Marktberichte

Trump, May und die Italiener Dax-Anleger tragen dicke Sorgenfalten

Die Wall Street feiertagsbedingt geschlossen, liefern die USA dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart dennoch Impulse - negativer Art. Der designierte US-Präsident Trump schimpft über BMW. Die Banken haben ein ganz andres Problem.

"Die Woche geht erst am Dienstag so richtig los", kommentiert n-tv-Börsenexperte Frank Meyer die Situation am deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart. Am Montag wies der Markt nur dünne Umsätze auf, die Wall Street blieb feiertagsbedingt geschlossen. Der Dax verzeichnete zwar Verluste, aber diese fielen nicht auf breiter Front aus. Vielmehr waren nur einzelne Sektoren vom Abgabedruck betroffen, Autowerte oder Banken schlossen leichter. "Daneben bleibt die Stimmung relativ gut", sagte ein Händler. "Buy local."

Der Dax verabschiedete sich 0,6 Prozent leichter mit 11.555 Punkten. Der MDax gewann 0,1 Prozent auf 22.529 Zähler. Der TecDax zog 0,5 Prozent auf 1849 Stellen an.

Von einem typischen Konsolidierungstag sprachen Händler. "Die Umsätze sind äußerst gering", sagte ein Marktteilnehmer. Im Dax-Future wurden bis zum frühen Nachmittag gerade einmal 27.000 Kontrakte umgesetzt, noch nicht einmal die Hälfte des bereits sehr geringen Freitag-Umsatzes. "Und eine Belebung war nicht in Sicht", so der Marktteilnehmer weiter. Er verwies auf den Martin Luther King Day in den USA. Von daher würden die Weichen wohl erst am Dienstag gestellt, blickte er wie n-tv-Börsenexperte Meyer voraus.

Trump, May und Italien

Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende in einer Zeitung neben Strafzöllen für BMW auch den Brexit als eine "großartige Sache" bezeichnet. Er erwarte, dass weitere EU-Staaten dem Vorbild Großbritanniens folgen werden, so Trump in der "Times".

Das schürte zusätzlich die Verunsicherung, die Medienberichte am Wochenende aufbrachten mit Spekulationen, dass die britische Premierministerin Theresa May bei einer Rede in dieser Woche einen so genannten harten Brexit signalisieren dürfte. Demnach dürfte May klar machen, notfalls auch auf den Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt der EU zu verzichten, um britische Interessen vor allem beim Thema Immigration durchzusetzen.

Neben Trumps Vereidigung am Freitag steht in dieser Woche noch die Rede der britischen Premierministerin May zum Brexit an, die am Dienstag erwartet wird. Am Mittwoch und Donnerstag dürfte sich Fed-Chefin Janet Yellen zu Wort melden. Zudem trifft sich zur Wochenmitte der EZB-Rat.

An der Börse in Mailand ging es südwärts, nachdem die Ratingagentur DBRS die Bonität Italiens auf "BBB high" gesenkt hatte. Damit ist das letzte "A"-Rating einer wichtigen Ratingagentur verloren gegangen. Vor allem für den ohnehin bereits stark angeschlagenen Bankensektor sind das schlechte Nachrichten, denn das schlechtere Rating dürfte höhere Abschläge für bei der EZB hinterlegte Sicherheiten zur Folge haben. Außerdem steigt mit der Abstufung die Gefahr einer schlechteren Bewertung durch die sehr viel wichtigere Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) im Mai. Bei den Einzelwerten verlor das italienische Schwergewicht Unicredit rund 2 Prozent.

Dax: Autowerte unter Druck

Nach unten - im Zuge der Abstufung Italiens - ging es auch für die deutschen Finanzinstitute. Deutsche Bank sackten 2,8 Prozent ab. Commerzbank büßten 2 Prozent ein.

Daneben blickten die Anleger vor allem auf die Autowerte - und das nach den Äußerungen Trumps mit Sorge. Im Gespräch sind Strafzölle von 35 Prozent. Explizit nannte Trump BMW. Die Analysten von Evercore zeigten von der Kritik Trumps an BMW überrascht. Denn der Automobilkonzern exportiere 70 Prozent seiner US-Produktion. Das Herausgreifen von BMW sehe danach aus, als ob Trump basierend auf Fakten das falsche Beispiel gewählt habe. Die Aktien des Autobauers fielen rund 1,5 Prozent, Daimler gaben in etwa in gleicher Größenordnung nach. VW verloren 2 Prozent.

Gegen den Trend ging es mit Versorger-Aktien nach oben. Ein Händler verwies auf eine positive Studie von Goldman Sachs. Die Analysten hätten RWE auf "Neutral" mit Ziel 15 Euro angehoben, Eon werde zum "Kauf" empfohlen. Nach Einschätzung der Analysten werde der sechs Jahre währende Negativtrend bei Versorgern 2017 mit einer Rückkehr zu Wachstum enden. Als Gründe nenne Goldman Investitionen in Netze und erneuerbare Energien sowie die Bodenbildung bei den Preisen für Energieerzeugung. RWE gewannen 1,8 Prozent, Eon 1 Prozent.

