Marktberichte

Wall Street im Plus Dax-Rally macht Anleger vorsichtig

In welche Richtung wird der Aktienmarkt ausschlagen?

In welche Richtung wird der Aktienmarkt ausschlagen?

(Foto: Reuters)

Die Anleger halten Abstand zur 11.600er-Marke. Das Umfeld für Aktien stimmt, die Vorgaben aus Übersee sind gut. Trotzdem überwiegt die Zurückhaltung. Ein schlechtes Zeichen?

Nach dem Kursfeuerwerk am deutschen Aktienmarkt im Dezember und einem starken Jahresauftakt sind die Anleger am Mittwoch vorsichtig geblieben. Nach kleineren Verlusten herrschte Stillstand auf praktisch unverändertem Niveau.

Dax
DAX 18.088,70

Der Dax schloss unverändert bei 11.584 Punkten. Positiv ausgefallene Konjunkturdaten für den Euroraum konnten die Standardaktien kaum stützen. "Irgendwie hat man das Gefühl, dass nicht mehr viel fehlt und der Dax zu einem signifikanteren Rücksetzer unter 11.000 Punkten ansetzt", kommentierte Jens Klatt von JFD Brokers. Am Dienstag war das Börsenbarometer auf ein 17-Monats-Hoch von 11.637 Punkte geklettert, ehe Gewinnmitnahmen ihn ausbremsten.

Der Index der mittelgroßen Werte MDax fiel 0,6 Prozent auf 22.256 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es 0, Prozent auf 1836 Punkte nach unten.

Trotzdem: Das Umfeld für Aktien stimmt, eine Alternative ist kaum in Sicht. Anleihen liefern angesichts der anziehenden Inflation kaum noch eine positive reale Rendite, die deutschen Sparer verlieren über Gebühr. Denn in Deutschland, der Wachstumslokomotive der Eurozone, sind die Renditen besonders niedrig und die Inflation war zum Jahresschluss vergleichsweise hoch.

Die Europäische Zentralbank kommt mit großen Schritten ihrem Inflationsziel von zwei Prozent immer näher. In Deutschland zogen die Verbraucherpreise im Dezember um 1,7 Prozent an, in Europa legten sie nach einer ersten Vorabschätzung um über ein Prozent zu. Auf der anderen Seite sorgt EZB-Chef Mario Draghi aber immer noch mit dem Anleihekaufprogramm für ultraniedrige Renditen am Anleihenmarkt.

Und Beobachter gehen davon aus, dass sich daran vorerst nichts ändern wird. "Die Europäische Notenbank wird ihren geldpolitischen Kurs erst einmal beibehalten", erwartet auch Dirk Gojny, Anleihestratege der National-Bank. Schließlich dürfe nicht übersehen werden, dass die Probleme im Euroraum trotz der zyklischen konjunkturellen Erholung nicht kleiner, sondern eher größer geworden sind.

Doch es gibt auch mahnende Stimmen. Ifo-Chef Clemens Fuest zum Beispiel fordert in der "FAZ" den Ausstieg der EZB aus dem Anleihekaufprogramm: "Dieser Inflationssprung ist ein Signal für den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der EZB." Wenn diese Zahlen sich für die Eurozone insgesamt bestätigten, solle die EZB das Anleihekaufprogramm im März 2017 beenden, so Fuests Forderung.

Da die Anleger an den Anleihenmärkten das Risiko für ihr investiertes Geld nicht adäquat vergütet bekommen, sollte es nicht überraschen, wenn die Bundesanleihen trotz der anhaltenden Käufe der EZB in den kommenden Wochen weiter unter Druck geraten. Investoren könnten dann ihr Geld verstärkt in Aktien oder Immobilien umschichten. Damit dürfte die Blase vom Anleihenmarkt aber allenfalls in eine andere Assetklasse weichen.

Viele Anleger sind zu Beginn des neuen Jahres auch noch aus einem konkreten Grund vorsichtig: Am Freitag stehen die US-Arbeitsmarktdaten für Dezember an. Von ihnen könnte abhängen, wie schnell und wie stark die Fed künftig an der Zinsschraube drehen wird. Hinweise auf das Tempo weiterer Zinserhöhungen könnten am Mittwochabend (20 Uhr MEZ) auch die Protokolle der Fed-Sitzung vom Dezember geben. Damals hatten die Notenbanker die Zinsen erhöht.

Unter den Einzelwerten ging es für die deutschen Bankenwerte weiter aufwärts. Seit Beginn des Jahres ist der europäische Bankensektor bereits um 4,5 Prozent gestiegen auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Deutsche Bank legten an der Dax-Spitze 2,8 Prozent zu. Commerzbank konnten ihre Gewinne nicht halten, sie sackten 0,1 Prozent.

