Wirtschaft

Dax scharwenzelt um die 10.000 Lohnt sich der Einstieg noch?

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(Foto: picture alliance / dpa)

Kurz vor der Marke von 10.000 Punkten biegt der Dax ab, immer mehr Marktteilnehmer sprechen von einer anstehenden Korrektur. Die soll spätestens kommen, wenn die magische Marke geknackt ist. Sie vergessen dabei vollkommen das ökonomische Umfeld.

Zugegebenermaßen, dieser Höchststand an den Kapitalmärkten scheint auf den ersten Blick sehr verlockend etwaige Kursgewinne mitzunehmen und zu verkaufen, wenn man denn investiert ist, doch was machen die vielen Anleger, die noch nicht investiert sind? Um es auf den Punkt zu bringen, diese Rally ist noch lange nicht zu Ende!

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Auf den zweiten Blick offenbart sich nämlich ein ganz anderes Bild, denn die wichtigste Voraussetzung für eine positive Aktienmarktbewegung ist nicht, wie es viele vermuten würden, die positive Wirtschaftslage weltweit, diese kommt sicherlich sofort an zweiter Stelle, denn als aller erstes ist es die Liquidität, in und an den Kapitalmärkten, die im Vordergrund steht.

Die Voraussetzungen für ein Fortsetzen des Aufschwungs sind somit mehr als vorhanden, denn durch die Politik der Notenbanken befinden wir uns weiterhin in einer weltweiten Situation, in der die Druckerpressen auf vollen Touren laufen und für mehr als ausreichend Kapital sorgen, mehr noch, in den kommenden Tagen wird die EZB zu weiteren Maßnahmen greifen, damit die Kapitalmärkte, insbesondere in Südeuropa (mit Ziel den Unternehmen Liquidität zur Investition zu geben), mit neuer und frischer Liquidität versorgt werden - wir haben sozusagen ein hohes Maß an Überschussliquidität im globalen Kontext.

Fünf Gründe für einen Anstieg

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

In diesem besagten Szenario gibt es aus meiner Sicht gleich mehrere nachhaltige Grundpfeiler, die für ein positives Aktienumfeld sprechen:

- Hohe Liquidität in und an den Kapitalmärkten

- Weltweit gute Konjunkturdaten USA, Europa, Asien (insbesondere China)

- Tendenziell gute Unternehmensnachrichten

- Investitionsgüterzyklus springt massiv an

- Niedrigzinsen weltweit

Dieses globale Fundament verdeutlicht eine solide Perspektive für die globale Realwirtschaft in 2014 und wird ebenfalls zu positiven Effekten in vielen industrienahen Unternehmensbranchen führen, welches unter anderem auch bedeutet, dass die Kapazitäten in der Produktion nachhaltig ansteigen werden. Ebenso ist das Thema Investition bei vielen Unternehmen auf die Fahne geschrieben, denn trotz der hohen Dividenden, die manches Unternehmen ausschüttet, bleibt viel Kapital vorhanden, welches strategisch investiert wird, denn für Kapital auf dem Konto gibt es heute keinen Grenznutzen mehr, da die Verzinsung nahe Null ist. Diese Potenziale innerhalb eines liquiditätsstarken Umfelds werden sich zukünftig positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken, ein entscheidender Faktor, welcher gerade bei Aktien für innere Kursstabilität Sorge tragen wird.

Aber Achtung - es kann ein Spiel auf Zeit sein, denn die Gefahr besteht, dass Börsen dann heiß laufen, wenn sich eine realwirtschaftliche Boomphase dem Ende zuneigt, egal wie diese nun stimuliert wurde beispielsweise durch Liquidität. Aktienkurse haben in einer solchen Situation meist über Jahre hinweg stark an Wert gewonnen, zuviel Euphorie verhindert dann meist eine objektive Bewertung der Sachlage, was zur Verschärfung der Situation beiträgt.

Dadurch entfernt sich die Börse stark von der Realwirtschaft, welches sozusagen die Kurse "heiß laufen" lässt. Eine Korrektur an den Aktienmärkten ist die Folge !

