Marktberichte

TecDax schnuppert Nemax-Luft Dax-Anleger zittern sich in die Woche

Das Jahreshoch aus der Vorwoche scheint Lichtjahre weg. Am deutschen Aktienmarkt fehlen am Montag die Impulse. Stattdessen: Verunsicherung ob der "politischen Geräuschkulisse". Nur für den TecDax ist es ein historischer Tag.

Die Handelsspanne des Dax' am ersten Tag der neuen Handelswoche sagt alles: Rund 50 Punkte stehen am Ende zu Buche - und ein Abschlag. Nach der Zins- und Geldpolitik der Noten- und Zentralbanken rückte am deutschen Aktienmarkt der mögliche Handelsstreit mit den USA in den Fokus. Dazu spielten auch die Europa-Türkei-Krise eine Rolle sowie die immer näher rückenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Von einer "politischen Geräuschkulisse" sprach n-tv-Börsenexpertin Sabrina Marggraf.

Der Dax verlor 0,4 Prozent auf 12.053 Punkte. Das Tagestief lag bei 12.033, das Tageshoch bei 12.082. Am Freitag war der Leitindex mit einem Mini-Aufschlag aus dem Handel gegangen. Das Jahreshoch steht mittlerweile aber bei 12.156 Zählern und damit nur knapp 240 Stellen vom Allzeithoch entfernt. Der MDax schloss 0,3 Prozent im Minus bei 23.613 Punkten. Der TecDax büßte 0,3 Prozent auf 1993 Zählern ein. Im Tageshoch lag er bei 2002 Stellen. Er knackte erstmals seit dem Platzen der Technologie-Blase 2001, als der Index noch Nemax-50 hieß, die 2000er Marke.

Trump, G20 und Freihandel

"Die US-Währung wird langsam zum Belastungsfaktor für die Märkte", sagte ein Marktteilnehmer. Er verwies auf das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen vom Wochenende in Baden-Baden. Obgleich isoliert, seien die USA dort nicht von ihrer Position mit Blick auf mögliche Strafzölle abgerückt. In der Schlusserklärung fehlte das sonst übliche Bekenntnis gegen Protektionismus.

"Ein Elefant im Porzellanladen kann für einen Unbeteiligten ein spaßiger Anblick sein", so Commerzbank-Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann. Dass sich die USA in Baden-Baden aber so gestenreich vom Bekenntnis zum Freihandel verabschiedet hätten, habe aber irreversible Folgen. Die Rolle der USA als Hüterin des freien Welthandels sei für lange Zeit zerstört. Dabei sei niemand in Sicht, "der die von Trump aufgerissene Lücke füllen könnte", führte Leuchtmann aus. "Dass sich die USA als weltgrößte Volkswirtschaft auf eine Abschottung von der Welt vorbereitet, macht Anleger zunehmend bange", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya vom Brokerhaus London Capital Markets.

Devisen: Euro-Gewinne

Der Euro verbuchte am Ende leichte Aufschläge. Nach einem Tageshoch von 1,0777 Dollar kostete die Gemeinschaftswährung am Abend 1,0755 Dollar. Das waren 0,1 Prozent mehr als noch am Freitagabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0752 Dollar fest nach 1,0737 Dollar am Freitag.

Dax: Banken und Autowerte

Bei den Einzelwerten im Dax standen Deutsche Bank im Blick, die rund 2,5 Prozent verloren. Als übergeordnet neutral werteten Händler dabei die am Wochenende bekannt gegebenen Details zur Kapitalerhöhung der Bank. Für zwei alte können die Anleger eine neue Aktie für 11,65 Euro beziehen. Die Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro wird von 30 Banken begleitet und beginnt am Dienstag, hieß es. Deutsche Bank waren Topverlierer im Dax, es folgten die Titel der Commerzbank, die rund 2 Prozent niedriger schlossen.

Siemens verbesserten sich 0,4 Prozent. Der Konzern hatte Aufträge für neun Windenergieanlagen vom französischen Konzern Electricite de France (EDF) erhalten. Die georderten Onshore-Produktplattformen haben laut Mitteilung eine Kapazität von je 3,2 Megawatt. Die Aufträge umfassten auch die Wartung und Instandhaltung der Anlagen über 15 Jahre. Angaben zum Auftragsvolumen machte die Siemens AG nicht.

