Marktberichte

Wenn Kurse in den Himmel wachsen Dax-Anleger in Rekordlaune

Die Börsen-Bäume wachsen in den Himmel.

Die Börsen-Bäume wachsen in den Himmel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Investoren können den Champagner kalt stellen, meinen Analysten. Die nächste Tausendermarke ist in Reichweite, ihrer Ansicht nach sollte die Rally auch noch weitergehen. Frisches Wasser auf den Börsenmühlen sind die Wahlausgänge in der Ukraine und Europa.

Entgegen allen Erwartungen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt die Börsenlatte noch einmal höher gelegt. Gut 100 Punkte trennen den deutschen Leitindex noch von der magischen 10.000er Marke. Analysten sind überzeugt, dass auch noch mehr möglich ist. Der Dax habe "heute erst mal seinen Deckel herausgenommen", beschrieb ein Analyst die aktuelle charttechnische Situation.

Der Dax stieg in der Spitze um 1,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 9893,81 Punkten und schloss nur knapp darunter bei 9892,82 Zählern. "Nun ist die 10.000er-Marke zum Greifen nahe, sie könnte als spätes Geschenk für den Mai auf den Tisch kommen", sagte Sarah Brylewski, Finanzmarkt-Expertin des Brokerhauses Ayondo.

Die Investoren könnten den Champagner bereits kalt stellen, hieß es am Markt. Das Erreichen der runden Index-Marke sei allenfalls noch eine Frage von Tagen. Marktanalyst Kornelius Barczynski vom Brokerhaus GKFX hält den Sprung über die 10.000-Punkte-Marke noch in dieser Woche für möglich, nachdem EZB-Chef Mario Draghi erneut Hoffnungen auf weiter sinkende Zinsen und ein Anleihe-Kaufprogramm geschürt hat. Die runde 10.000er-Marke für den Dax sollte nach Ansicht der Analysten zudem auch nur ein Zwischenziel sein.

Der MDax schloss 1,0 Prozent höher bei 16.794 Punkten, der TecDax gewann 1,6 Prozent auf 1277 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 kletterte 1,1 Prozent.

Zur Begründung verwiesen Markteilnehmer gleich auf eine ganze Reihe von Faktoren: Bemerkbar hätten sich unter anderem Eindeckungskäufe von Investoren gemacht, hieß es. Viele hätten sich im Vorfeld der Europawahl und der Präsidentschaftswahl in der Ukraine abgesichert. Verstärkt wurde der Aufwärtsschub dadurch, dass die Umsätze wegen der Feiertage in den USA und Großbritannien dünn waren. Hilfreich waren zudem die positiven Impulse von der Wall Street, wo der S&P-500-Index am Freitag das erste Mal über der Marke von 1900 Punkten geschlossen hatte.

Bestätigung der Europapolitik

Den jüngsten Grundstein für die Aufwärtsbewegung am deutschen Aktienmarkt lieferte die Europawahl. Positiv bewerteten hier Marktteilnehmer, dass die Wähler der bisherigen Politik in Europa mehrheitlich ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Die etablierten Parteien verfügen nach der Wahl über mehr als zwei Drittel der Sitze im Parlament. Es gab aber auch negative Überraschungen bei der Wahl: Die Ergebnisse aus Frankreich und Großbritannien, wo EU-Gegner und rechtsextreme Parteien überraschend stark abschnitten, sorgen bei manchen internationalen Investoren für Stirnrunzeln.

Verunsicherung Pariser Börse 

Für das starke Abschneiden des rechtsextremen Front National wurde zunächst der französische Finanzmarkt abgestraft. Der Leitindex CAC40 hinkte im europäischen Vergleich lange Zeit deutlich hinterher, schloss am Ende aber im Windschatten von Dax & Co. auf einem Sechs-Jahres-Hoch von 4526,93 Punkten. "Die mit einer satten Mehrheit regierende sozialistische Partei hat bei der Europawahl einen herben Schlag erlitten", urteilte Commerzbank-Analyst Christoph Weil in einem Kommentar. "Damit bleibt es für die Regierung schwierig, die notwendigen Reformen umzusetzen."

Die französische Regierung zog bereits erste Konsequenzen aus der Wahlschlappe: Ministerpräsident Manuel Valls versprach weitere Steuersenkungen für Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen.