Aber keine Bange, darüber sprechen wir in ein paar Jahren, denn die Realwirtschaft ist intakt, auch ein Vergleich zu den Bewertungsniveaus zeigen ganz klar, dass Aktienkurse derzeit keinesfalls "heiß gelaufen" sind, sondern wir uns auf einem gerechtfertigten Niveau befinden.

Neuanleger verbrennen sich schnell die Finger

Natürlich wissen wir und dieses ist empirisch belegbar, dass Rekordstände beim Dax oder einzelne Aktien viele neue Anleger zum Einstieg anlocken. Um dieses einmal zu verdeutlichen, es werden dabei Anlageentscheidungen ausschließlich aufgrund der vergangenen Wertentwicklung getroffen! Dabei sollte man sich vor allem auf die zukünftigen Entwicklungschancen fokussieren, eine "blinde" Kaufentscheidung allein aufgrund neuer Rekordstände kann dann zu einer Überbewertung oder auch Blase führen, die zwangsläufig irgendwann korrigiert wird, möglicherweise durch einen Preisverfall.

Da gerade Neuanleger häufig von diesen Rekordständen angezogen werden, sind es genau diese, die die schlechtesten Anlageerfahrungen haben! Wichtig ist, die Märkte entwickeln sich niemals linear, starke Kursanstiege müssen immer abgearbeitet werden, um Überhitzungen vorzubeugen, schon allein aus charttechnischer Sichtweise und dieses bedeutet Volatilität. Es gab noch nie einen langfristigen, positiven Trend, der nicht von zeitweise starker Volatilität begleitet wurde und umso mehr muss der Anleger auf die Qualität seiner Aktien und Zielinvestments achten. Leichte Korrekturen gehören zum Marktgeschehen dazu und fördern die innere Stabilität der Hausse.

Aus diesem Grund sollte man sich unter anderem auf die bilanzielle Qualität eines Unternehmens konzentrieren, denn hier sehen Sie die grundlegenden Pfeiler des Wachstums und zukünftigen Erfolgs/ Misserfolgs. Dabei ist beispielsweise auf eine hohe Liquidität des Unternehmens, eine gesunde Verschuldungsquote und eine gute operative Marge zu achten! Gerade hier sollte das Geschäftsmodell auf seine derzeitige Verfassung, seine Nachhaltigkeit und seine Entwicklungsmöglichkeiten geprüft werden. Grundsätzlich gibt es aber keine Marke, an der man automatisch von zu hohen Aktienkursen sprechen kann, prinzipiell streben alle Unternehmen eine stetige Gewinnmaximierung an, welches steigende Aktienkurse bei steigenden Gewinnen rechtfertigt. Natürlich stehen Unternehmen auch im täglichen Konkurrenzkampf, weshalb eine laufende Analyse unumgänglich ist, welches Unternehmen besser aufgestellt ist und am Ende die Nase vorn hat – sowohl in seiner Branche/ oder dem Sektor als auch unter Gewinn- und Bewertungskriterien, daraus ableitend auf die Performance. Ein wichtiger Faktor ist natürlich die Liquidität, also das Kapital, welches grundsätzlich zur Verfügung steht, um in den Kapitalmarkt zu fließen, wie eingangs ausführlich beschrieben. (Da Notenbanken die Geldschleusen weit geöffnet halten, bleibt dem Kapitalmarkt auch in den kommenden Jahren die Liquidität erhalten, weshalb wir von "zu hohen" Aktienkursen noch entfernt sind.)

Das Thema Anlagenotstand bei den Anlegern, da es auf Sparbüchern und im Festgeld keine Zinsen mehr gibt, lasse ich jetzt einmal außen vor, ebenso das Thema der Inflation, die wir langfristig, gerade auf Grund der hohen Liquidität weltweit, sehen werden!

Somit wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg in diesem positiven Aktienumfeld!

Ihr

Markus Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln. n-tv-Zuschauer und Telebörseleser kennen ihn bereits seit 1997 als Experte, unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Gemeinsam mit dem Nachrichtensender n-tv veröffentlich sein Institut www.kapitalmarktanalyse.com auch monatlich den "Welt-Index" und "Welt-Handelsindex". www.zschaber.de

Quelle: ntv.de

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