Marktberichte

Kaufrausch an der Wall Street Aktienkurse zeigen sich nach Weihnachten erholt

db019c3d4e498f6f8d8ab7b41a6cd0f4.jpg

(Foto: AP)

An Heiligabend schließt die Wall Street mit einem satten Minus. Zwei Tage später sieht die Welt jedoch ganz anders aus. Sorgen bereitet den Anlegern aber nach wie vor die Haushaltssperre.

Nach dem Einbruch an der Wall Street am Montag haben sich die Aktienkurse am ersten Handelstag nach dem Weihnachtsfeiertag kräftig erholt. Der Dow-Jones-Index machte einen Satz von über 1.000 Punkten, nachdem ein Wirtschaftsberater des US-Präsidenten Gerüchten entgegengetreten war, dass Präsident Trump den Chef der US-Notenbank entlassen könnte. Auch Zweifel an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA zerstreute Kevin Hassett, Vorsitzender des Wirtschaftsberatergremiums des Präsidenten.

Der Dow stieg um 5 Prozent bzw 1.086 Punkte auf 22.878. Einen Anstieg um 1.000 Punkte hatte es in der Geschichte des Index bis dahin nicht gegeben. Der S&P-500 rückte um ebenfalls 5 Prozent vor und der Nasdaq-Composite um 5,8 Prozent. Die Umsätze waren trotz der Weihnachtsferien ungewöhnlich lebhaft: Gerade einmal 1,06 Milliarden (Montag: 655 Millionen) Aktien wechselten ihre Besitzer. Dabei waren Kursgewinner mit 2.646 klar in der Überzahl. Verluste verbuchten 383 Titel, unverändert schlossen 52 Werte.

Angeführt wurde der Markt von Aktien des Einzelhandelssektors, die im Schnitt um 7,4 Prozent vorrückten und die Gewinner mit deutlichem Abstand anführten. Das Weihnachtsgeschäft ist offenbar gut gelaufen. Laut Daten von Redbook stieg der Umsatz der Branche in den ersten drei Dezemberwochen verglichen mit dem Vorjahr um 7,2 Prozent. Zudem hatte Online-Händler Amazon einen weiteren Verkaufsrekord für die diesjährige Weihnachtssaison gemeldet. Die Nachricht trieb die Amazon-Aktie um 9,4 Prozent nach oben. Im übrigen Sektor gewannen Walmart 5,3 und Home Depot 6,4 Prozent.

Haushaltssperre macht Anlegern Sorgen

In der verkürzten Sitzung am Heiligabend war der Dow Jones um knapp 3 Prozent eingebrochen. Es war der niedrigste Schlussstand seit dem 7. September 2017. Die Haushaltssperre in den USA, Präsident Donald Trumps wiederholte Kritik an der US-Notenbank Fed und generelle Sorgen um die Weltkonjunktur treiben die Anleger um. Zur Verunsicherung beigetragen hat auch US-Finanzminister Steven Mnuchin. Der hatte getwittert, dass er mit den CEOs der sechs größten Banken des Landes gesprochen hat, um sich der Gesundheit des Bankensektors zu vergewissern. Anleger befürchteten, dass die Regierung mehr wissen könnte als der Markt.

Spärlich bestückt war die Agenda der Konjunkturdaten. Eine halbe Stunde vor Handelsbeginn wurde der Case-Shiller-Hauspreisindex Oktober veröffentlicht. Der Anstieg betrug ebenso wie im September 5,5 Prozent. Das zeuge davon, dass sich die Immobilienpreise zugunsten der Käufer entwickelten, sagten Beobachter.

Trump hatte am Dienstag erneut bekräftigt, dass er den von Republikanern und Demokraten im Kongress ausgehandelten Übergangshaushalt erst unterzeichnen wird, wenn mehr als 5 Milliarden US-Dollar für die Grenzmauer zu Mexiko bereitgestellt werden. Auch holte Trump wieder einmal gegen die Federal Reserve aus. Die US-Notenbank erhöhe die Zinsen zu schnell, sagte er im Weißen Haus.