Die Athener Börse rutschte angesichts des Wahlsiegs des Linksbündnisses Syriza bei der Europawahl vorübergehend ins Minus,erholte sich aber rasch wieder. Börsianern zufolge waren Anleger erleichtert, dass der Syriza-Sieg nicht groß genug war, um die Regierung in Athen ins Wanken zu bringen.

Russland-Märkte erleichtert

Eindeutig im Unterschied zur Europawahl fiel das Wahlergebnis in der Ukraine aus. Bei der Präsidentenwahl erklärte sich der Schokoladenfabrikant Poroschenko zum Wahlsieger. Die Wahl könnte für eine Beruhigung in der Region sorgen, hoffen Anleger. Unklar ist bisher allerdings, ob Russland das Ergebnis anerkennen wird. Die russischen Börsen notierten rund ein Prozent höher.

Poroschenko hat angekündigt, als Erstes in die abtrünnigen östlichen Regionen zu reisen, um "Krieg und Chaos" zu beenden. Er ist auch bereit, mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu verhandeln. Als besonders positiv wurde von Beobachtern gewertet, dass der Ukraine eine Stichwahl wohl erspart bleibt, da Poroschenko offenbar genügend Stimmen gewonnen hat. Viele Börsianer hätten den Eindruck, dass der Sieger sowohl mit der EU als auch mit Russland verhandeln kann, erklärte Roman Grinchenko, Analyst bei Investcafe.

Lissaboner Börse hinkt hinterher

Einen Bogen machten Anleger vergleichsweise um die Börse Lissabon. Am Ende schloss der portugiesische Leitindex zuminidest knapp im Plus. Bei der Europawahl hatten die oppositionellen Sozialisten nach Auszählung fast aller Stimmen 31,45 Prozent der Wähler für sich gewonnen, während die Regierungskoalition von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho nur auf 27,7 Prozent kam. Coelho steht für die Strukturreformen, die das Land mit einem harten Sparprogramm vor allem für Investoren am Rentenmarkt wieder attraktiver gemacht hatte.

Die Bond-Anleger ließen sich von dem Ergebnis jedoch kaum irritieren. Wie die spanischen und italienischen Papiere auch zogen die Kurse der Staatsanleihen an, wenn auch nicht ganz so stark. Die Rendite der zehnjährigen portugiesischen Anleihen sank auf 3,683 von 3,781 Prozent.

Trotz Ukraine-Krise: Kauflaune stabil

Von konjunktureller Seite sorgten in Deutschland die frischen Daten der GfK für einen Hoffnungsschimmer. Die Konsumfreude der Bundesbürger bleibt danach auf einem hohen Niveau stabil. Für die gute Stimmung gibt es einige Gründe: Ein stabiler Arbeitsmarkt, wachsende Einkommen und eine moderate Inflation. Auch die wirtschaftliche Zuversicht der Deutschen steigt wieder, nachdem die Ukraine-Krise in den vergangenen Monaten für eine Stagnation sorgte.

Größter Gewinner im Dax blieben über den Tag die Titel der Commerzbank, die 3,0 Prozent höher notierten. Der Bund will nach einem Magazinbericht bis mindestens 2016 Großaktionär bei dem Finanzinstitut bleiben.

Im Aufwind befanden sich auch die Titel der Deutschen Lufthansa mit einem Plus von 2,7 Prozent. Dem "Spiegel" zufolge will die Fluggesellschaft mit Hilfe eines Mediators den Tarifstreit mit den Piloten beilegen.

Die Aktien der Deutschen Post rückten um 1,8 Prozent vor: Anleger setzten darauf, dass der Konzern sein Online-Handelsgeschäft im Ausland ausbaut.

RWE-Chef Peter Terium hatte am Wochenende erste Signale der Hoffnung für das Unternehmen gesendet. So rechnet er mit einem Ende der sinkenden Strompreise an der Börse. Anleger honorierten das mit einem Aufschlag von knapp 1,0 Prozent.

Mit einem Kurssprung um 2,7 Prozent reagierte die Qiagen-Aktie auf die Zulassung eines Gentests zur Behandlung von Darmkrebs. "Das ist die dritte Zulassung für eine Diagnostik, die in Verbindung mit einem spezifischen Medikament eingesetzt wird. Das ist ein Schlüsselmarkt für Qiagen", sagte ein Händler. In diesem Fall handelt es sich um eine Verwendung des Gentests mit dem Darmkrebsmedikament Vectibix von Amgen.

Quelle: ntv.de, ddi/jwu/rts/DJ

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