Wirtschaft

Inside Wall Street Alibaba und die Räuber

Reichster Chinese - und es wäre für Alibaba-Chef Jack Ma noch mehr drin gewesen.

Reichster Chinese - und es wäre für Alibaba-Chef Jack Ma noch mehr drin gewesen.

(Foto: Reuters)

Der Gemischtwaren-Laden Alibaba legt den bislang größten Börsengang hin. Sechs Banken begleiten das IPO. Sie sorgen dafür, dass die Aktien nur an Ausgewählte gehen - und der eigene Verdienst stimmt.

Die gute Nachricht zuerst: Als Jack Ma am Freitag auf dem Parkett der New York Stock Exchange den Börsengang seines Onlineriesen Alibaba feierte, hatte er keine 40 Räuber mitgebracht. Die brauchte er auch nicht, könnten böse Zungen sagen, denn an der Wall Street gibt es ohnehin genügend Räuber. Da ist etwas dran, und Ma, seit dem phänomenalen IPO der reichste Mann in China, kennen einige von ihnen jetzt beim Namen.

Alibaba
Alibaba 64,70

In der Geschichtensammlung "Tausendundeine Nacht" haben die Räuber keine Namen, und auch die Zahl 40 steht nur symbolisch für sehr, sehr viele. Sn der Wall Street werden solche Ungenauigkeiten nicht geduldet. Hier gibt es für Alibaba genau sechs Räuber: Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley, Citi, Deutsche Bank und Credit Suisse - sie haben mit dem bislang größten Börsengang der Welt mächtige Beute gemacht, wenn auch weniger als sie vielleicht erhofft hätten.

Neun Stunden zur Preisfestsetzung

Denn zum einen ist es ungewöhnlich, dass sechs Großbanken an einem Börsengang arbeiten. Die Gebühren werden aufgeteilt, für jedes Haus fällt nur noch ein kleiner Teil des Kuchens ab. Bei normalen Börsengängen wäre wohl kein Institut auf einen solchen Deal eingegangen. Doch Alibaba ist ein Prestige-IPO, und da zogen eben einmal alle Banken an einem Strang - mit Erfolg.

Satte neun Stunden dauerte es nach Informationen des "Wall Street Journals", bis Vertreter der IPO-Banken und das Management aus China einen Ausgabepreis für die Alibaba-Aktien gefunden hatten. Genau 68 Dollar sollten die Papiere kosten, für die es schon vor der Erstnotierung viel mehr Nachfrage gab als Angebot. Damit war von vorneherein klar, dass nur ausgewählte Kunden zum Emissionspreis zeichnen konnten - viele der glücklichen Gewinner hatten wohl nur ein Ziel: Alibaba schnell wieder zu verkaufen, möglichst am ersten Handelstag zu einem massiv gehypten Kurs. Das Konzept ging auf: In der Spitze kostete die neue Aktie 99,70 Dollar, damit verbuchte der Konzern ein kurzzeitiges Plus von 45 Prozent.

Facebook-Schicksal erspart

Noch am ersten Handelstag gab Alibaba zwar einen Teil der Gewinne ab, und auch an den beiden Folgetagen gab es Kurseinbrüche, doch immer noch notiert die Aktie rund 27 Prozent über dem Ausgabepreis. So ganz glücklich kann darüber zumindest ein Mann nicht sein: Jack Ma. Der verließ die NYSE am Freitagmittag zwar mit einem breiten Grinsen und der Gewissheit, ein für allemal ausgesorgt zu haben. Doch ließ er letztlich eine Menge Geld liegen. Angesichts der tatsächlichen Nachfrage nach Alibaba-Aktien hätte man die Papiere statt für 68 Dollar locker für 88 Dollar ausgeben können. Dann wären rund neun Milliarden Dollar mehr in die Taschen der eigentlichen Investoren geflossen und nicht auf die Konten der Zocker.

Andererseits hat der vergleichsweise niedrige Ausgabepreis einen Vorteil: Er stellt sicher, dass Alibaba nicht das gleiche Schicksal ereilt wie seinerzeit Facebook. Das nicht weniger gehypte IPO von Marc Zuckerbergs sozialem Netz war so hoch gepreist, dass die Aktie gleich am ersten Handelstag mit einem Minus schloss. Sechs Wochen nach dem umjubelten Start hatte das Papier die Hälfte an Wert verloren, denn die frühen Verluste lösten einen regelrechten Verkaufssturm aus - unschön für Aktie und Unternehmen. Jedoch: Marc Zuckerberg dürfte das wenig gekümmert haben. Er wusste wohl, dass er seinen Laden nun wirklich zum maximalen Wert an die Börse gebracht hatte. Jack Ma wird sich fragen, ob er aus dem Rekord-IPO nicht mehr hätte machen können.

Quelle: ntv.de

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