Wirtschaft

Welt-Handelsindex Starker Welthandel trotzt allen Risiken

Aktienanleger in Deutschland
gehen wegen einer drohenden Eskalation im Handelsstreit zwischen
den USA und China in Deckung.

Aktienanleger in Deutschland gehen wegen einer drohenden Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China in Deckung.

(Foto: picture alliance / Ole Spata/dpa)

Die Angstkurve, der Streit zwischen den USA und China könnte sich zu einem echten Handelskrieg ausweiten, ist steil gestiegen. Dabei sind die Aussichten für den Welthandel gar nicht so schlecht.

Der Austausch von Waren und Dienstleistungen zeigte sich in den vergangenen vier Wochen auf Expansionsniveau. Stärke hinsichtlich der internationalen aber auch binnenwirtschaftlichen Handelsaktivität konnte vor allem in China und in vielen asiatischen Staaten quantifiziert werden. Auch für die USA können weiterhin stabile Zuwächse auf allen relevanten heimischen und internationalen Handelsrouten berechnet werden, welches die gesamtwirtschaftliche Konjunkturkurve der größten Volkswirtschaft der Welt und deren Aussicht insgesamt, als sehr robust einstufen lässt. Etwas weniger aussichtsreich sieht es dagegen in Europa inklusive UK aus, hier lässt sich eindeutig eine abschwächende Entwicklung im industriellen Klima feststellen.

Zwar verdeutlichen die wichtigsten Handelsdaten aus allen vier Transportdimensionen (Luft, Schiene, Wasser & Straße), dass die Nachfrage nach europäischen Waren und Dienstleistungen ungebrochen hoch ist, allerdings reduziert sich die heimische Nachfrage aus dem In- und Ausland. "Das sich die Nachfrage aus Europa heraus aktuell abschwächt, ist für mich hausgemacht. Die Angstkurve, der Handelskonflikt könnte zwischen den USA und China oder den USA und der EU immer länger andauern und sich zu einem echten Handelskrieg ausweiten, ist steil gestiegen. Eine reale Verunsicherung kann bei den Unternehmen bereits schon jetzt erkannt werden, welche wiederum das allgemeine Investitionsklima negativ beeinflusst. So gesehen ist der konjunkturelle Schaden bereits vorhanden, da sich die europäischen Unternehmen in Sachen Investitionen zurückhalten", konstatiert Dr. Markus C. Zschaber, Chef der gleichnamigen Vermögensverwaltung, welche monatlich den "Welt-Handelsindex" veröffentlicht, die aktuelle Situation. 

Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Asien und Nordamerika zeigt sich allerdings nach wie vor robust, so dass noch nicht von einer qualitativen Ansteckung aus Europa heraus auf die globale Nachfrage ausgegangen werden kann. "Dennoch - Protektionismus ist Gift für den Welthandel u nd die Wohlstandseffekte die daraus entstehen. Die Fabrik von heute funktioniert nicht mehr innerhalb von Landesgrenzen, im Gegenteil, häufig fungieren Wertschöpfungsketten über viele Nationen hinweg. Es ist somit ein völliger Irrglaube, durch Schutzzölle im großen Stil die heimischen Industriezweige zu schützen, diese Erkenntnis ist nur theoretischer Natur, denn die Vergangenheit kennt unzählige Beispiele dafür. Es verwundert wirklich, dass die USA die eigene Historie der US-Volkswirtschaft in diesem Punkt nicht hinreichend kennt, so Zschaber weiter.

Außerdem verweist der Vermögensverwalter darauf, dass in die Rechnung hinsichtlich der handelspolitischen Ungleichgewichte, die Gewinne, welche vom im Ausland ansässigen US-Tochterfirmen erwirtschaftet werden und anschließend in die USA zurückfließen, nicht eingerechnet werden. Die Statistik die argumentativ somit herangeführt wird, ist nicht richtig.

Zusammengefasst: Der Hintergrund für die Zurückhaltung in Europa ist eindeutig politischer Natur. Zum einen sind hier der Handelskonflikt mit den USA, zum anderen die Sorgen vor einer erneuten Krise rund um Südeuropa zu nennen. Zusammengefasst und koordiniert in einer Konjunkturampel ist Asien und vor allem China, aktuell auf grün mit stabilen Ausblick, die USA zwischen Grün und Gelb mit Aufwärtspotenzial und die EU auf Gelb mit Abwärtsrisiken einzuordnen.

