Marktberichte

Euro sackt deutlich unter 1,07 Dax ernüchtert, Dow schleicht

Die Kauflaune vom Mittwoch verfliegt am Donnerstag zusehends. Zwar steigen die Kurse bei Dax und Co. ebenso wie an der Wall Street, die Aufschläge werden zum Handelsende hin aber immer kleiner - trotz eines schwachen Euro.

Nach dem 211-Punkte-Kurssprung zur Wochenmitte hat der deutsche Leitindex Dax zwar weiter zugelegt. Doch an die Gewinne vom Vortag könnte das Börsenbarometer nicht mehr anknüpfen. Nachdem der Dax zu Handelsbeginn sein Jahreshoch auf 11.893 Punkte geschraubt hatte, die 11.900er Marke aber nicht knacken konnte, kam er systematisch zurück. Auch die sich weiterhin im Rekordmodus befindende Wall Street sowie ein am Nachmittag deutlich abbauender Euro konnten keine Impulse setzen. Dennoch: "Der Januar sieht schon einmal sehr gut aus", sagte n-tv-Börsenexperte Frank Meyer. Charttechnikern zufolge hat der Dax noch Luft bis 12.000.

Der Dax schloss 0,4 Prozent im Plus mit 11.849 Punkten. Am Mittwoch war er mit einem neuen Jahreshoch aus dem Handel gegangen. Der MDax verabschiedete sich 0,1 Prozent höher mit 22.751 Zählern. Der TecDax verbesserte sich 0,7 Prozent auf 1860 Stellen. Der Markt setzte wieder auf Steuersenkungen und Infrastrukturprogramme in den USA. "Der Trump-Trade ist wieder intakt", sagte Heino Ruland von Ruland von Ruland Research.

Die US-Börsen schlossen kaum verändert. Der Dow-Jones-Index legte 0,2 Prozent auf 20.100 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 trat bei 2296 Zählern auf der Stelle. Der Index der Technologiebörse Nasdaq ging bei 5655 Punkten unverändert aus dem Handel. 

Dax: Positive Signale satt

Unter den deutschen Einzelwerten gehörten die Autobauer und Heidelbergcement zu den Verlierern. Auf der Gewinnerseite standen Deutsche Börse mit einem Kursaufschlag von mehr als 1 Prozent. Der Grund war eine Analysteneinstufung. Morgan Stanley setzte die Titel auf "Übergewichten". Adidas bewegten sich rund 1 Prozent nach oben. BNP Exane hatte das Kursziel auf 200 von bisher 165 Euro erhöht. Geschlossen hatte der Kurs am Mittwoch noch bei 153,85 Euro.

Siemens gaben ihre leichten Gewinne im Handelsverlauf ab und schlossen mit einem geringen Abschlag. "Die Aktie ist aus einer fast zweimonatigen Konsolidierung nach oben ausgebrochen, das ist keine kleine Sache", sagt ein Händler. Bei Infineon setzte sich die Kursrally fort, die Titel zog es 1,2 Prozent nach oben. Als aktueller Treiber fungierten die starken Geschäftszahlen von Hynix und auch Xilinx. "Wichtig ist vor allem, dass Hynix von steigenden Preisen in fast allen Chip-Segmenten gesprochen hat", so ein Händler.

Als lukrativ bewertete ein Händler das Gebot von Johnson & Johnson für Actelion. "Die Prämie von gut 20 Prozent passt", sagte er. Johnson & Johnson bietet 280 Franken je Aktie. Entsprechend stark legten Actelion zu: rund 21 Prozent.

USA: Weitere Rekorde

An der Wall Street setzte sich die Rekordjagd fort. Beflügelt wurden die Kurse von positiven Geschäftsbilanzen. Doch es ging gemächlicher zu als zuletzt. Neue Wirtschaftsdaten stützten die Zuversicht der Anleger. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe ist deutlich gestiegen und liegt nun noch klarer im Expansion anzeigenden Bereich.

Die Bilanzsaison der Unternehmen lief auf Hochtouren weiter. Dabei fielen die Zahlen längst nicht immer gut aus, was der guten Stimmung insgesamt aber keine Abbruch tat. Laut Ian Winer, Direktor beim Wertapierhaus Wedbush Securities, wischt der Markt enttäuschende Zahlen derzeit einfach beiseite und blickt stattdessen hoffnungsvoll nach vorne auf die avisierten Steuersenkungen und sonstigen Wachstumsmaßnahmen der Regierung Trump.

Ford ist wegen hoher Pensionslasten im Schlussquartal 2016 in die roten Zahlen gerutscht. Umsatz und Ergebnis verfehlten die Erwartungen der Analysten. Dass das Europa-Geschäft besser lief als im Vorjahr, stützte die Aktie nicht. Sie verlor 3,3 Prozent. Caterpillar hat im vierten Quartal den Verlust ausgeweitet, wofür der Baumaschinenhersteller allerdings Sondereinflüsse verantwortlich macht wie Restrukturierungskosten. Die Aktie gab lediglich um 0,9 Prozent nach.

