Wirtschaft

Welt-Handelsindex Konfrontationskurs zeigt deutlich Wirkung

Die von Donald Trump entfachten Handelsstreitgkeiten haben Konsequenzen: Weltweit verliert die konjunkturelle Dynamik an Fahrt, die globalen Handelsströme verändern sich.

Realwirtschaftlich betrachtet zeichnet sich mittlerweile in jedem Wirtschaftsraum ab, dass die politische Konfrontationsstrategie der USA seitens der mittlerweile umgesetzten Handelszölle nicht nur zu Expansionseinbußen der Weltwirtschaftsleistung führte und damit auch zu einer Veränderung der globalen Handelsströme in den vergangenen zwölf Monaten, sondern außerdem mehr oder weniger das Wirtschaftswachstum sowohl einzelner Länder (wie beispielsweise Deutschland) als auch ganzer volkswirtschaftlicher Räume (wie beispielsweise Asien, dort insbesondere China) in ein Ungleichgewicht brachte - mit nun deutlich erkennbaren Folgen.

Für Deutschland als Exportweltmeister wird es in letzter Konsequenz bedeuten, auch wenn das nur schwer prognostizierbar ist, dass es förmlich zu einem weiteren Einbruch seitens der Ausfuhren kommen wird. Der massive Rückgang der Industrieländer seitens des Handels und die Reduktion der Exportquote lassen sich eindeutig über das aktuelle Zahlenmaterial interpretieren. Die deutsche Wirtschaft zeigte sich zwar im vergangenen Jahr noch robust und war einigen Konfrontationsherden sozusagen gewachsen, doch der aktuelle Cocktail aus Handelskriegen, politischen Krisen und der sich daraus ergebenden Konjunkturschwäche ist eindeutig zu viel.

Dr. Markus C. Zschaber, Chef der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln. Sie veröffentlicht monatlich den "Welt-Handelsindex".

Dr. Markus C. Zschaber, Chef der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln. Sie veröffentlicht monatlich den "Welt-Handelsindex".

Das Bild,  das sich derzeit abzeichnet, ist auf alle großen Industrieländer fast 1:1 übertragbar, denn in den meisten Wirtschaftsbereichen - sowohl aus binnenkonjunktureller Sicht als auch bezogen auf die Auslandsnachfrage und den damit verbundenen Bestellmengen - kommt es zu Einbußen, die aber nicht rezessive Charakterzüge haben. Zwar ist erkennbar, dass es in den USA in China oder auch in Europa binnenkonjunkturelle Trends gibt, die die Nachfrage beispielsweise beim Konsum, der Bauwirtschaft, der Infrastruktur und dem Dienstleistungssektor aufrecht erhalten, aber auf einem reduzierten und den Umständen entsprechend angepassten Niveau.

Die sonst erwarteten Industrieaufträge für den Außenhandel zur Stabilisierung der Gesamtwirtschaft fehlen. Mit einem Blick auf das vergangene Jahr wird deutlich, worum es hier geht, denn gerade für Deutschland ist und bleibt die USA der größte Absatzmarkt. Noch im vergangenen Jahr exportierte Deutschland Waren im Gesamtwert von 113,5 Milliarden Euro in die USA und erzielte damit auch den immer wieder von US-Präsident Donald Trump angesprochenen Exportüberschuss, der in Höhe von 48,9 Milliarden Euro auszuweisen war, dicht gefolgt von Großbritannien in Höhe von 45 Milliarden Euro und Frankreich mit knapp 40 Milliarden Euro.

China in der Zwickmühle

Mit einem Blick in die andere Richtung, also nach Asien und dort insbesondere nach China, wird schnell klar, dass dort allerdings der wichtigste Handelspartner für Deutschland sitzt, und der zeigt sich durch die von Trump verhängten Zölle nun auch geschwächt. Chinas Exporte, beispielsweise in die USA, sind bereits im ersten Quartal um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gefallen.

In den letzten Wochen gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar eine leichte Erholung in Höhe von knapp einem Prozent, wobei dieses eher mit der Marktangst vor weiteren Zöllen zu begründen ist und es sich um mögliche Vorzieheffekte handelt, bei der Annahmen weiter steigender Zölle in naher Zukunft. Die Importe im gleichen Zeitraum des ersten Quartals, gingen im Vergleich zu den Vorjahreszahlen um mehr als 30 Prozent zurück, konnten sich auch im Mai nicht stabilisieren und haben auf Monatsbasis, zum Vorjahresmonat, erneut um mehr als acht Prozent nachgegeben.

Die Problematik bleibt dennoch, denn China steckt in der Zwickmühle. Das Land exportiert viel mehr Waren in die USA als es von dort einführt, und somit bleibt es bei Handelsüberschüssen selbst im jetzigen Szenario. Auf Deutschland bezogen bedeutet dieses mit Blick auf die Zahlen des Vorjahres, wenn man Ein- und Ausfuhren zusammenrechnet, dass es sich um Waren im Wert von 199,3 Milliarden Euro handelte, die im vergangenen Jahr zwischen Deutschland und der Volksrepublik bewegt worden sind. Die beliebtesten deutschen Exportgüter waren übrigens nach wie vor Maschinen und Kraftfahrzeuge.

Dennoch ist Deutschland für China nicht unbedingt einer der wichtigsten Märkte, denn mit einem Volumen von 93,1 Milliarden Euro halten sich die chinesischen Importen in Grenzen. Generell haben deutsche Unternehmen insgesamt Waren im Wert von knapp 1,3 Billionen Euro ausgeführt, damit zwei Prozent mehr als im Vorjahr, und somit erreichte der Export ein neues Hoch. Die Importe stiegen im Vorjahresvergleich um 5,7 Prozent auf 1 Billion Euro, so dass die Außenhandelsbilanz mit einem Überschuss in Höhe von 227,8 Milliarden Euro abschloss. Genau hier sitzt nun das Gefahrenpotential, denn die Reduktion des Handels ist auf allen Transportwegen messbar, sei es die Schifffahrt, die Luftfahrt oder die Schiene.

Das sich hierbei herauskristallisierende Problem sind neben den Zöllen natürlich auch die verunsicherten Unternehmen, die sich bei unklarer Ausgangssituation, bezogen auf die zukünftige Auftragslage, seitens der Investitionen zurückhalten. Der "Welt-Handelsindex" fällt im Berechnungszeitraum auf ein Niveau in Höhe von 68,2 Prozent zurück (zuvor 70,3 Prozent).

Kosumtrend intakt

Auch der Warenverkehr mit unseren Nachbarn kühlt sich ab. Dafür war neben dem Thema der Handelszölle die Furcht vor einer Eskalation seitens des Brexit  eine Hauptursache. Je nach Auslegung und Berechnung würde die deutsche Konjunktur reagieren  von einer Reduktion des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 0,5 Prozent bei einem harten Brexit bis zu einem so genannten geordneten oder gar sanften Brexit mit eine Reduktion in Höhe von 0,14 Prozent des Wachstums. Das sind, wohlgemerkt, Prognosen.

Dieses Szenario wird uns noch erhalten bleiben und stellt damit weiterhin ein Risiko für den Euroraum dar, was wiederum die Industrie und den Handel negativ beeinflusst. Auf der anderen Seite zeigt sich im Euroraum und gerade in Deutschland, dass der Konsumtrend, also eine der wichtigsten und tragenden Säulen, weiterhin intakt ist - auch verbunden mit Lohnsteigerungen und dem Investitionsverhalten der Konsumenten. Dazu gesellen sich der Dienstleistungssektor und die Baubranche, so dass es abzuwarten gilt, wie sich die politischen Herausforderungen kurz- und mittelfristig weiter auswirken werden. Politisch wünschenswert ist eine Deeskalation im Handelskrieg und eine Rückkehr zur Normalität bei vielen Themen, denn das positive Bild des Welthandels, der sich auf Grund der Globalisierung entfalten konnte und mittlerweile ein Jahreshandelsvolumen in Höhe von 15 Billionen Euro hat, gilt durch die Vorgehensweise von Donald Trump als gefährdet.

Dadurch, dass der "Welt-Handelsindex" ein dynamisches zusammengefasst Gesamtbild des Welthandels bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen. Das Musterdepot zum "Welt-Handelsindex" wird innerhalb dieser Berichterstattung vierteljährlich erwähnt und beinhaltet diverse Anlageklassen, übergewichtet Aktieninvestments oder ETFs auf Märkte und Branchen, die insbesondere an den Welthandelsaktivitäten partizipieren. Informationen hierzu und den Gedankengängen bei der Auswahl der Anlageklassen finden Sie in unserer neuen "Kapitalmarktstudie 2019", welche unter www.kapitalmarktstudie.de erhältlich ist.

Funktionsweise Welt-Handelsindex:

Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Weißt der Welt - Handelsindex einen Stand zwischen 85 und 100 Punkten aus, befindet sich der Welthandel im Expansionsmodus. Je höher oder tiefer die Punktezahl ist, umso besser respektive schlechter steht es um den Welthandel. Weißt der Welthandelsindex dagegen einen Stand zwischen 55 und 85 Punkten aus, befindet sich der Welthandel in seinem Trendwachstumskanal. Indexstände zwischen 55 und 0 Punkten bedeuten, dass der Welthandel sich in Kontraktion befindet und schrumpft.

Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "manager-magazin-online" und dem "Nachrichtensender n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.zschaber.de oder www.kapitalmarktanalyse.com

Quelle: ntv.de

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