Wirtschaft

Welt-Handelsindex Welthandel zeigt leichte zyklische Erholung

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Weltweite Strafzölle und die unmittelbare Belastung des globalen Konjunkturzyklus schüren in den großen Volkswirtschaften Ängste. Trotzdem verläuft das allgemeine Tempo des Welthandels auf allen relevanten Handelsrouten ein wenig stabiler als in den Vormonaten.

Weltweit zeigt sich seit Monaten, dass die politischen Krisenherde die Hauptursache für die Reduktion der globalen Handelsströme sind. Gab es in den vergangenen Monaten noch Sondereffekte durch Ordervolumina die auf Grund möglicher Zollbelastungen einfach vorgezogen worden sind, ist diese Situation bereits abgeschlossen. "Was ist und bleibt, ist die Tatsache, dass sich innerhalb von nur sechs Monaten eine starke globale Exportveränderung ergeben hat, die weiterhin als besorgniserregend bezeichnet werden kann und von der zukünftige politische Entscheidungen abhängen", so Dr. Markus C. Zschaber, Chef der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht.

Die Ängste in allen drei großen Volkswirtschaften wegen der veränderten weltweiten Zollbelastungen und der unmittelbaren Belastung des globalen Konjunkturzyklus, haben in den vergangenen Tagen eine neue Eskalationsstufe erreicht. Schließlich hatte US-Präsident Donald Trump die Zölle noch während laufender Verhandlungen von 10 auf 25 Prozent auf einen Warenwert von 200 Milliarden Euro an chinesischen Importen erhöht.

Mit einer weiteren Zoll-Androhung zieht Trump diese Vorgehensweise ebenfalls für die 300 Milliarden US-Dollar an Importen in Betracht, die davon noch nicht betroffen seien. Damit würden dann alle Einfuhren den höheren Zöllen unterliegen. Generell bleibt fest zu halten: Der Welthandel ist das Schwungrad der globalen Wirtschaft. Mit einem Gesamtexportvolumen in Höhe von 19.476,2 Milliarden US-Dollar im weltweiten Warenhandel des Jahres 2018 wird erneut deutlich, dass es bei den jetzigen politischen Konflikten um die Achillesferse geht.

Dr. Markus C. Zschaber

Dr. Markus C. Zschaber

Kurzfristig zeigt sich allerdings bei den jetzt erhobenen Daten auf allen vier Transportwegen, sei es der Schifffahrt, der Luftfahrt, der Schiene oder dem Wasser, dass die einzelnen großen Volkswirtschaften wie die USA, Europa und Asien unterschiedlichste Aktivitätsveränderungen aufweisen. Dieses ist zunächst mit zyklischen Effekten zu begründen, also tendenziell mit den normalen Bestellmengen und etwaigen Saisoneffekten.

Es könnte aber auch eine Art Bodenbildung kurz über der Potentialwachstumslinie sein. Generell geht man in diesem Jahr von einem Wachstum des Welthandels in Höhe von 1,3 Prozent aus, bei Abwendung eines globalen Handelskrieges sogar von bis zu 4 Prozent, laut der Aussage der Welthandelsorganisation. Der "Welt-Handelsindex" steigt somit erstmals seit mehreren Monaten auf ein Niveau in Höhe von 70,3 Prozent (zuvor 69,8%).

Unsicherheit bleibt ein aktueller Wegbegleiter

"Angesichts der negativen Bestellmengen der Einkaufsmanager rund um den Globus, muss der Blick derzeit auf die einzelnen Binnenmärkte geworfen werden. Hier sieht es so aus, dass es gegenüber dem Vormonat gerade in den westlichen Industrieländern wenig Veränderungen gegeben hat", sagt Zschaber. Auch Asien zeigt ein geschlossenes Nachfragebild. Sobald man aber einen Blick über die Exportströme außerhalb des eigenen Marktes wirft, gehen die Handelsvolumina zurück, insbesondere im Bereich der Elektronikgüter.

Das allgemeine Tempo des Welthandels ist somit gemessen an den handelsspezifischen Konditionalitäten wie Bestellmenge, Lagerbestände, Produktionsvolumen, Warenumschlagshäufigkeit und der Handelsaktivität auf allen relevanten Handelsrouten ein wenig stabiler verlaufen als in den Vormonaten. Ein wichtiger Treiber wird auch die Fiskalpolitik Chinas bleiben, denn die staatlichen Investitionen sind weiterhin sehr hoch - nicht zuletzt da China den Ausbau der Seidenstraße vorantreibt.

Neben den steigenden Investitionen gilt aber vor allem der private Verbrauch weltweit als wichtigste Stütze des Welthandels. Dies verdeutlichten die Zahlen vor Trumps protektionistischer Vorgehensweise. Zu diesem Zeitpunkt war der erhöhte Einfuhrbedarf der USA, als größter Konsument der Welt, ein wesentlicher Stabilisator für den Welthandel.