Verkauft werden deutsche Chemiewerte. Linde fielen 1,1 Prozent zurück. Laut "FAZ" wird die Fusion von Linde mit dem US-Wettbewerber Praxair heftig kritisiert. Von Linde werde nach dem Zusammenschluss wenig übrig bleiben, heißt es dort.

Impulse kamen ansonsten überwiegend von Analystenkommentaren. Die Aktien des Pharma- und Chemieunternehmens Bayer stiegen um 1,1 Prozent. Die US-Bank JPMorgan hält die Papiere, unabhängig vom Erfolg der geplanten Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto, für attraktiv und stufte sie auf "Overweight" hoch.

Im TecDax setzten die Anteilsscheine von Nordex ihre Erholung mit einem Plus von 1,9 Prozent fort. Hier hatten sich die Experten der Investmentbank Goldman Sachs positiv zum Wachstum des Windkraftanlagenbauers und der aktuellen Bewertung der Aktie geäußert.

Die Papiere des Autozulieferers Hella knickten dagegen nach einer Abstufung des Investmenthauses Mainfirst um 2,8 Prozent ein. Die Experten rechnen vorerst weiterhin mit einem schwachen Umsatzwachstum des MDax-Unternehmens.

Keine Kauflaune lösten die Autozulassungszahlen des Branchenverbands VDA aus. Mit 256.600 neuen Zulassungen lagen sie im Dezember 2016 vier Prozent über dem Vorjahr. "August und Dezember sind saisonal üblicherweise schwache Monate", sagte ein Händler. Daher werde nicht so stark auf die Dezember-Zahlen geachtet.

Zudem seien Auto-Aktien schon mit starken Konjunkturdaten aus China und den USA nach oben gelaufen, so dass am Mittwoch nun Gewinnmitnahmen dominierten. Diese seien aber völlig unabhängig von den Zulassungen. VW fielen 1,2 Prozent, BMW und Daimler 0,7 bzw. 0,04 Prozent.

Wall Street: 20.000 sind drin

Die US-Börsen haben im Plus geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte 0,3 Prozent auf 19.942 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,6 Prozent auf 2270 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte um 0,9 Prozent auf 5477 Punkte vor.

Im Dow rückte damit die Marke von 20.000 Punkten wieder in den Fokus. Am Vortag hatte er sie nur knapp verfehlt. Die Rally, die bereits seit der Wahl von Donald Trump im November zum neuen US-Präsidenten anhält, dürfte sich also fortsetzen - wenn auch mit reduziertem Tempo. 

Stützen dürften auch die weiterhin soliden US-Konjunkturdaten, die am Vortag erneut überzeugen konnten. Daneben rückt bereits der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember in den Fokus, der am Freitag veröffentlicht wird.

Impulse sind am Berichtsstag dagegen dünn gesät. Die Aufmerksamkeit dürfte sich auf das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank aus dem Dezember richten, als die Fed erneut an der Zinsschraube drehte. Die Anleger hoffen hier auf Hinweise in Bezug auf das weitere Tempo bei den Zinserhöhungen in diesem Jahr. Die Agenda der US-Konjunkturdaten ist dagegen leer.

Unter den Einzelwerten standen Automobilaktien mit den Dezember-Absatzzahlen im Blick, die insgesamt besser ausgefallen waren als erwartet. Auch wenn Tesla das Jahresziel verfehlt hatte, so konnte der Hersteller von Elektroautos Absatz und Umsatz im vierten Quartal doch kräftig steigern. Die Tesla-Aktie zog um 4,6 Prozent an. General Motors und Fiat Chrysler meldeten den besten Dezember-Absatz seit 2007. GM verringerte zudem die Lagerbestände recht deutlich, die Titel legten um 5,5 Prozent zu. Auch Ford stiegen um 4,6 Prozent, wenngleich die Absatzzahlen hier nicht ganz so überzeugend ausfielen.

Großinvestor Carl Icahn ist nicht der einzige, der seinen Anteil an Hertz angesichts des zuletzt gesunkenen Kurs verdoppelt hat. Auch der Investor Mario Gabelli hat mit seinem Vehikel Gamco beim US-Autovermieter aufgestockt. Hertz legten um 4,9 Prozent zu. Delta Air Lines hat im Dezember im Passagiergeschäft mit den Umsätzen positiv überrascht, die Titel der Fluglinie gewannen 2,5 Prozent.

