Kolumnen

Per Saldo Finanzkrise - der reinste Terror

Still und heimlich platzt im US-Verteidigungsministerium eine Bombe: Die Finanzkrise war nicht etwa das Ergebnis von zu viel Gier und zu wenig Kontrolle, sondern das Werk von Terroristen. Und es kommt noch dicker: Der große Crash, der Schlussakkord in Moll, steht noch bevor.

Wenn es an der Wall Street kracht, nützen Waffen und Schutzanzüge wenig.

Wenn es an der Wall Street kracht, nützen Waffen und Schutzanzüge wenig.

Die Finanzwelt hält den Atem an: Die britische Tageszeitung "The Times" hat einen geheimen Bericht im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums ausgegraben, der die jüngere Finanzgeschichte neu schreiben dürfte: Der Finanzcrash 2008, bei dem rund 50 Billionen US-Dollar an weltweitem Vermögen vernichtet wurden, war demnach nicht etwa das Ergebnis mangelhafter Regulierung oder miserabler Risikobewertungen der Finanzinstitute, sondern eine koordinierte Serie von Angriffen von "Finanzterroristen, die das amerikanische Finanzsystem zerstören wollen." Doch damit nicht genug: Dem Bericht zufolge könnten feindlich gesinnte Kräfte einen "fokussierten Versuch starten", durch den massiven Verkauf von US-Staatsanleihen "einen Kollaps des Dollar herbeizuführen".

Lehman Brothers - am Ende Märtyrer? An der Wall Street sorgen die brisanten Enthüllungen nicht nur für Schaudern, sondern auch für tiefes Aufatmen. Gerade noch hatte der Abschlussbericht der überparteilichen Untersuchungskommission zu den Ursachen der Finanzkrise kein gutes Haar an der US-Finanzindustrie und ihren Aufsehern gelassen. Auf 576 Seiten wurde Investment- und Notenbanken gleichermaßen der Kopf für ihr Versagen auf ganzer Linie gewaschen. Ihre "dramatischen Fehler", so das Urteil der Kommission, haben in der Summe zu einer eigentlich vermeidbaren großen Finanzkrise geführt. Nun jedoch wendet sich das Blatt zum Guten: Die Terroristen sind schuld!

Jetzt erst recht

Nun gilt es, falsche Demut abzulegen und zu alter Stärke zurückzufinden, um den feindlichen Kräften in der Finanzwelt zu zeigen, wer mit längerem Atem am Hebel sitzt. Denkbar wäre etwa, künftig auf eine zwingende Unterlegung von Krediten mit Eigenkapital vollständig zu verzichten. Dies würde nicht nur der Rendite den unliebsamen Deckel nehmen, sondern hätte auch einen quasi ordnungspolitischen Effekt: Investoren mit zweifelhaften, ja terroristischen Absichten würden sich bei einem Crash in erster Linie nur selbst schaden, denn die Bank wäre fein raus.

Auch die US-Notenbank könnte Schützenhilfe leisten. An der Zinsfront hat sie ihr Pulver zwar schon verschossen, aber warum sollte sie nicht auch mithelfen, etwa bei Crashs am Aktienmarkt ihre schützende Hand über den Markt zu halten? Geraten Dow & Co. ins Rutschen, wirft die Fed einfach die Notenpresse an und kauft fleißig US-Aktien. Da werden sich Shortseller schnell umschauen, wie sie ihre Positionen wieder glattstellen!

Bleibt die Frage: Was tun gegen den Terror im Finanzsystem? Die absehbaren Konsequenzen sind dramatisch wie unausweichlich: Eine Vorratsdatenspeicherung von Käufen und Verkäufen sämtlicher Finanzprodukte dürfte diskutiert werden – Hedgefonds, Private-Equity-Investoren und Dark Pools werden jedoch wohl eine Ausnahmeregelung finden, schließlich will niemand ihr Geschäftsmodell zerstören. Terrorangst hin oder her, man muss ja nicht das Kind mit dem Bade ausschütten!

Quelle: ntv.de

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