Marktberichte

Fed lässt Wall Street kalt Apple verpasst die Billion - trotz Rekord

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(Foto: AP)

Erneute Angst vor einem eskalierenden Zollkonflikt halten die Wall Street in Schach. Da können auch die guten Zahlen und ein neuer Rekordkurs von Apple die Stimmung nur begrenzt aufhellen.

Der Handelskonflikt hat die Anleger an der Wall Street trotz überzeugender Geschäftszahlen von Apple vorsichtig agieren lassen. Während US-Präsident Donald Trump mit den Europäern zuletzt einen Schmusekurs gefahren ist, scheint er den Handelskonflikt mit China zu verschärfen. Befeuert wurden die Sorgen der Anleger von Berichten, wonach die USA noch im Wochen-, möglicherweise sogar im Tagesverlauf ihre Gangart verschärfen und androhen könnten, die Strafzölle auf chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent anstatt der bisher angedachten 10 Prozent zu erhöhen. Zölle von 25 Prozent gelten bereits für chinesische US-Einfuhren im Umfang von 34 Milliarden Dollar.

Die Zinssitzung der US-Notenbank gab dem Markt keine Impulse. Die Federal Reserve hielt ihren Leitzins stabil und signalisierte, dass sie auf ihrem Kurs der graduellen Zinserhöhungen bleiben will. Allerdings änderten die Währungshüter ihr Urteil zur Wirtschaft in "stark" von "solide".

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3 Prozent auf 25.334 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,1 Prozent. Der technologielastige Nasdaq-Composite legte mit den Apple-Geschäftszahlen 0,5 Prozent zu.

Arbeitsmarkt in prächtiger Verfassung

Nicht zuletzt der brummende US-Arbeitsmarkt dürfte die Fed darin bestätigt haben, an ihrem Kurs festzuhalten. Die US-Unternehmen haben im Juli ihr Personal deutlich stärker aufgestockt als erwartet, wie aktuelle Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters Automatic Data Processing Inc (ADP) zeigten. "Der Arbeitsmarkt boomt, angetrieben von defizitfinanzierten Steuersenkungen und erhöhten Staatsausgaben", sagte Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. "Die Zölle haben noch keine wesentlichen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, aber die multinationalen Unternehmen haben im Juli Jobs abgebaut, was auf die Gefahr hindeutet."

Die US-Industrie steckt den Handelsstreit bislang gut weg, auch wenn die Aktivität im Juli langsamer gewachsen ist als im Juni. Sowohl der von Markit ermittelte Index als auch sein Pendant von ISM sanken im vergangenen Monat und verfehlten die Erwartungen der Volkswirte. Dabei bewegten sich die Indizes aber noch immer auf hohem Niveau, merkten Beobachter an. Daten zur Baukonjunktur enttäuschten ebenfalls: Die Bauausgaben gingen im Juni überraschend zurück.

Apple
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Der wieder hochkochende Handelsstreit ließ die Apple-Geschäftszahlen etwas in den Hintergrund treten. Der Technologiegigant hat im dritten Geschäftsquartal besser abgeschnitten als erwartet. Auch der Ausblick übertraf die hochgesteckten Erwartungen des Marktes. Nur bei den iPhone-Verkäufen blieb der Konzern etwas hinter den Prognosen zurück. Die Aktie überwand erstmals die Marke von 200 Dollar. Mit einem Anstieg um 5,9 Prozent auf 201,50 Dollar reichte es aber noch nicht ganz für eine Marktkapitalisierung von 1 Billion Dollar, die Apple als erstes börsennotiertes US-Unternehmen erreichen könnte. Dafür hätte die Aktie laut Daten der WSJ Market Data Group auf 206,49 Dollar steigen müssen.

Außer dem Apple-Quartalsbericht mussten Anleger noch eine Flut von Geschäftszahlen anderer Unternehmen verarbeiten. Für Pandora Media ging es um 14,7 Prozent nach oben. Der Musik-Streaminganbieter übertraf umsatzseitig die Erwartungen und reduzierte zugleich den Quartalsverlust.