Trotz seiner Unzufriedenheit mit der Geldpolitik der Fed scheint Trump deren Chef aber nicht loswerden zu wollen. Trumps Wirtschaftsberater Hassett sagte, dass Fed-Chairman Jerome Powell seinen Posten "hunderprozentig" behalten werde. Zuvor waren schon andere Regierungsmitarbeiter Gerüchten entgegengetreten, dass Trump Powell absetzen wolle. 

Goldpreis leicht im Minus

Nicht zuletzt die Äußerungen Hassetts ließen die Anleger wieder Vertrauen in den Aktienmarkt fassen und trieben auch den Dollar nach oben. Der Euro fiel zurück unter die Marke von 1,14 Dollar und notierte im späten US-Handel bei rund 1,1350 Dollar.

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.392,49

Sogenannte sichere Häfen waren dagegen nicht gefragt. Der Goldpreis, der anfangs noch gestiegen war, zeigte sich im späten Handel leicht im Minus, zusätzlich belastet vom festeren Dollar. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,3 Prozent auf 1.267 Dollar. Am Montag hatte der Preis ein Sechsmonatshoch erklommen. "Durch den Abwärtstrend an den globalen Aktienmärkten hat sich das Unterstützungniveau beim Gold bei 1.250 Dollar gefestigt. Angesichts der volatilen Aktienmärkte und des abflauenden Risikoappetits sollten wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen ins neue Jahr hinein stark bleiben sollte", schrieben die Analysten von Oanda.

Auch Staatsanleihen wurden gemieden. Sinkende Notierungen trieben die Zehnjahresrendite um 5 Basispunkte auf 2,81 Prozent nach oben.

Die Ölpreise zogen nach ihrem jüngsten Rücksetzer, der sie auf den tiefsten Stand seit Mitte vergangenen Jahres geführt hatte, kräftig an. WTI legte um 8,7 Prozent auf 46,22 Dollar das Barrel zu. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete mit 54,47 Dollar 7,9 Prozent mehr. Am Markt habe sich die Überzeugung durchgesetzt, dass die Befürchtung eines schwächeren Wirtschaftswachstums und eines deshalb geringeren Ölbedarfs wohl übertrieben sei, kommentierten Händler die Erholung. Die Analysten von Tudor Pickering Holt & Co prognostizieren für 2019 sogar eine Unterversorgung, nachdem die Opec und Russland kürzlich Förderkürzungen beschlossen haben. 

Tesla und Facebook profitieren

Tesla
Tesla 138,16

Unter den Einzelaktien profitierten Tesla von einem positiven Analystenkommentar. Die Experten von Wedbush sehen den Elektroautobauer bei seinem Model 3 auf einem guten Weg. Sie gehen von einer verbesserten Profitabilität und einem höheren Cashflow im kommenden Jahr aus, was das Risiko einer Kapitalerhöhung in den Hintergrund dränge. Die Aktie gewann 10,4 Prozent.

Facebook verteuerten sich um 8,2 Prozent, nachdem sich Andrew Left, als aktivistischer Shortseller bekannter Herausgeber des Online-Investment-Newsletters Citron Research, für den Kauf der Aktie ausgesprochen hatte. Das soziale Netzwerk sei für seinen Umgang mit Nutzerdaten zu hart bestraft worden, meinte Left mit Blick auf den Kursverlust von 26 Prozent in diesem Jahr. Er traut der Aktie einen Anstieg um 25 Prozent zu.

Deutliche Erholung auch bei Apple: Die Aktie gewann 7 Prozent, nachdem sie am Montag 2,6 Prozent verloren und auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2017 geschlossen hatte.

Im Energiesektor, der vom Ölpreisanstieg profitierte und mit einem Plus von 6,2 Prozent das zweitstärkste Börsensegment stellte, sprangen Chesapeake Energy um 26,7 Prozent nach oben. Der ehemalige Chairman Archie W. Dunham hat seine Beteiligung an dem Unternehmen in der vergangenen Woche um weitere 2,1 Millionen Aktien aufgestockt, wie aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorging.

Quelle: ntv.de, jpe/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen