Wirtschaft

Dax-Ausblick Anleger dürfen auf Rally hoffen

(Foto: REUTERS)

Die US-Kongresswahlen werden Börsen-Experten zufolge wohl den Weg für weitere Kursgewinne ebnen. Für Gesprächsstoff sorgt auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Derweil erreicht die deutsche Bilanzsaison ihren Höhepunkt.

Eine spannende Woche steht den Anlegern weltweit bevor. Die plötzlich wieder aufgekommene Hoffnung auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China überlagert nun wieder alles. Schon die heftige Reaktion der Märkte auf spekulative Presseberichte, wonach der US-Präsident seinen Stab schon an Vertragsentwürfen arbeiten lasse, machte deutlich, wie sehr sich die internationale Anlegerwelt nach einer Lösung sehnt - auch wenn Donald Trump damit nur Probleme löst, die er selbst geschaffen hat.

Selbst die Kritik an den Apple-Zahlen trat demgegenüber in den Hintergrund. Dabei hätten Anleger sie durchaus zum Anlass nehmen können, um eine erneute Verkaufswelle an den Börsen durch fallende US-Technologie-Aktien auszulösen. Nicht, weil die Zahlen an sich schlecht waren, sondern wegen der künftigen Intransparenz, da Apple keine regelmäßigen Absatzzahlen ihrer Produkte mehr veröffentlichen will. Sollten die Gewinnmitnahmen in diesem wichtigen Aktiensegment aber zumindest zum Stillstand kommen, dürfte die Erholungsrally an den Börsen ungebremst weiterlaufen.

Die kommende Woche, und genau genommen der gesamte Monat November, werden damit zu einem rein politischen Börsenmonat. Eine Lösung im Handelsstreit soll bis zum Treffen von US-Präsident Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Argentinien verkündet werden. Er findet ab dem 30. November in Buenos Aires statt. "Sollte es nun zu einem Abkommen zwischen beiden Ländern kommen, wäre dies eine enorme Erleichterung für die Aktienmärkte", sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Börsenampel würde dann klar auf Grün springen und der Markt wäre für eine Weihnachtsrally bereit."

Dazu gesellen sich politische Entspannungssignale auch von anderen Krisenherden: Selbst in Großbritannien und Deutschland wurden potenziell belastende Themen zum Guten gewendet. So verbessert sich die Stimmung beim Brexit deutlich, hier deutet sich an, dass britische Banken den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verlieren. Auch die Auflagen dafür werden als zahm gewertet.

US-Wahlen im Fokus

Spannend ist, wie der Markt ab Mittwoch die US-Kongresswahlen aufnehmen wird. Am Dienstag stehen das gesamte US-Repräsentantenhaus sowie ein Drittel des Senats zur Wahl. Umfragen zufolge werden die Republikaner von US-Präsident Trump wahrscheinlich ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren. Im Senat dürften sie demnach ihre dünne Mehrheit dagegen etwas ausbauen.

Die Zwischenwahlen werden als wichtiger Indikator für die Hausmacht des US-Präsidenten gesehen. "Sind die Wahlen erst einmal vorbei, fällt ein weiteres Stück Unsicherheit von den Börsen ab", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Sollten die Demokraten den Republikanern wie erwartet das Repräsentantenhaus abjagen, würden Anleger sicher aufatmen, meint Scott Krauthamer, Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein. "Denn: Ein gespaltener Kongress würde wahrscheinlich bis zur nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 keine nennenswerte Gesetzgebung verabschieden. Angesichts der starken US-Konjunktur und der bislang relativ robusten Börse können wir damit rechnen, dass die Märkte gut auf dieses Ergebnis reagieren."

Etwas verdrängt hat der Markt, dass kommende Woche auch noch eine Zinsentscheidung der US-Notenbank ansteht. Unter Börsianern gilt als ausgeschlossen, dass sie den Leitzins am Donnerstag antasten wird. "Allerdings halten die US-Währungshüter unverändert Kurs auf eine weitere Zinserhöhung im Dezember", sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Die teilweise etwas schwächeren Daten der letzten Wochen und die Kursrückgänge an den Aktienmärkten werden daran nichts ändern."

Sollten sich aber auch nur die leichtesten Indikationen ergeben, dass die Fed bei ihren Zinserhöhungen zurückhaltender wird, dürften die Märkte durch die Decke gehen. Dagegen spricht aber klar der starke US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag. Er könnte schnell wieder das Angstthema Inflation durch steigende Lohnkosten - und damit schnellere US-Zinserhöhungen - auf die Agenda bringen. Schließlich sprangen die Löhne in den USA im Oktober mit stärksten Anstieg in fast zehn Jahren nach oben. Mit 3,1 Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich der Stundenlohn noch stärker, als im Schnitt schon sehr hoch mit 3,0 Prozent erwartet.

Dax-Konzerne präsentieren Zahlen

Bei aller Vorfreude auf eine mögliche China-US-Einigung sollten Anleger nicht übersehen, dass auch die Berichtssaison ganz handfest mit guten Quartalszahlen überzeugen muss, ansonsten könnte der Markt auch schnell wieder in eine zermürbende Seitwärtsbewegung übergehen. Das Risiko negativer Überraschungen ist diesmal deutlich höher, wie die Anzahl reduzierter Ausblicke zeigt. Im Dax legen vor allem am Mittwoch und Donnerstag zahlreiche Schwergewichte ihre Daten vor, so Deutsche Telekom und Deutsche Post, BMW, Allianz, Munich Re, Adidas, Siemens und Continental.

Dazu stehen zahlreiche wichtige Konjunkturindikatoren an. Vor allem auf den Einkaufsmanager-Index (PMI) für den Dienstleistungsbereich in China dürfte stark geachtet werden. Sein Pendant für die Industrie hatte nur ganz knapp die wichtige 50er-Marke verfehlt, die an der Grenze zu einer rezessiven Wirtschaft steht. Dazu gesellen sich noch die Handelsbilanz mit Import und Export nach China. Ohne Wachstumsfantasie der Wirtschaft in China würde aber eine Entspannung bei den zollrechtlichen Rahmenbedingungen vollkommen ins Leere laufen. Auch in den USA stehen wichtige Daten an wie der ISM-Index für den Service-Bereich.

In Europa treffen sich die Minister der Eurogruppe, allerdings hegt der Markt hier keine Erwartungen über marktrelevante Beschlüsse. In Deutschland stehen vor allem Auftragseingänge für die Industrie und den VDMA-Maschinen- und Anlagenbau im Blick. Besonders die Aufträge aus dem Ausland werden als Konjunkturbarometer gesehen. Dazu werden zahlreiche Einkaufsmanager-Indizes aus Europa in ihrer zweiten Veröffentlichung vorgelegt. Wie üblich dürfte der Markt hier allergisch auf Abwärtsrevisionen reagieren.

Quelle: ntv.de, jga/DJ

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