Marktberichte

Zypern-Schreck überwunden Dax schließt über 8000

Zu guter Letzt zeigte die Kurve doch noch nach oben.

Zu guter Letzt zeigte die Kurve doch noch nach oben.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt schüttelt die erneut aufflammenden Sorgen um die Schuldenkrise der Eurozone ab. Der Dax rappelt sich nach einem ersten Schreck wegen des Rettungspakets für Zypern wieder auf und geht mit einem moderaten Minus bei 8011 Punkten aus dem Handel.

Wacker geschlagen hat sich der Dax zum Wochenstart. Die Nachricht vom Wochenende, dass Zypern zur Rettung der Banken die Sparer zur Kasse bittet, ließ das Börsenbarometer zur Eröffnung zwar um fast zwei Prozent oder rund 140 Punkte absacken. Im Verlauf arbeitete sich der Index aber wieder vor und schloss über der Marke von 8000 Punkten.

Auslöser für den morgendlichen Rücksetzer war das neue Rettungspaket für Zypern, mit dem erstmals Sparer an einem Schuldenschnitt in der Euro-Zone beteiligt werden sollen. Nicht nur in Zypern, sondern auch in Italien oder Spanien könnten die Sparer nun einen "Run" auf die Banken unternehmen, war die Sorge an den Börsen. Das setzte vor allem Finanzaktien unter erheblichen Druck. Dann setzte sich unter Investoren jedoch immer mehr die Ansicht durch, dass ein solcher Ansturm auf die Banken unwahrscheinlich sei und dass Zypern die kleinen Sparer weniger als ursprünglich geplant belasten dürfte. Das sorgte verstärkt im späten Handel für eine Kurserholung. Der Dax ging schließlich mit einem Minus von 0,4 Prozent auf 8.011 Punkte aus dem Rennen. Der MDax mittelgroßer Werte gewann 0,21 Prozent auf 13.515 Punkte und schloss damit sogar auf einem neuen Rekord. Der TecDax verlor 0,02 Prozent auf 924,63 Punkte.

Einige Händler vermuteten, dass der Ausverkauf im frühen Handel zumindest teilweise dem starken Anstieg der vergangenen zwei Wochen auf ein neues Fünfjahreshoch am Freitag geschuldet war. "Die Börsen sind heiß gelaufen, eine Korrektur war einfach überfällig", sagte ein Händler. Wäre der Zypern-Schreck so nicht gekommen, hätte der Markt vermutlich im Warten auf die Sitzung der US-Notenbank den Auslöser für die laut technischen Analysten überfällige Korrektur gesehen, hieß es. Möglicherweise endet die Verschnaufpause bereits nach der Sitzung wieder - also am Mittwochabend. Denn die Politik des Gelddruckens gilt am Markt als die stärkste Triebkraft der Aktien-Hausse.

Ein neues Allzeithoch dürfte dem Dax weiteres Potenzial eröffnen, gibt sich Jörg Scherer von HSBC Trinkaus zuversichtlich. Denn der "ultimative Deckel" in Form der Widerstandszone oberhalb von 8.000 Punkten wäre dann gesprengt. "Auch unter Risikogesichtspunkten hätte dieses Szenario Charme", ergänzt er. Denn dann könnten Anleger ihre Stopps engmaschig auf die alten Rekordstände nachziehen.

Finanzaktien waren gleichwohl die Verlierer des Tages. Mit einem Kursverlust von 1,9 Prozent waren die Papiere der Deutschen Bank der schwächste Wert im Dax. Allianz-Aktien verloren 1,7 Prozent. Commerzbank-Aktien schlossen etwas leichter. Sie waren jedoch in der vergangenen Woche wegen einer Kapitalerhöhung um 17 Prozent eingebrochen. Aktien der Aareal Bank büßten 2,2 Prozent ein.

Aktien der Lufthansa gingen mit einem Plus von 2,4 Prozent als Tagessieger im Dax aus dem Handel. Eine Kaufempfehlung der UBS sowie ein Bericht des US-Anlegermagazins "Barron's", dem zufolge die Aktie im Vergleich zu denen der Wettbewerbern günstig sei, stützten den Kurs.

Aufwärts ging es auch mit den Papieren von EADS, die um 1,3 Prozent zulegten. Die Tochter Airbus hat innerhalb weniger Tage den dritten Großauftrag in Folge an Land gezogen. Der indonesische Billigflieger Lion Air bestellte 234 Maschinen der A320-Familie. Für Airbus ist es der erste Auftrag der Indonesier, die bislang vor allem beim größten Konkurrenten Boeing geordert haben. Die Bestellung hat ein Volumen von 18,4 Mrd. Euro. Laut Elysée-Palast handelt es sich damit sowohl von der Zahl der Flugzeuge als auch vom Wert der Bestellung her um den größten zivilen Auftrag, den Airbus jemals erhalten hat.

Die Aktien von Gildemeister nahmen dagegen ihren Abwärtstrend wieder auf. Die Titel des Werkzeugmaschinenbauers gehörten mit einem Abschlag von 3,1 Prozent auf 17,75 Euro größter Verlierer im MDax, nachdem sie in der vergangenen Woche bereits 4,7 Prozent eingebüßt hatten. Am Freitag war der Aktienkurs zeitweise nach oben gegangen, weil nach einem Zeitungsinterview von Konzernchef Rüdiger Kapitza Hoffnungen auf eine Übernahme durch den japanischen Großaktionär Mori Seiki aufgekommen waren. Kapitza stellte indes klar, dass nur eine Fusion auf Augenhöhe mit den Japanern wirtschaftlich sinnvoll sei und dies erst in einigen Jahren denkbar wäre. "Die Verwirrung um die Äußerungen hat den Aktienkurs gestützt, aber jetzt besinnen sich die Anleger wieder auf den mauen Geschäftsausblick, den Gildemeister am Donnerstag vorgelegt hat", sagte ein Händler.

Evotec-Aktien reagierten mit Kursgewinnen auf die Nachricht, dass CEO Werner Lanthaler seinen Posten wieder aufnimmt. Seit Anfang Oktober hatte dieser aus gesundheitlichen Gründen den Posten aufgegeben. "Die Aktie hat in den vergangenen Wochen stark nachgegeben und feiert mit der Rückkehr Lahners heute ein kleines Comeback", sagt ein Händler. Am Freitag waren Evotec auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten abgerutscht. Nun schloss die Aktie fast acht Prozent fester bei 2,57 Euro.

Quelle: ntv.de, sla/DJ/dpa/rts

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