MDax: Boss ist der Boss

Die Anteilsscheine von Hugo Boss waren bei den Nebenwerten der größte Gewinner. Sie sprangen mehr als 7,5 Prozent an, nachdem der Modehersteller Quartalszahlen vorgelegt hatte. Hugo Boss hatte demnach im vierten Quartal und im Gesamtjahr zwar einen Umsatzrückgang verbucht, allerdings lief das Geschäft im Schlussquartal besser als im Rest des Jahres. Deswegen erwartet Boss, beim operativen Ergebnis das obere Ende der genannten Spanne zu erreichen.

Europa: Großfusion schürt Fantasie

H&M verloren nach der Bekanntgabe eines Zwischenberichts zur Geschäftsentwicklung 2,3 Prozent. Der schwedische Einzelhändler hatte die Umsätze im Dezember um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Das lag allerdings unter den Reuters-Schätzungen von 8 Prozent.

Die Fusion der Brillenhersteller Luxottica und Essilor bot ebenfalls Gesprächsstoff, da der Zusammenschluss ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 46,3 Milliarden Euro hervorbringt. Damit steigt der Konsolidierungsdruck im gesamten Sektor, wie es im Handel hieß. Die beiden Unternehmen versprechen sich mittelfristig Umsatz- und Kostensynergien im Volumen von 400 bis 600 Millionen Euro. Diese sollen längerfristig sogar noch steigen. Luxottica sprangen rund 9 Prozent an, Essilor sogar fast 12 Prozent.

Die Nachricht, dass der neue Vorstandschef von Burberry, Marco Gobbetti, seinen Posten bereits am 27. Januar antreten wird, und nicht erst im Sommer, führte zu Kursaufschlägen bei Burberry von etwa 1 Prozent. Offiziell wird Gobbetti seinen Nachfolger erst am 4. Juli beerben. Gobbetti eilt ein guter Ruf voraus - unter anderem wird ihm der Turnaround bei der französischen Luxusmarke Celine gutgeschrieben. Die Anleger hoffen, dass Gobbetti die Schlüsselmärkte USA und Hongkong beleben kann, beides Regionen, in denen Burberry in den vergangenen Jahren Probleme hatte.

Devisen: Pfund auf Nachbrexittief

Am Devisenmarkt waren starke Verluste beim britischen Pfund das alles beherrschende Thema. Es verbilligte sich zeitweise um mehr als 2 US-Cent und fiel auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Monaten. Es kostete 1,1979 Dollar. Auch zum Euro gab das Pfund nach.

Auslöser des Ausverkaufs war ein Bericht der "Sunday Times". Demzufolge strebt die britische Premierministerin May einen "klaren und harten" Brexit an, um die Zuwanderung zu begrenzen.

Der Euro gab zum Dollar ebenfalls nach. Die Gemeinschaftswährung notierte am Abend bei 1,0603 Dollar. Das waren etwa 0,2 Prozent weniger als noch am Freitagabend. Das Tagestief lag mit 1,0579 Dollar sogar unter der 1,06er Marke. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0594 Dollar fest nach 1,0661 Dollar am Freitag und 1,0679 Dollar am Donnerstag.

Rohstoffe: Ölpreis bewegt sich kaum

Der Ölpreis bewegte sich zum Wochenstart kaum, anfängliche leichte Gewinne wurde im Handelsverlauf wieder abgebaut. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 55,42 Dollar. Das waren 0,1 Prozent weniger als noch am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) positionierte sich 0,4 Prozent leichter bei 52,23 Dollar.

Marktbeobachter sprachen von einem impulsarmen Handel. In den USA blieb die Börse wegen eines Feiertags geschlossen. Außerdem standen keine wichtigen Konjunkturdaten auf dem Programm. Gestützt wurde der Ölpreis durch die jüngste Entwicklung in den USA. Hier war die Zahl der Ölbohrlöcher erstmals seit elf Wochen wieder gesunken.

Asien: Gewinnmitnahmen in Japan

Die asiatischen Aktienmärkte starteten mit Verlusten in die Woche. Unter Anlegern mache die Euphorie über den künftigen US-Präsidenten Trump Ernüchterung Platz, erklärten Experten. "Manche Leute nehmen jetzt Gewinne mit, weil sie die dunkle, protektionistische Seite seiner Politik sehen", sagte Norihiro Fujito, Investmentstratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

In Tokio schloss der Nikkei-Index 1 Prozent tiefer bei 19.095 Punkten. Zu den größten Verlierern gehörten Stahlwerte, die zuletzt noch von der Hoffnung auf Infrastrukturprojekte in den USA profitiert hatten. Die Papiere von Branchenführer Nippon Steel  gaben 3,7 Prozent nach.

Auch außerhalb Japans ging es bergab: Der Shanghai Composite lag 0,8 Prozent im Minus, der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor 0,5 Prozent. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans fiel um 0,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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