Marktberichte

Handelsabkommen bis Ende März? Anleger streichen Gewinne an Wall Street ein

Im späten Geschäft erholte sich der US-Aktienmarkt wieder etwas von den Tagestiefs.

Im späten Geschäft erholte sich der US-Aktienmarkt wieder etwas von den Tagestiefs.

(Foto: imago/UPI Photo)

Enttäuschende Konjunkturdaten belasten die New Yorker Börsen nach einem freundlichen Auftakt. Über weite Strecken des Tages bestimmte der Zollstreit zwischen den USA und China den Handel. Einem Insider zufolge ist eine Einigung zwischen den beiden Volkswirtschaften in greifbarer Nähe.

Die Wall Street hat am Montag im Verlauf deutlich ins Minus. Im späten Geschäft erholte sich der US-Aktienmarkt wieder etwas von den Tagestiefs. Die Hoffnung auf eine Einigung im US-chinesischen Handelsstreit, die zuvor noch zu Käufen animiert hatte, stützte im Verlauf nicht mehr. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rally. Eine Einigung im Handelskonflikt sei längst eingepreist, daher seien die aktuellen Schlagzeilen genutzt worden, um Kasse zu machen, hieß es im Handel. Die Bauausgaben in den USA hatten sich im Dezember - anders als von Volkswirten erwartet - verringert und lieferten damit ebenfalls Verkaufsargumente.

Der Dow-Jones-Index sank um 0,8 Prozent auf 25.820 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,4 bzw. 0,2 Prozent. Umgesetzt wurden 979 (Freitag: 949) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.291 (1.894) Kursgewinner und 1.625 (1.045) -verlierer gezählt, während 109 (99) Titel unverändert schlossen. Wie das Wall Street Journal am Sonntag berichtet hatte, könnte ein Abkommen noch in diesem Monat vereinbart werden. Demnach sollen die USA die meisten Zölle auf chinesische Produkte erlassen und im Gegenzug mehr Waren nach China exportieren. Eine formelle Vereinbarung könnte auf einem Gipfel mit den beiden Präsidenten Donald Trump und Xi Jinping unterzeichnet werden - vermutlich am oder um den 27. März.

"Ich denke, der Markt war und ist signifikant überkauft. Die Börse eröffnete höher mit den China-Schlagzeilen. Aber Händler realisierten, dass China die Berichte nicht kommentiert hatte. Daraus wurde geschlossen, dass ein Abkommen nicht unmittelbar bevorsteht, wie es die Montagspresse suggerierte", sagte CEO Larry Benedict von Opportunistic Trader.

Trump erreicht Devisenmarkt nicht

US-Dollar / Euro
US-Dollar / Euro ,93

Der Dollar zeigte sich nach einigen Schwächesignalen der Vorwoche nun erstarkt, was anders als am Aktienmarkt mit der Hoffnung auf ein Handelsabkommen erklärt wurde. Die Versuche von US-Präsident Trump, den Greenback schwach zu reden, liefen ins Leere. Trump hatte erneut US-Notenbankgouverneur Jerome Powell wegen dessen geldpolitischer Straffungen kritisiert. Der ICE-Dollarindex stieg um 0,2 Prozent.

Der Euro fiel indes auf 1,1342 Dollar zurück. Möglicherweise leide die Gemeinschaftswährung unter der Erwartung einer taubenhaften EZB-Sitzung in der laufenden Woche, vermuteten Händler. Der EZB-Rat dürfte bei seinen Beratungen über neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) für Banken diskutieren. Analysten hielten es zudem für sicher, dass der volkswirtschaftliche Stab der EZB seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr spürbar senken wird.

Der Goldpreis fiel mit der Dollarstärke weiter zurück und gab den sechsten Tag in Folge ab. Die Aussicht auf ein Ende des Handelsstreits zwischen China und den USA, die den sicheren Hafen Gold als unattraktiv erscheinen ließ, belastete. Auch saisonale Faktoren sprächen aktuell nicht für das Edelmetall, hieß es. Der Preis sank um weitere 0,5 Prozent auf 1.287 Dollar je Feinunze im späten Geschäft. Noch im Donnerstagshoch hatte er bei 1.327 Dollar gestanden.

Rohöl (Brent)
Rohöl (Brent) 87,07

Dagegen profitierte der Ölpreis von dem wieder gestiegenen Optimismus auf ein Handelsabkommen und damit der Aussicht auf eine steigende Nachfrage. Zudem stützte die Perspektive auf weitere Fördersenkungen des Erdölkartells Opec und der anderen Ölländer. Berichten zufolge verringerte sich der Opec-Ausstoß im Februar. Der russische Energieminister Alexander Nowak kündigte weitere Fördersenkungen seines Landes an.

Der Preis für die US-Sorte WTI stieg um 1,4 Prozent auf 56,59 Dollar je Barrel, während Nordseeöl der Sorte Brent um 0,9 Prozent auf 65,67 Dollar zulegte.
Auf Kaufinteresse stießen US-Rentenpapiere. Teilnehmer sahen darin eine Gegenreaktion auf die Verluste der Vorwoche. Zudem stützte die wieder gestiegene Risikoaversion. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank im Gegenzug um 2,7 Basispunkte auf 2,73 Prozent. Gesundheitswerte unter Druck

Nach dem Gesetzesentwurf "Medicare-for-All" aus der vergangenen Wochen standen Papiere aus dem Gesundheitssektor erneut unter Druck: Der Sektor verlor 2,1 Prozent. UnitedHealth büßten 4,1 Prozent ein, Walgreens Boots Alliance 2,8 Prozent. Die Apothekenkette wurde von der Gesundheitsbehörde FDA zudem beschuldigt, gegen bestimmte Tabakverkaufsverbote verstoßen zu haben.

Eli Lilly
Eli Lilly 729,50

Eli Lilly drehten 1,1 Prozent ins Minus. Der Pharmakonzern wird eine deutlich preiswertere Version seines Insulinmittels Humalog in den USA auf den Markt bringen. Einer der Gründe für die Entscheidung von Eli Lilly könnte der wachsende politische Druck in den USA wegen steigender Insulin-Preise sein. Im US-Senat wurde deswegen eine Kommission einberufen.

Tonix Pharmaceuticals stürzten um 8 Prozent ab. Die FDA hatte die Einstufung des Medikaments Tonmya als "bahnbrechende Therapie" zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen aufgehoben. Nightstar Therapeutics haussierten um 66 Prozent. Das Gentherapie-Unternehmen hatte seiner Übernahme durch Biogen zugestimmt, die eine Prämie von 68 Prozent auf den Freitags-Schlusskurs bezahlt. Biogen tendierten 2 Prozent schwächer.

Die Aktien des Technologiegiganten Apple hielten sich mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent wacker und markierten im Handel ein Dreimonatshoch. Wedbush-Analyst Dan Ives verwies auf Berichte über ein möglicherweise weitreichendes Handelsabkommen zwischen China und den USA. Dies wäre ein großer Schritt nach vorn für den Technologiesektor - und Apple im Besonderen.

Kraft Heinz kletterten um 2,6 Prozent. Morgan Stanley hatte die Titel hochgestuft, nachdem der Kurs seit Jahresbeginn nach heftigen Abschreibungen um 22,8 Prozent abgestürzt war. AT&T ermäßigten sich um 2,7 Prozent. Der Telekommunikationskonzern will bestimmte Bereiche reorganisieren. Das Wall Street Journal berichtete, dass dies mit einem umfangreichen Arbeitsplatzabbau verbunden sei.

Quelle: ntv.de, jki/DJ

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