Marktberichte

Wall Street weiter im Minus Dax begrenzt Verluste gegen Handelsende

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Am Ende fällt der Tagesverlust beim Dax weniger deutlich aus als es sich zwischenzeitlich abzeichnet. Dennoch: Die Sorgen um Chinas Konjunktur, ein taumelnder Ölpreis und atomare Muskelspiele von Nordkoreas Diktator verunsichern Anleger und kosten den Dax Punkte.

Einen weiteren Rückschlag erlebte der Dax zur Wochenmitte - auch wenn dieser bei weitem nicht so deutlich ausfiel wie am Montag, als der Leitindex mehr als 4 Prozent einbüßte. Nach anfangs nur leichten Verlusten sackte der Index im Laufe des Handelstages immer weiter ab und verbuchte zwischenzeitlich einen Verlust von rund 2 Prozent. Gegen Ende fiel das Minus aber weniger deutlich aus: Der Dax schloss 0,9 Prozent leichter auf 10.214 Punkten. Die Erholung wurde auf die US-Vorgaben zurückgeführt. An der Wall Street erholten sich die Indizes leicht. Ein Händler sprach von einem technisch geprägten Handel.

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Schwache Konjunkturdaten aus China und ein erneut niedriger gefixter Yuan hatten für Verunsicherung gesorgt und ließen die Anleger zurückhaltend agieren. Der Rückgang des Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in China sei vor allem deswegen enttäuschend, weil sich die Hoffnungen zuletzt auf eine immer stärkere Rolle dieses Wirtschaftsbereichs gerichtet hätten, sagte Angus Nicholson von IG Markets. Der Test einer Wasserstoffbombe in Nordkorea trübte die Stimmung zusätzlich.

Ein besser als erwartet ausgefallener ADP-Arbeitsmarktbericht aus den USA konnte die Stimmung nicht stützen. Die Zahl der Beschäftigten in der Privatwirtschaft ist im Dezember um 257.000 gestiegen und damit deutlich stärker als mit 195.000 erwartet. Mit Blick auf die Geldpolitik dürfte sich die Fed in ihrer Entscheidung einer Einleitung der Zinswende bestätigt sehen, so die Helaba. Die meisten Analysten erwarten, dass die Fed die Leitzinsen im laufenden Jahr dreimal anheben wird. Für den ohnehin angeschlagenen Aktienmarkt sind das keine besonders stützenden Nachrichten.

Am Abend steht noch das Protokoll der jüngsten Tagung der US-Notenbank auf dem Programm, auf der die Zinswende eingeleitet wurde. Der Markt erhofft sich davon Informationen, wie der weitere Leitzinspfad aussehen könnte.

Auto-Aktien nach Absatzzahlen im Fokus

BMW
BMW 105,95

Der Dax schloss am Ende mit einem Minus von 0,9 Prozent und sank auf 10.214 Punkte. Für den MDax ging es um 1,2 Prozent nach unten auf 19.990 Punkte. Verluste von 1,3 Prozent auf 1788 Zähler beim TecDax. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,2 Prozent auf 3139 Punkte.

Belastend für BMW wirkten die US-Absatzzahlen im Dezember. Mit einem Minus von 17,7 Prozent zum Vorjahr mussten die Bayern trotz eines Rekordwachstums des Marktes unter den deutschen Herstellern am stärksten Federn lassen. BMW-Aktien büßten 3,3 Prozent ein und waren damit Schlusslicht im Dax.

Das Absatz-Minus von rund 9,1 Prozent bei VW wurde hingegen als angemessen angesichts der aktuellen Lage beurteilt. Die Aktie gab dennoch um 2,1 Prozent nach. Gut sehe es bei Porsche und Audi aus, hieß es am Markt. Für Daimler wurden die Zahlen sogar als "hervorragend" bezeichnet. Aber auch die Stuttgarter büßten 2,5 Prozent ein.

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte im TecDax Dialog Semiconductor mit einem Kursminus von 5,6 Prozent. Einem Zeitungsbericht zufolge will der wichtige Kunde Apple die Produktion seiner iPhone-Modelle 6S und 6S Plus drosseln.

Wall Street: Sorgen um China lasten auch auf US-Börsen

Die Wall Street gerät gleich von drei Seiten unter Druck. Der nordkoreanische Test einer vermeintlichen Wasserstoffbombe, der erneute Einbruch der Ölpreise und die abermals entfachten Sorgen über den wirtschaftlichen Abschwung in China drücken auch die Aktienkurse in den USA gleich zu Beginn tief ins Minus.

Der Dow-Jones-Index schloss bei 16.907 Punkten 1,47 Prozent im Minus. Der breiter gefasste S&P-500 ging mit 1990 Zählern 1,3 Prozent tiefer aus dem Handel. Die Technologiebörse Nasdaq verlor 1,14 Prozent und schloss mit 4835 Punkten. Nachdem die Ölpreise auf ein neues Elfjahrestief abgestürzt sind, sackt der Energiesektor als zweitschwächste Branche um 2,4 Prozent ab.

Leichten Auftrieb, aber nur in homöopathischer Dosis, verschafft der deutlich über den Erwartungen ausgefallene ADP-Arbeitsmarktbericht. Das nach unten revidierte Handelsbilanzdefizit für November beeinflusst die Märkte dagegen nicht. Das gilt auch für den Markit-Einkaufsmanagerindexes für das Dienstleistungsgewerbe, der in zweiter Lesung geringer als erhofft gestiegen ist.