Die Unsicherheit bleibt weiterhin der aktuelle Wegbegleiter. Eine Entspannung kann es nur geben, wenn folgende Herausforderungen sich ganz verändert oder aber stark abgeschwächt haben: Die Thematik um die US-Handelszölle zwischen den USA und China, die Diskussion über mögliche Erhöhungen der Autozölle gegenüber Europa und der ungelöste Konflikt im Falle des Brexit. Alle drei Themengebiete haben bereits das Wachstum der Weltwirtschaft korrigieren lassen: Von 3,8 Prozent bis 4,1 Prozent für das Jahr 2019.

"Es gibt keinen Gewinner"

Damit ist der starke globale Konjunkturzyklus mit Übergang von 2017 auf 2018 unterbrochen und hat auch den weltweiten Handel schrumpfen lassen. Von ursprünglichen über 5 Prozent Wachstum in der Langfristprognose für 2018, schrumpfte der Welthandel auf unter 4 Prozent und wird für dieses Jahr, bei anhaltenden Konflikten, wohl seinen tiefsten Punkt erreichen.

Berechnet man bisherige Zölle mit ein, so könnten diese mit bis zu 0,5 Prozentpunkten für den Rückgang verantwortlich sein. Die Unsicherheit führt global trotz niedriger Zinsen zur allgemeinen Zurückhaltung bezogen auf Investitionen, die Lagerhaltung als auch den notwendigen Kapazitätsausbau, also die Expansion, die noch vor kurzem wichtig war, um den globalen Nachfragezyklus zu bedienen.

"Wichtig ist jetzt zu erkennen, dass der momentane Zustand alle großen Volkswirtschaften unter dem Strich Geld und Wachstum kosten wird. Es gibt keinen Gewinner, auch wenn US-Präsident Trump noch etwas anderes glaubt", sagt Zschaber. Aus Trumps Sicht könnten die größten Erfolge für die USA darin liegen, dass es zu einen erweiterten Zugang amerikanischer Unternehmen zum chinesischen Markt kommt und es Vereinbarungen über ein Währungsmanagement gibt, welches zukünftig keinem Partner einen Wettbewerbsvorteil einbringt sowie höhere chinesische Käufe von amerikanischen Sojabohnen.

Was er nicht bedenkt, ist die Tatsache, dass bisher vor allem die US-Importeure die Kosten getragen haben, die sie wiederum teilweise an ihre Abnehmer weitergaben. Damit treffen diese entweder den Verbraucher direkt oder aber die Industrie, die einen höheren Einkaufsbeitrag leisten muss, um die Weiterverarbeitung bis zum Endprodukt zu gestalten. Dadurch trifft es wiederum den US-Konsumenten oder aber den Endabnehmer außerhalb des eigenen Marktes, wobei sich hier dann die Frage der Wettbewerbsfähigkeit stellt.

China trennt sich massiv von US-Staatsanleihen

Noch funktionieren die internationalen und industriellen Wertschöpfungsketten, sie sind aber stark geschwächt. Es steht die Frage im Raum, wenn der Zyklus dreht, wie viele Jahre benötigt werden, diesen wiederum umzukehren. Sprich wie und wann realwirtschaftliche Negativeffekte für ein paar Jahre nicht mehr umzukehren sind. In diesem Zusammenhang ist sicherlich auch das allgemeine Vertrauensverhältnis zwischen den USA und China gestört. Ob es allerdings im Zusammenhang mit etwaigen Verkäufen an US-Staatsanleihen zusammenhängt und dieses als Rache bezeichnet werden kann, ist derzeit nicht ermittelbar.

Fest steht allerdings, China hat sich in den vergangenen Tagen massiv von US-Staatsanleihen getrennt. Ein Volumen von über 10 Milliarden US-Dollar ist im Gespräch, wobei das Gesamtvermögen Chinas in US-Treasuries bei mehr  als 1,12 Billionen US-Dollar liegt. Bereits im März dieses Jahres trennte sich der größte Gläubiger der USA von mehr als 20 Milliarden US-Dollar. Die daraus resultierende langfristige Frage wird sein: Ist diese Vorgehensweise möglichweise das große Druckmittel gegenüber dem US-Präsidenten? Denn seit Jahrzehnten hat China jeglichen Überschuss seiner Handelsbilanz in US-Anleihen investiert und damit auch aktiv die US-Wirtschaft und den positiven Entwicklungszyklus unterstützt.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches zusammengefasst Gesamtbild des Welthandels bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt und beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF`s auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu und den Gedankengängen bei der Auswahl der Anlageklassen finden Sie in unserer neuen "Kapitalmarktstudie 2019", welche unter www.kapitalmarktstudie.de erhältlich ist.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weißt der Welt - Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weißt der Welthandelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "manager-magazin-online" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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