Marktberichte

Trotz Sprung über 11.000 Brexit dürfte Dax-Anleger in Atem halten

Der Brexit bleibt wohl eines der bestimmenden Themen der kommenden Börsenwoche.

Der Brexit bleibt wohl eines der bestimmenden Themen der kommenden Börsenwoche.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem vorläufigen Scheitern des Brexit-Deals steht der Börse eine Woche voller Unsicherheit bevor. Dax-Anleger dürften ihre Risikofreude daher wohl im Zaum halten. Neuen Schwung in die Märkte könnte hingegen Bewegung im Zollstreit zwischen China und den USA bringen.

Wie begründet die Hoffnungen auf Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China sind, dürfte die entscheidende Frage für Anleger in der kommenden Woche sein. Auch der Brexit und die stillstehende Regierung in den USA zählen weiter zu den dominierenden Themen. Sie dürften nach wie vor zu hoher Unsicherheit beitragen, die die Aktienmärkte seit geraumer Zeit schon fest im Griff hat. Hinzu kommt die Fahrt aufnehmende Berichtssaison in den USA und das Weltwirtschaftsforum in Davos.

Dax
DAX 18.000,77

In der abgelaufenen Woche hat der deutsche Leitindex knapp zwei Prozent zugelegt. Am Freitag knackte der Dax erstmals seit sechs Wochen wieder die psychologisch wichtige Marke von 11.000 Zählern. Die Hoffnung auf eine baldige Lösung im Zollstreit zwischen China und den USA machte den Investoren Mut.

Kopfschmerzen hingegen bereitet der Brexit: Die Reise der Briten zum Ausstieg aus der Europäischen Union bleibe wohl chaotisch, prognostizierte Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt von der DZ Bank. "Vieles deutet nun auf eine Verschiebung oder zeitweise Absage des Brexit hin - natürlich bleibt aber auch das Risiko-Szenario des Chaos-Brexit." Händler gehen daher davon aus, dass sich die Dax-Anleger in der neuen Woche - trotz des jüngsten Sprungs über die 11.000er Marke - nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen werden.

May präsentiert "Plan B"

Gleich am Montag will die britische Premierministerin Theresa May nun ihren "Plan B" zu den Scheidungsmodalitäten zwischen Großbritannien und der EU präsentieren. Am 29. Januar wird das britische Parlament dann über den nächsten Entwurf entscheiden. Der ursprüngliche Plan war in der alten Woche krachend gescheitert. Das darauffolgende Misstrauensvotum überstand die Regierungschefin allerdings.

Über die Erfolgsaussichten eines modifizierten Brexit-Deals sind sich Börsianer uneins. "Das Beharren der Premierministerin auf den Kernpunkten ihres gescheiterten Deals kann fast mit dem Versuch der Wiederbelebung einer Leiche verglichen werden", sagt Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Analyst JR Zhou vom Online-Broker Infinox äußert sich optimistischer. Da Großbritannien mit leeren Händen dem Austrittsdatum 29. März entgegentaumele, steige der Druck, einen schmerzhaften ungeordneten Brexit zu verhindern. Die Anleger in den USA können allerdings erst verzögert auf Mays "Plan B" reagieren. Die Wall Street bleibt am Montag wegen eines Feiertags geschlossen.

US-Konzerne öffnen ihre Bücher

Neben den Brexit-Verhandlungen rollt auch eine weitere Welle von US-Firmenbilanzen auf die Investoren zu. Unter anderem öffnet der IT-Konzern IBM am Dienstag, der Autobauer Ford am Mittwoch und der Chip-Hersteller Intel am Donnerstag seine Bücher. Diesseits des Atlantiks legt der Mobilfunker Vodafone am Freitag Zahlen vor.

Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihre Aufmerksamkeit unter anderem auf den Ifo-Index am Freitag, der die Stimmung in den deutschen Chefetagen widerspiegelt. Experten rechnen damit, dass sich diese auch zum Jahresbeginn nicht durchgreifend gebessert hat. Im Dezember sank das Barometer für das Geschäftsklima auf den schlechtesten Wert seit zwei Jahren. Wie es dagegen um die Laune der Börsenprofis bestellt ist, zeigt der ZEW-Index am Dienstag.

In den USA stehen die Frühindikatoren am Donnerstag und die Auftragseingänge langlebiger Güter am Freitag auf dem Terminplan. Wegen des Regierungsstillstandes kann es jedoch sein, dass einige US-Daten nicht veröffentlicht werden. Im Blick behalten die Investoren auch China: Am Montag sollen die offiziellen Daten zum Bruttoinlandsprodukt präsentiert werden. Im Handelsstreit mit den USA hat sich Chinas Wirtschaft merklich abgekühlt und 2018 wohl das schwächste Wachstum seit Jahrzehnten hingelegt.

Bei der EZB kommt es auf die Wortwahl auf

Wenige Wochen nach dem offiziellen Ende der Anleihekäufe erwarten Experten von der Europäischen Zentralbank am Donnerstag keine neue geldpolitischen Entscheidungen. Angesichts einer Reihe enttäuschender Konjunkturdaten würden Anleger aber auf mögliche Änderungen der Wortwahl zum Ausblick achten.

Außerdem erhofften sie sich Hinweise auf eine mögliche Neuauflage milliardenschwerer, lang laufender Billig-Kredite für Geschäftsbanken. Die ersten dieser sogenannten TLTROs laufen zwar erst 2020 aus. Bei einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr dürfen diese Gelder aber nicht mehr zur Berechnung bestimmter Finanzpolster herangezogen werden. Vor allem den kriselnden italienischen Banken droht dann eine Finanzierungslücke.

Quelle: ntv.de, kst/rts/dpa

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