Marktberichte

Angst und Korrektur Dax bricht ein

Kopfloser Markt? Die griechische Schuldenkrise ist nur ein Grund für das dicke Minus.

Kopfloser Markt? Die griechische Schuldenkrise ist nur ein Grund für das dicke Minus.

(Foto: dpa)

Der Dax beschleunigt seine Talfahrt immer mehr und schließt mit dem größten Tagesverlust in diesem Jahr. Händler sprechen von einer Angstreaktion angesichts der anhaltenden Sorgen um Griechenland. Andererseits sei eine starke Dax-Korrektur überfällig gewesen. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir hergekommen sind."

Der Dax hat den Handel mit dem bisher größten Tagesverlust in diesem Jahr beendet und den dritten Tag in Folge nachgegeben. Der Leitindex verlor zum Börsenschluss 3,40 Prozent auf 6633,11 Punkte. Dies war gleichzeitig das Tagestief und der niedrigste Schlusskurs seit Anfang Februar. Charttechnisch sei das Börsenbarometer nun angeschlagen, sagten Händler. Der MDax sackte um 3,74 Prozent auf 9996,03 Punkte ab. Der TecDax sank um 3,60 Prozent auf 744,85 Punkte.

Die Furcht vor einem Rückschlag beim griechischen Sanierungsplan und einer Eintrübung der weltweiten Konjunktur habe Investoren vom Aktienmarkt ferngehalten, hieß es. "Wegen der Unwägbarkeiten der griechischen Umschuldung werden die Gewinne der Vorwoche zunächst einmal realisiert", meint ein Händler. "Angesichts des massiven Anstiegs seit Dezember ist das aber nachvollziehbar. Manch einer dürfte hier seine Jahresperformance gemacht haben", fügt der Marktteilnehmer hinzu. Denn so beeindruckend das Minus von mehr als drei Prozent aussehe, so natürlich sei es nach rund 1.400 Punkten Gewinn seit Mitte Dezember. Bei 6.650 Punkten, wo im Februar eine solide Unterstützung war, sehen technische Analysten nun den nächsten tragfähigen Boden.

Kursverluste müssen angesichts der mit Griechenland verbundenen Risiken die Bankenaktien hinnehmen. Den Geldhäusern drohen weitere Abschreibungen auf Anleihen Griechenlands und anderer Schuldenstätten der Eurozone. Commerzbank sind mit minus 6,7 Prozent das Schlusslicht im Dax,  Deutsche Bank verlieren 5,11 Prozent.

Sollten weniger als zwei Drittel der Privatgläubiger der vereinbarten Umschuldung für Griechenland zustimmen, dann sei der gesamte Rettungsplan für das Land in Gefahr, heißt es bei der Deutschen Bank. Denn in diesem Fall könnte Griechenland die Gläubiger nicht zu der Umschuldung zwingen. Die privaten Inhaber griechischer Staatsanleihen haben bis Donnerstag Zeit, sich zu entscheiden.

Der Verband der internationalen Finanzwirtschaft (IIF), der stellvertretend den Schuldenerlass mit der griechischen Regierung ausgehandelt hat, hat ein düsteres Bild für den Fall gezeichnet, dass der Schuldenschnitt nicht zustande kommt: Der IIF rechnet damit, dass Griechenland dann sehr rasch einen ungeordneten Zahlungsausfall erklären dürfte. "Es ist schwierig, alle möglichen Belastungen einzukalkulieren, aber es ist schwer vorstellbar, dass sie unter einer Billion Euro bleiben", heißt es in einem internen Memo des IIF für seine Mitglieder. "Die Nervosität über die Beteiligung der privaten Gläubiger überschattet weiterhin die Finanzmärkte und drosselt den Risiko-Appetit der Investoren", sagt Kintai Cheung von der Credit Agricole.

Sorgen bereitet auch Spanien. Die Renditen zehnjähriger spanischer Staatsanleihen sind am Morgen über die wichtige Marke von fünf Prozent gestiegen, die bei Anlegern als Maß für die langfristige Finanzierung von Staatsdefiziten gilt. Damit übersteigt die Rendite Spaniens wieder die von Italien. Als Auslöser des Zinsanstiegs sehen Händler Aussagen der spanischen Regierung vom Freitag, dass das Defizit 2012 höher als mit der EU vereinbart ausfallen wird. "Der Markt wertet das so, als ob der neue Fiskalpakt schon nicht eingehalten wird, bevor er gestartet ist", sagt ein Marktbeobachter.

RWE können dagegen mit ihrem Ausblick punkten und stemmten sich im Verlauf gegen den Markt. Die Aktien des Energiekonzerns kletterten trotz eines Gewinneinbruchs zu Handelsbeginn um mehr als vier Prozent in die Höhe. Dennoch schließt die Aktie auf Vortagesniveau. 2012 und 2013 soll das betriebliche Ergebnis unter Berücksichtigung der Beteiligungsverkäufe auf dem Niveau von 2011 bleiben. Die Analysten der DZ-Bank bekräftigten ihre Kaufempfehlung.         

Bei Merck wird besonders die Dividendenerhöhung gelobt. Dennoch rutscht die Aktie mit dem Markt 3,9 Prozent ins Minus. Der operative Gewinn des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns hat 2011 mit 985 Mio. Euro die Konsensschätzung von Analysten von 1,022 Mrd. Euro leicht verfehlt. Seit Ende Oktober sind Merck-Aktien um rund ein Drittel gestiegen.

Verkauft werden auch Automobilaktien. VW verlieren 4,5 Prozent und Daimler 5,2 Prozent. Hier dürften sich vor allem Sorgen der Investoren um die weltweite Konjunktur niederschlagen. Auf dem Genfer Autosalon teilte BMW mit, dass es angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds für eine konkrete Prognose für 2012 noch zu früh sei. BMW fallen um 5,11 Prozent.

Im TecDax gehen nach einer Reihe enttäuschender Zahlen die Solarwerte auf Talfahrt. Q-Cells meldete für 2011 tiefrote Zahlen und Centrotherm verbuchte beim operativen Ergebnis ein Minus von 19,8 Mio. Euro. "Alle Unternehmen melden schlechte Zahlen. Der Boom ist vorbei. Der Preisdruck aus China ist latent, und jetzt verliert man auch noch die Unterstützung des deutschen Fiskus", sagte ein Händler. Q-Cells fielen im TecDax um 12  Prozent auf ein Rekordtief von 0,25 Euro. Centrotherm waren mit einem Abschlag von 13,5 Prozent auf 11,16 Euro so billig wie seit Anfang Februar nicht mehr.     

Auch SMA Solar haben nach der schwachen Jahresprognose vom Freitag weiterhin schlechte Karten. Die Papiere fielen zeitweise um mehr als acht Prozent, konnten die Verluste aber eindämmen. Solarworld notierten 2,9 Prozent schwächer.      

Quelle: ntv.de, sla/DJ/rts/dpa

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