Kolumnen

Inside Wall Street Rohstoffkrise im Kleiderschrank

Es gibt derzeit zu wenig Baumwolle auf dem Markt; die Preise für Jeans und T-Shirts werden schon bald hochgehen. Schuld daran sind Naturkatastrophen in China und Pakistan.

Baumwolle ist deutlich teurer geworden.

Baumwolle ist deutlich teurer geworden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Unter den Fans von Levi's Jeans, von Abercrombie & Fitch und auch unter all jenen, die ihre Klamotten bei Wal-Mart und beim Mode-Discounter kaufen, gibt es wohl nur wenige, die regelmäßig die internationalen Rohstoffmärkte im Auge haben. Das ist dumm, denn so bekommen die meisten nicht mit, dass eine Baumwoll-Krise schon bald die Preise für Jeans und T-Shirts steigen lassen wird.

Während sich die meisten Anleger, wenn sie überhaupt an "Commodities" interessiert sind, auf Öl und Gas achten und vielleicht auf einige Industrie-Metalle, hat sich der Preis für Baumwolle in den letzten zwölf Monaten fast verdoppelt und notiert zur Zeit auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren.

Hinter dem Preisanstieg steckt eine ganze Reihe tragischer Unglücke: Zunächst gab es eine Dürre in China, die die Ernte in weiten Teilen des Landes so weit zerstörte, dass der größte Baumwoll-Produzent der Welt den Flaum plötzlich selbst importieren musste, um die Binnen-Nachfrage zu decken. Dann kamen Export-Beschränkungen in Indien, mit denen der zweitgrößte Baumwoll-Produzent der Welt die Preise für sein Gut stabilisieren wollte. Und dann wurde Pakistan, ein weiterer Baumwoll-Riese, von der Flut getroffen, die ebenfalls gewaltige Ernteflächen für die laufende Saison ausschalteten.

Der Preis für Baumwolle liegt nun bei rund 90 Cent pro Pfund, vor einem Jahr notierte die Naturfaser im Schnitt zwischen 40 und 50 Cent.

Bald kein Shirt für zwölf Dollar mehr

Textil-Analysten gehen davon aus, dass die Modelabel die höheren Kosten an die Kunden weitergeben müssen, da sie selbst seit geraumer Zeit unter niedrigen Margen leiden und die Mehr-Ausgaben nicht einfach so wegstecken können. "Das Zwölf-Dollar-Shirt wird im nächsten Jahr zwei Dollar mehr kosten", meint Ilse Metchek von der California Fashion Association, eines Branchen-Verbandes an der amerikanischen Westküste.

Vor Anfang nächsten Jahres rechnen die Analysten allerdings nicht mit steigenden Preisen in den Läden in Amerika und Europa, denn die Branche handelt normalerweise mit einer Bestell-Verkauf-Spanne von bis zu sechs Monaten. Damit könnten Modeketten zumindest in Bezug auf das Weihnachtsgeschäft Glück haben - umso mehr, wenn sich die kommenden Preisanstiege noch herumsprechen und vor dem Jahreswechsel zu einer verstärkten Nachfrage führen.

Erweiterung der Anbaufläche

Danach steckt der Einzelhandel in der Zwickmühle. Wegen allgemein geringer Margen muss man die höheren Kosten weitergeben. Andererseits riskiert man in Zeiten niedriger Verbraucherausgaben, Kunden im großen Stil zu verlieren. Die Preise würden schließlich "mindestens um einige Prozentpunkte angehoben werden", fürchtet Eric Wiseman, CEO von VF Corp., zu der unter anderem die Jeans-Marken Lee, Wrangler und Nautica gehören.

Einen Hoffnungsschimmer hat die Branche allerdings: Lange werden die Baumwollpreise wohl nicht auf ihrem hohen Niveau notieren, glauben Experten. In den USA haben Bauern bereits auf die jüngsten Trends reagiert und die Anbaufläche für "Cotton" deutlich erweitert. Bis dort die jungen Pflanzen Fasern haben, gilt es dennoch einige Monate zu überbrücken – schlimmstenfalls mit Polyester oder Kleidung aus Mischfaser.

Quelle: ntv.de

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