Der Spielzeughersteller Mattel verfehlte mit Umsatz und Gewinn im Quartal die Erwartungen des Marktes. Mattel brachen um 17,6 Prozent ein. "Es war ein ziemlich hässliches Ende des Quartals", sagte CEO Christopher Sinclair. Potash wies erneut sinkende Umsätze und Gewinne aus und hat weiter mit sinkenden Preisen für Düngemittel zu kämpfen. Der Kurs gab um 3,0 Prozent nach.

Unter Druck standen Aktien aus dem Agrarsektor vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Mexiko und nachdem Donald Trump angekündigt hatte, einen 20-prozentigen Strafzoll aus Produkte aus Mexiko zu erheben.

Johnson & Johnson zeigten sich 0,9 Prozent leichter nach dem 30-Milliarden-Dollar-Gebot für die schweizerische Actelion. Übernahmefantasie trieb den Kurs von Charter Communications um 7,4 Prozent nach oben. Verizon Communications prüft offenbar den Zusammenschluss mit Charter. Eine Fusion würde zwei Großkonzerne zusammenbringen, die sich in der sich rasant konsolidierenden Branche nach Wachstumsmöglichkeiten umsehen. Verizon gaben um 1,3 Prozent nach.

Devisen: Euro unter 1,07, Pfund auch

Der Euro wechselte nach einem stabilen Beginn in die Verlustzone. Die 1,07er Marke wurde deutlich gerissen. Die Gemeinschaftswährung notierte am Abend bei 1,0672 Dollar und damit etwa 0,7 Prozent schwächer als zur Wochenmitte. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0700 Dollar fest nach 1,0743 Dollar am Mittwoch und 1,0748 Dollar am Dienstag.

Der US-Dollar legte zu allen wichtigen Währungen zu. Zum mexikanischen Peso machte er vorübergehend einen Sprung nach oben. Ein Tweet von US-Präsident Trump war laut Händlern für den Anstieg verantwortlich. "Wenn Mexiko nicht willens ist, die dringend benötigte Mauer zu bezahlen, dann wäre es besser, das bevorstehende Treffen abzusagen." Kommende Woche will Trump den mexikanischen Präsidenten Enrique Pena Nieto treffen. Der Dollar stieg kurzzeitig auf ein Tageshoch von 21,28 Peso, nachdem er zuvor noch unter 21 Peso notiert hatte. Zuletzt gab der Dollar seine Gewinne jedoch größtenteils wieder ab.

Die etwas besser als erwartet ausgefallenen Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Großbritanniens bewegten den Markt kaum. Die Wirtschaft Großbritanniens zeigt trotz des angestrebten Ausscheidens aus der Europäischen Union keine Anzeichen von Schwäche. Im vierten Quartal 2016 war die Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent zum Vorquartal gewachsen. Volkswirte hatten mit 0,5 Prozent gerechnet. Das Pfund fiel trotzdem auf ein Tagestief von 1,2573 Dollar.

Rohstoffe: Klare Aufschläge bei Öl

Der Ölpreis legten im Handelsverlauf deutlich zu. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 56,42 Dollar. Das waren 2,4 Prozent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kletterte 1,6 Prozent auf 53,74 Dollar.

Eine breit angelegte Kauflaune an den internationalen Finanzmärkten stütze auch die Ölpreise, hieß es von Marktbeobachtern. Dagegen konnte ein erneuter Anstieg der Ölreserven in den USA die Preise nicht belasten. Zur Wochenmitte hatte die US-Regierung gemeldet, dass die Lagerbestände an Rohöl in den USA in der vergangenen Woche um 2,8 Millionen Barrel gestiegen waren und damit stärker als von Experten erwartet.

Asien: Kursgewinne in Fernost

Die Rekordjagd an der Wall Street ließ auch die Anleger an den ostasiatischen Börsen nicht kalt. Die Kurse stiegen am Donnerstag auf breiter Front. "Die Zuversicht in Bezug auf die US-Konjunktur steigt", merkte Analyst Andrew Sullivan von Haitong International Securities an. "Die Frage bleibt allerdings, wie stark der Protektionismus diese Entwicklung belasten wird", ergänzte der Teilnehmer.

Der Tokioter Nikkei-Index schloss 1,9 Prozent höher bei 19.402 Punkten. Der Shanghai Composite verbesserte sich 0,3 Prozent auf 3159 Zähler. Ab Freitag bleiben die Börsen in China wegen des Neujahrsfestes geschlossen. Auch in Seoul, wo der Kospi 0,9 Prozent zulegte, wird zum Wochenausklang nicht gehandelt. Wegen des Nationalfeiertages findet am Donnerstag in Sydney kein Handel statt.

Vor allem Finanzwerte zeigten sich in Asien mit Aufschlägen. In Japan gewannen die Aktien von Nomura Holdings 4,9 Prozent.  Daiwa Securities Group legten 3,9 Prozent zu. An der Börse in Hongkong ging es für HSBC 1,7 Prozent nach oben. "Sicherer Hafen" war nicht gesucht.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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