Apple
Apple 167,04

Unter den Einzelwerten verloren Apple weitere 2 Prozent. Der Technologiegigant schraubt die iPhone-Aufträge bei seinen Zulieferern zurück. Der Konzern hat in den vergangenen Monaten geringere Bestellungen bei den iPhone-Komponentenzulieferern angekündigt, wie mit der Lieferkette vertraute Personen sagen. Bereits am Vortag hatten entsprechende Medienberichte die Runde gemacht und den Kurs belastet. Zudem droht der Apple-Uhr neue Konkurrenz durch Casio.

Pioneer Natural Resources brachen um 7,2 Prozent ein. Der Ölexplorateur will neue Aktien emittieren, was neben dem Ölpreisverfall auf dem Kurs lastete. Autonation stürzten um 10,5 Prozent ab, der Automobilhändler warnte vor einem Abschwung im Geschäft mit Premiumfahrzeugen. Monsanto verloren 2,1 Prozent. Ein Umsatzeinbruch um nahezu ein Viertel im ersten Geschäftsquartal veranlasst den Saatgutkonzern, weitere 1.000 Stellen zu streichen.

Aus dem negativen Umfeld ragten die Netflix-Aktien hervor. Sie profitierten von der Expansion des Streaminganbieters und stiegen um 9,3 Prozent.

Rohstoffe: China-Daten und Nahost-Krise belasten Ölpreise

Die Ölpreise kamen durch die Angst vor einer Konjunkturschwäche in China und den festen Dollar ordentlich ins Rutschen. Das Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 6 Prozent bzw 2,19 Dollar auf 34,23 Dollar, den tiefsten Stand seit Juni 2004. US-Leichtöl der Sorte WTI verlor 5,6 bzw 2 Dollar auf 33,97 Dollar und war damit so billig wie zuletzt im Februar 2004. Zwar meldete die US-Regierung überraschend einen Rückgang ihrer Rohölvorräte, während Analysten mit einer Zunahme gerechnet hatten, dafür erhöhten sich die Vorräte an Benzin und Mitteldestillaten wie Heizöl und Diesel.

Für Verunsicherung sorgt auch die Spannung zwischen den Ölförderstaaten Saudi-Arabien und Iran, weil damit eine Einigung auf niedrigere Förderquoten innerhalb der Opec mutmaßlich noch unwahrscheinlicher wird. Eine globale Ölschwemme sei die größte Bedrohung für den Ölmarkt, warnte der hochrangige iranische Opec-Delegierte Mehdi Asali: "Iran und Saudi-Arabien - das ist ein politisches Thema, das den Ölmarkt kurzfristig beeinflussen wird". Laut dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie wird Saudi-Arabien solange seine Ölförderung nicht drosseln, wie andere Förderer wie Russland, Iran und der Irak sich dem nicht anschließen.

Bei einem anderen Rohstoff marschieren die Preise dagegen seit Tagen nach oben. Die Feinunze Gold verteuert sich auf 1091 US-Dollar nach Kursen um 1078 Dollar am Vorabend. Seit vier Tagen zieht der Goldpreis kontinuierlich an. Das Edelmetall gilt als klarer Profiteur der wirtschaftlich, aber mit Saudi-Arabien, Iran und nun auch noch Nordkorea politisch unsicheren Zeiten.

Asien: Japan im Minus, China im Plus

Nikkei
Nikkei 37.068,35

Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zum Handelsende 182,68 Zähler oder 0,99 Prozent tiefer bei 18.191,32 Zählern. Der breit gefasste Topix büßte 15,87 Punkte oder 1,05 Prozent ein und schloss auf einem Stand von 1488,84 Zählern.

Unter den Einzelwerten in Tokio standen die Zulieferer von Apple auffallend unter Druck: Das Wirtschaftsblatt "Nikkei" hatte zuvor berichtet, der US-Konzern werde die Produktion seiner iPhone-Modelle 6S und 6Splus deutlich reduzieren. Aktien von Murata verloren zeitweise knapp 3 Prozent, TDK fast 4 Prozent und Alps gut 6 Prozent. Die Aktien von Sharp sanken um zeitweise 3,3 Prozent, nachdem das Wirtschaftsblatt "Nikkei" berichtet hatte, der Elektronik-Konzern werde erstmals seit drei Jahren einen operativen Verlust ausweisen.

Auftrieb erkennen Beobachter im chinesischen Handel: Die zum Wochenstart stark gebeutelten Titel gewinnen dort an Boden. Grund ist nach Angaben von Börsianern eine Mitteilung, wonach Großaktionäre weiterhin bestimmte Papiere weiterhin nicht verkaufen dürfen, bis die Regierung neue Regeln für solche Veräußerungen erlassen hat. Der chinesische Leitindex CSI300 steigt um 1,5 Prozent. Am wichtigsten chinesischen Handelsplatz in Shanghai beendete der Shanghai Composite den Handelstag starke 2,3 Prozent im Plus.

Devisen: Euro prüft die Lage

Die europäische Gemeinschaftswährung hält sich am Morgen weitgehend stabil: Der Kurs des Euro notiert im frühen Handel bei 1,0735 Dollar. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs am Mittag auf 1,0746 (Montag: 1,0898) Dollar festgesetzt.

Der weiterhin nur schwache Preisanstieg in der Währungsunion hatte den Kurs des Euro am Dienstag belastet. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag zeitweise mit 1,0721 US-Dollar gehandelt. Am Morgen hatte ein Euro noch über einen US-Cent mehr gekostet.

"Die EZB wird sich wohl bald von der Hoffnung eines sich verstärkenden Preisauftriebs in diesem Jahr verabschieden müssen", schrieb Volkswirt Christoph Weil von der Commerzbank in einem Kommentar. "Damit bleibt eine weitere Lockerung der Geldpolitik auf der Tagesordnung." Falls sich diese Erwartungen verfestigten, würde dies den Euro belasten.

Quelle: ntv.de, kst/mmo/dpa/rts

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