Darüber hinaus befanden sich die Autowerte im Fokus der Anleger. Jüngst hatten neue Details zum Abgasskandal VW unter Druck gebracht. Die von US-Präsident Trump angekündigte protektionistische Handelspolitik lastet vor allem auf BMW, obwohl die Münchener der Autobauer sind, die am meisten aus den USA exportieren. VW verbilligten sich rund 1 Prozent, BMW 0,7 Prozent. Daimler gaben 0,1 Prozent ab.

MDax: Hugo Boss schwach

Talanx verabschiedeten sich rund 3 Prozent leichter nach Bekanntgabe endgültiger Zahlen. Dabei dürfte es sich um Gewinnmitnahmen gehandelt haben. Das Papier war in den vergangenen sechs Monaten um fast 30 Prozent gestiegen. Die endgültigen Zahlen selbst enthielten keine Überraschungen, genauso wenig wie der bestätigte Ausblick.

Hugo Boss sackten 4,5 Prozent ab. Sie waren damit größter Verlierer im MDax. Die Umsätze waren relativ groß. Nach der Erholung der vergangenen Monate setzten laut Händlern nun Gewinnmitnahmen ein. Die Spekulation um Paketkäufe ging etwas aus dem Markt. Die Bank-Gruppe Bruxelles Lambert hatte Berichte zu einem angeblichen Interesse zurückgewiesen, wie es im Handel hieß.

SDax: MLP kommen

MLP sprangen etwa 2,7 Prozent an und reagierten so auf die Aufnahme in den Kleinwerteindex SDax. Zum Schlusskurs am Dienstag ersetzen sie dort GfK, deren Streubesitzanteil wegen der Übernahme durch Acceleratio Capital auf unter 5 Prozent gefallen war.

Europa: Vodafone punktet in Indien

Anfängliche Kursaufschläge wichen bei Vodafone am Ende einem Abschlag von 0,5 Prozent. Das Bekanntwerden der Fusion zwischen der indischen Tochter der Briten und Idea Cellular führten Marktteilnehmer als Begründung an. Durch den Zusammenschluss entsteht der größte Mobilfunk-Anbieter Indiens mit fast 400 Millionen Kunden. Über eine Fusion wurde bereits seit geraumer Zeit spekuliert. Die Idea-Aktie ist dieses Jahr bereits um rund 50 Prozent gestiegen. Der indische Markt gilt als schwierig und steht unter Preisdruck.

USA: Lethargischer Wochenstart

Schwerfällig haben sich die US-Aktienmärkte zum Wochenauftakt präsentiert. Fehlende konjunkturelle Impulse sowie der ernüchternde Ausgang des G20-Finanzministertreffens vom Wochenende hätten für Lethargie unter den Anlegern gesorgt, hieß es.

Der Dow Jones Industrial verlor ab diesem Montag letztlich 0,04 Prozent auf 20.905,86 Punkte. Der S&P 500 sank um 0,20 Prozent auf 2373,47 Zähler. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 endete nahezu unverändert bei 5413,31 Punkten. Der Nasdaq Composite erreichte im frühen Handel ein Rekordhoch bei 5915,12 Punkten und schloss mit einem Gewinn von 0,08 Prozent bei 5901,53 Zählern.

Die mit Spannung erwartete Rede des Chefs der regionalen Notenbank von Chicago, Charles Evans, wurde vom Markt ohne größere Reaktionen aufgenommen. Sollten sich die Prognosen für einen Aufschwung festigen und die Inflation steigen, wären drei US-Zinsanhebungen in diesem Jahr angemessen, sagte Evans. Sollte es richtig bergauf gehen, kämen sogar vier Zinsanhebungen in den USA infrage. Bisher werden an den Märkten gemeinhin drei Zinsschritte im laufenden Jahr erwartet.