Weight Watchers schnellten um 20,9 Prozent in die Höhe, nachdem die Dietprodukte der Gesellschaft in einer Rangliste auf ein positives Echo gestoßen waren. Agile Therapeutics brachen um 47,4 Prozent ein, Probandinnen bei einer Studie zu einem Empfängnisverhütungsmittel mussten massenhaft aussteigen.

Asien: Tokio beginnt das Börsenjahr

Nikkei
Nikkei 37.769,05

An den meisten ostasiatischen Börsen setzte sich die positive Tendenz zur Wochenmitte derweil mehr oder weniger ausgeprägt fort. Während die Aktienkurse in Tokio nach der langen Feiertagspause - am Montag und Dienstag fand dort wegen Neujahr kein Handel statt - einiges aufzuholen hatten, agierten die Anleger andernorts schon wieder vorsichtiger.

Der Nikkei-225-Index stieg um 2,5 Prozent auf 19.594 Punkte. Die Tokioter Börse profitierte von dem Anstieg des von IHS Markit ermittelten Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Japan, der im Dezember 2016 den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht hatte. Am Montag und Dienstag hatten schon Einkaufsmanagerindizes aus China, Europa und den USA überzeugt. Die Marktteilnehmer reagierten auf die guten Nachrichten zur Weltwirtschaft, sagt Masashi Murata von Brown Brothers Harriman. Die Aussichten seien gut, und in den USA sowie in Europa nehme die Inflation wieder Fahrt auf.

Die Aufwertung des Dollar zum Yen verhalf Aktien exportorientierter japanischer Unternehmen zu Kursgewinnen. Im Automobilsektor gewannen Honda 4,6 Prozent, Mitsubishi 2,2 Prozent und Toyota 3,2 Prozent.

Im Zuge der Ölpreiserholung verzeichneten die Aktien der Branche Gewinne: In Tokio ging es für Japan Petroleum Exploration um 2,8 und für Inpex um 1,6 Prozent nach oben. Die australischen Oil Search stiegen um 1,3 Prozent. In Hongkong verteuerten sich China Shenhua um 3,3 Prozent.

In Sydney schloss der S&P/ASX-200 geringfügig höher. Der Index hatte am Dienstag allerdings ein deutliches Plus verbucht. Der Hang-Seng-Index in Hongkong sank um 0,1 Prozent. In Schanghai ging es dagegen mit den Kursen im Schnitt um 0,8 Prozent nach oben.

Rohstoffe: Ölpreise legen zu

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 88,10

Nach dem Vortagesabsturz und drei Verlustsitzungen in Folge erholten sich die Ölpreise im Fahrwasser eines schwächeren Dollar moderat. Weiterhin schwankte der Markt zwischen der Erwartung einer Stabilisierung der Ölpreise durch die beschlossene Förderkürzung des Erdölkartells Opec und Sorgen über deren Umsetzung. Am Vortag waren die Ölpreise zunächst auf den höchsten Stand seit 18 Monaten geklettert, um im Anschluss auf ein Zweiwochentief zu fallen. Ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 53,26 Dollar, für Brent ging es um 1,8 Prozent auf 56,46 Dollar nach oben. Die Rohstoffanalysten von Goldman Sachs sahen das Hoch bei den Ölpreisen über den Sommer bei 59 Dollar je Fass. Das Hochfahren der US-Schieferölförderung sollte den Preis deckeln, so ihre Einschätzung.

Der Goldpreis setzte seine jüngste Erholungsbewegung fort. Der Preis für die Feinunze näherte sich einem Vierwochenhoch. Auslöser war der leicht nachgebende Dollar bei steigenden Inflationserwartungen - auch befeuert durch das Fed-Protokoll. Für die Feinunze wurden zuletzt knapp 1.164 Dollar bezahlt, ein Plus von 0,4 Prozent. Zuvor hatte der Preis mit 1.168 Dollar den höchsten Stand seit dem 9. Dezember erreicht. Im Handel war auch von einer steigenden Nachfrage nach physischem Gold aus China und Indien die Rede.

Devisen:  Dollar kommt von Hochs zurück

Nach seinem 14-Jahreshoch des Vortages kam der US-Dollar leicht zurück. Der Euro kletterte auf 1,0482 Dollar nach Wechselkursen knapp über der Marke von 1,04 am Vorabend. Am Dienstag war die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0340 Dollar gesunken. Der WSJ-Dollarindex ermäßigte sich um 0,6 Prozent. Im Anschluss an das Fed-Protokoll hatte sich der Greenback nur wenig bewegt.

Quelle: ntv.de, ddi/mbo/dpa/rts

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