Ein Kursdebakel erlebte die Aktie von Big 5 Sporting Goods. Sie knickte um 8,1 Prozent ein, nachdem der Einzelhändler überraschend rote Zahlen vorgelegt hatte. Außerdem sanken die Umsätze im Jahresvergleich. Dem Unternehmen machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung; es verhagelte vor allem das Geschäft mit Camping- und Wassersportausrüstung.

Klar übertroffene Analystenschätzungen und ein angehobener Ausblick bescherten Container Store Group einen Kurssprung von fast 45 Prozent. Cheesecake Factory verdiente weniger als vor Jahresfrist. Beim flächenbereinigten Umsatzwachstum schnitt der Käsekuchenbäcker zwar besser als gedacht ab, aber das Ergebnis ist unter anderem von Kosten für Rechtsstreitigkeiten belastet worden. Die Aktie quittierte dies mit einem Absturz um 12,4 Prozent.

iQiyi legten um 0,2 Prozent zu. Das auch als chinesische Netflix bezeichnete Unternehmen schnitt ergebnisseitig trotz eines Quartalsverlusts immer noch besser ab, als Experten vorausgesagt hatten. Der Umsatz schoss um gut 50 Prozent nach oben, womit er die noch höheren Erwartungen aber verfehlte. 

Abgesagte Übernahme belastet Synaptics

Einen Kursrückgang um 6,3 Prozent erleben Synaptics. Die Übernahme durch Dialog Semiconductor ist vom Tisch. Der Chiphersteller hat seine Gespräche beendet, ohne dafür eine Begründung abzugeben. Synaptics bestätigte das Ende der Verhandlungen. Im Handel war von einer überteuerten Transaktion die Rede.

Humana zogen um 1,3 Prozent an, der Versicherer überzeugte mit dem Zweitquartalsgewinn und hob den Ausblick an. Molson Coors stiegen nach anfänglichen Verlusten nunmehr um 3,5 Prozent, die Brauereigruppe übertraf die Marktvorhersagen im zweiten Quartal, kämpft aber mit einem sinkenden Absatz. Nach einem WSJ-Bericht über den Einstieg des aktivistischen Investors Third Point kletterten Campbell Soup um 1,3 Prozent.

Rohstoffe: Steigende Lagerbestände drücken Ölpreis

WTI Oil
WTI Oil 83,85

Am Erdölmarkt fielen die Preise, nachdem das US-Energieministerium einen Anstieg seiner Rohölvorräte gemeldet hatte. Analysten hatten zwar eine Abnahme der Bestände vorhergesagt, doch hätten die Akteure gewarnt sein müssen. Denn am Dienstag hatte schon das private American Petroleum Institute (API) von einem unerwartet hohen Lageraufbau in den USA auf Wochensicht berichtet. Gleichwohl bauten die Preise ihre Verluste nach den offiziellen Daten aus. Beobachter verwiesen auf Befürchtungen, dass der Handelsstreit der USA mit China weiter eskalieren könnte. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 67,66 Dollar je Fass, die globaler gehandelte Sorte Brent gab 2,5 Prozent auf 72,39 Dollar nach.

Das Thema Handelsstreit lastete auch auf dem Kupferpreis, der um gut 3 Prozent nachgab. Am Dienstag hatte Kupfer noch zugelegt, als Berichte über eine Wiederaufnahme der Gespräche zwischen China und den USA die Runde machten. China steht für etwa die Hälfte der weltweiten Kupfernachfrage.  Zehnjahresrendite wieder bei 3 Prozent

Euro / Dollar
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Der Dollar legte nach den ADP-Arbeitsmarktdaten zu, der ICE-Dollarindex gewann 0,1 Prozent. Der Euro notierte mit rund 1,1670 Dollar im späten US-Handel etwas niedriger als am Vorabend. Gold fiel zeitweise unter die wichtige Unterstützung bei 1.220 Dollar, machte nach den Fed-Aussagen aber einen Teil seiner Verluste wett. Im späten US-Handel verbilligte sich die Feinunze um 0,2 Prozent auf 1.221 Dollar. Ein Umfeld steigender Zinsen spreche zwar nicht für das Edelmetall, hieß es mit Blick auf die Fed-Verlautbarungen, aber offenbar habe die Erleichterung überwogen, dass die Notenbank keinen noch strafferen Kurs angedeutet habe.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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