Vortag  geringfügige Abgaben. Der Dow-Jones-Index gab um 0,2 Prozent auf 20.548 Punkte nach, der S&P-500 verlor 0,3 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,1 Prozent.

Für die General-Electric-Aktie ging es 2,4 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat im ersten Quartal unter dem Strich wieder einen Gewinn geschrieben, doch der Umsatz stagnierte. Beobachter verwiesen auf das schwache Öl- und Gasgeschäft. Die Visa-Aktie schloss unverändert. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal von höheren Kreditkartenumsätzen profitiert und den bereinigten Gewinn gesteigert. Positiv wurden die Zahlen von Honeywell aufgenommen; die Aktie gewann 2,7 Prozent.

Die Mattel-Aktie sauste um 13,6 Prozent nach unten. Der Spielzeughersteller hat einen größer als erwartet ausgefallenen Verlust für das erste Quartal vermeldet. Der Umsatzrückgang von 15 Prozent war ebenfalls höher als von Analysten prognostiziert.

Fernost: Mnuchin sorgt für Belebung

Steigende Kurse hatten am Morgen noch die asiatischen Börsen verzeichnet. Für gute Laune sorgten gute Vorlagen aus den USA, ausgelöst durch Aussagen von Steven Mnuchin. Der US-Finanzminister nährte Hoffnungen auf die versprochenen Wirtschaftsstimuli von US-Präsident Donald Trump. gleichzeitig waren aber auch in Fernost die Blicke der Investoren auf die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich am Sonntag gerichtet. Für Zuversicht sorgten dabei die jüngsten Umfragen, die den unabhängigen und europafreundlichen Macron gute Aussichten auf das Erreichen der Stichwahl am 7. Mai einräumen.

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Am deutlichsten fiel das Plus in Tokio aus, wo der Nikkei-225 um 1,0 Prozent auf 18.621 Punkte zulegte. Hier stützten zusätzlich gute Konjunkturdaten. So ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im April gestiegen. Der Kospi in Seoul legte um 0,7 Prozent zu. Dagegen gab der Schanghai-Composite im späten Handel die Gewinne aus dem Verlauf wieder ab und schloss unverändert bei 3.173 Punkten. Der Hang-Seng-Index zeigte sich ebenfalls kaum verändert. 

Gesucht waren Werte aus dem Finanzsektor, nachdem US-Finanzminister Mnuchin den Glauben an das Zustandekommen geplanter Wirtschaftsstimuli wieder nährte. Zuletzt waren immer mehr Zweifel an der von US-Präsident Trump versprochenen Steuerreform an den Märkten aufgekommen. Nun versicherte Mnuchin, die Reform werde kommen. Der Entwurf werde "sehr bald" vorgelegt. Außerdem will er im Juni Vorschläge zur Lockerung der regulatorischen Vorschriften für die Finanzbranche präsentieren.

Mitsubishi UFJ Financial Group stiegen um 1,8 Prozent und Sumitomo Mitsui um 1,7 Prozent. Der Banken-Sektor in Australien verzeichnete ebenfalls Gewinne. Commonwealth Bank of Australia legten um 0,6 Prozent zu und Westpac Banking um 0,5 Prozent.

In Tokio gehörten auch konjunktursensitive Werte zu den Gewinnern. Die Stahlaktie JFE gewann beispielsweise 2,8 Prozent und die Toyota-Aktie verbesserte sich um 1,8 Prozent.

Devisen: Euro weiter über 1,07 Dollar

Wenig Bewegung gab es am Devisenmarkt. Der Euro notierte nach der Berg- und Talfahrt am Vortag kaum verändert bei 1,07 Dollar. Ein kleiner Anstieg nach den guten Konjunkturdaten aus Deutschland und Europa verschwand komplett.

Die Unterstützungsmarke bei 1,06 Dollar dürfte halten, solange es eher unwahrscheinlich bleibt, das die Rechtspopulistin Marine Le Pen die Präsidentschaftswahl in Frankreich gewinnt, hieß es von Devisen-Stratege Junichi Ishikawa von IG Securities. 

Rohstoffe: Öl in einer "schwachen Position"

Der Ölpreis gab wieder deutlicher nach. Beobachter sahen auch hier einen Zusammenhang mit der Wahl in Frankreich und dem schwächelnden Aktienmarkt. Öl sei "in einer schwachen Position" und laufe daher einfach mit nach unten, meinte Phil Flynn, Analyst bei Price Futures Group. Daneben lastete wieder einmal die Furcht vor einem Überangebot auf den Preisen.

Die Ölförderung in den USA hat in der vergangenen Woche abermals zugenommen, wie aus Daten des Unternehmens Baker Hughes hervorgeht. Demnach stieg die Zahl der aktiven Ölbohranlagen um fünf auf 688. Das weckte Befürchtungen, dass die Opec ihre Fördermengenbegrenzung, auf die sich die Mitgliedsstaaten im Herbst geeinigt hatten, aus Verärgerung über das steigende US-Angebot nicht verlängern wird. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI fiel um 2,2 Prozent auf 49,62 Dollar. Brent verbilligte sich um 1,9 Prozent auf 51,96 Dollar.

Der Goldpreis zog zum Settlement um 0,4 Prozent an auf 1289 Dollar je Feinunze. Auch hier stützten zunächst die Abgaben am Aktienmarkt und der ungewisse Wahlausgang in Frankreich. Im nachfolgenden elektronischen Handel kam der Goldpreis leicht zurück auf rund 1.285 Dollar.

Quelle: ntv.de, ddi/wne/DJ/rts/dpa

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