Disney-Aktie gewinnt durch Kino-Erfolg

Unter den Einzelwerten stiegen die im Dow notierten Aktien von Walt Disney um 0,85 Prozent. Die Musical-Verfilmung "Die Schöne und das Biest" stellte in Nordamerika gleich mehrere Rekorde auf. Der Fantasy-Liebesfilm schaffte am Wochenende einen der zehn besten Starts aller Zeiten in US-amerikanischen und kanadischen Kinos. Nach Ansicht von Analysten könnte der Erfolg dafür sorgen, dass Disney weitere Live-Action-Remakes von Zeichentrickfilm-Klassikern in Angriff nehme.

Die Papiere von Nvidia verteuerten sich an der Nasdaq-Spitze um mehr als 3 Prozent. Zuvor hatten sich die Analysten der Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch positiv über die Aktien des Herstellers von Computer-Grafikkarten geäußert. Die Aktien von Dominion Diamond schnellten um knapp 23 Prozent auf 12,20 Dollar nach oben. Das Bergbau-Unternehmen erhielt ein Übernahmeangebot von einem nicht börsennotierten Firmenkonglomerat über 13,50 Dollar je Aktie.

Rohstoffe: Ölpreis fällt, Gold steigt

Der Ölpreis kämpfte zu Wochenbeginn mit leichten Verlusten. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 51,51 Dollar. Das waren 0,5 Prozent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel 1,3 Prozent auf 48,35 Dollar.

Weitere Hinweise auf ein hohes US-Ölangebot drückten auf die Preise, hieß es aus dem Handel. Am Freitag hatte der Ölausrüster Baker Hughes berichtet, dass die Zahl der Bohrlöcher in der vergangenen Woche um 14 auf 631 gestiegen sei. Marktbeobachter verwiesen außerdem darauf, dass Spekulationen auf steigende Preise zuletzt deutlich zurückgegangen seien.

Im Fokus der Anleger stand deshalb auch die Frage, inwieweit das Ölkartell Opec und weitere Förderländer ihre angekündigten Förderkürzungen tatsächlich umsetzen. Zuletzt hatte es zum Teil gegenläufige Berichte hierzu gegeben. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte einen Anstieg der saudi-arabischen Ölproduktion im Februar gemeldet, ebenso die Opec selbst. Dem standen allerdings Kürzungen der Fördermenge im Irak und in den Vereinigten Arabischen Emiraten gegenüber.

Der Goldpreis baute indes seine Gewinne aus. Die Feinunze kletterte 0,3 Prozent auf 1233 Dollar. In der Vorwoche hatte sie bereits um gut 2 Prozent angezogen. Den Startschuss für die jüngste Rally hatte der weniger falkenhaft als befürchtet ausgefallene Zinsausblick der US-Notenbank geliefert. Nicht so schnell steigende Zinsen hielten das zinslose Edelmetall attraktiv für Anleger, hieß es.

Asien: Unklare Signale

Die Aktienmärkte in Fernost präsentierten sich zum Wochenauftakt ohne eindeutige Richtung. Während es am Montag an der Börse in Hongkong aufwärtsging, schwankte der Markt in Shanghai zwischen Gewinnen und Verlusten. Im Mittelpunkt des Anleger-Interesses stand die internationale Diskussion um den Freihandel. Es habe widerstreitende Signale zum Protektionismus gegeben, hieß es am Markt. Während beim G20-Treffen ein Bekenntnis zum Freihandel ausgeblieben sei, hätten sich Bundeskanzlerin Merkel und Japans Premierminister Shinzo Abe bei der Eröffnung der IT-Messe CeBit in Hannover für den ungehinderten Warenverkehr ausgesprochen.

Der Tokioter Nikkei-Index verlor 0,4 Prozent auf 19.522 Punkte. Der breit gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans erhöhte sich um 0,3 Prozent.

Der Hang Seng in Hongkong stieg 0,6 Prozent. Hier waren vor allem Energiewerte gefragt, nachdem der Konzern China Shenhua Energy ein rasantes Gewinnwachstum ausgewiesen hatte und seine Anteilsscheine um fast 16 Prozent in die Höhe schossen. Der SSE Composite in Shanghai erreichte nach zwischenzeitlichen Verlusten ein Plus von 0,2 Prozent. Hier bremste die Aussicht auf neue Maßnahmen der Regierung gegen hohe Immobilienpreise den Handel.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/düa

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