Der makroökonomische Saldo der globalen Handelsdaten, welche im "Welt-Handelsindex" gewichtet und verdichtet werden, beträgt derzeit 81,7 Prozent, welches zum Einen ein expansives Niveau bedeutet und zum Anderen leicht oberhalb des Vormonatsniveaus von 80,2 Prozent liegt. Die Aussichten für den Welthandel sind somit gar nicht so schlecht, wären da nicht die vielen politischen Risikofaktoren.

Ein weiterer Punkt, der aus gesamtwirtschaftlicher Sicht der Daten zum "Welt-Handelsindex" hervorgeht, ist, dass die Zyklik der Weltkonjunktur allerdings ihren vorläufigen Scheitelpunkt bereits überschritten haben sollte, so dass die reale Dynamik vorerst keine neuen Höchststände erreichen wird. "Insofern ist das makroökonomische Umfeld der Weltwirtschaft nicht gerade optimal, für eine negative Implikation aus politischen Risiken und nachhaltigen Protektionismus", führt der Experte aus.

Ein Ausweg wären allerdings fiskalpolitische Maßnahmen. "Sollte der fiskalpolitische Multiplikator in den industrialisierten Nationen zum Ende des Jahres nochmals durch die Regierungen deutlich erhöht werden, könnte wieder mit hohen und deutlichen Dynamikzuwächsen gerechnet werden", so Markus C. Zschaber weiter. Gemessen an den aktuell zur Verfügung stehenden handelsspezifischen Daten zum "Welt-Handelsindex", sollte sich das Wachstum im Welthandel um die 3,5 Prozent bewegen, sofern keine politischen Eskalationen oder eine deutliche Zunahme des Protektionismus auftreten.

Wie positiv der größte Treiber im Welthandel aktuell funktioniert, belegen die Außenhandelsdaten Chinas. Das Exportvolumen stieg um 12,6 Prozent zum Vorjahresmonat, auf ein Volumen in Höhe von über 212 Mrd. Dollar an. Das Importvolumen stieg um rund 26 Prozent zum Vorjahresmonat, auf über 187 Mrd. Dollar. "Der Ausbau der Seidenstraße wird diese Entwicklung noch weiter befeuern. Nach unseren Kalkulationen wird sich das Volumen des Welthandels durch die Integration und Funktion der neuen Seidenstraße um über 10 Prozent steigern und dies ist ein konservativ gerechnetes Modell“, führt der Verwalter aus. China, sowie die Länder Zentralasiens und Osteuropas, sowie die exportstarken Nationen aus Kerneuropa, werden daran am meisten profitieren.

Ein weiterer wichtiger Indikator für die Beschaffenheit des Welthandels ist die Entwicklung in und um  Südkorea. Das aktuelle Wachstum der Wirtschaft in Südkorea wird sich auf der Grundlage des Exportwachstums und des Binnenkonsums in den kommenden Monaten weiter fortsetzen, welches die aktuellen Zahlen eindeutig belegen. Die Offenheitsgrade der koreanischen Volkswirtschaft gehören zu den größten der Welt, so dass die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage quasi eine Bestätigung ist, für die globalen Aussichten des Welthandels. Steigende Investitionen dürften ebenfalls zum Wachstum beitragen, da die Technologiebranche ihre Investitionen in der zweiten Jahreshälfte 2018 fortsetzt.

Die Furcht vor einer Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und dem Rest der Welt ist und bleibt somit weiterhin das Kernrisiko für den Welthandel. US-Präsident Donald Trump gibt sich siegessicher, eines seiner häufigsten Zitate ist, „Handelskriege sind leicht zu gewinnen“. Solange die EU und China keine signifikanten Maßnahmen als Reaktion auf die Androhungen bzw. neuen Handelszölle der USA ergreifen, sollte keine fatale Eskalation folgen. Sollten sich allerdings alle Seiten in einem "neuen kalten Krieg im Handel" mit Vergeltungen überziehen, ist im schlimmsten Fall eine Rezession nicht ausgeschlossen, so Zschaber. Richtig ist, dass der von Trump befeuerte Handelsstreit das Zeug dazu hat, den Welthandel und damit das weltwirtschaftliche Wachstum nicht nur zu reduzieren, sogar zu großen politischen Konflikten führen könnte.

Der Experte stimmt allerdings den folgenden Themen der "US-Regierung" zu. Im Zuge der Globalisierung und Liberalisierung seien auch Beschlüsse gefasst worden, die den Menschen geschadet hätten. Es bedarf einer reformierten, globalen und neuen Handelsarchitektur, um den Welthandel wieder auf sichere Beine zu stellen, damit dessen Vorteile wieder allen zugutekommen. Es darf aber nicht zugelassen werden, dass Donald Trump und seine Administration das multilaterale Handelssystem gefährden. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass dies zumindest ein Bestandteil der Gesamtstrategie der USA ist und dies muss unter allen Umständen verhindert werden, denn sonst hat Deutschland ein wirklich hohes Risiko.

Allein US-Zölle auf Autos könnte eine deutlich fühlbare Eskalation des Konflikts bedeuten, denn dies wäre dann schon ein richtiger Angriff auf das strukturelle Geschäftsmodell in Deutschland, während die Stahlzölle in diesem Kontext als unbedeutende Maßnahmen gleichkommen. "Fakt ist, wie stark die Weltwirtschaft letztlich durch einen ausgewachsenen Handelskrieg belastet wird, lässt sich derzeit noch nicht quantifizieren. Wir können nur hoffen, dass es soweit nicht kommt", so Zschaber weiter.

Zusammengefasst: Unser Haus quantifiziert eine weitere Belebung des Welthandels aus Asien heraus, aber auch in den USA. In Europa stimmen die Zahlen noch nicht. Gerade die heimische Nachfrage sinkt volumentechnisch. Es liegt an der Politik hier Maßnahmen zu ergreifen, welche das Vertrauen wieder positiv beeinflussen. Das können Fiskalprogramme sein, aber noch wichtiger wäre, die politischen Risiken zu minimieren. Sollte die gelingen könnte sich die gesamtwirtschaftlichen Daten auch zunehmend besser werden.

Was bedeutet dieses für den Anleger:

Gerade in Zeiten, in denen die politischen Unruhen und Risikofaktoren zunehmen, gilt es sehr wachsam zu sein. Der konjunkturelle Höhepunkt der Weltwirtschaft scheint zwar überschritten, allerdings zeigt der "Welt-Handelsindex" deutlich, dass viele Regionen in der Welt ein wirtschaftliches Umfeld haben, welches als positiv einzustufen ist. Außerdem stimmen die Unternehmenszahlen nach wie vor zuversichtlich. Für Markus C. Zschaber sind folgende Aspekte entscheidend: "Unser Fokus liegt nach wie vor auf Qualitätsaktien, darunter verstehen wir Aktien von Firmen, die profitabel sind und relativ wenig Kapitaleinsatz benötigen, um profitabel zu sein. Außerdem legen wir Wert auf einen geringen Verschuldungsgrad, zudem sollten die Geschäftsmodelle unabhängig von konjunkturellen Zyklen funktionieren. Für uns steht daher die Bewertung und Qualität im Zentrum. Auf der einen Seite orientieren wir uns damit sehr stark an der Bewertung der Anlagen, auf der anderen Seite achten wir aber auch darauf, dass die Unternehmen eine nachvollziehbare Strategie verfolgen und langfristige Wachstumsperspektiven haben. Sprich wir achten sehr auf das Management. Bei Anleihen suchen wir aktuell taktische Lösungen, da in einem generellen Niedrigzinsumfeld viele Herausforderungen für Bonds bestehen. Ein ebenfalls sehr wichtiger Bestandteil ist weiterhin unsere Liquiditätsreserve, welche uns die Flexibilität beschafft, die für schwierige Marktsituation unbedingt notwendig ist. Entscheidend für 2018 ist, ein dynamisches und intelligentes Portfolio als Anleger aufzubauen oder einen Anlage-Manager zu finden, der genau dies erfüllen kann."

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt, es beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETF's auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weißt der Welt - Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weißt der Welthandelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "manager-magazin-online" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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